Fans des gleichen Vereins – auf unterschiedlichen Planeten

Seit Tagen schleppe ich dieses Thema mit mir herum. Und zunächst wollte ich darüber gar kein Wort verlieren. Aber in diesen Stunden tröpfelte es dann doch aus mir heraus.

Aber ich bin ja auch kein Ultra. Der vom königsblauen Pendant immer verhauen wird…

Was soll das?

Es kam mir in den Sinn, nachdem ich am Wochenende die beiden (erneuten) Statements aus unserem Fanlager gelesen hatte.

Einerseits einen Kommentar des Club Nr.12 Vorstands, andererseits einen Bericht der Schickeria.

Man fühlte sich ob der inzwischen medialen Übermacht zu derlei genötigt. Also noch einmal Stellung zu beziehen und die eigenen Beweggründe herauszuarbeiten.

Für mich unterscheiden sich diese beiden Beiträge zur aktuellen Problematik rund um den FC Bayern. Und zwar massiv.

C12 differenziert.

Der Großteil der Fans […] die beim letzten Heimspiel ihren Unmut auf verschiedensten Wegen und Niveaustufen zum Ausdruck brachten, wollten gegen eine Entscheidung des Präsidenten oder des Vorstands demonstrieren, und nicht gegen den Präsidenten selbst.

und weiter…

Um die Unterstützung für Uli Hoeneß zu belegen, hätte eine einzige Zahl gereicht: 99,3. Neunundneunzigkommadrei Prozent der Mitglieder haben Uli Hoeneß vor eineinhalb Jahren zum Präsidenten gewählt. Natürlich weiß man nicht, wie die nächste Wahl ausgeht. Es ist nicht auszuschließen, dass es mal ein paar Prozent weniger werden. Aus den Protesten von vor zwei Wochen aber abzuleiten, ein Teil der Fans würde am Stuhl des Präsidenten sägen, versuchen an mehr Macht zu gelangen oder eine Revolution nach nordafrikanischem Vorbild stünde kurz bevor, erscheint doch sehr weltfremd. Zumindest die Fanbetreuung des FC Bayern, die ja sehr nah am Puls der Südkurve sein sollte, hätte der Vereinsführung berichten müssen, dass der Ursprung der Proteste ganz andere Gründe hatte: Die Enttäuschung darüber, dass der Lokalrivale ein weiteres mal auch durch die – zumindest passive – Unterstützung des FC Bayern vor der Insolvenz gerettet wurde, obwohl Präsident und Vorstand vor einem halben Jahr aus Sicht der Fans anderes angekündigt hatten.

Für mich hört sich das ganz anders an, als alles andere, was ich aus der „Fanecke“ bislang vernommen habe. Damit kann sogar ich ganz gut umgehen, denn schließlich bin auch ich nicht ganz Vorstandskritikfrei.

Diesen Kommentar las ich zuerst und war schon wieder viel versöhnlicher gestimmt. Gegenüber diesem Teil unserer Fans.

Dann aber die Zeilen der Schickeria.

Alles ganz nett und höchst ausführlich. Auch in einer Wortwahl, die man konstruktiv nennen konnte. Zunächst. Im oberen Teil. Aber der Reihe nach.

Manchmal habe ich den Verdacht, dass hier ganz bewusst und explizit versucht wird, unter allen Umständen den Eindruck zu vermeiden, man könnte sprachlich nicht mit den sogenannten „richtigen“, „klassischen“ Medien mithalten. Viele Sätze wirken da extrem angestrengt, übertrieben ausformuliert. Aber das ist nur mein persönlicher Eindruck.

Des Weiteren versucht man den Eindruck zu erwecken, dass man auf Differenzierung wert legt. Also der eigenen Position, nicht die der anderen.

Woran ich das festmache?

An solchen Sätzen (Hervorhebung von mir):

Keine Frage, all diese Leute sind der Club und sie sind – in bestimmten Dingen – wichtig. Aber andere sind es eben – in bestimmten Dingen – auch. Eine Fankurve und ihren harten Kern oder auch einen langjährigen Fan auf der Tribüne kann man nicht mit einem bloßen Zuschauer im Stadion oder vor dem TV gleichsetzen – ihnen gebührt im Konstrukt des Vereins die gleiche Anerkennung, Wertschätzung und moralische Funktionalität wie beispielsweise einem Ehren- oder Ältestenrat.

Es wird auch über das Thema „Einfluss“ geredet. In diverse Richtungen.

Nun ja, um „Einflussnahme“ in Maßen auf die Vereinspolitik geht es zweifelsohne, um großartige „Machtinteressen“ eher weniger.

Einerseits. Andererseits:

Darum, in manchen Fällen dort ein „moralisches Veto“ einzulegen, wo die Manager des „modernen Fußballs“ über dem Tagesgeschäft das Gespür dafür verloren haben, wann es genug ist.

Nicht nur das. Sondern (wenn auch ein wenig schwammig):

Und vielleicht wollen sie auch in seltenen Ausnahmefällen einmal, dass bestimmte Personen NICHT Teil „ihres Vereins“, nicht Teil des großen Ganzen werden. Und zwar wegen Dingen, die diese Person betreffen und nicht deren Kompetenz oder Leistungsfähigkeit.

Kurz danach geht man in die Details.

Was ist das Problem der Südkurve mit dem Top-Torhüter Manuel Neuer?

Wohlgemerkt: „der Südkurve“ und nicht „der Schickeria“…

Nur ist die „Causa Neuer“ eben kein Durchschnitts- sondern ein äußerst seltener Spezialfall. Manuel Neuer war nicht nur irgendwie Schalke-Fan, der auch mal Spiele in der Kurve verfolgt hat, oder in irgendeinem Fanclub – Manuel Neuer IST Mitglied in der Buerschenschaft, welche zu den Ultras der Schalker Nordkurve gehört, also jenem harten Kern der Kurve, der durchaus auch mal militant und rabiat werden kann, wenn es um den FC Schalke oder die Freunde aus Nürnberg geht. Und das nicht, weil ihm am Trainingsgelände irgendeiner ein T-Shirt überreicht hat, sondern aus Überzeugung: Weil er mit den Jungs aufgewachsen ist, ein genauso fanatischer Schalker ist und sich auch in vollem Umfang dazu bekennt. An sich nichts Verwerfliches – nur passt er somit eben nicht nach München. Wie sollen die Fans in der Südkurve aus vollen Stücken jemanden anfeuern, von dem sie ALLE wissen, dass dessen beste Freunde in Auseinandersetzungen mit Leuten aus derselben Südkurve verwickelt und dieser in ausdrücklicher und tiefer Abneigung verbunden sind. Angesichts der Tatsache, dass Neuer eben nicht nur Fanleidenschaft honoriert, sondern selbst Teil der radikalen Fanbewegung ist – und das ganz bewusst.

Womit wir beim Thema Gewalt sind. Die Schickeria bewegt sich hier auf ganz dünnem Eis. Und deshalb ist dieses Argument für mich eher schwach. Mehr als schwach.

Noch andere Argumente?

Der junge Mann hat seine Provokation mit der Eckfahne damals nicht ohne Grund gemacht – es war ein Gruß an die Nordkurve, eine Geste für seine „Kumpels“. […] Manuel Neuer ist eine Provokation.

Naja. Wenn ich hier mal aufzählen würde, was für mich alles eine Provokation darstellt. Lassen wir das. Beim Thema 1860 geht es dann ebenfalls noch um Gewalterfahrungen.

Viele aus der Fanbasis verbinden mit dem Lokalrivalen eben auch ganz persönliche, oft generationenübergreifende Erfahrungen und Erinnerungen abseits grauer Theorie. Daran, dass ihnen vielleicht schon als kleinen Schuljungen in Giesing ganz reale blaue Steine hinterher geworfen wurden, dass sie und ihr Verein unzählige Male von Leuten, die nichts aber auch gar nichts vorzuweisen haben, aufs niederste vollgepöbelt wurden, dass die Blauen ihren Wiederaufstieg in die Bundesliga bei ihrem ersten Heimderby im Olympiapark mit brennenden Bayern-Kutten zelebrierten, vor allem aber, dass die Anhänger des Lokalrivalen keine eigene Identität besitzen sondern sich nur und ausschließlich über eine durch und durch prollige Anti-Identität gegenüber dem Aushängeschild dieser Stadt definieren und sich daher, obwohl sich eigentlich keiner für sie interessieren würde, ständig irgendwie an den FC Bayern ranhängen müssen um sich zu produzieren – und somit im ganz realen Alltag eben kurz gesagt hauptsächlich eines sind: Lästig, nervig und ÜBERFLÜSSIG!

So. Wer sich wundert, dass dieser Beitrag bisher fast nur aus Zitaten besteht, dem sei ans Herz gelegt, dass oft diese Zitate ja schon für sich wirken. Ich habe zu all diesen Dingen natürlich auch eine eigene Meinung und wer sich seinerseits eine Meinung über diese Statements bilden will, ganz ohne meine Selektion, dem seien die Direktlinks empfohlen.

