Von Gomery, Dominanz und Kahnscher Verbissenheit

Vor dem 10.Spieltag ist die Tabelle nicht zu gebrauchen.

Sagt man so. Und haben wir Bayern im letzten Jahr auch gesagt.

Eigentlich ist dies aber eine Aussage derer, die nicht an der Tabellenspitze stehen oder zumindest schlechter platziert sind, als die eigenen Ansprüche es vermuten lassen.

Deshalb ist dieser Spruch eher was für Dortmunder oder Hamburger. Oder die Bayern der Saison 2010/11.

Selbstverständlich ist an der Aussage so oder so etwas Wahres dran. Am Anfang einer Saison müssen sich viele Mannschaften erst einmal finden und somit sehen wir Zuschauer Ergebnisse, die wir im weiteren Verlauf der Saison (der etablierten Mannschaften) in der Regel vermissen.

So denkt man auch immer wieder über die sogenannten Überraschungsmannschaften. Wie die letztjährigen Mainzer, Hannoveraner oder eben Dortmunder.

Bei allen drei Teams hielt die Euphorie mehr oder weniger bis zum Ende der Saison. Derlei kommt nicht oft vor. Lag aber – schaut man sich die aktuelle (schiefe) Tabelle an, vielleicht doch eher an der Schwäche „der Anderen“, also Schalke, Bremen, oder eben den Bayern.

Worauf ich hinaus will:

Immer den Augenblick genießen. Mehr bleibt einem im Fußball nicht übrig. Das habe ich – zum Beispiel – jedem Dortmunder rund um die Meisterfeiern ins Ohr geflüstert. Ob man es hören wollte oder nicht.

Denn wenn ich gestern Herrn Hummels im Interview höre, „dass das ja wohl jetzt öfter passieren wird, dass die Borussen-Gegner sich jetzt nur noch hinten rein stellen“, kann ich nur erwidern:

Willkommen im Club!

Und jetzt noch schön die Dreifachbelastung über ein paar Jahre durchhalten und wir können davon reden, dass der BVB mal wieder auf Augenhöhe mit den Bayern agiert.

Aber lassen wir das mal beiseite, denn tatsächlich gibt es ja einige – weniger Verrückte – im schwarz-gelben Umfeld, die diesen Umstand genauso vorhergesehen haben.

Und warten wir den 10.Spieltag ab. Bis jetzt sind es nur fünf Punkte Rückstand auf die Bayern. Vor genau einem Jahr lagen die Bayern ihrerseits auf Platz 8, vier hinter dem BVB und sieben hinter Mainz. Gefühlte Lichtjahre her.

Fußball eben.

Und einen mehr als attraktiven Fußball spielten die Bayern auch an diesem 5.Spieltag der aktuellen Saison.

Waren es bislang nur schwache Gegner? Von mir aus. Aber – noch einmal – selbst gegen diese sogenannten schwachen Gegner, haben wir in der Vorsaison Punkte und Tore liegen lassen!

12 von 15 Punkten und 16:1 Tore muss man erst einmal erzielen. In einer – so dachten wir doch alle – erneuten Umstellungssaison.

Unsere Schwarzmalerei stellte sich – bis jetzt – tatsächlich als unbegründet heraus.

Der Stiefel, den die Bayern jetzt schon spielen, gefällt mir wesentlich mehr, als alles, was ich über weite Strecken der letzten Spielzeit sehen durfte.

Und welches Teams nun nicht mit uns tauschen will, darf sich gerne melden. Schiefes Bild hin oder her.

Vor dem Spiel war allein Robbens Schambein das Haar in der Suppe.

Gegen diesen – erneut – angeblich so schwachen Gegner, spielte dies abermals keine Rolle. Und das ist gut. Denn aus meiner Sicht werden wir unseren Flügel-Holländer noch einige Wochen vermissen. Wenn nicht sogar bis zum Ende des Jahres. Allein, es traut sich niemand derlei zu bestätigen. Bei Herrn Badstuber sah dies vor Jahresfrist noch ganz anders aus.

Womit wir bei der Detailanalyse wären.

Wir haben mit Freiburg erneut einen Gegner nicht zur Entfaltung kommen lassen. Ein frühes Gegentor, ein zweites hinterher. Fertig ist die Laube.

Ribéry stand im Abseits? Korrekt. Ebenso wie Schweinsteiger zuvor nicht. Der Herr Linienrichter hatte offenbar Probleme mit der Sonne. Zweifelt jemand daran, dass wir trotzdem einen deutlichen Pausenvorsprung erzielt hätten?

Unser französischer Wirbelwind nähert sich rasant seiner 2007er-Form und dies kommt zu keinem richtigeren Zeitpunkt als jetzt. Ferner ist selten bei einem Stürmer ein Knoten geplatzter als bei unserem schwäbisch-spanischen Tor-rero.

Vom Rest der Offensive ganz zu schweigen. Da wird gelaufen und rochiert was der Rasen hergibt.

Das System Heynckes scheint zu greifen. Alles Gute vom System van-Gaal übernehmen und um die fehlenden Elemente Flexibilität, Geschwindigkeit und Überraschungsmoment ergänzen.

Rosarot-Wochen beim FC Bayern.

Klar. Jetzt kommen die Wochen der Wahrheit. Mal wieder und erneut.

Aber wieso sollten wir Grund zur Sorge haben, dass es nicht trotzdem erfolgreich weiter geht?

Natürlich sollten wir nicht so vermessen sein und darauf spekulieren, dass wir Schalke, Leverkusen, Villareal und Co. ebenfalls mit fünf, sechs oder sieben Toren zu Null besiegen. Aber mal ganz ehrlich:

WENN wir – und damit meine ich das gesamte Team – weiter so agieren, die Offensive hilft der Defensive, die Defensive hilft der Offensive, die deutschen Nationalspieler halten ihre gute Form (Boateng, Schweinsteiger(!), Müller(!!)) und bliebe Ribéry auf dieser Formkurvenwelle – dann, ja dann ist mir nicht bang, dass wir eine guten Herbst, eine gute Hinrunde erleben.

Zurzeit greifen all die Mechanismen, die wir Bayern-Fans immer wieder vermissten.

Wille, Einsatz und vor allem Laufbereitschaft.

Das ist schon der Wahnsinn wie dominant wir dadurch wirken.

Und dann am Ende noch einen Gang zurück schalten und trotzdem bis zum Schluss (auch mit der zweiten Reihe Alaba, Petersen und Co.) auf das nächste Tor spielen…

Derlei hat für mich Kahn’eske Züge. Weiter, immer weiter.

Genau dies zeichnet den FC Bayern bislang in dieser Saison aus (neben der Steigerung von Spiel zu Spiel). Für die aktuellen Gegner der Bayern tut mir das fast schon leid, aber Freiburg und Co. sollten sich nicht all zu viele Sorgen machen.

Stabilisiert sich diese Entwicklung in und um den FC Bayern herum, werden noch ganz andere Mannschaften (in der Bundesliga) ihre Probleme bekommen.

Weiter so, FC Bayern und alles wird gut.

Am Mittwoch gibt es die nächste Gelegenheit weiter, immer nur weiter zu machen!

Paules Abschluss. Tabelle. 2012.

Die Zeit der tieffliegenden Stöckchen geht wieder los. Naja. Seit heute ist ja auch endgültig Sommerpause. So ganz ohne Fußball. Bis Dienstag.

Wie auch immer. Ich wurde gefragt (hier würde normalerweise ein Tweet verlinkt, aber sein Account hat da wohl Probleme). Ich antworte. Hier.

Abschlusstabelle 2011/12:

1. FC Bayern München
2. Borussia Dortmund
3. Bayer 04 Leverkusen
4. FC Schalke 04
5. Hamburger SV
6. VfL Wolfsburg
7. Hannover 96
8. SV Werder Bremen
9. TSG 1899 Hoffenheim
10. FSV Mainz 05
11. VfB Stuttgart
12. Sc Freiburg
13. Hertha BSC
14. VfL Borussia Mönchengladbach
15. FC Augsburg
16. 1. FC Köln
17. 1. FC Nürnberg
18. 1. FC Kaiserslautern

Ihrso?

