Weisheiten #164

„Natürlich ist es ein bisschen brisant, dass unser Trainer Robin Dutt nächstes Jahr nach Leverkusen geht und wir am letzten Spieltag auf Bayer treffen. Aber Robin wird sich nach vier Jahren am Samstag ganz gewiss nicht vor die Mannschaft stellen und sagen: ‚Kommt, wir verlieren heute.‘ Ich weiß, dass Robin und die Jungs darauf brennen, Leverkusen zu schlagen.“

SC-Dufner, Breisgau-Manager

Projekt Breitnigge-Blogger-Historie: Bayer Leverkusen

Und weiter geht’s…

Hier die Bayer-Bayern – Liste:

10.04.2010 Bayer Leverkusen – Bayern München 1:1 (0:0)
29.11.2008 Bayer Leverkusen – Bayern München 0:2 (0:0)
29.09.2007 Bayer Leverkusen – Bayern München 0:1 (0:1)
11.11.2006 Bayer Leverkusen – Bayern München 2:3 (0:1)
13.08.2005 Bayer Leverkusen – Bayern München 2:5 (1:3)
28.08.2004 Bayer Leverkusen – Bayern München 4:1 (1:0)

Übel. Erst in 2010 brach eine Siegesserie in Leverkusen, die seit 2004 andauerte.

Die Wochen der Wahrheit sind vorbei!

Besser spät als nie. Also der Beitrag zum Bayer-Spiel jetzt.

Einem Spiel, dass den Abschluss für eine Serie von Spielen bildet, die gemeinhin als „Wochen der Wahrheit“ gehyped wurden.

Persönlich hatte ich vor diesen Spielen gegen Schalke, Manchester, Schalke, Manchester und Leverkusen ein ungutes Gefühl. Vor allem nach den beiden Niederlagen gegen Frankfurt und Stuttgart. Die ja eigentlich nur das Vorprogramm zu den richtig wichtigen Spielen bilden sollten.

„Wenn wir diese Spiele schon verlieren, was soll dann erst gegen die richtig Großen passieren?“

Na das, was (fast) immer beim FC Bayern passiert – man gewinnt die Big Points!

Womit wir schon beim Unterschied zwischen dem FCB und seiner nationalen Konkurrenz wären.

In Schalke, um Schalke und um Schalke herum war man sich wohl sehr sicher, die Bayern in dieser Konstellation schlagen zu können. Rund um die Championsleague-Spiele gegen Manchester. Tja. Falsch gedacht. Ebenso war sich Bayer sicher, hieraus Kapital zu schlagen.

Ich dagegen bin – im Nachhinein – total davon begeistert, in welcher Weise meine Bayern die europäischen Fahrstuhlmannschaften aus Gelsenkirchen und Leverkusen niedergerungen haben – trotz Doppel- und Dreifachbelastung, während unsere Konkurrenz Woche für Woche eine Erholungsphase nach der anderen genießen durfte.

Aber das ist eben der FC Bayern. Derlei Belastung hält nur eine deutsche Mannschaft auf Dauer aus. Ein eigenes Thema.

Wie angedeutet, war ich mir zuvor aber ganz und gar nicht sicher, dass die Bayern nach diesen sog. Wochen der Wahrheit, im Pokalfinale stehen, nur zwei Spiele vom CL-Finale(!) entfernt sind und auch die Bundesliga inzwischen wieder mit Vorsprung anführen. Gewünscht, ja, aber zu hoffen gewagt? Nein.

Das gilt es aus Sicht der Münchner zu bewerten. Klar ist noch nichts gewonnen, aber wir sind auf einem sehr guten Weg die Saison zu einem echten Erfolg zu machen. Und danach sah es eben über weite Phasen dieser Spielzeit ganz und gar nicht aus.

Womit wir beim Spiel vom Samstag wären.