Meine Meinung sieht folgendermaßen aus.

1. Wir leben in einem freien Land. Hier darf jeder seine Meinung sagen. Auch und gerade Fußballfans.

2. Die Form sollte dabei aber gewahrt bleiben. Ansonsten diskreditiert sich die Kritik schon im Ansatz selbst.

3. Wer Gewalt selbst als Mittel zum Zweck ansieht und sich nicht eindeutig genug von ihr distanziert, verliert die eigene Berechtigung bei diesem Thema mit zu diskutieren.

4. Alle Fans sind gleich. Aber manche Fans sind gleicher als gleich? Nicht auf meinem Planeten.

5. Hat Manuel Neuer persönlich Bayern-Fans geschlagen? Allein, weil er in seiner Jugend in der Kurve stand und Mitglied der Ultras war? Bezichtige ich jedes Schickeria-Mitglied persönlich an den oben erwähnten Attacken beteiligt gewesen zu sein? Verwehre ich all unseren Ultras ebenso wie Neuer das Recht, zu reflektieren und Einstellungen, Überzeugungen zu ändern?

6. Und selbst wenn Neuer immer noch ein Ultra ist – wie ginge dies mit einem Wechsel zum FC Bayern zusammen? Achso. Söldner ist er also auch noch. So wie Herr Gomez? Oder Herr Robben? Oder die Herren Lahm und Schweinsteiger, die ja nur aufgrund der schönen Landschaft und der guten Luft in München geblieben sind.

7. Ist Ultra zu sein, der einzig mögliche Lebensentwurf, wenn man sich für Fußball interessiert? Wie würde es wohl in diesem Land aussehen, wenn nur alle 10 Millionen Bayern-Fans sich ausschließlich mit Fußball, Groundhopping und Ultra-Choreos beschäftigen würden?

8. Hier finden Sie Platz für Ihre Notizen.

Um das noch einmal klar zum Ausdruck zu bringen: Ich respektiere die Ansichten von ultra-engagierten Fans. Ich war früher selber einer. Wenn man grob obige Maßstäbe anlegt.

Was mich allerdings mehr als stört sind die Alleinvertretungsansprüche, die ich immer und immer wieder aus dieser Ecke zu hören bekomme.

Hier geht es nicht um nicht wollen, sondern einfach oft auch um nicht können (Allesfahrer, Dauerkarte, etc.). Außerhalb der Ultra-Welt hat man für derlei Einschränkungen Verständnis.

Abschließend hoffe ich trotzdem, dass wir alle innerhalb der Bayern-Familie, ob Allesfahrer oder Logenbesitzer und Sky-Abonnent, irgendwann zusammen finden.

Zum Wohle des FC Bayern!

Denn der ist größer – ich muss es noch einmal erwähnen – als alles andere. Selbst wenn einige wenige dies immer noch anders sehen. Schade.

Was uns antreibt oder Wieder einer weniger

Torsten Wieland aka „Königsblog“ aka „Drei Ecken, ein Elfer“ hört auf. Mit dem Bloggen. Wie er sagt.

Völlig überraschend. Für Außenstehende. Für ihn wohl weniger, weshalb genau, versucht er zu erklären.

Das hat selbstverständlich nichts mit der sportlichen Situation meines Vereins zu tun, und auch in meinem Privatleben hat sich zum Glück nichts verändert, was mich zu diesem Schritt zwingen würde. Es ist nur eben so, dass mir dieses Ding hier über den Kopf gewachsen ist. Es ist mir zu wichtig geworden, es verbraucht einen zu großen Anteil meines Freizeit-Kontingents, öfter als manchmal verursacht es mir Stress.

Derlei macht mich traurig und immer ein wenig nachdenklich. Herrn Wielands Abschied ist nicht der erste und wird nicht der letzte Blogger-Ausstieg sein, aber trotzdem denke ich jedes Mal auch ein wenig über mich selbst und mein Bloggen nach.

Über die Jahre gab es mehr als einmal tiefe – inhaltliche – Differenzen zwischen uns. Teilweise fühlte ich mich ganz direkt angegriffen, eine entsprechende Reaktion folgte. Im persönlichen Gespräch – bei einem der ersten Sportblogger-Treffen überhaupt – sah das anders aus. Soviel zum Thema „zwischen den Zeilen lesen“.

Traurig bin ich in erster Linie, weil mit seinem Abschied ein großer, vor allem qualitativer Verlust in unserer „Szene“ einhergehen wird. Eine – auch sprachliche – Qualität, von der ich mir ab und an selbst eine Scheibe abschneiden konnte.

Naja, nicht zu ändern.

Noch mehr Gedanken hat mir seine Begründung insgesamt (und eben wiederholt – siehe oben) beschert.

Er redet von einem Anspruch, den er an sein Blog, seine Beitragsfrequenz hat(te) und ihm das „alles über den Kopf gewachsen sei“.

Ähnliche Probleme habe ich natürlich auch. Permanent. Mein „Hobby“ Fußball – und da geht es nicht nur um das Blog, sondern auch um Twitter und echtes Konsumieren via TV oder Stadion – nimmt einen entscheidenden Platz in meinem Leben ein.

Meine Frau wusste das zwar noch nicht, bevor sie sich für mich entschied, aber sie ist trotzdem geblieben. Mein Umfeld weiß um meine geblockten Termine rund um Bayern-Spiele (Naja die meisten, die anderen lernen es halt jedes Mal neu).

Fußball ist Teil meines Lebens. Meine Gedanken dazu ebenfalls. Mein Weblog ist Ausdrucksmittel meiner Gedanken. Ein Mittel zum Zweck diese Gedanken mit anderen zu diskutieren. Mein Weblog ist somit kaum von meinem Fußball zu trennen.

Mein Ansatz mit meiner knappen – frei verfügbaren – Zeit umzugehen, ist/wäre also nicht, mein Weblog zu schließen, sondern mein Schreiben, meine Frequenz, meine Aktivität meinem Leben anzupassen.

Für Torsten war dies – so habe ich ihn zumindest verstanden – keine Option. Ganz im Gegenteil.

Aber mal ganz ehrlich: Mit Dingen wie „um vier Uhr morgens sich den Wecker zu stellen, um einen Text zu schreiben“ oder dem – sicherlich sehr erfolgreichen, aber mehr als aufwändigen – ESR, schafft man sich natürlich dann selbst den Druck, der einem dann irgendwann – notgedrungen – über den Kopf wächst, oder liege ich da in meiner Vermutung völlig daneben?

Dazu dann noch der Relaunch im Sommer, der ebenfalls mehr als schick gelang, aber einen weiteren Anspruch erzeugte, fast für jeden Beitrag noch ein passendes Bild zu finden.

Alles einwandfrei und klasse – ein ganz-oder-gar-nicht-Ansatz ist nobel, aber eben nicht der meine.

Ich persönlich habe mich schon lange davon verabschiedet, hier jeden Tag einen Beitrag zu veröffentlichen – wieso auch? Gibt es jeden Tag etwas über den FC Bayern zu schreiben? Ok, schlechtes Beispiel. Aber ich muss nicht zwingend jeden Tag meinen Senf abgeben (auch dies war früher anders, aber da hatte ich über Monate einigermaßen viel Tagesfreizeit).

Mein Ansatz – im Rahmen meiner Freizeit – ist es (seit ich Kinder und Familie habe) stets und zu jedem Spiel meines FC Bayern einen Beitrag zu verfassen. Zeitnah zum Spiel. Aber nicht (immer) direkt nach Abpfiff. Oder am Morgen vor der Arbeit. Zusätzliche Beiträge zu Bayern-Themen abseits der Spiele sind dann der Luxus. Themen ausserhalb des FC Bayern kommen so gut wie gar nicht mehr vor.

Anfangs hat es mich noch gestört, dass meine Besucher hier irgendwann angefangen haben selbstständig zu diskutieren. Unter dem aktuellsten Beitrag oder einfach da, wo es gepasst hat. Anfangs habe ich mir selber noch Stress gemacht, möglichst schnell nach einem Spiel Berichte zu schreiben, damit die Kommentare auch bloß zum Spiel passen.

Das ist vorbei.

Hätte ich derlei nicht irgendwann akzeptiert und würde ich meine Beiträge jetzt nicht so schreiben (vom Zeitpunkt her) wie ich sie schreibe, wäre ich sehr wahrscheinlich auch längst an dem Punkt an dem Torsten nun ist.

Schade.

Denn mir würde mein Weblog mehr als abgehen. Trotz Twitter, dass ich – dank iPhone – immer intensiver nutze (und aus genau diesem Grund – zum ersten Mal überhaupt – zu einem Thema (Ulianer vs. van-Gaalisten) keinen eigenen Beitrag schrieb…).

Nein. Dieses Medium hier werde ich so schnell nicht aufgeben. Da könnt ihr alle sicher sein!

Jemand meiner Meinung?

Der Weltuntergang steht unmittelbar bevor. Oder so.