Weisheiten #164

„Natürlich ist es ein bisschen brisant, dass unser Trainer Robin Dutt nächstes Jahr nach Leverkusen geht und wir am letzten Spieltag auf Bayer treffen. Aber Robin wird sich nach vier Jahren am Samstag ganz gewiss nicht vor die Mannschaft stellen und sagen: ‚Kommt, wir verlieren heute.‘ Ich weiß, dass Robin und die Jungs darauf brennen, Leverkusen zu schlagen.“

SC-Dufner, Breisgau-Manager

Die Berg- und Talfahrt geht weiter bis zum Schluss

So spät war ich schon lange nicht mehr dran. Ist ja fast wie früher, als wir Fußballblogger noch unter uns waren und man frühestens am Montag mal entspannt daran dachte was zu denken. Und zu schreiben.

Vergangenheit.

Ebenso wie bald hoffentlich diese Saison.

Mich macht diese ewige Berg- und Talfahrt fertig.

Vor allem, weil man dann immer wieder Angst haben muss, dass nach einem fulminanten Spiel wie am Samstag gegen Schalke ein schrecklich erbärmlich Spiel in Hamburg beim dortigen FC St. Pauli folgen wird, folgen muss.

In den letzten Wochen war es immer so. Ob unter van Gaal oder eben unter dem Sportskameraden Jonker.

Nein, das war jetzt gemein. Prinzipiell gefällt mir das unter ihm schon besser als während des späten van Gaal.

Der Unterschied zwischen dem Remis in Frankfurt und den spektakulären Siegen gegen Leverkusen und Schalke sind einfach die frühen Tore. Oder etwa nicht?

3:1 nach 20 Minuten ist einfach mal ’ne Hausnummer. Und wären die Bayern bei den Daum-Kickern in der Anfangsphase ähnlich agil und zielstrebig gewesen, dann hätten wir uns die letzte Woche der Desillusionierung sparen können.

Sicher. Herr Robben stand mal wieder im Bayern-Trikot auf dem Platz.

Aber erstens fehlte er auch gegen Leverkusen und zweitens war in der zweiten Halbzeit da schon viel weniger Pracht.

Ich glaube auch für ihn wird es Zeit. Das wir die Saison abpfeifen und dann eine lange Sommerpause folgt. Echt jetzt.

Und obwohl ich eigentlich recht leer bin, will ich mich doch mal kurz zum Spiel und dem Drumherum auslassen.

Wie schon angedeutet ist geteiltes Leid, halbes Leid. Und so freute ich mich ja wie Bolle, dass gerade in dieser Phase unser Tweetpass anstand.

Sehr gut. Mal ohne Rücksicht auf Verluste beim Spiel mitgehen und ausflippen – das war schon nicht schlecht. Hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Und man twittert während eines Spiels gleich viel weniger…

Die Mit-Tweetpass-Ianer sahen das wohl ähnlich und so war der späte Nachmittag und Abend eine rundum runde Sache. Gerne wieder.

Gerne wieder (und vor allem in den letzten beiden Spielen der Saison) darf der eine oder andere Bayern-Akteur so agieren wie gegen die Königsblauen. Das hatte – vor allem in der ersten Halbzeit – schon etwas sehr bitteres im Nachgang. Von wegen, ach was wäre bloß möglich gewesen, wenn…

Egal. Geschichte. Man war ja selber schuld. Denn dass wir derlei im Tank haben, haben wir ja nicht nur einmal bewiesen, allein, wie haben es nie so richtig durchgezogen und dafür können wir auch niemanden anderen als uns selbst verantwortlich machen.

Bei den Münchnern musste man nach dem Spiel im Grunde fast jeden Akteur loben. Selbst Herrn Badstuber, der seine Nervosität später in den Griff bekam und selbst unseren holländischen Flügelflitzer, der im Gegenzug mehr und mehr Frische und Gefährlichkeit zu verlieren schien. In der Summe stimmte es und das war mehr als genug.

Am Ende gibt es dann – wie immer – die 1-Mio-Euro-Frage: War Bayern so stark oder Schalke so schwach? Antwort: Beides.

Auf Schalker Seite ragte – wie so oft – eigentlich nur Herr Neuer hervor. Nicht so eklatant wie unter der Woche gegen ManUtd. aber immerhin noch so sehr, dass man – als Neuer-im-Sommer-2011-im-Bayern-Trikot-Befürworter – seine wahre Freude an ihm haben konnte. Schon wieder.

Dem Tweetpass war es ein Fest jedes Gegentor und jede Parade mit jeweils einer Mio. Euro Ablösesumme gegenzurechnen…

Ebenfalls nicht – wenn in unserer Lokalität auch schwer zu verstehen – war die, zur Abwechslung auch mal hörbare Gegenbewegung im bayerischen Fanlager. Gegenwind für die Ultras, die Schickeria? Das ist das noch erleben darf. Bemerkenswert.

Aber das war bestimmt nur eine kleine (leider akustisch nicht ignorierbare) Minderheit, liebe Ultras, gelle?!

Ferner muss ich – entschuldigt Leute – schon ein wenig schmunzeln, wenn ich jetzt Kommentare von Ultra-Sympathisanten lese und höre, die sich über die „noch nie zuvor erlebte Aggressivität gegenüber den Neuer-Gegnern“ beklagen. Geradezu putzig, wenn man die „Gewalthistorie“ der Ultras der letzten Jahre (nicht nur bei uns) betrachtet…

All dies – so zumindest meine Hoffnung – wird sich in dieser Sommerpause und in diesem Herbst (insofern sich unter DonJupp dann was Neues entwickelt) auflösen. Also diese innere Unruhe im Verein. Klar, die Rädelsführer in Ultra-Fan-Kreisen werden sich niemals von ihrer Ideologie lösen, aber das müssen sie ja auch nicht. Niemand ist gezwungen, sich von Argumenten leiten zu lassen. Man kann all das auch auf Emotionen aufbauen. Ich bin wie immer in der Mitte.

Und aus diesem Grunde freue ich mich dieser Tage über die Gesamtsituation, selbst wenn ich noch ein leichtes Zucken verspüre, wenn ich an unsere Tal- und Bergfahrt denke. Aber inzwischen reicht uns ja ein Remis in Hamburg und ein Heimsieg gegen VfB. Wenn Hannover alles gewinnt. WENN.

Aber dieses Wort ist mir in dieser Saison zu sehr strapaziert worden. Vor allem beim FC Bayern. Von daher: Schluss damit.

Weniger Sprüche, mehr trainieren, Pauli putzen und sonst nix.

In diesem Sinne: Auf geht’s, Ihr Roten!

Angst essen Championsleague auf oder Ihr seid uns was schuldig!

Die letzten drei Spieltage dieser merkwürdigen Saison stehen uns bevor. Und mit „merkwürdig“ meine ich nicht (nur), dass mein FC Bayern nicht ganz oben in der Tabelle steht, sondern dass sich doch tatsächlich bis zum Saisonende die Überraschungsteams gehalten haben.

Mehr oder weniger.

Aber das ist nicht mein Thema.

Mein Thema ist das letzte verbliebene Ziel des FC Bayern. Platz 3 zu erreichen (wie groß wäre eigentlich das Gelächter in der Bundesliga, wenn der FCB P3 schafft, aber dann in der Qualifikation scheitert?!).

Hannover 96 ist diesbezüglich unser letzter, aber hartnäckigster Konkurrent. Schlimm genug, ist aber so und muss man gefälligst endlich mal akzeptieren und ernst nehmen! Es nicht zu tun, hat uns offenbar auf diese seit Wochen andauernde Achterbahnfahrt gebracht.

Wir haben nach unserem Remis in Frankfurt nun wieder einen Punkt Rückstand auf P3. Einen! Bei noch neun zu vergebenden Punkten.

