Nach der Niederlage in der Championsleague hatten wir alle eine Reaktion in der anschließenden Bundesliga-Partie gegen Hoffenheim erwartet. Ich auch. Jetzt, ein Tag nach dem Spiel, bin ich allein schon mit den drei Punkten mehr als zufrieden. Vor allem, wenn man den inzwischen abgeschlossenen Spieltag komplett betrachtet.
Nein, die Kraichgauer sind schon lange kein echter Gegner mehr für den FC Bayern. Und seit dem allerersten Aufeinandertreffen ist viel Wasser die Isar hinuntergeflossen. Nicht zuletzt die letzten Ergebnisse sprechen da eine deutliche Sprache.
Wer aber ein 7:0 erwartet hatte, hatte gestern auf das falsche Pferd gesetzt. Dazu waren die Bayern nicht in der Lage. Und das lag nicht nur daran, dass ihnen ein Robben in Galaform fehlte.
Es lag an anderen Dingen.
Da wären die Strapazen der Reise nach Weißrussland zu nennen. In erste Linie aber die Tatsache, dass die TSG ihre Sache recht gut machte. Und „die Sache“ der TSG ist es nun einmal gegen den FC Bayern tief zu stehen, körperlich hart zu spielen und alle Kopfballduelle in der Defensive zu gewinnen. Es sollte zumindest reichen, den Münchnern nur die beiden gesehenen Tore zu ermöglichen.
Ferner man sagen muss, dass es einigen Heynckes-Kickern offenbar ob des guten Saisonstarts ein wenig langweilig zu sein scheint – wie anders ist zu erklären, dass der Sportskamerad Mandzukic derart in einen Zweikampf geht und seinen Kollegen Müller so verletzt? Dieses Ellbogen-Thema eilte ihm ja als Ruf schon aus Wolfsburg voraus, aber gegen die eigenen Mitspieler?
Wie auch immer – Thomas Müller hat offenbar keine bleibenden Schäden davon getragen und wir konnten – Gott sei Dank – für ihn einen Shaqiri einwechseln.
Die gelben Karten für die (übliche) körperliche Spielweise der Hoffenheimer gab es ja dann erst gegen Ende des Spiels – ich hoffe, wir erleben hier in den nächsten Tagen nicht noch einige Überraschungen aus der medizinischen Abteilung…
Zum Spiel zurück.
Die Kopfbälle.
Ich gebe zu, ich war schon beeindruckt, wie kopfballstark die Defensive der TSG agierte. Und auch in der Offensive habe ich z.B. fast nur verlorene Kopfballduelle von Herrn Lahm in Erinnerung. Ok, keine Kunst. Zu dumm, dass wir zu lange auf dieses Mittel setzten. Also Flanken in den gegnerischen Strafraum. Erst die individuelle Klasse eines Franck Ribéry verlieh unserer Überlegenheit den gebührenden Ausdruck (mit einer vorherigen Kopfball-Stafette). Sicher, mit entsprechender Chancenverwertung hätte es auch 3:0 oder 4:0 ausgehen können (was eher meiner Erwartungshaltung entsprochen hätte), aber dafür waren wir offenbar geistig und körperlich nicht frisch genug und zweitens ist ein Sieg immer noch ein Sieg, ist ein Sieg!
Wir haben alle unsere Spiele in der Bundesliga gewonnen. Alle! Was gibt es da noch zu kritisieren?
Womit wir beim Thema Sammer, Heynckes, Hoeneß, Rummenigge und den Medien sind.
Wenn man den Anspruch hat, ein jedes Spiel gewinnen zu wollen – wie z.B. der FC Barcelona – dann kann man auch mit schwachen Siegen, die erst spät zustande kommen, nicht zufrieden sein. Währet den Anfängen des Schlendrian.
Man kann das auch kritisieren und diese Kritik auch formulieren. Und man kann das intern oder öffentlich machen.
Man muss allerdings wissen, dass, wenn man dies als Angestellter des FC Bayern macht, das mediale Echo gewaltig ist und man „den Medien“ Steilvorlagen liefert. Beschweren sollte man sich darüber dann eher nicht.
Meine Meinung zu diesem Thema sieht wie folgt aus:
Herr Sammer hat Recht. Herr Heynckes aber auch. Ebenso wie die Herren Hoeneß und Rummenigge (Herrn Beckenbauer nehmen wie hier mal bewusst heraus aus der Wertung).
Und ganz im Inneren vermute ich, dass all das genauso gewollt war! Uli Hoeneß lacht sich auf seiner Terrasse am Tegernsee sicherlich seit Tagen ein Loch ins Knie, weil Sammer viel schneller und viel intensiver (als es ein Nerlinger je gekonnt hätte) in seine Fußstapfen zu treten scheint. Nebelkerzen galore.
Wenn bei den Bayern die aktuelle Siegesserie reißt, ist Feuer unterm Dach. Vor allem mit der Vorgeschichte der letzten beiden BVB-Titel. Solange man gewinnt, ist alles gut.
Wieso dann mal nicht einfach antizyklisch kritisieren? Reizpunkte setzen? Auf wen sollte Sammer Rücksicht nehmen? Glaubt wirklich jemand, dass Heynckes über 2013 hinaus beim FC Bayern Trainer ist?
Demontiert er dann nicht erst Recht dem Trainer? Nein, denn Heynckes hat sich ja gewehrt und klare Kante gezeigt.
Kurzum: Bei all dem medialen Gewitter: Hat irgendjemand in größerem Umfang Schlagzeilen über die „schlechten“ Leistungen unserer Spieler in Bremen oder Borisov gelesen? Nein? Siehste!
Vielleicht ist all dies eine Milchmädchenrechnung, klar. Aber jetzt ist ohnehin erst einmal Länderspielpause (die letzte in 2012, oder? ODER?). Und wer wird sich danach noch an diese Scharmützel erinnern?
Wir sind der FC Bayern und wir haben eine Reaktion auf 2011 und 2012 gezeigt. Wir liegen nach dem siebten Spieltag und sieben(!) Siegen fünf Punkte vor dem Tabellenzweiten und neun(!) Punkte vor dem Meister aller Klassen. Dieser Anblick gefällt mir wesentlich besser als anders herum, das kann ich euch sagen. Genießen wir den Augenblick.
Das nächste Spiel wird ein so oder so besonderes sein – ich verfolge es live. Mit meiner Frau (Fortunin)! Zum ersten Mal in dieser Konstellation. Ob wir nach dem Spiel einen alleinigen Startrekord in der 50-jährigen Bundesliga-Geschichte aufgestellt und noch mehr Vorsprung (auf den BVB) erzielt haben werden?
Wir werden es sehen, bis dahin: Bitte keine Verletzten bei den Nationalmannschaften! Und baldige – vollständige Genesung bei Gomez und Alaba.
Auf geht’s, Ihr Roten!