Mein Sohn hat weit über 39 Grad Fieber. Die Mandeln sind ebenso entzündet wie unsere Nächte kurz.

DAS sind Probleme.

Was kümmern mich da ein paar Millionäre, die ihrem Hobby nachgehen und in kurzen Hosen einen Lederball über gepflegte Grashalme stolpern?

Hier könnte dieser Beitrag beendet sein.

Wenn es da nicht doch noch eine andere Wahrheit gäbe. Die eines Fans. Eines Fans, der mittlerweile eigentlich keine Lust mehr hat, nach jedem Spiel seiner Mannschaft ein Grundsatzmanifest zu veröffentlichen.

Der erste Entwurf für diesen Beitrag enthielt – in meinem Kopf – viele Kraftausdrücke. War eher als destruktiv und aufrührerisch zu bezeichnen.

Jetzt 24 Stunden später, nach dem ausgiebigen Studium diverser Kommentare und Berichte zum Thema bin ich eher ruhig.

Ich bin’s leid. Nach jedem Spiel alles grundsätzlich in Frage zu stellen. Was soll das auch bringen? Soll 2009 als 4-Trainer-Jahr in die Geschichte des FC Bayern eingehen? Muss ich nicht haben.

Sollen wir einfach nur weiter Kapital vernichten? Spieler überteuert kaufen, um sie nach einer Hinrunde mit massivem Verlust zu verschenken?

Wohin soll das führen? Ist die (Fußball-)Welt inzwischen so schnelllebig geworden? Oder ist das nur beim FC Bayern so? Inzwischen?

Die Bayern haben immer noch die Chance die Gruppenphase der Championsleague zu überstehen und in die K.O.-Runde einzuziehen.

Zwei Siege der Bayern, kein Juve-Sieg in Bordeaux und der zweite Platz geht klar.

Natürlich kann man sich die Frage stellen, ob man es mit derlei Leistung überhaupt „verdient“ hat, weiter an der Königsklasse teilzunehmen.

Gegenfrage: Wieviele Mannschaften würden diesbezüglich gerne mit dem FC Bayern tauschen, die Millionen der Championsleague zu bekommen – egal mit welcher Leistung oder Ergebnissen in dieser Vorrunde?

Dazu gibt’s sicherlich keine zwei Meinungen unter uns Bayern-Fans. Es doch noch zu schaffen, würde mich nicht stören.

Klappt es nicht, geht dann die Welt unter? Offensichtlich. Wenn man einige Kommentare in unserem Umfeld zu liest.

Für mich nicht.

Wieso?

Weil die Bayern diese Gruppenphase schon im Heimspiel gegen Juve vergeigt haben. Ein Sieg dort und man hätte sicherlich gestern ganz anders gespielt. Von der Belastung, von der Perspektive her.

Aber diese Verschwendung stört mich schon die ganze Saison. Klar. Ist schon immer ein Problem des FC Bayern gewesen. Aber wo würden wir stehen, wenn wir nur ein bißchen mehr Kaltschnäuzigkeit an den Tag gelegt hätten. Nur in den Spielen, als wir die Chancen und die Überlegenheit hatten.

Im Heimspiel gegen Bremen, gegen Juve. Die Liste erscheint endlos.

Ist aber alles müßig.

Und in meinen Augen auch nicht das Problem des Trainers.

Ich denke nämlich nicht, dass van Gaal seinen Spielern verbietet Tore zu schießen. Oder sich einen Spaß daraus macht, mal eine passende Einstellung an den Tag legen zu lassen (wie im Pokal in Frankfurt). Und mal nicht (wie in HZ1 in Bordeaux).

Die Klasse, die in jedem Spieler im Kader des FC Bayern steckt, wurde sicherlich nicht von einem van Gaal abgesaugt. Oder wegtrainiert.

Aus meiner Sicht gibt es „lediglich“ folgende Probleme:

– Vorbereitung & Verletzungen

Beim FC Bayern häufen sich in den letzten Jahren die miserablen Vorbeitungsphasen. Und das liegt nicht nur an EM- und WM-Turnieren.

Was wäre zum Start der Saison möglich gewesen, wenn van Gaal den kompletten Kader gesund und über die vollen vier Wochen zur Verfügung gehabt hätte? Aha.

– Systeme

Louis van Gaal hat eine bestimmte Vorstellung von Fußball. Ein System vor Augen. Dummerweise ist das eins, dass beim FC Bayern so in den letzten Jahren nicht gespielt wurde.

Dieser Punkt wurde aber offenbar von den Verantwortlichen des FC Bayern bewusst in Kauf genommen. Also diese notwendige Umstellungsphase. Es wird zwar langsam, aber zäh ist’s trotzdem. Was haben wir aber von einem funktionierenden System, wenn wir in allen Wettbewerben nur noch um die goldene Ananas spielen? Schwierig.

Womit wir beim nächsten Problem wären:

– Trainerwechsel

Seit Juni 2008 hatte der FC Bayern vier Trainer.

Hitzfeld – der ja in den Augen vieler Bayern-Fans immer noch als Messias gefeiert wird. Aber muss ich vielleicht all die Spielberichte raussuchen, wo ich mich über ihn aufrege? Über die Spielweise, zwar erfolgreich, aber nicht wirklich schön anzusehen? Und muss ich all die Bayern-Fans wie -Verantwortlichen zitieren, die „endlich auch mal schönen Fußball sehen wollten“? Weil sich der Erfolg beim FC Bayern ja ohnehin im Abo realisieren lässt?

Klinsmann brachte dann die (lange vermissten) Innovationen. Alle waren begeistert. Hurra-Fußball. Und alles so modern. Als alles den Bach runter ging, wollte es aber keiner gewesen sein.

Dann Heynckes. Meine Güte. Wieviele weinen jetzt DonJupp wieder hinterher? Weil er mit Leverkusen an der Spitze steht? Und will noch jemand zugeben, dass man damals dachte: „Naja, ganz nett, aber nach fünf Spielen ist Schluss, oder? Schließlich wollen wir ja einen Trainer mit Perspektive. Was Junges, Frisches…“?

Und jetzt van Gaal.

Systemfußball. Ein Hauch von Ajax und Barca beim FC Bayern. Geil.

Kurz danach sind irgendwie alle verwirrt, dass die Spieler, die vor 16 Monaten noch mit Glanz und Gloria das Double geholt haben, plötzlich alle total neben der Spur sind?

Vielleicht ein bißchen viel Wechsel in so kurzer Zeit?

Ein erneuter Trainerwechsel soll das Abhilfe schaffen? Na dann.

Nein, nein.

Ich glaube, dass das alles eine Kopfsache ist. Und auch wenn es die meisten nicht hören wollen. Weil wir Bayern so etwas niemals in Anspruch nehmen sollten, dürften: Glück kann man erzwingen. Machen wir aber zuletzt nicht mehr.

Ein Toni kann in Bordeaux statt des Pfosten auch das Tor treffen. Dann holen wir mit 10 Mann dort noch ein Remis. Ein Brafheid kann seine Flanke statt auf die Latte auch ins Tor lenken. Der Schiedsrichter kann das Handspiel auf der Torlinie als Elfmeter für die Bayern werten. Die Bayern (Butt) hätte(n) davon absehen können, sich die beiden Tore der Franzosen irgendwie selbst ins Netz zu legen. Und, und, und.

Würden wir dann jetzt den Weltuntergang in München besprechen?

Das ist mir alles zu platt. Zu einfach.

Mein Vorschlag zur Güte: van Gaal den Rücken stärken. Ihn als Perspektive für die Zukunft sehen. Auch in der Öffentlichkeit. Ihn machen lassen. Den Kader weiter auf seine Vision umstellen. Punktuell. Wie das all die Anderen machen. Im Winter und nächsten Sommer ausmisten. Vorschläge gibt’s da genug. Eine weitere Übergangssaison akzeptieren.

Insofern es nur die geringste Chance gibt, dass wir aus all dem gestärkt zurückkommen, bin ich dabei. Allein die Vision, in Zukunft solche Dinge wie den Pokalauftritt in Frankfurt auch gegen die sogenannten Topteams zu zeigen, lässt meine Gedanken fliegen.

Dafür nähme ich sogar die Europa League in Kauf. Wäre doch spaßig im Halbfinale gegen den HSV zu spielen. Würde dafür auch ’ne Papierkugel stiften.

Vielleicht den Pokal gewinnen und in der Bundesliga irgendwie oben dran bleiben. Championsleague-Platz. Mindestens die Qualifikation.

Ist das weltfremd?

Aus meiner Sicht nicht. In den Verein muss endlich mal Ruhe einkehren!

Dafür bräuchte es allerdings noch eine weitere Veränderung: Weniger Interviews und öffentliche Statements unserer Führungskräfte. Schwer, ich weiß, aber unabdingbar für obige Ruhe.