Aus Sicht eines FC Bayern ist das ein Witz. Aber erstens ist der aktuelle FC Bayern nicht der FC Bayern der Vergangenheit und zweitens ist Hannover ja offenbar so dermaßen stabil, dass es schmerzt. Und zwar uns.

Zum Restprogramm.

FC Bayern

Schalke (H, Platz 10)
St. Pauli (A, 18)
Stuttgart (H, 13)

Hannover 96

Mönchengladbach (H, 17)
Stuttgart (A, 13)
Nürnberg (H, 6)

Wenn ich das lese, schießen mir extrem viele Gedanken durch den Kopf.

  1. Ihr seid uns was schuldig, Gladbach und Nürnberg!
  2. Nominell hat Hannover das schwierigere Programm.
  3. Punkt 2 ist irrelevant, da die Leine-Kicker extrem stabil scheinen.
  4. Die Chance, dass Schalke am Samstag mit den Gedanken in Manchester weilt, ist Rufen im Walde, oder?
  5. Das Robben ein Faktor in den letzten drei Spielen ist müssen wir hoffen, oder?
  6. Müssen wir ferner hoffen, dass St. Pauli nächste Woche schon abgestiegen und Stuttgart gerettet ist? Ich befürchte das Gegenteil. Zumindest nicht mehr oder weniger schwierig als die H96-Spiele gegen Gladbach und Stuttgart.
  7. Die Clubberer sind wie sie sind. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die sich immer noch darüber amüsieren, dass sie es waren, die mit dem Remis unseren Trainer gestürzt haben. Wenn es darauf ankommt, dass sie gegen Hannover nicht punkten und somit uns Bayern aus der CL kicken, dann wird das passieren. Meiner Meinung nach. Clubberer sind so.
  8. Restprogramm-Berechnungen bringen Unglück.

Am Ende des Tages bin ich bei diesen Überlegungen so schlau als wie zuvor.

Um neun Punkte aus drei Spielen kommen wir wohl nicht herum. Und da wiederholt man sich dann gerne: Wenn wir diese drei Siege gegen Gegner wie Schalke, St. Pauli oder Stuttgart nicht holen, haben wir in der europäischen Königsklasse auch nix zu suchen, korrekt?

Andererseits.

Bringt es uns um, wenn wir Europa League spielen „müssen“? Geht dann Welt unter? Offenbar nicht. Und so sollte man das auch sehen. Dort treffen wir im nächsten Frühjahr ja dann den BVB wieder. Oder Schalke. Und auf Sky wäre ich dann auch nicht angewiesen.

Man kann diese Bayern-Saison also auch positiv sehen. Irgendwie.

Die hessische Bestie bleibt unbesiegt oder Nein, wir sind selber schuld

Spielberichte direkt nach Abpfiff sind so eine Sache bei mir. Gut, weil man sie dann aus dem Kopf hat. Schlecht, weil diese dann eher emotional gefärbt sind.

Nun. Es ist wie es ist. Ich bin wie immer spät dran. Andererseits ist das ja inzwischen regelmäßig so und Zeit zum Nachdenken hat man so auch noch. Gut.

Auf diese Weise sieht man das alles viel differenzierter.

Ich verzichte auf Tiraden gegen die Frankfurter Eintracht, auch wenn dieses Spiel ein Rückfall in längst vergangen geglaubte Zeiten war.

Ich verzichte darauf, dem Schiedsrichter die Schuld am Punktverlust und dem damit verbundenen Abrutschen auf Platz 4 zu geben.

Wozu auch? Es gibt klare Gründe dafür, dass wir da stehen, wo wir stehen und eben auch für das Remis gegen die Daum-Kicker.

Wir! Wir selbst sind der Grund dafür.

Was soll ich den Frankfurtern die Schuld dafür in die Schuhe schieben? Die freuen sich einen Ast ab, dass sie uns mit ihren limitierten Mitteln einen Punkt abtrotzten.

Wir sind dafür verantwortlich, dass wir es erstens zugelassen haben, dass Frankfurt in Führung gehen konnte und wir sind dafür verantwortlich, dass wir es nicht geschafft haben, dieses Spiel zu drehen.

Es brauchte einen Elfmeter, um in diesem Spiel ein Tor zu erzielen. Noch dazu einen Elfmeter, der von allen drei elfmeterreifen Situationen der diskussionswürdigste war. Das Handspiel zuvor war mehr Hand als vieles, was ich vorher diesbezüglich gesehen habe und auch das Foul zuvor konnte man als solches erkennen.

ABER was ist das inzwischen mit meinem FC Bayern, das wir uns an solchen Dingen hochziehen müssen?

Leute, wir sind der FC Bayern – warum belassen wir es nicht einfach dabei und spielen weiter auf Sieg, beziehungsweise laufen, rennen und beißen? Solange, bis wir diese notwendigen und von mir aus dreckigen Tore schießen?

Nein. Wir lamentieren. Und drehen Pirouetten im hessischen Strafraum. Anstatt einfach aus vollen Rohren da weiterzuballern, wo wir gegen Leverkusen aufgehört haben.

Herr Kroos – zum Beispiel – hatte seinen stärksten Auftritt nach dem Spiel. An den Mikros der Medien.

Er sprach von fehlendem Selbstvertrauen. Bei sich. Und wohl seinen Kollegen. Pfff.

Erstens. Weshalb darf überhaupt jemand wie Herr Kroos was sagen? Weil niemand anderes wollte? An seiner Leistung (in diesem Spiel und in der Saison) kann es nicht gelegen haben.

Zweitens. Was war dann bitte in letzter Woche los? Gegen Vizekusen? Alles nur Zufall?

Mich würde wirklich mal interessieren was hier während der Woche passiert ist oder weshalb wir (Bayern-)Fans in dieser Saison mit dieser Berg- und Talfahrt „gequält“ werden.

Dabei geht es mir gar nicht so sehr darum, dass wir hier mit einer ehemaligen grauen Maus wie Hannover um das Championsleague-Ticket kämpfen (müssen) und dass die ums Verrecken nicht abfallen wollen, nein, es geht mir darum, dass ich nach JEDEM Spiel, dass uns auf Platz 3 bringt, die gleichen verbalen Jubelorgien höre und nach JEDEM Spiel, dass uns wieder auf Platz 4 zurückfallen lässt das Pendant.

Das ist für mich zunehmend unerträglich, was die Herren Lahm und Co. da so in die Mikros ablassen.

Keine Ausreden mehr. Hieß es. Nach dem Rausschmiss van Gaals. Zum Saisonende. Und direkt.

Ein Spiel gegen Leverkusen, das Hoffnung auf mehr machte. Sogar ohne Herrn Robben.

Und dann in Frankfurt ein Fußball, der an übelste van Gaal – Zeiten erinnerte.

Obwohl, einen Unterschied gab und gibt es.

Die Defensive steht seit Jonker – meiner Meinung nach – stabiler. Und das ist schon einmal ein Fortschritt. Hört sich komisch an, vor allem, wenn man an die Chance von Herrn Gekas denkt. Aber was Lahm, Contento und vor allem van Buyten und Gustavo abliefern ist aller Ehren wert. Über weite Strecken des Spiels haben sie die meisten Angriffe der Hessen abgefangen und gaben so dem Spiel der Bayern von hinten Sicherheit.

Haben denn alle schon wieder vergessen, wie offen unsere innere Verteidigung noch vor Wochen war?

Wie auch immer. Unsere Defensive ist aktuell nicht (mehr) unser Problem. Es ist die Offensive. Und die Vorwärtsbewegung.

Von Hannover – unserem CL-Gegner – ist überliefert, dass deren Trainer das Umschalten von Defensive auf Offensive, sprich, die Konter, trainieren lässt. Herr Slomka steht daneben und misst die Zeit, die seine Spieler brauchen, um vor dem gegnerischen Tor zu stehen. Gefällt ihm die Zwischenzeit nicht, wird das noch einmal trainiert. Wieder und wieder.

So etwas kann man in München nicht trainieren? Wenn es doch bekannt ist, dass die grauen Mäuse der Liga mit derlei Taktik Erfolg haben?