Wäre ich ein Königsblauer, würde ich wohl vermuten, dass Rudi Völlers Schiedsrichter-Kritik nach Bayers Niederlage in Frankfurt, zum einen Herrn Vidal in der ersten Halbzeit vor einem Platzverweis und zum anderen die Bayer-Elf Sekunden vor Schluss vor einem – völlig berechtigten – zweiten Elfmeter für die Bayern bewahrt hat. Oder ich würde darüber philosophieren, wo wir stehen würden, wenn wir alle bisherigen Saisonspiele gewonnen hätten…

Aber ich bin ja nun einmal wahrlich kein Königsblauer.

Deshalb bin ich mit diesem Remis in Leverkusen auch zufrieden.

Weil eintrat, was ich in eigentlich jedem Spiel dieser „Wochen der Wahrheit“ erwartet hatte: Bayerischer Substanzverlust.

Zwar waren die Bayern vor allem vor dem Seitenwechsel mehr oder weniger dominierend und hatten ein Übergewicht im Ballbesitz, aber Torchancen in Hülle und Fülle sprangen dabei nicht gerade heraus.

Ebensowenig in HZ2. Dafür aber ein erster (berechtigter) Elfmeter.

Hätte mir gereicht.

Bayer aber nicht. Und deshalb spielten die erfrischend auf und erzwangen den Ausgleich. Kunststück, wenn man frisch ist (weshalb ich ja Schalke und Bayer in der neuen Saison vor größeren Problemen sehe – siehe Wolfsburg (oder wen auch immer, der in einer reinen Bundesliga-Saison Erfolg hatte und danach mit der Doppelbelastung nicht klar kommt)).

Nein, nein, das war und ist schon alles ok so.

Beinahe hätte unsere Abwehr (Demichelis!) Bayer den Sieg zwar noch geschenkt, im Gegenzug, kam dann aber noch der Schiedsrichter ins Spiel – Schwamm drüber (By the way und weil ich es anderswo gelesen habe: Es gab allen Ernstes Bayer-Fans, die sich ihrerseits über den Schiedsrichter beklagt haben?!).

Im Grunde und deshalb hebe ich das mit diesen sog. „Wochen der Wahrheit“ so hervor, fangen für den FC Bayern die schwierigen Wochen ja jetzt erst an!

Denn gegen die sog. Kleinen haben die Bayern viel eher mal Probleme als in den 6-Punkte-Spielen gegen die direkte Konkurrenz. Ist halt eine Kopfsache.

Sicher haben wir nun das vermeintlich leichtere Restprogramm vor uns, aber das birgt ja auch eine gewisse Gefahr. Denn die Teams, die gerettet sind, können befreit aufspielen. Vor allem in München. Und die anderen, die noch gegen den Abstieg spielen, spielen „um ihr Leben“.

Schwierig.

Daneben geht’s gegen Lyon noch um den Einzug ins Championsleague-Finale. Aua.

Hannover, Gladbach (vom Kopf) und Bochum (von den Beinen her) werden sich freuen.

Bleibt nur zu hoffen, dass Gladbach, Hertha, Bremen und Mainz gegen Schalke ähnlich Gas geben werden. Wovon ich zunächst mal nicht ausgehen werde.

Also bleiben wir mal wieder nur selbst verantwortlich. Für unseren Erfolg.

Drei Siege und ein Remis aus vier Spielen müssen her. Wobei ich das Remis in Gladbach befürchte und eine Vorentscheidung am 33.Spieltag fallen könnte, wenn wir gegen Bochum und Schalke gegen Werder spielt. Eine Rolle, die den Nordlichtern liegen dürfte. Sind sie dann schon sicher in der Europaleague, könnte ich mir vorstellen, dass sie das Spiel in Gelsenkirchen herschenken, wenn sich so ein Titel der Münchner verhindern ließe. Derlei bekämen sie dann aber wohl im Pokalfinale retour. Und nicht zu knapp.

Wie man es dreht und wendet. Vier Siege und der Drops ist gelutscht!

Das war ja alles absehbar, oder?

Ehrlich gesagt ist mein emotionaler Zustand rund um das Ende des gestrigen Gastspiels des FC Bayern in Frankfurt nicht zitierfähig.