Nur ein Beispiel: Die Torwart-Diskussion. Was soll das? Da hat man endlich mal Ruhe und einen Keeper zwischen den Pfosten, der eben diese ausstrahlt. Und was passiert? Man eröffnet diesem, dass er sowieso nur noch befristet sein Job machen darf und man Sommer so oder so ’nen Neuen holt. Und dann ist immer wieder dieser Neuer das Thema. Was haben unsere Bosse eigentlich an dem für einen Narren gefressen? Benaglio, ok. Von mir aus auch Adler. Aber Neuer?

Egal. Eigenes Thema.

Kann sich in diesem Zusammenhang aber vielleicht jemand vorstellen, dass ein Butt sowas nicht völlig egal ist? Er sich einfach so – nach Wochen der Sicherheit im Tor – zwei Klöpse erlaubt? Da besteht kein Zusammenhang? Nein? Ach so. Na dann.

Muss ich noch mehr zum gestrigen Spiel sagen?

Nö. Keine Lust.

Ich erwarte jetzt für Samstag einfach nur eine Steigerung. Egal in welcher Form. Und natürlich einen Sieg. Alles andere bringt uns nicht weiter.

Punkt.

Ist Klinsmann als Trainer noch tragbar?

Heute ging echt der Punk ab. Hier. Bei Twitter. Und überhaupt. Alles fing schon während des Spiels der Bayern in Barcelona an und hat bis jetzt noch nicht aufgehört. Wundert mich, dass es keinen Brennpunkt im Ersten gab…

Interessant finde ich, dass das Thema Klinsmann die Bayern-Fans und alle, die sich mit dem Thema Bayern beschäftigen so derart umtreibt. Meine eigenen PIs haben sich innerhalb eines Tages verdoppelt. Da ist meiner Meinung nach aber auch viel Hysterie dabei. Dieser Beitrag soll ein Gegenpol sein.

Jürgen Klinsmann ist ein streibarer Geist. Das war schon immer so. Als in den 80ern viele seiner Kollegen beim VfB Stuttgart schon Porsche fuhren, rollte er noch mit Käfer auf’s Gelände.

Als er 1995 zum FC Bayern kam, soll Hoeneß in den Verhandlungen ganz schön geschwitzt und der Schwabe in seinem Vertrag eine Einsatzgarantie bekommen haben. Heißt es.

Seine Einstellung zu den Medien im Allgemeinen und gegen Springer im Speziellen brachte ihm damals schon Ärger mit Platzhirsch Matthäus und seiner Bande zu Bild ein. Das Resultat: Vorzeitiger Abschied nach zwei Jahren.

Was waren das aber für zwei Jahre? Der erste Europapokalsieg nach 20 Jahren (1996) und die erste Meisterschaft nach drei mageren Jahren (1997). Seit dieser Zeit hat Klinsmann immer noch einen Platz in meinem Bayern-Herz.

Im Vorfeld der 2006er WM hatte auch ich jede Menge Gründe, Grinsi-Klinsi Abneigung entgegenzubringen. Sein Clinch mit den Bayern und – als Höhepunkt – seine Entscheidung Pro Lehmann, trübten dieses Verhältnis mächtig ein.

Konnte ja keiner ahnen, was dann bei der WM folgte. Der dritte Platz und ein Oliver Kahn, der plötzlich zu sich fand und mit sich ins Reine kam.

Das es Klinsmann dann 2008 zu den Bayern verschlug, fand ich mutig und später auch richtig gut. Hat(te) der FC Bayern – mein Verein – doch ein wenig Reform durchaus gebraucht.

Zwar wird jetzt die Prä-Klinsmann-Zeit von all seinen „Gegnern“ mehr als glorifiziert, aber haben wir alle schon vergessen, was wir 2004 (unter Hitzfeld) gelitten haben? Und unter Magath?

Ja. Auch unter Magath. Denn dieser erreichte zwar das historische Doppel-Double, aber in der Championsleague gab’s ebenfalls Demütigungen. Habt Ihr alle das hier schon vergessen?

Magath ist in Wolfsburg der uneingeschränkte König. Sowas war beim FC Bayern nicht möglich. Schade. Jetzt diesen Magath – nach dem 1:5 bei dessen Wölfen – als exhumierten Heilbringer des Fußballs zu erhöhen, halte ich schon für ziemlich daneben.

Wahrscheinlich haben wir alle auch die damaligen Kommentare nach seinem Abschied vergessen, wie rückständig doch seine Methoden seien, etc.?

Aber so ist das ja oft. Man vergisst so vieles in der Rückschau. Vor allem wenn man Argumente braucht um seine Meinung zu unterstreichen.

Dann wollen wir mal Argumente und Sachlichkeit zum Thema Klinsmann zusammenstellen.

Klinsmann hat einige Fehler gemacht, aber aus meiner Sicht war nicht alles schlecht.

Zunächst zu seinen Fehlern.

1. Hohe Ziele sind ja eine feine Sache, aber was ihn immer wieder eingeholt hat war sein Spruch, „jeden Spieler jeden Tag ein wenig besser machen zu wollen“. War doch klar, dass bei jedem Fehler eines jeden Spielers das Boulevard auf ihn draufhauen würde. So läuft’s Business.

2. Wenn man beim FC Bayern Verantwortung trägt, dann steht man im Mittelpunkt. Weitaus mehr als bei jedem anderen Verein in Deutschland. Dessen muss man sich bewusst sein. Da gibt’s auch jeden Tag was zu berichten. Und wenn nicht, trotzdem. Klinsmanns Verhältnis zu den Medien ist ferner ebenso bekannt wie speziell. Dann aber direkt am Anfang Pressekonferenzen abzuhalten und Regeln für Medienvertreter einzuführen, was zur Folge hat, dass eigentlich alle Fotografen die Szene verlassen, kann man durchaus als unglücklich bezeichnen.

3. Nach dem Abschied des alten Leitwolfs Kahn brauchte es einen neuen Anführer. Hier sah Klinsmann den „aggressive Leader“ Mark van Bommel geeignet. Dieser Meinung war ich auch. Was dann folgte, zerstörte die mehr als gute Absicht Klinsmanns. Van Bommel fand sich nämlich im Laufe der Hinrunde phasenweise auf der Bank wieder. Ob dies dessen Standing innerhalb der Mannschaft beschädigte kann man so direkt vielleicht gar nicht sagen – richtig klasse war’s bestimmt nicht.

4. Klinsmann hat(te) sicher seine Vorstellungen. Wie eine Mannschaft funktionieren muss. Wie man Erfolg hat. Wie man Spieler weiterentwickelt. Das hat er sich in seiner langjährigen internationalen Karriere erarbeitet. Aber es sind eben seine Vorstellungen. Fortschrittlich, vielleicht. Aber vielleicht auch ein zu viel für den normalen Fußballer. Könnte ich mir vorstellen. Da kann man schnell mal den Einen oder Anderen überfordern. Sicher wollten wir alle (sind wir mal ehrlich) auch beim FC Bayern (schon) in dieser Saison den englischen oder wenigstens spanischen One-touch-Fußball sehen. Aber wie soll das funktionieren? Von jetzt auf gleich? Wie lange hat das bei Arsenal oder Barcelona gedauert? Eben. Das hat derJürgen wohl unterschätzt.

5. Viele von uns haben sicherlich mit Klinsmann eine neue Jugendwelle beim FC Bayern verbunden. Wieso eigentlich? Wegen der WM 2006? Wahrscheinlich. Aber Nationalmannschaft ist eben nicht FC Bayern. Erkannte irgendwann wohl auch er selbst. Kritisch wurde es nur, als es ins Gegenteil umschlug. Das hat mich persönlich auch stutzig werden lassen. Beispiel Thomas Müller. Super Spiel gegen Lissabon – und dann? Nix mehr. Ist er nochmal eingesetzt worden? Ich kann mich nicht erinnern. Stattdessen hielt er am – für alle offensichtlich – mehr als demotivierten Podolski fest. Schlimm.

So.

Das zu den Dingen, die mir „spontan“ eingefallen sind, was alles schlecht gelaufen ist. Bisher.

Aus meiner Sicht gibt es aber auch jede Menge Dinge, die für Klinsmann sprechen. Immer noch.

1. Der Saisonstart wurde holprig. Ribéry und Toni entweder verletzt oder im EM-Loch. Ebenso wie die deutschen Nationalspieler. Teilweise hatte Klinsmann nur eine Rumpftruppe in der Vorbereitung zur Verfügung. Die beiden ersten Spiele gegen Hamburg und in Dortmund nur remis, da ging’s mit der Kritik schon los. Hallo?

Dann die beiden überzeugenden Spiele gegen Hertha und den kölschen FC. 7:1 Tore, 6 Punkte. Nicht schlecht. Aber nicht gut genug, denn zwei, drei Fehler in Heimspiel gegen Werder und schon konterten uns die Bremer so dermaßen an die Wand, dass es weh tat. 2:5. Direkt im Anschluss ein 0:1 in Hannover und nur ein Last-Minute-3:3 gegen Bochum.

Krise. Boulevard in Position.