War es gegen Leverkusen wirklich nur das frühe Eigentor, das unseren Schub beschleunigte und wenn das nicht fällt, stecken wir fest in unserem schlafmützigen System? Ich kann nicht behaupten, dass mir diese Perspektive für die letzten drei Spiele der Saison gefällt.

Ach stimmt ja, da ist ja Herr Robben wieder dabei. Unser Dosenöffner…

Prinzipiell will ich keinen Spieler persönlich angreifen, aufgefallen ist mir speziell ohnehin nur, dass Herr Müller vor dem Tor (wenn auch auf der Robben-Position so gut wie lange nicht) gerne noch ein wenig direkter und zielstrebiger sein kann und dass Herr Ribéry offenbar seinen defensiven Kampfeswillen schon wieder verloren hat. Helft mir mal bitte, aber hat irgendjemand nur einmal gesehen, dass er einem verlorenen Ball hinterhergelaufen wäre? Spielt da jemand schon wieder gegen den Trainer…?! 😉

Man kann es drehen und wenden, wie man will.

Wir liegen auf Platz 4 und spielen gegen einen virtuellen Gegner, der sich ausgerechnet auf der Zielgeraden der Saison in Topform präsentiert. Wer von beiden das schwerere Restprogramm hat, darf das Boulevard gerne ausschlachten. Ich persönlich befürchte, dass wir es schon schwer genug haben werden, überhaupt alle drei Spiele auch nur irgendwie zu gewinnen.

Zum Glück sind zwei von drei Spielen Heimspiele, ansonsten würde ich jetzt schon schwarz sehen.

Selbstverständlich könnte man all diesen Pessimismus einfach wegwischen, aber dafür ist der FC Bayern 2010/11 zu wankelmütig. Und ein CL-Qualifikationsplatz ist erst sicher, wenn die Schiedsrichter diese Saison zum Vergessen abpfeifen und wir vorne liegen. Keine Sekunde früher.

Dann halt jetzt gegen Schalke. Gegen Schalke! Nach und vor deren CL-Halbfinalspielen gegen ManUnited. Und mit einem Manuel Neuer. Einem Neuer, dem große Teile der Südkurve sicherlich mehr Aufmerksamkeit widmen werden, als der eigenen Mannschaft. Sind schließlich alles echte Fans.

Das von mir befürchtete Resultat könnte dem Ausgang des Pokalhalbfinales ähneln. Aber Hauptsache, unsere Ultras haben es Neuer und ihren Pendants aus Gelsenkirchen mal wieder so richtig gezeigt.

Nein, die aktuelle Gemengelage rund um den FC Bayern gefällt mir gar nicht.

Zum Glück bin ich mit meinem Leiden nicht alleine, da zum Gastspiel der Knappen der erste Tweetpass Cologne stattfinden wird. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

In diesem Sinne: Auf geht’s, Ihr Roten!

Selektive Wahrnehmung oder 77 Minuten Grausamkeit

Als Bayern-Fan hat man in diesen Tagen und Wochen nicht unbedingt viel zu lachen. Heute Morgen allerdings könnte ich ein leichtes Schmunzeln nicht verhindern, als ich diesen Bericht las.

68 Prozent aller Zweikämpfe gewann Holger Badstuber und zeigte neben seinen kämpferischen Fähigkeiten generell ein gutes Spiel.

Spontaner Gedanke: Habe ich das falsche Spiel gesehen?

Ziehen wir mal ein paar Prozentpunkte in Bezug auf die Quelle dieser Nachricht ab und bin ich ferner einmal ein wenig selbstkritisch, ob ich in Bezug auf den Sportskameraden Badstuber inzwischen ein wenig selektiv agiere, muss ich schon sagen, dass dieser Satz ein wenig sehr optimistisch ist, oder?

Man kann an diesem Thema so viele Nebenthemen eröffnen, es würde die halbe Nacht dauern, aber Herr Badstuber ist für mich nun einmal der personifizierte Unsicherheitsfaktor in der bayerischen Defensive. Spätestens seit seiner langen Verletzungspause. Natürlich kann ich verstehen, dass man ihn von Seiten des Vereins aufbauen will, aber in einer der schlechtesten Halbzeiten meines FC Bayern in dieser Saison (und davon gab es einige) war er einer der Top-Kandidaten auf der Skala der schlechtesten Spieler im Team des FCB.

Unsere Jungs hätten zur Halbzeit durchaus 0:2 im Rückstand liegen können, hätte Herr Gustavo nicht zweimal einem durchgebrochenen Gegenspieler den Ball abgenommen.

Diese Beschreibung soll allerdings nur ein Beispiel für die versammelte Schlechtleistung unserer aktiven Spieler sein.

Man muss es sich eigentlich nur vor Augen führen: Hier spielte der FC Bayern, ein Team mit Ambitionen auf eine CL-Teilnahme gegen eine Mannschaft, die – und dies sah man auch im späteren Verlauf – im Grunde völlig zu Recht am Tabellenende der Fußballbundesliga steht.

Wie übel war das denn bitte?

Und diese Gladbacher dürfen – vor allem in der ersten Halbzeit – Offensiv(!)aktion auf Offensivaktion gegen unsere Wackelabwehr starten? Und wir schwimmen als ob wir gegen den Abstieg spielen?

Ferner verlieren unsere Ballerinas nach 5-10 Minuten völlig die Lust am Spiel und statt mit Kampf zu reagieren, wird alles nur noch schlimmer?

Ich mache noch ein Nebenthema auf: Für mich ist das ebenfalls ein Kopfproblem. Die Taktik unserer Vereinsführung in der Trainerfrage scheint uns einzuholen.

Und nur weil unser phasenweise lustlose Messias am Ende und nach quälenden 77 Minuten das erlösende, aber nicht wirklich Sicherheit stiftende 1:0 erzielt, kam es in diesem Beitrag nicht zu einer Grundsatzdiskussion über Laufbereitschaft, weit anreisenden Fans und Spielergehälter in Millionenhöhe. Was nicht ist, kann aber nächste Woche noch werden…

Ist es wirklich schon so weit, dass wir einfach nur mit diesen dreckigen drei Punkten zufrieden sein müssen? Gegen den Tabellenletzten und zukünftigen Zweitligisten? Es erweckt den Anschein. Und das ist bitter.

Im Grunde sieht die Sache wie folgt aus: Wir sehnen alle den berühmten Schlussstrich unter dieser Saison herbei. Und das merkt man den meisten Spielern auch an.

Wobei einem Schlussstrich in der Regel ja eine Abrechnung folgt. Aber eben diese startete schon vor vielen Wochen und nimmt kein Ende. Alles ist in Bewegung und gerät aus den Fugen. Könnte man meinen. Da muss man gegensteuern. Vor allem die jungen Spieler sind damit überfordert. Nicht in dieser Übergangssaison. Nach Double, CL-Finale und WM.

Meine Güte, inzwischen erscheint alles so klar. Und so vorhersehbar. Aber wir wollten es alle nicht sehen und vertrauten den handelnden Personen. Dieses Nebenthema lasse ich jetzt mal liegen.

Was bleibt?

Ein komisches Gefühl.

Als man unseren Trainer van Gaal in Interviews sah. Nach den letzten turbulenten Tagen hatte ich mich schon fast an Heynckes gewöhnt. Am Samstag wurde mit klar, dass das noch ein wenig dauert.

Und zwar noch sechs Spiele.

Sechs Spiele in denen unser Noch-Übungsleiter aus dem vorhandenen Material 17 von 18 Punkten herauspressen muss.

Ich bin gespannt. Schaurig fröstelnd gespannt.

So macht das keinen Spaß, liebe Hamburger oder Nicht meine Südkurve

Was gab es in der jüngeren Vergangenheit nicht für Spiele gegen den HSV. Mit ebenso glücklichen wie unverdienten Siegen oder Punktgewinnen für den HSV.

Und dann so ein Kick wie am Samstag? Nein, liebe Hamburger, so machen Siege gegen Euch keinen Spaß. Wenn Ihr Euch so dermaßen aufgebt.