Komischerweise ging es kurz danach schon wieder.

Vielleicht lag es an den immer platter werdenden Allgemeinplätzen der sog. Sport-Journalisten bei Dienstleistern wie z.B. Sky.

Nach dem dritten Satz fiel Studio-Moderator Dieter Nickles nichts Besseres ein, als einen Zusammenhang zu konstruieren zwischen dem nächsten Gegner in der Championsleague und den späten Toren der Eintracht.

Wie leer muss man argumentativ sein, wenn man immer wieder auf die gleichen Phrasen zurückgreift?

Höre ich so etwas, kanalisiert sich mein Ärger sofort in eine andere Richtung und plötzlich bin ich so gar nicht mehr auf van Gaal wütend, weil er einen 17-Jährigen über 90 Minuten durchspielen lässt, obwohl der doch massive Schwierigkeiten in der Defensiv-Bewegung hat.

Eine Tatsache, die sogar die Hessen derart schnell durchschaut haben, dass die sich wohl irgendwann sicher waren, ihre Niederlagen-Serie zu durchbrechen.

Hätte aber alles nicht sein müssen.

Klar war der Sieg der Frankfurter verdient, weil sie überwiegend mehr in das Spiel investiert haben und die Bayern nur ab und an ihre Offensivpower an den Tag legten.

Aber wenn es rund um den FC Bayern aktuell kein Kader-Problem gäbe, müsste nicht ein ukrainischer 6er den Mittelstürmer geben und allein vor dem gegnerischen Torwart die 150%-tige Chance auf das 0:2 und somit die Vorentscheidung in diesem Klassiker vermasseln.

Der Hintergedanke im Winter war sicherlich nicht schlecht. Bankdrückern mal ein wenig Spielpraxis zu geben. Aber faktisch waren die Bayern mit nur zwei einsatzbereiten Stürmern in die Mainmetropole gereist, von denen sich einer dann auch noch kurz vor dem Spiel verletzte (Olic).

Dazu noch die Dauerverletzung namens Ribéry und ein Pranjic, von dem wohl inzwischen niemand im Verein mehr so recht weiß, weshalb man ihn eigentlich haben wollte…

Da war das übliche Mittel, Robben mit 3-4 Gegnern zuzudecken plötzlich wieder eine scharfe Waffe und die bayerische Offensive zumeist lahmgelegt.

Das Mittelfeld an sich war zwar wie üblich besetzt, vor allem defensiv – die Probleme in unserer Defensive konnte dies aber nicht überdecken.

Im Gegensatz zu den Problemen durch die Mitte, die uns in den letzten Spielen so heimgesucht hatten, bekamen wir gestern über die Flanken Ärger.

Sicher könnte man jetzt darüber nachdenken (was ich auch während des Spiels getan habe), dass ein Alaba ja auch schon gegen Florenz auf seiner Seite Probleme hatte und eben am Freiburger Gegentor vor Wochenfrist durch sein Stellungsspiel nicht völlig schuldlos – aber hallo?

Wir reden hier von einem Spieler, der noch nicht mal volljährig ist. Der jüngste Bundesliga-Spieler der Bayern aller Zeiten.

Entweder man setzt auf die Jugend, oder man macht es nicht. Und der Verein hat diesem Spieler durch einen langfristigen Profivertrag ja nun einmal das Vertrauen ausgesprochen.

Trainer wie z.B. Magath, Klinsmann, Röber oder Funkel hätten Alaba bestimmt spätestens zur Halbzeit aus dem Spiel genommen.

Wäre das Tor zum 1:1 so zu verhindern gewesen und auch die darauffolgende Schockstarre, die zum 1:2 führte?

Vielleicht (dann wäre sicherlich ein anderer Bayer in die Bresche gesprungen).

Aber Alaba wäre somit ebenfalls erledigt gewesen. Ähnlich wie Herr Braafheid. Und der ist einige Jahre älter.