2. Anschließend aber eine Rückbesinnung. Auf alte „Tugenden“. Erfolgreiche Tugenden. Da lernte unser Trainer dazu. Die Folge: 8 Siege in 9 Spielen – inklusive dem Zauberspiel gegen Hoffenheim (schon vergessen?) – und der, nicht mehr für möglich gehaltene Ansturm auf die Herbstmeisterschaft. Für viele seiner Kritiker ist das wohl schon Lichtjahre her.

3. Zum Start in die Rückrunde gab es vor allem eine Ergebniskrise. Die Leistung in Stuttgart(!) und Hamburg war klasse. Vom Ergebnis kam nur im Pokal was Gutes dabei heraus. Dann die Spiele in Berlin gegen Köln und in Bremen, die uns einen sagenhaften Punkt einbrachten. Musste nicht sein. Es fehlte einfach die Durchschlagskraft, die Chancenverwertung. Aber kann Klinsmann da was dafür? Weiß ich nicht.

4. Muss ich über die Fehlentscheidungen gegen die Bayern in dieser Saison sprechen? Nein, Oder?

Klar. Klinsmann geht mir auch immer wieder mit seinen Phrasen auf den Geist. Die nerven oft. Und heftig. Aber darum geht’s doch gar nicht. Und ich muss ihn persönlich auch nicht mögen. Was am Ende dabei herauskommt ist wichtig.

Trotzdem lasse ich mir aber nicht einreden, dass ich eventuell meinen Verein nicht genug liebe, nur weil ich nach einem 0:4 in Barcelona nicht völlig durchdrehe und mit ’nem Messer zur Säbener Straße laufe. Übertrieben ausgedrückt.

Klar geht mir das nahe. Ich hasse Niederlagen. Egal ob 0:4, 1:5 oder 0:1. Aber – hallo? – es war der FC Barcelona. Meiner Meinung nach ist Barcelona 2009 w e s e n t l i c h stärker als 2006, als man die CL gewann. Sowas wie gestern habe ich noch nie gesehen. Ansatzweise vielleicht, als der FC Ribéry am Anfang der letzten Saison die Bundesliga aufmischte, aber sonst?

Und der VfL Wolfsburg? Die spielten wie aus einem Guss. Und hat keinen Druck. Die Bayern hingegen spielten in beiden Spielen mit ihrer B- oder C-Elf. Vor allem in der Defensive.

Was aber wiederum das Problem des Kaders aufwirft. Seines Umfangs, seiner Breite. Ok. Da gibt es mehr als deutliche Defizite. Ist dafür Klinsmann verantwortlich? Zum Teil. Aber eben auch Hoeneß und Co. Sicher hätte man bei Flamini oder Gattuso noch nachlegen, oder Jansen halten können. Wollte man aber wohl nicht. Ob aus Prinzip, oder weil man dann doch nicht überzeugt war? Wir werden es nicht mehr erfahren.

Wir werden ebenfalls erst später erfahren, ob jetzt Klinsmann oder das Boulevard gewinnt. Heute morgen, heute mittag, oder heute abend ist Klinsmann weder zurückgetreten oder entlassen worden. Entgegen der ständigen Wasserstandsmeldungen der üblichen Verdächtigen.

Wieso sollte man das auch tun? Könnte ein Nachfolger etwa gegen Barca im Rückspiel die Bayern zu einem 5:0 treiben? Achso. Iss klar.

Und ganz ehrlich. Dieser FC Bayern sollte bei diesem Restprogramm eigentlich von einem Regenschirm zum Titel getrieben werden können. Sollte.

Oder spielt das Team irgendwie schon gegen den Trainer? Weil er ihnen bisher zu weich, zu verständnisvoll war? Weil sie mal wieder lieber die Peitsche a la Hermann Gerland bräuchten, gar wollen? Klar.

Was sonst zu sagen bleibt?

Das es – Gott sei dank – noch Blogger und Bayern-Fans gibt, die ihren Adrenalin-Spiegel im Griff haben.

Danke.

Und jetzt fallt über mich her. 😉

Fans, Ultras und der ganze Rest

Ich will nicht. Aber irgendwie doch. Also dann.

Der Fußball schwebt nicht im luftleeren Raum. Er ist Teil der Gesellschaft. Wenn es also in eben dieser immer größere Spannungen gibt, dann gibt’s die irgendwann auch im Fußball. Meine Meinung.

Nur weil man (in der Bundesliga) jetzt seit Jahren kaum noch Krawalle auf den Rängen und Probleme mit Hooligans hatte, heißt es nicht, dass es diese Problematik nicht mehr gab oder gibt.

Sie hatten sich nur ein wenig verlagert, aber Jugendliche und Jung-Erwachsene, die kaum Perspektive haben und nur in derlei Gruppen Bestätigung erfahren, weil sich sonst niemand um sie kümmert, sind der perfekte Nährboden für die Irrungen und Wirrungen rund um diese Gesinnung.

Die Ereignisse in Frankfurt, Köln und auch phasenweise im gestrigen Bayern-Spiel in Getafe, waren unter diesem Aspekt für mich keine Überraschung.

Wir brauchen uns nicht darüber zu unterhalten, dass wir hier nicht über „Fans“ reden. Das ist völlig klar, denn die Ereignisse auf dem Rasen spielen für die Aktivitäten derlei „Ultras“ nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Die Konfrontation ist das Ziel. Der Frustabbau.

Das findet bei uns ja genauso statt. Samstag für Samstag. Aber wir sind ja sog. „normale“ Fans. Sagt man. Solche Fans haben ein Regulativ. Die prügeln sich nicht. Die können das trennen. Leben und Fußball. Aggression und Reflexion.

Auf der anderen Seite:

Die Reaktion der Gladbacher war unter diesen Umständen nur zu verständlich. Das klaut der „Erz-Feind“ undercover die eigene Fahne, die Bewegung löst sich daraufhin auf und dann erscheint gerade dieser Stoff als Fetzen im Derby im gegnerischen Lager.

Wenn ich Teil dieser Bewegung gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich ähnlich reagiert. Das aber nur am Rande. Generell gibt es für sowas kein Verständnis von mir. Zumal man ja dadurch den Erfolg des eigenen Vereins, den man ja eigentlich voll und ganz verfallen ist, gefährdet.

Und irgendwie kann ich auch die Bayern-„Fans“ verstehen, die in Getafe kurz nach dem erneuten Rückstand und nach einer Anreise über hunderte Kilometer, dass Aus der eigenen Mannschaft vor sich sahen und sich am Mobiliar vergriffen. Innerlich war ich ob dieser Lächerlichkeit des Gegentores genauso wütend und zerissen. Aber bei mir äußert sich das eben anders. Und das hat nichts mit meinem Alter zu tun. Wahnsinnig hat mich sowas schon zu meinen eigenen Zeiten im Gästeblock gemacht. Nur geäußert hat es sich anders. In Aufschrei, Geschrei und Anfeuerung. Aber nicht in Gewalt und Sachbeschädigung (P.S. Inzwischen habe ich gelesen, dass die Sitation erst eskaliert ist, als Polizeikräfte Fans in der HZ am Verlassen des Blocks gehindert haben. Naja.).

Ich hab’s schon mal gesagt und sag es wieder:

Für mich gibt es keine Kausalität zwischen derlei Fan-„Verhalten“ und dem Thema Stimmung (was ja gerne angeführt wird). Selbst wenn es keine Ultras und Hooligans mehr im Stadion gäbe, gäbe es immer noch Stimmung. Teilweise anders, ja. Und vielleicht weniger choreografisch. Aber der Kern des Fußballs wird es seinen Anhängern auch in Zukunft immer wieder ermöglichen völlig aus sich raus zu gehen. Seine Leidenschaft zu äußern, sein Wehklagen zu vermitteln.

Dazu braucht es sowas wie zuletzt nicht.

Aber es ist nun mal ein Problem und Probleme muss man lösen. Nicht unbedingt immer wie der FC Bayern oder der DFB. Denn es ist ja auch ein gesellschaftliches Problem und somit kann man seine Augen nicht davor verschließen, wie es Funktionäre gerne tun.

Was wollte ich eigentlich sagen?

Das ich mir meinen Fußball, meine Liebe, meine Emotionen, meine Gefühle nicht kaputt machen lasse. Von niemandem!

Was macht einen Fan aus oder wie(so) wird man Bayern-Fan?

Ich konnte nicht mehr anders.

„Schob“ ich doch dieses Thema schon einige Wochen vor mir her. Ach was red‘ ich, Monate, gar Jahre.

Aber im Rahmen des Bloggertreffens habe ich derlei mehr oder weniger versprochen. Und wo jetzt schon Torsten, mit dem ich mir beim Bloggertreffen einig war, vor ein paar Tagen was zum Thema zum Besten gegeben hat, wollte ich doch endlich speziell Tinas und Jens Wunsch erfüllen.

Aber der Reihe nach.

Was ist ein Fan?

Grundsätzliches zum Thema Fan-Dasein beim FC Bayern hatte ich ja hier und hier einiges kund getan.