Und Häme liegt mir so natürlich auch fern. Vor allem gegenüber den üblichen Verdächtigen. Aber auf einen Verein, der so dermaßen am Boden liegt, da tritt man nicht drauf. Da hat man Mitleid. Auch wenn es sich der HSV größtenteils selbst zuzuschreiben hat, dass man – nach außen, wie nach innen – so desolat auftritt.

All dies sind allerdings nicht meine Sorgen. Und das ist gut so. Wir haben eigene. Und die sind auch nach einem 6:0-Sieg nicht kleiner geworden.

Aber der Reihe nach.

Zunächst sah es ja so aus, wie man beide Mannschaften nach dieser lahme-Enten-Woche auch erwarten konnte. Schlimm.

Und ja, das Spiel ist jetzt schon ein paar Tage her, aber wieso sollte ich vergessen, wie schlecht z.B. die Sportskameraden Lahm, Schweinsteiger, Kroos und Pranjic gespielt haben?

Es ist sicher eine Leistung, wenn man 100 Spiele am Stück absolviert. Aber wie wäre es, wenn wir mal die Sichtweise drehen und darüber nachdenken, ob es vielleicht schlicht und einfach nur einen Grund gibt, weshalb unser „Kapitän“ Lahm so lange auf dem Platz stand: Fehlende Alternativen.

Meiner Meinung und Beobachtung nach kann der Leistungsgedanke hier schon lange nicht mehr der Gradmesser für eine Position in der Startelf sein. Übel, was derPhilipp sich da in der ersten Halbzeit so für Fehlleistungen erlaubt hat.

Nicht weniger schlimm der Auftritt von Herrn Kroos. Ich kann mich – bis die Mannschaft durch den Dreifach-Robben euphorisiert wurde – kaum an gelungene Situationen unseres Ex-Leihspielers erinnern. Wie kann man nur so viel Power und Qualität nach einer Ausleihe verlieren? Mir unbegreiflich.

Sein Pendant Schweinsteiger war zwar bemüht, aber viel besser als zuletzt war das Gezeigte nun doch erneut nicht. Und somit stand dem Krisen-HSV in der Anfangsphase – wie fast jedem Gegner der letzten Wochen – Tür und Tor offen auf unseres zu marschieren. Was man auch ausgiebig tat. Allein die eigene Hilflosigkeit verhinderte einen Rückstand für die van-Gaal-Kicker.

Herr Pranjic erwähne nicht noch einmal gesondert – alles wie immer.

Positiv – und das ist eben bemerkenswert – stach unsere Innenverteidigung heraus!

Natürlich hatten Herr van Buyten und Herr Gustavo noch nie zusammen gespielt (wie auch – als der eine zuletzt in der Startelf stand, war der andere noch gar nicht im Verein), aber zum einen die Harmlosigkeit und Fehlende Wendigkeit der Hamburger (van Buyten) und die eigene aktuelle Stärke (Gustavo) waren am Samstag eine gute Mischung. Gut. Oder zumindest besser als andersherum.

Herr Kraft musste nicht viele zeigen. Was zum einen eben an der hanseatischen Harmlosigkeit und zum anderen an der überraschenden Stärke von Teilen der Defensive lag. Thema somit durch.

Was unsere Offensive betrifft hatte man zunächst den gleichen Gedanken wie seit dem Dortmund-Spiel: Der Gegner hat den Schlüssel gefunden. Andererseits war das nicht ganz so schlimm anzuschauen, war der Gegner dabei nicht so konsequent destruktiv.

Zusammenfassend war alles, was es zu Beginn in der Arena zu sehen gab, nicht schön. Abgesehen vom Wetter vielleicht.

Dann aber – wenige Minuten vor dem Wut-1:0 – geschah etwas. Im Nachhinein ist nicht ganz klar, ob das mit Segen oder gegen den Willen des Trainers geschah:

Zumindest Robben wurde flexibel. Er tauchte plötzlich ganz woanders auf. Als zuvor. Oder er sollte. Plötzlich mal auf Links. Oder halblinks.

Somit war es um die Hamburger geschehen. Damit war man überfordert. Überfordert, weil man es mit einem kochenden Weltstar zu tun hatte, dem dieses lethargische gegen die Defensiv-Wand-Anrennen mächtig auf den Zeiger ging.

Die Folge waren Chancen und Pfostentreffer im Minutentakt. Allein 3 in 3 Minuten unmittelbar vor dem Tor. Und somit kann man noch nicht einmal davon sprechen, dass der HSV seinerseits großes Pech gehabt hätte. Noch nicht einmal das.

Der Rest ist ebenso bekannt wie wunderschön. Und gerade wir Bayern zweifelten ja offenbar schon an solchen Momenten. Nach den letzten Spielen.

Es gibt sie aber noch. Unser aller Verein spielte sich in einen Rausch und fertigte die Rauten-Kicker ab.

6:0 ist genau das Ergebnis, dass ich gegen den HSV auch schon einmal persönlich im (Olympia-)Stadion erleben durfte. So was macht Spaß. Und die Unterbrechung unserer – ohnehin sehr merkwürdigen – Serie gegen den HSV ist somit beendet und wir machen da weiter, wo wir vor ein paar Jahren leider aufgehört haben. Sehr gut.

Allerdings gab dieser Sieg auch nur drei Punkte. Und so verschwenderisch wir mit Toren umgingen, hätte mir auch ein 2:0 gereicht, wenn ich die restlichen auf andere Spiele hätte verteilen können. Egal. Weg. Vorbei.

Vorbei sind wir somit wieder an den Mainzern und nun auf Platz 4. Achterbahnfahrt. Jetzt noch zwei Punkte hinter einer Platzierung, die zur Qualifikation zur Championsleague führt. Meinem persönlichen neuen Saisonziel.

Wenig genug.

Und dem bayerischen Braten sollten wir alle mehr genug nicht, als dass dieser Umstand uns beruhigen könnte.

Nachlegen ist das Gebot der Stunde. War es allerdings schon zuvor und hinterher blieb uns nichts mehr als die Statements unseres Kapitänchens…

War es das? Ok. Dann zum anderen Thema vom Samstag:

Die Fans, oder Die Südkurve / Schickeria.

Zuerst fiel es Herrn Reif auf.

Die Südkurve ist nur halb voll. Bei Twitter hatte man mir dies zuvor aber schon zugetragen. Die Gründe lagen im Unklaren. Man ging zunächst von einem (reinen) Stimmungsboykott aus. Allein warum, wollte mir (und anderen) nicht einleuchten.

Gerade in diesem Spiel? Mit einer solchen Brisanz? Für den Trainer, für den Verein und somit doch wohl auch für die Fans selbst?

Was folgte waren weitere Spekulationen (in in folgenden Berichten im TV) und lautstarke Gröhlgesänge über die Sky-Aussen(Innen)mikros. Auch darüber wurde gerätselt. Selbst hier im Blog.

Die Hintergründe und Motivationen bleiben natürlich subjektiv, aber was passiert ist, ist inzwischen aber weitestgehend geklärt.

Angefangen hat es mit einem Augenzeugenbericht auf Twitter.