Nein. Vertrauen ist gut. Und ich finde es auch gut, dass der Verein, in der Person van Gaal das endlich auch mal durchzieht.

Es sei denn, Alaba wird ab jetzt zum Dauernervenbündel und wir verlieren Spiele in Serie. Wovon ich nicht ausgehe.

Schlimmer sieht es vielmehr mit der Personaldecke in der Innenverteidigung aus.

Herrn Demichelis’ Gesicht wurde ja bekanntermaßen von Herrn Ballack im Freundschaftsländerspiel(!) zertrümmert. Bekannt (Ribéry ja mit ähnlichem Schicksal – anderes Thema).

Herr van Buyten nun – wenn ich mich recht entsinne – zum zweiten Mal in dieser Saison mit Klischko-Gegner-Gesicht. Na bravo.

Völlig unvermittelt bekommen wir vor Augen geführt, welches Chaos auf dieser Position seit zwei Jahren herrscht.

Timoschtschuk, zuvor eingewechselt und zunächst in der Offensive an der Vergabe der Vorentscheidung beteiligt, rückt ganz nach hinten und übernimmt die Position des Belgiers.

Die wievielte Kombination war das auf dieser Position?

Unser Trainer hat nach Spielschluss die Auswechslung van Buytens in einen kausalen Zusammenhang mit den beiden Gegentoren gebracht. Dies vermag ich nicht zu beurteilen, da ich Timoschtschuk nicht direkt beteiligt sah, aber von Vorteil war das Durcheinanderwirbeln hier sicherlich nicht.

Und gegen Schalke, zum Auftakt der nun wirklich harten Wochen, fehlt Daniel nun ebenfalls.

Gegen Kuranyi und Co. Ich freu’ mich.

Aber Ribéry soll ja wieder dabei sein. In Schalke.

Also der Ribéry, der jetzt wieder 3-4 Wochen braucht, bis er wieder bei 60-70 Prozent liegt?

Das hört sich gut an.

Wie ich das gestern auf Twitter fast geschrieben hätte (es dann aber – mal wieder – von meinem E-Mail-2-Twitter-Dienst nicht übermittelt wurde): Es hätte ein Bayern-Spieltag werden können. Hätte.

Natürlich war es gut, dass Leverkusen inzwischen auch eine kleine Auswärtsschwäche entwickelt und beim BVB insgesamt verdient verloren hat, aber hätten die Bayern dieses 1:0 einfach nur über die Runden gebracht, wären es jetzt schon 6 Punkte auf Vizekusen!

So was ärgert mich.

Denke ich dagegen an das letzte Spiel gegen Freiburg, als es im Grunde fast entgegengesetzt lief (verdienter Sieg nach langem 0:1), muss ich leider einmal mehr einen meiner Lieblingssätze zum Besten geben:

Es gleich sich alles immer wieder aus!

Verliert jetzt der FC Magath 04 heute auch noch in Hamburg, ist im Grunde ja nix passiert.

Aber wie gesagt: Persönlich hätte ich mir – vor diesem Wochen der Wahrheit – etwas mehr Polster gewünscht. Vor allem aufgrund der Tatsache, dass wir ja jetzt unseren Stamm zu einem nicht geringen Teil aus Nachwuchskräften oder fachfremden Personal zusammenstellen müssen. Und unsere Gegner haben eine weitaus geringere Belastung (ich freue mich diesbzgl. übrigens schon auf die nächste Saison, wenn Schalke und Vizekusen dann Dreifachbelastung nur die Plätze 4-6 spielen werden – Fußball-Naturgesetz).

Nicht dass die Bayern dies – wie erwähnt – nicht gewohnt wären. Dabei ist aber auch ein Kader vonnöten, der diesem Anspruch und Maßstab standhält.

Mehr als die Hoffnung bleibt somit wohl nicht. Die Hoffnung am Ende der Saison nicht mit leeren Händen dazustehen.

Am Mittwoch gibt es den ersten Meilenstein zu meistern. Auf geht’s