Mir sind diese Diskussionen, wer ist mehr Fan als der andere zuwider. Derlei ist immer subjektiv. Ein Fan-Dasein definiert sich imho nicht aus Kilometern für Heim- oder Auswärtsspiele. Das Gegenteil sicherlich genauso wenig, aber viele Fans sind z.B. aus finanziellen, familiären oder sonstigen Gründen gar nicht in der Lage sowas jede Woche auf sich zu nehmen. Sind sie deshalb keine echten und wahren Fans? Dann hätte Schalke also nur 60.000, Bayern nur 70.000 echte Fans?

Unsinn.

Ein Fan fühlt, leidet mit seinem Verein. Freuen und jubeln kann jeder. Auch der Nicht- oder Teilzeit-Fan. Wahre Zuneigung zeigt sich erst, wenn es schwierig wird. Im Fußball wie im Leben.

Nein. Ich will jetzt nix hören vom alten Gerede, dass es sowas beim FC Bayern gar nicht gibt. Schauen wir uns nur mal die letzten Wochen an. Da werden die Bayern Herbstmeister und was passiert? Es wird diskutiert und berichtet, als ob die Hitzfeld-Kicker gegen den Abstieg spielen. Und das betrifft nicht nur die Medien. Ist man Bayern-Fan und gibt das auch noch zu, kann man sich sicher sein, dass man von jedem, wirklich jedem Fußball-Fan oder auch nur -Interessenten am Montag nach einem schlechten Bundesliga-Wochenende für die Bayern so ziemlich den ganzen Tag über einen Spruch nach dem anderen hören darf.

Und jetzt wird’s spannend: Ist man ein „echter“ Fan, stört einen das maßlos. Und zwar schon direkt während oder nach dem schlechten Spiel der Bayern am Samstag oder Sonntag abend. Ist man es nicht, prallt das locker an einem ab.

Noch ein Indiz:

Die PartnerIn eines echten Fans hofft jede Woche, dass dessen Mannschaft gewinnt, denn ansonsten ist der Rest des Wochenendes „im Arsch“. Ferner fragt man besser nicht nach dem Ergebnis, insofern es nicht von selbst erzählt wird – es gibt einen Grund dafür, dass man es nicht erzählt…

Aber keine Sorge (für alle Aussenstehenden): Sowas lernt man als PartnerIn eines „echten“ Fans. Über die Jahre.

Überhaupt ist das Wohlbefinden ein ganz entscheidender Aspekt beim Fan-Sein. Man fühlt mit seiner Mannschaft. Sie ist, ich zitiere Torsten, einem nicht egal. Ich speziell empfinde jedes Gegentor als Stich. Ganz physisch. Aber nur so kann ich eigene Tore, gar Siege ekstatisch feiern.

Anderes Beispiel:

In jüngeren Jahren hatte ich in unserer Clique einige Fußball-Fans. Die meisten waren Bayern-Fans (deren Tiefgang ist mir nur noch schemenhaft in Erinnerung, zwei, drei waren ähnlich drauf wie ich), aber nicht alle. Einer der „anderen“ war überzeugter Gladbach-Fan. Da er aber irgendwie auch zur Clique gehörte (gehören wollte), fuhr er oftmals mit uns zu Bayern-Spielen. Zumeist auswärts im Westen. Das ist an sich schon diskussionswürdig, falls man „echter“ Gladbach-Fan ist, grenzwertig wurde es aber immer, wenn die Bayern in Gladbach spielten, denn dann war dieser „echte“ Fan plötzlich im Gladbach-Block. Für ihn war das überhaupt kein Problem.

Noch ein Beispiel:

Mein erstes Bayern-Trikot war jenes von Commodore. Damals fing man gerade mit dem professionellen Merchandising an. Das Trikot trug ich stolz und mit Überzeugung sowohl im Schulsport als auch im Verein. Klar. Selbst hier gab es Unterschiede. Im Verein respektierte man sich, spielten wir doch im gleichen Team, selbst wenn wir im Training die unterschiedlichsten Trikots trugen. Im Unterricht war das anders, da gab es plötzlich jede Menge Trittbrettfahrer, in diesem Fall Commodore-Trikots. Allerdings lag der Beweggrund hier ebenfalls im Gruppenzwang. Einige wollten einfach nur dazugehören – keine Grundlage für einen „echten“ Fan!

Um es noch einmal zusammenzufassen:

Ein „echter“ Fan wird man imho im Kopf und im Herzen. Völlig egal für welchen Verein man sein Herz und seinen Verstand opfert. Und da respektiere ich jeden Fan, ganz egal ob er für Schalke, Dortmund, Bremen, Gladbach oder gar die Kölner fiebert!

Wie wurde ich Bayern-Fan?

Ganz im Ernst? Keine Ahnung!

Ich bin da ganz bei Arnd Zeigler: Wer begründen kann, wie er Fan von xy wurde, der ist kein Fan. Ich bin jetzt seit ca. 30 Jahren Bayern-Fan und das cirka drückt es treffend aus – ich weiß nicht genau was wann passiert ist und wieso es dann dazu kam, dass ich mein Herz verlor.

Vielleicht hilft eine andere Phrase: Man sucht nicht, man wird gefunden.

Das Argument der Umgebung zählt für mich zumindestens nicht, da meine Familie fast gänzlich Fußball- oder Bayern-frei war. Bis auf einen Onkel und meinen Cousin. Onkel Bayern-Fan, Cousin Gladbach. Aber das liegt zu lange zurück. Ausserhalb meiner Erinnerung.

Tiefer wurde meine Liebe über die Jahre. All die Siege und Niederlagen, die Freude und Trauer und Häme, all diese Emotionen machten mich zu dem, was ich als Fan heute bin.

Nicht weniger und nicht mehr.

So emotional und so nüchtern.

Update (21:34): Hier übrigens der passende Zeigler-Link nebst entsprechendem Zitat.

Der Anfang einer Liebe mag oft oberflächlich sein – viel wichtiger ist, dass man dem Zielobjekt irgendwann so richtig verfallen ist und genau weiß, dass man nicht mehr zurück kann. Und da sind wir auch schon wieder beim Lieblingsverein. Wenn ihr gefragt werdet, warum ihr nun Fan von Werder Bremen, Darmstadt 98 oder des VfL Bochum seid, dann braucht es keine Erklärung. Es ist nun mal so. Bumm. Niemand muss sich dafür rechtfertigen. Wer seine Leidenschaft erklären kann, entwertet und verrät sie. Wer einem Verein nahe steht, weil er dauernd gewinnt, der liebt nicht den Verein, sondern schätzt ein effizientes Preis-Leistungsverhältnis. Das einzig wahre Kriterium sollte sein: Geht es mir schlechter, wenn mein Verein verliert? Bin ich gelöst, wenn er gewinnt? Sabbere ich manchmal vor Freude, wenn er eine Sensation schafft? Möchte ich in schwachen Momenten unseren Torjäger ehelichen? Ist mein Stadion das Zentrum des Universums, wenn meine Jungs ein wichtiges Spiel austragen?

Sei unklug, sei leidenschaftlich, sei irrational: Sei Fan! […] Und dabei spielt es keine Rolle, ob du im Trikot hyperventilierst oder im Smoking, ob du im Stadion vor Wut flennst oder vor dem Fernseher, ob du dich kehlig singend freust oder lieber mit glänzenden Augen vor dich hinschweigst, ob du in der Ostkurve des Weser-Stadions mitzitterst oder in Aschaffenburg. Niemand ist ein besserer Fan als du, solange es sich bei dir richtig anfühlt.

So sieht’s aus!

Das Arschloch im Schrank

Schon praktisch. Wenn man seine gesammelten Animositäten an einer Person festmachen kann. Immer mal wieder holt man das „Arschloch aus dem Schrank“, prügelt drauf ein und schon geht’s einem besser.

Uli Hoeneß ist so ein „Arschloch“.

Und dabei will ich gar nicht abstreiten, dass er derlei über die Jahre ab und an vielleicht sogar provoziert hat. Aktuell befindet er sich mal wieder ausserhalb des Schranks.

Aber zurück zur Sachebene.

Ich bin Bayern-Fan. Und Mitglied. Beides seit Jahrzehnten. Ich WEISS, dass Personen austauschbar sind. Spieler, Trainer und Funktionäre. Der Verein bleibt immer. Das ist schließlich auch meine Meinung.

Von allen für mich aber am wenigsten austauschbar, ist eben jener Uli Hoeneß (viel weniger als Rummenigge, Beckenbauer und Co.). Für viele mag diese Ansicht völlig unverständlich sein, aber ich sehe Hoeneß halt nicht immer nur mit puderrotem Kopf und während einer Brandrede. Selbst wenn das viele andere zumeist gerne ausblenden, weil es nicht ihrer Überzeugung entspricht.

Was ist denn überhaupt passiert?

Eigentlich bin ich’s fast leid über das Thema FC Bayern und seine Fans zu sprechen, aber es hilft ja nichts – man will es offenbar immer wieder von mir hören…

Grundlegendes habe ich zu diesem Punkt schon geäußert, ich muss es also nicht ständig wiederholen – meine Meinung hat sich nicht geändert.