Da es bei den Spielen gegen den BVB und S04 wirklich so proppevoll in der Südkurve war, wurde heute doppeltes Ordnerpersonal vor den Blöcken 112 und 113 eingesetzt. Bisschen kompliziert zu erklären, aber dann gibt es da ja dieses „inoffizielle“ System mit dem Karten tauschen unter den Fans. D.h. ihr geht mit ner Sitzplatzkarte ins Stadion (und wollt in den 112er Block), dann habt ihr mindestens 2 weitere Personen die eine 112er Karte haben. Die gehen dann in den Block und einer kommt mit beiden Karten wieder raus und holt euch rein. So einfach geht das. Und so wird das schon jahrelang von den Bayernfans gemacht und nie gab’s Probleme. Mach ich übrigens auch so. Und Warum? Weils die 112er Karten eben nicht wie Sand am Meer gibt! Ob’s erlaubt ist oder nicht, kann man sich drum streiten. Man bezahlt ja trotzdem seinen offiziellen Platz, also kann es ja egal wo man letztendlich ist. Die Schickeria macht das auch IMMER so und da die Ordner heute so streng waren und jeder mit einer normalen Tageskarte eine Marke bekam, die er beim rausgehen abgeben musste und die Karte eingerissen wurde, konnte man natürlich niemand „reinholen“. Die Schickeria war dann anfangs nur mit ca. 20 Leuten in der Kurve und haben dann beschlossen ganz draußen zu bleiben. Stimmung war dann natürlich dementsprechend, ich kam mir vor wie im Kindergarten, so viel Platz im mich herum hatte ich noch nie. Aber von draußen vor dem Block hat man die Schickeria immer wieder gehört, die haben halt von draußen ihre Fangesänge gemacht, also wars kein richtiger Boykott.
Natürlich ist’s so totaler MÜLL!
Mein persönliches Fazit: DER FC BAYERN MACHT SICH SO ALLES NUR SELBST KAPUTT!

Hervorhebungen von mir.

Was soll man davon halten? Zunächst einmal weitere Links zum Thema zum Konsumieren.

Anlass des Ärgers […] waren strengere Kartenkontrollen für den Zugang zur Südkurve. Der Klub sah sich […] zu dieser Aktion nach den Ereignissen beim Pokal-Halbfinale gegen Schalke (0:1) gezwungen, als etwa 300 Fans versucht hatten, den Block zu stürmen und dabei zwei Ordnungskräfte verletzten. Aus Sicherheitsgründen (etwa im Falle von Notarzteinsätzen) dürfen in die Kurve nur rund 9000 Fans hinein, zuletzt drängten sich dort aber weit mehr Zuschauer. „Für uns ist da ein Punkt erreicht, an dem wir aus Sicherheitsgründen sagen müssen: Stopp!“, sagte Bayerns Pressesprecher Markus Hörwick.

…und ergänzend…

Gegen Schalke eskalierte die Situation, weil noch mehr Fans als sonst ohne Ticket in den Block wollten. „Da muss es chaotisch gewesen sein, da müssen die das Hausrecht an sich gerissen haben. Die sind da rein gestürmt, mit fremden Tickets, die hatten Plakate dabei und wollten sich nicht kontrollieren lassen. Das geht nicht! Gewisse Leute müssen einfach lernen, sich an die Ordnung zu halten“, sagte Hoeneß.

Soweit zum Anlass. Die Folgen sahen so aus, dass die – ich drücke es einmal neutral aus, um nicht das Wort Schickeria benutzen zu müssen – Fans, die eine Karte hatten und schon im Block waren, wieder hinausgingen und vor dem Block sangen.

Ab einem gewissen Zeitpunkt reichte dieser „Gruppe von Fans“ die dortige Aufmerksamkeit nicht mehr und man zog im Unterrang weiter Richtung Haupttribüne.

Die Polizei sprach davon, dass „etwa 100 Bayern-Anhänger während des Spiels versuchten in den Block der Gäste zu gelangen“ – eine Aussage, die sogar bei mir – ob der Übermacht der 6.000-7.000 HSV-Fans leichtes Schmunzeln erzeugte.

Fakt bleibt allerdings, dass die Fans, die bis zur Haupttribüne vorgedrungen waren (und die man dann auch die ganze Zeit bei Sky hörte) dort von der Polizei am Weitermarsch gehindert wurden. Ein „Kessel“ vor der Würstchenbude war die Folge in deren Ablauf sich eine Polizistin verletzt haben soll.

Neu war mir bislang das hier:

Kurz vor Spielende rief ein Schickeria-Sprecher alle dazu auf, friedlich zu bleiben und keine Gewalt auszuüben. Dann werde es am heutigen Montag ein Treffen mit Vereinsvertretern geben.

Wie konnte der Schickeria-Sprecher das versprechen? Hatte der parallel oder zuvor mit dem Vorstand geredet?!

Die Ergebnisse des besagten heutigen Treffens sind mir nicht bekannt.

Somit also zu meiner Einschätzung dieser Ereignisse.

Normalerweise reite ich nicht so auf meinem Alter oder meiner Lebenserfahrung herum, aber in diesem Fall ist es – auch in Anbetracht des obigen Zitates und der Einschätzung dieser Kartentauschaktion vonnöten.

Nicht alle Fans in der Südkurve, der Schickeria, in den Reihen der Ultras sind 16-22-Jährige. Das ist mir schon klar. Aber im nächsten Monat jährt sich die Katastrophe von Hillsborough zum 22.Mal.

Wer nicht weiß, worum es dabei geht, bitteschön. P.S. Hillsborough sollte man als „echter“ Fans übrigens kennen. Egal.

Wenn ich solche Aussagen wie die obige höre, dann muss ich immer wieder an Hillsborough. Ich habe die Bilder heute noch vor Augen. Nicht dass ich dabei war, aber die waren damals präsent. Omnipräsent. Und solche Dinge wird man nicht mehr los, wobei ich damit noch nicht einmal die Angehörigen der 96 Toten und 766 Verletzten meine.

Ich bin kein Heiliger und gebe zu, dass wir derlei früher auch schon gemacht haben. Damals, als es in unseren Stadien auch noch keine Kontrollen und getrennte Zugänge, etc. gab. Ja. Aber das Gefühl, dass wir dann in diesem übervollen Bayern-Block hatten, scheinen einige der Fans, die sich hier über den FC Bayern und Gott und die Welt beschweren nicht zu kennen. Zum Glück kann ich da nur sagen. Derlei wünsche ich niemandem.

Von daher unterstütze ich hier voll und ganz die Linie der Ordnungskräfte und des Vereins, der derlei unterbindet.

Das den Fans nun jegliches Verständnis dafür fehlt – geschenkt. Ab einem gewissen Punkt der Eigen- und Fremdwahrnehmung ist man für derlei wohl nicht mehr offen genug.

Mir ist völlig klar, dass wir in München – nur diese Zustände kann ich beurteilen – ein Problem haben (und das habe ich auch schon des Öfteren thematisiert).

Mit der Stimmung, mit Karten, mit der Akustik, mit Vorstandsentscheidungen.

Aber auch mit unterschiedlichen Fangruppen, die unterschiedliche Ziele (auch abseits des Fußballs und des Spielfelds) haben und z.B. mit Gewalt, die es immer wieder gibt.

Das ist ebenso traurig wie unnötig. Dabei gehören doch irgendwo alle zur Familie FC Bayern, oder etwa nicht?

Die Wochen der Wahrheit #3: Borussia Dortmund

Herzlichen Glückwunsch, Borussia Dortmund. Soviel Zeit muss sein.

Zu einer großartigen Saison, zu all den Rekorden, zu einer seltenen Überlegenheit in der Liga und ganz im Besonderen zu einer fast fehlerlosen Leistung beim Gastspiel in München.

Wenn man als Bayern-Fan mal ein bisschen durchatmen kann, dann hilft das ungemein. Frust ist ein schlechter Begleiter für eine Fußball-Analyse (wie ich in den letzten 24h im Rahmen der Lektüre diverser Kommentare aus dem Bayern-Umfeld erneut lernen durfte).

Auch hier auf meinem Blog geht es da drunter und drüber.

Endzeitstimmung. Und tendenzielle Kampagne gegen den Trainer.

Geht’s noch?

Sicher, ich mache aus meinem Herzen auch keine Mördergrube.

Im Rahmen des gestrigen Spiels war ich mal am Anschlag. Ich habe mich auch gefragt, was van Gaal da wieder für einen Mist macht, indem er Gustavo auf LAV und Pranjic auf der 6 belässt. Oder Badstuber überhaupt 45 Minuten spielen darf. Oder Robben und Ribéry stur gegen 3-5 Gegenspieler spielen lässt.

Ferner bin ich total angefressen, dass wir seit einiger Zeit im 2-Jahresrhythmus von irgendeiner Fahrstuhlmannschaft um den Titel gebracht werden. Erst Stuttgart, dann Wolfsburg und jetzt der BVB.

