Es ist die Sehnsucht. Und das muss man auch als Bayern-Fan mal offen sagen dürfen.
Die Sehnsucht nach Stimmung. Echter, überschäumender, lauter Old-School-Stimmung. Wie sie vielleicht andere Vereine im Rahmen ihrer Heimspiele haben. Wobei dies natürlich oft auch nur Image ist.
In unserem Stadion habe ich derlei selbst erlebt. In den letzten Monaten.
Ich hatte während des Spiels desöfteren meine Augen und Ohren auf der Südkurve und ich hatte nicht nur einmal eine Gänsehaut bei dem Gedanken, was mit unserer Südkurve möglich wäre, wenn diese Power über den gesamten Unterrang oder gar über die ganze Wand im Süden ausgedehnt werden könnte. Der Wahnsinn. Ein wahnsinniger Traum.
Und wenige Wochen später…
Dann die 83.Minute. Vor der Südkurve. Nach einer dieser unzähligen Strafraum-Wuseleien unserer Offensive. Teilweise zu verspielt, teilweise zu lässig, teilweise einfach nur fahrlässig. Und dann kam Müller. Und Esktase, Freude, Schreie – eine Explosion. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen.
Selbst solche – zuvor schon mehr oder weniger deutlich als Südkurven-Touristen erkennbare – Bayern-Fans, die aber jeden Support mehr oder weniger mit machten.
Mitten drin der Paule. Der Paule, der seit vielen Jahrzehnten Fan dieses Vereins ist. Der in dieser Zeit viele Meisterschaften, viele Pokalsiege und fünf Championsleague- oder Landesmeister-Cup-Endspiele gesehen hat und hier nun endlich einmal dabei war. Der Paule weinte. Er weinte wie 2001. Als wir nach 25 Jahren zum ersten Mal wieder diesen Henkelpott in einen Nachthimmel recken konnten. Hemmungslos möchte ich hinzufügen.
Es gibt sie also. Diese Option. Und es scheint nur von der Situation und der Konstellation abzuhängen. Trotz der Dauerkarten-, Ultra-, Fronten-im-Verein-Probleme.
Allein das verbreitet Hoffnung. Denn die Gegenwart lässt derlei nicht zu. Schade.
Andererseits sind obige Situationen vielleicht sogar kontra-produktiv. Denn so tendieren die Verantwortlichen innerhalb des FC Bayern eher zur These, dass es doch klappen kann mit dieser Stimmung. Wenn die Fans nur wollen.
Dabei gibt es auf Seiten des Vereins nicht weniger Baustellen, die es hier zu schließen gilt.
Wollen wir das alle?
Dann, ja dann gibt’s tatsächlich besagte Hoffnung.