Über den aktuellen Ausbruch von Hoeneß kann man dagegen durchaus diskutieren. Vor allem über Form und Podium. Über den Inhalt imho nur wenig.

Es wurde sich von Fan-Seite beschwert über Stimmung, Logen und Preispolitik.

Na fein.

Ein bißchen weltfremd ist das schon. Das Stadion hat durchaus ein bißchen Geld gekostet. Das hatten die Vereine nicht auf der hohen Kante. Ganz im Gegenteil, 1860 ging daran fast zugrunde und erst die 100%-tige Beteiligung des FC Bayern an der Allianz-Arena rettete die Löwen (war doch so, oder? Eben.).

An dieser Investition hat selbst ein (finanzieller) Großverein wie der FC Bayern noch einige Jahre zu knabbern. Ein Re-Invest durch Logen hilft dabei. Und jede Loge, die verkauft wird, sichert Geld, dass man in „billige“ Plätze stecken kann (oder verlieren, je nach Sichtweise). Man könnte so etwas als Quersubventionierung bezeichnen, womit wir bei den 7-Euro-Stehplatzkarten wären.

Ganz offensichtlich gibt es hier einen direkten Zusammenhang…

Das der Geschäftsmann in der Logo eventuell anders jubelt, als ein 12-jähriger Bayern-Fan in der Südkurve, ist nicht unlogisch (aber selbst dort soll das vorkommen). Wie viele Fan-Plätze unter den 69.000 Zuschauern stehen den Logen-Besuchern gegenüber? Theoretisch wäre die Stimmungslücke auszugleichen, oder?

Kommen wir also zur Stimmung.

Es gibt Stadien, in denen es lauter zugeht als in München. Das ist zum einen nichts Neues (und war auch schon im Olympiastadion so. Einem Olympiastadion, dass alle Fans irgendwann nur noch hinter sich lassen wollten) und hat zum anderen teilweise rein technische Gründe (auch hierzu habe ich mich schon ausgelassen). Ein weiterer Grund liegt tiefer. In den Gräben zwischen Verein, Fan-Betreuung, Alt-Fans und Ultras.

Wer dieses Thema schon länger verfolgt, kann diese Dinge ein wenig differenzierter sehen als Aussenstehende.

Von Vereinsseite sind sicher in der Vergangenheit diverse Fehler gemacht worden. Das ist unbestritten (zumindestens von mir). Auch hat man im Raststätten-Fall vielleicht überreagiert. Aber wieso sollte der Verein anders handeln, als die Staatsanwaltschaft? Wer den Finger hebt und auf den Vorstand zeigt (Stadionverbote, Jahrenkartensperren), sollte auch erwähnen, dass diverse Verbote und Sperren, ähnlich wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, in vielen Fällen aufgehoben, bzw. eingestellt wurden.

Angebote von Seiten des Vereins wurden von Fan-Seite oft ausgeschlagen, wohl oft aus prinzipiellen Gründen (wer sich also durch seine Prinzipien verschließt, mit dem kann man nur schwer kommunizieren). Die Hoeneß-Frage „Wer glaubt Ihr, dass Ihr seid?“ ist so abwegig für mich nicht. Zumindestens auf einzelne Teile der Fan-Szene bezogen. Aufmerksame Leser werden wissen, was ich von Teilen der Ultra-Szene halte. Mit „Gewalt“ (im doppelten Sinne, hier mit Stimmungsboykott) soll hier gegen den Verein ein neues Fan-Sein, Fan-Wesen durchgedrückt werden. Ohne mich. Vor allem, wenn es diese Ausmaße annimmt, mit derlei Konsequenzen.

Wer Hoeneß nicht durch seine ein-dimensionale Brille sieht, wird ebenfalls wissen, dass er mit seinen Anschuldigungen NICHT alle Fans gemeint hat. Wer ihm derlei unterstellt, hat ganz andere Interessen, die der Fans verfolgt er sicherlich nicht.

Ich habe für vieles Verständnis und das hier soll auch keine Brandrede Pro Vorstand werden, aber die Aufregung verstehe ich in ihrer Gänze nicht wirklich. Vielmehr ist mir ein Hoeneß, in all seiner Offenheit und Authentizität zig mal lieber als all die „Schwiegersöhne“ dieser Welt à la Bierhoff & Co..

Wie geht’s jetzt weiter?

Wir kommen nur gemeinsam zu einer Lösung. Oder glauben Vereinigungen wie SM und Club12 tatsächlich, dass sie soviel Macht haben, den Vorstand aus dem Verein zu drängen? Sollte so etwas möglich sein, wäre das ohnehin nicht mehr mein Verein, dann wären wir ja Italien…

Nein. Es muss Kommunikation geben. Denn es geht um den Verein. Um den FC Bayern. Und daran ist doch wohl offensichtlich allen gelegen, oder habe ich da was falsch verstanden?

Die Lösungen liegen parat. Habe ich ebenfalls schon mal alles vorgeschlagen:

– Zusammenlegung der Fangruppen innerhalb der Südkurve (bis unters Dach)
– Mehr Stehplätze (aber nicht gleichzeitig weniger Logen)
– Keine Mischung zwischen Fangruppen („Fans“ mit Familienvätern & Co.)
– Verbannung der gegnerischen Fans in „akustisch schwächere“ Blocks
– Verbesserung der Kartensituation (s. Stehplätze)

und schließlich

– Mehr Verständnis füreinander (Verein -> Fans -> Verein)

Wäre doch mal ein Anfang, oder?

Rheumakai – ein Abschied

Nun ist er weg. Mein größter Feind. Mein größter Held. Meine Frustration.

All das war Roy Makaay für mich.

Was habe ich ihn gehasst, als er uns in der Championsleague 2002/03 in zwei Spielen gegen La Coruna insgesamt vier Tore in Netz gezimmert hat. Das Ausscheiden in der 1.Gruppenphase war damit besiegelt.

Das anschließende Transfergerangel mit La Coruna und seinem kleinen Napoleon an der Vereinsspitze ist einigen von uns sicherlich noch in mehr als guter Erinnerung – am Ende stand der teuerste Transfer in der Geschichte des FC Bayern.

Insgesamt 19,25 Mio. Euro überwiesen die Münchner nach Spanien.

Gut angelegtes Geld, wie sich kurz danach zeigen sollte.

Was habe ich ihn geliebt: Makaay spielte sich von Rekord zu Rekord und schnell gab es die üblichen Vergleiche mit unserem Bomber Gerd Müller. Der 40-Tore-Rekord für eine Saison schien zu wackeln. Heute wissen wir, dass er nicht fiel, aber phasenweise konnte man das fast glauben.

Hier nur mal ein paar Statistiken über Rheumakai:

Er schlug Gerd Müller in der Statistik der 50 schnellsten Tore. Kein anderer Stürmer in der Geschichte des FC Bayern München erreichte diese Grenze schneller. Nur ganze 67 Spiele waren dafür vonnöten. Der Bomber benötigte dagegen 85 Spiele für diese Leistung. Am 13.08.2005 glaubten wir natürlich noch, dass sich diese Serie beliebig fortsetzen ließ.

Zu seiner wohl stärksten Phase beim FC Bayern schaffte unser Niederländer es sogar nahe an weitere Uralt-Rekorde des Vereins. Eine Torserie von 16 Toren in 8 Spielen erreichte ausser ihm eben nur derGerd. Unerreichte 23 Tore in 16 (1969/70) und 15 Tore in 9 Spielen (1968/69) schaffte keine anderer.

Selbstredend übrigens, dass Roy in jedem seiner vier Bayern-Jahre der interne Torschützenkönig war, leider hat es aber nie zum Titel des besten Bundesliga – Torschützen gereicht, jedes Mal ein anderer Stürmer war für eine Saison stärker. Seine Bestleistung erzielte er hier in der ersten Spielzeit mit 23 Toren (der höchste Bayern-Wert seit Karl-Heinz Rummenigge 1983/84), danach hielt er nur noch sein Niveau, konnte es nicht mehr ausbauen (22 Tore, 17, 16).

Womit wir schon bei einem der Probleme mit Makaay sind.

Makaay wird und wurde immer wieder das Phantom genannt. Kaum zu sehen und machte trotzdem seine Tore. Darauf kann man ein ganzes Fuballerleben aufbauen.

Ich habe selbst lange daran geglaubt und ich denke, er wird diesem Image auch heute noch gerecht und in der letzten Saison hatte er einfach das Problem, dass er kaum verwertbare Bälle bekam. Von daher sind 16 Tore schon eine ganze Menge Holz.

Was war ich frustriert.

Die Momente allerdings, in denen ich kaum glauben konnte, was ich sehe, gab es aber durchaus.

Damit mich niemand falsch versteht: Ich hätte Makaay gerne noch eine weitere Saison beim FC Bayern gesehen. Auch, oder gerade wegen Klose. Ich hätte es gut gefunden, wenn er sich dem Kampf gestellt hätte.