ABER (zum Spiel und van Gaal komme ich danach) all diese Mannschaften haben sich im Hintergrund entwickeln können. Viele aus der Not heraus oder mit vielen, vielen VW-Millionen.

Das hat doch mit der FC-Bayern-Welt nichts zu tun, dass ein Felix Magath in der Provinz in Wolfsburg über den Zeitraum seiner Tätigkeit gefühlte 100 Spieler ein- und wieder verkauft, für gefühlte 100 Mio., bis er endlich das Team zusammengestellt hat, dass ihm – und vor allem ihm – den einmaligen Triumph, auch und gerade gegen seinen Ex-Verein, ermöglicht.

Oder eine Borussia aus Dortmund, die aus der Not heraus (drohende Insolvenz) und der ebenfalls erkauften Meisterschaft (im übertragenen Sinne) 2002, irgendwann auf junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs setzen musste und mit Klopp einen verrückten Trainer bekam, der nur noch punktuell ergänzend tätig wurde und parallel die Chance bekam, dieses Team über 2-3(?) Jahre – völlig ungestört von Öffentlichkeit und Erwartungshaltung zur meisterlichen Truppe formen konnte?

Das alles wäre doch beim FC Bayern gar nicht möglich. Von daher – nur kein Neid.

Und wäre wohl los, wenn unsere Führung derlei propagieren würde? Die gleichen „Fans“, die jetzt nach van Gaals Kopf verlangen, würden dem Vorstand auf die Bude rücken.

Also gibt es doch wohl keine Alternative zu dem Weg, den Trainer wie van Gaal einschlagen, oder?

Ein Umbruch am offenen Herzen. Und trotzdem Erfolg. Wobei „Erfolg“ hier kein dreifaches Triple in Folge meint. Aber ein Double plus CL-Finale und in der darauffolgenden Saison in der Bundesliga „oben dran“, im Pokal einen Schritt vorm Endspiel und in der Championsleague kurz davor den Titelverteidiger aus dem Rennen zu werfen und erneut unter den besten acht Team Europas zu stehen.

Ist das nichts?

Sicher, ein wenig reduzierte Augenwischerei. Aber irgendjemand muss ja mal einen Gegenpunkt zu dieser Anti-van-Gaal-Stimmung setzen.

Und das sage ich als Ulianer. Aber hier geht es auch um etwas anderes. Muss ich mich zwischen UH und LvG entscheiden, sage ich: Hoeness. Geht es um Pro oder Contra van Gaal, bin ich klarer Befürworter seiner Strategie.

Was ist die Alternative?

Ein Sammer? Klar. Nach 6 Monaten sind die gleichen Fans wieder beim gleichen Frust wie jetzt.

Mourinho? Und wie. Mal ein ganz einfacher Charakter…

Nein. Sind wir mal ehrlich: Will auf einmal keiner mehr über den Fußball Hitzfeld’scher Prägung gemosert und all den Offensivfußball-Teams insgeheim zugejubelt haben? Ach kommt, das ist nicht Euer Ernst!

Ich bin froh, dass wir inzwischen den Fußball spielen, wie wir ihn spielen.

Wir haben gestern gegen einen besseren Gegner verloren. Wir werden unseren Titel an eine Mannschaft verlieren, bei der dann alles gepasst hat.

Dabei ist das Borussia-Prinzip ganz einfach: Hinten sicher stehen und bei Ballbesitz mit Volldampf nach vorne.

Wenn man dann noch bemerkt, welche Passsicherheit – und Geschwindigkeit – fast alle Spieler drauf haben, dann nötigt mir das Respekt ab.

Es passt. Hier und jetzt. In dieser Saison. Dagegen ist kaum ein Kraut gewachsen. Momentan.

Aber auch dagegen werden sich in der nächsten Saison Rezepte finden lassen und all der jugendliche Elan und die Frische wird sich mit einer Dreifachbelastung und der dann so oder so vorhandenen Erwartungshaltung nicht dermaßen aufrechterhalten lassen. Meiner Meinung nach. Und einige Borussen werden mir hier sicher zustimmen.

Der entscheidende Punkt ist: Borussia Dortmund nutzt Chancen. Nicht nur im Spiel, nein, auch eben in dieser Saison.

In der Vergangenheit hat ein schwächelnder FC Bayern doch auch immer davon, dass keiner der Konkurrenten so richtig diese Schwäche auszunutzen verstand. Nicht so die heutige Borussia.

Das macht den Unterschied aus. Denn wenn die Bayern nicht all die Probleme gehabt hätten, die sie nun einmal hatten, dass würde dort oben in der Tabelle nicht nur der BVB einsam seine Kreise ziehen, nein, dann wären wir wohl zu zweit.

Aber das ist Konjunktiv und davon wollen wir uns doch nun bitte für diese Saison verabschieden. Bezeichnend übrigens, dass mir dieser Spieltag fast zum ersten Mal eine höhere Punktzahl im Tippspiel gebracht hat. Aber das ist ein anderes Thema.

Kommen wir mal zum Spiel selbst.

Herr Schweinsteiger darf dieses Ball vor dem 0:1 durchaus mal entspannt zum Mitspieler schieben, ohne sich dabei die Beine zu verknoten. Ebenso ist es Herrn Badstuber nicht verboten – auch in seinen jungen Jahren – die Übersicht zu behalten und eventuell – vor dem 1:2 – einen Gegenspieler wie Herrn Sahin daran hindern zu solch einem Kunstschuss anzusetzen. Einer Ballfertigkeit, die er ja so noch nie gezeigt hat…

Überhaupt war es der entscheidende Faktor, dass die Klopp’schen Kicker exakt und lückenlos über jede Schwäche unseres FC Bayern informiert waren. Vielleicht haben sie dies mit vielen anderen Gegnern gemeinsam, aber diese schafften es bislang nie, diese vollends(!) auszunutzen:

Robben und Ribéry an die Kette – Offensive im Sack.

Badstuber anspielen – Weg zum Tor frei.

Was selbst Herr Klopp nicht wissen allenfalls erhoffen konnte: Das beide 6er einen mehr als schwarzen Tag erwischten und somit Sahin und Co. völlig(!) unbehelligt schalten und walten konnten.

Mehr Grund gab’s nicht.

Dann also zu Herrn van Gaal.

Was ist gestern passiert, dass van Gaal plötzlich eher seinen Stuhl räumen muss, als nach den Siegen gegen Bremen, Hoffenheim, Mainz oder Inter?

Was kann Herr van Gaal für die Blackouts der halben Defensive?

Es ist ja nicht so, dass mich der Schachzug mit Pranjic und Gustavo nicht auch irritiert hätte, aber was wäre passiert, wenn Gustavo gegen Sahin gespielt, dafür aber Pranjic gegen Götze? Zwei, drei Tore nach Hammerflanken von links?

Gegen Inter und Mainz hat dieser Wechsel funktioniert und was Herrn Sneijder betrifft haben doch vor wenigen Tagen noch alle unseren Trainer für seine Schlitzohrigkeit gelobt.

Man darf kritisieren, dass Robben und Ribéry stur auf ihren Flügeln verharrten und somit unsere Offensive quasi kaum vorhanden war, aber ich frage mich: Was kann Herr van Gaal dafür, dass die offensiven Mitspieler aus ihrer Freiheit (wenn 2-5 Borussen Robbéry decken, ist doch für Müller, Gomez und Co. in der Mitte total viel Platz) nicht, aber auch gar nichts machten?

Was kann Herr van Gaal dafür, dass Herr Müller oder wer auch immer – trotz allem – im Borussen-Strafraum aussichtsreich zum Torschuss kam, diese Gelegenheit nichts nutzte?

Eben.

Man kann van Gaal vieles vorwerfen, manches aber eben auch wiederum nicht.

Für mich sieht die Sache so aus: Wer auf der Entscheidungsebene des FC Bayern jetzt immer noch nicht erkannt hat, wo unser Schuh drückt (Defensive (LAV / IV), Offensive (Backups)), dem kann man nicht helfen.

Ich würde über van Gaal, Nerlinger und Co. erst dann den Stab brechen, wenn in diesem Sommer transfer- und kadertechnisch (immer noch) nicht(s) passiert und wir im Herbst 2011/12 am gleichen Punkt stehen wie aktuell.

Keinen Tag früher, aber auch keinen später.

Der Vorteil an diesen Wochen der Wahrheit ist ja, dass wir kaum Zeit zum Grübeln haben. Am Mittwoch muss hoffentlich Schalke für den gestrigen Samstag büßen und am kommenden Samstag müssen wir uns einfach den dritten (CL-Quali-)Platz zurückholen. Wenn wir in Hannover(!) nicht gewinnen, dann haben wir tatsächlich auch nur die Europa-League verdient!

Was vergessen?

Der Robben-Faktor oder Willkommen im Club, BVB

Mein FC Bayern hat gestern gegen die Lauterer gewonnen. Und zwar ebenso verdient wie standesgemäß. Jedes Tor gegen die Pfälzer ist ein gutes Tor. Nicht nur von uns geschossen.

Gleichwohl wäre allein die Betrachtung des Ergebnisses reine Augenwischerei.

Bis zum 1:0 durch unseren Heilbringer stand der Sieg auf der Kippe. Ein Remis lag in der Luft. Und nicht nur zur Halbzeit.

Es gab zwar jede Menge Alarm in des Gegners Defensive, aber entweder fischte Herr Rodnei die Bälle ab, oder unsere Bemühungen waren zu unpräzise.

Ganz im Gegensatz zu unserer Defensive. Da war gefühlt mit jeder Aktion unseres Gegners Holland in Not.

Alter Schwede, wie viele Fehlpässe waren das in der roten Zone in der ersten Halbzeit? Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen.

Das letztwöchige Gastspiel bei der Werksmannschaft in Niedersachsen habe ich ja (leider) verpasst, aber so oder so ähnlich muss das wohl gegen Ende des Spiels ausgesehen haben. Von daher ein Vorteil, wenn diesmal die zweite Halbzeit die bessere war.

Trotzdem muss man darüber reden dürfen, dass Herr Lahm auch am 19.Spieltag in der Post-WM-Saison seiner Form hinterher läuft, ein Herr Badstuber sichere Pässe zumeist nur zum Torhüter spielen kann und man permanent den Eindruck hat, der bricht sich die Füße, wenn ihm zwei Gegenspieler entgegenkommen und er einen komplizierten Pass spielen müsste.

Zu allem Überfluss agierte Herr Timoschtschuk wie ein A-Jugendlicher, der sein erstes Bundesligaspiel absolviert. Von Herrn Gustavo will ich erst gar nicht reden. Vor dem Spiel habe ich die noch Stirn darüber gerunzelt, dass unser Trainer davon sprach, er hätte „noch Probleme mit der Eingewöhnung“. In welcher Liga hat der in den letzten 1,5 Jahren gespielt? Oder ist das sein Zwillingsbruder?

Im Ernst: Das hört sich nach massivem Bashing an. Vielmehr steckt aber massive Unsicherheit und Befürchtung dahinter, dass es gegen richtig starke (oder euphorisierte) Gegner wie Inter oder Aachen schief gehen könnte.

Wo ist diese Vorbereitung geblieben, von der alle im Verein so extrem geschwärmt haben? Das wirkt alles total instabil.

Umso erstaunlicher, was gestern am Ende dabei heraus kam.

Andererseits muss man dabei erwähnen, dass in der zweiten Halbzeit ein ganz anderer FC Bayern auf dem Platz stand. Ein FC Bayern, der statt eines Pausentee mit Baldrian wohl drei bis vier Tassen Cappuccino gereicht bekam.

Endlich möchte ich hinzufügen.

Auch wenn heuer selbst ein 2:0-Heim-Vorsprung noch keine 100%-tige Souveränität bringt. Gesehen nach dem 1:2-Anschlusstreffer, der wie aus dem Nichts infolge des ukrainischen Luftlochs zustande kam.

Übel.

Dann allerdings der Abpraller, der bei Gomez landete zum vorentscheidenden 3:1. AusdieMaus.

Glücklich zwar, aber selbst das hat uns ja in Wolfsburg gefehlt.

Alles Weitere war zur Abwechslung mal eine Konsequenz, die wir nicht immer genießen durften in dieser Saison. Denn dass das Torverhältnis entscheidend sein kann, sieht man ja daran, dass wir durch die Ergebnisse der Konkurrenz nun schon punktgleich auf Position 3 liegen. Aufgrund des Torverhältnisses. Auch wenn wir davon ausgehen müssen, dass die Gladbacher heute nicht ausgerechnet gegen die Leverkusener zurück in die Spur finden.

Zurück zum Spiel und unseren Helden.

Kraft zeigte ein ordentliches Spiel, lenkte einen Ball stark um den Pfosten. Zweimal ließ er sich aber von unserem Hühnerhaufen in HZ1 anstecken und irrte verwirrt durch den 5-Meter-Raum. Schwamm drüber.

Über die Defensive habe ich schon einiges gesagt. In HZ2 wurde es besser, vor allem auch deshalb, weil von den Lauterern noch weniger kam. Abgesehen von einem kurzen Aufbäumen nach dem Anschlusstreffer.

Das defensive Mittelfeld?

Decken wir den Mantel des Schweigens darüber. Herr van Bommel wird bis zu seinem Abschied seine alte Form der Vorsaison nicht wiederfinden. Und als Kapitän genießt er unter unserem Trainer aus Prinzip Artenschutz. Iss so. Kann man nicht ändern, braucht man sich also auch nicht drüber aufzuregen. Herr Gustavo wechselte sich ja mit Herrn Pranjic auf diversen Positionen ab. Sicherer wurden seine Aktionen dadurch in der Breite nicht.

Die Flügel waren lahm. Schade. Allein Herr Robben und Herr Müller machten Alarm. Ganz vorne. Dahinter kam allerdings nichts nach und so blieben es Einzelaktionen. Gefährliche zwar und im weiteren Verlauf erfolgreiche, aber „wie aus einem Guss“ ist was anderes.

Die restliche Offensive?

Herr Schweinsteiger – bemüht.

Herr Gomez – nicht minder. Aber was unser schwäbische Spanier da in der ersten Halbzeit zeigte, war mehr als ausbaufähig. Sein eindeutiger Vorteil gegenüber Konkurrent Klose: Er redet nicht nur von Stammplatz, er rechtfertigt ihn, indem er Chancen auch verwertet. Und sich jetzt sogar in der Torschützenliste nach vorne geballert hat. Respekt.

Chancen muss man nutzen. Und das hat der FC Bayern gestern endlich einmal wieder konsequent getan. Nicht mehr und nicht weniger. Das es überhaupt zu derlei Chancen kam, haben wir aber auch der Rückkehr eines Herrn Robben zu verdanken.

Wo wären wir, wenn er schon früher… ach lassen wir das.

Was mich freut – fernab jeglichen Aufholjagd-Gefasels – dass die Dortmunder nun endlich auch einmal von ihrer eigenen bitteren Medizin gekostet haben. Überlegen gespielt, 1:0 geführt und spät den Ausgleich bekommen, weil man Chancen nicht nutzt? Willkommen im Club, Ihr Dortmunder!

Mehr gibt es von meiner Seite nicht zu sagen.

Jetzt geht’s nach Aachen, dass wird ein heißer Tanz. So aus Prinzip und weil die Grenzstädter nix anderes haben, worauf sie sich konzentrieren können/müssen. Danach gegen die Bremer, die sich ebenfalls mental schon seit Wochen auf ihr Heimspiel gegen uns freuen. Auf ein Heimspiel, in dem sie sich wieder mit 11 Mann am eigenen Strafraum versammeln werden um dann unsere Wackeldefensive mit massiven Kontern zu überraschen. Um was wollen wir wetten?

Bis dahin genieße ich allerdings noch dieses wundervolle Ergebnis von gestern. Gegen meine „Lieblingsgegner“.