Allerdings kann ich die aktuelle Glorifizierung einiger Bayern-Fans und die gleichzeitige Verteufelung Kloses oder Tonis nicht nachvollziehen!

Vier Jahre in einem Verein sind schon ’ne lange Zeit und ein bißchen Tapetenwechsel ab und zu tut vielleicht ganz gut.

In diesem Zusammenhang wird auch gerne ein Giovane Elber ins Spiel gebracht und das „man den ja genauso abgeschoben hätte“

Moment mal!

Elber hat mich in seiner Endphase noch viel wahnsinniger gemacht als Makaay und Elber ist nicht weniger vor Makaay geflohen, als Makaay jetzt vor Klose und Toni (was nicht so ist, unten mehr dazu).

Elber war definitiv nicht der Stürmer, der ständig das ach so entscheidende 1:0 erzielte – schon vergessen? Ob es Makaay war, kann ich aktuell nicht sagen, ‚hatte nicht auch noch Zeit, die komplette Makaay-Statistik danach zu durchforsten. Wird nachgeliefert.

Man sollte das alles einfach etwas weniger emotional sehen. Spieler kommen und gehen. Bei dem einen tut der Abschied weher als bei dem anderen, das hat vielleicht auch immer was mit persönlichen Erlebnissen zu tun.

Apropos „Emotionalität“:

Roy Makaay selbst bewertet seinen Abschied ganz nüchtern. In einem offenen Brief verabschiedete er sich unlängst von den Bayern-Fans. Einige seiner Worte will ich hier gerne zitieren:

Mit Miroslav Klose und Luca Toni hat der Verein zwei erstklassige neue Stürmer verpflichtet, die, wenn sie gesund bleiben, auch erstmal spielen werden. Hinzu kommt in Lukas Podolski ein junger deutscher Nationalspieler, der in seinem zweiten Jahr in München endlich durchstarten will und muss. Mein Wechsel ist keineswegs eine Flucht vor dem Konkurrenzkampf. Für mich wäre aber wohl nur noch die Rolle als dritter oder vierter Stürmer geblieben.

Doch dazu fühle ich mich noch zu fit. Gerade als Stürmer ist es wichtig, oft zu spielen. Deshalb habe ich die Verantwortlichen frühzeitig um die Freigabe gebeten, falls alle geplanten Transfers klappen sollten. Der FC Bayern hat sich da super verhalten, dafür bin ich dem Verein sehr dankbar. Natürlich hätte ich auch innerhalb der Bundesliga wechseln können, Anfragen lagen vor. Doch ich trage den FC Bayern im Herzen, habe hier so vieles erlebt, da hätte ich unmöglich gegen den FCB um Meisterschaften und Pokale kämpfen können.

Muss man noch mehr über den Menschen Makaay wissen?

Ich finde es richtig gut, dass er nun zu Feyenoord Rotterdam wechselt. Nicht nur, weil es ihm ja offensichtlich ein Herzenswunsch war, nein, Rotterdam wird von Bert van Marwijk trainiert, einem der wenigen Gründe, weshalb man den BVB in den letzten Jahren sympathisch finden konnte. Ferner ist Feyenoord aktuell wohl ähnlich im Umbruch wie der FC Bayern und baut deshalb gerade ebenfalls ein neues Team auf. Zwar ist ein bißchen weniger Geld im Spiel als bei den Bayern, aber Roy spielt dafür in der nächsten Saison mit seinem Verein gar nicht im Europapokal, weshalb uns wiederum zunächst ähnliche Horrorszenen wie 2002/03 erspart bleiben sollten. Gut.

Viel Glück für Dich, Roy und sei bitte nicht zu hart mit uns, wenn wir uns doch noch mal über den Weg laufen!

Der FC Bayern, seine Fans und die Gewalt

Lange habe ich mit diesem Beitrag gewartet, teils aus Zeitmangel, teils aus fehlender Muße.

So einen Beitrag schreibt man nicht mal eben so dahin, er erfordert Vorbereitung und ein klein wenig Recherche, denn er ist ein Statement – ich beziehe Stellung und zwar zum eigenen Verein!

Im letzten Monat hatte ich das Thema Gewalt unter Fans schon einmal aufgegriffen und schon da zeigte sich ein Riss im Publikum. Gewalt finden alle doof. Klar. Aber die Fans dafür bestrafen? Und dann gleich so hart?

Aber der Reihe nach.

Anlass war ein Übergriff von Bayern-„Fans“ auf einer Raststätte. Das Ziel der Reise: das Auswärtsspiel der Bayern in Gladbach. Das Ziel der Attacke: Nürnberger Fans.

Resultat: Verletzte und eine Frau, die auf einem Auge den Rest ihres Lebens blind bleiben wird.

Was mich daran so betroffen gemacht hat: Auch ich war zu meiner „aktiven“ Zeit oft aggressiv. Habe Zeter und Mordio geschrien, hatte Gewaltphantasien. Das spielte sich allerdings immer innerhalb einer Fankurve ab und äußerte sich in Geschrei, Lautstärke und Drohgebärden – geprügelt habe ich mich beim Fußball nie und ausserhalb des Stadions habe ich mich aus allen Konflikten sowieso herausgehalten. Beurteilen kann das jetzt jeder wie er will, von mir aus war ich spießig, aber einen Zusammenhang zwischen Fußball, Aggression und Gewalt gab es für mich nie.

Man kann sich beim Fußball herrlich abreagieren. Davon mache ich auch heute noch ausgiebig Gebrauch. Früher gab es allerdings gewisse Grenzen und wenn die überschritten wurden, wovon ich vor 10-20 Jahren oft genug Zeuge war, waren eigentlich immer nur Hooligans vor Ort.

Die an obigem Überfall hauptsächlich beteiligten „Fans“ gehören der Schickeria, einer Fangruppierung an, die kein offizieller Fan-Club des FC Bayern ist, dies sicherlich auch gar nicht sein will, sich vielmehr als Ultra-Bewegung sieht.

Was sind nun wiederum die Ultras?

Die Ursprünge der Ultra-Fans gehen auf die 50er und 60er Jahre zurück, als sich in Italien Fans einzelner Vereine zusammentaten, um ihren Lieblingsclub „immer und überall bestmöglich zu unterstützen“.

Daran ist überhaupt nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil. Derlei genießt meine volle Unterstützung. Auch die Ausprägungen der Ultras mit ihren Choreographien, ihrem Support haben mir im Laufe der Jahre immer wieder Freude bereitet.

Was mich allerdings immer schon gestört hat, war der nicht nur vereinzelt geäußerte Alleinvertretungsanspruch und die eingebildete reine und wahre Lehre der Fanseele, die Teile der Ultras immer wieder propagieren.

Was qualifiziert einen Ultra dazu, ein richtigerer Fan zu sein, als jeder andere? Ich muss nicht mit Fans diskutieren, wer oder was ein richtiger Fan ist. Man ist Fan oder nicht, das kann man aber nicht begründen, man ist es einfach (wird auch noch ein eigenes Thema).

Bis zu einem gewissen Punkt hatte ich z.B. sogar Verständnis für die Wehklagen der Fans im Vorfeld der WM. Die Repressalien waren teilweise unerträglich. In vielfältiger Form.

Ich kann es ferner nicht wirklich begrüßen, dass es im Fußball immer mehr Erfolgsfans, Business-Seats oder Logen und immer weniger Stehplätze gibt. Aber irgendwo gibt es da einen Zusammenhang, oder? Wenn man die Topstars im eigenen Stadion sehen will, dann kostet das Geld und zwar jede Menge – Bosman sei Dank.

Wenn das für Euch kein Argument ist und ihr lieber nur mit Amateuren in der zweiten Liga spielen wollt, dann ist dieser Wunsch Euer gutes Recht, aber bitte stellt diese Ansicht nicht als den wahren Kern des Fanseins dar (Und nein, nicht jedes Fußball-Spiel muss Samstags um 15:30 stattfinden).

Die Zerissenheit gibt es auch oder vielleicht gerade innerhalb des FC Bayern. Im Verein und innerhalb der Fans. Und hier sind jetzt noch nicht einmal die oberflächlichen Spontan- und Erfolgs-Fans gemeint. Hier geht es um Ultras und Traditions-Fans.

Diese Spaltung erlebte ich beim Abschied von Mehmet Scholl am letzten Spieltag der Saison. Feuerte die Südkurve während des ganzen Spiels die Mannschaft an und hatten diverse „La Ola“-Wellen ihren Ursprung dort, kippte die Stimmung tief in der zweiten Halbzeit, als von Fans, die ich zuvor in der Kurve nicht wahrgenommen hatte, völlig unvermittelt ein Transparent über die Fankurve entrollt wurde. Leider konnte ich es nicht lesen, da der Sichtwinkel zu spitz war, andere Fans berichteten von einem Protest-Banner gegen den FC Bayern, als Reaktion auf gekündigte Dauerkarten für Schickeria-Mitglieder in Folge des Rastplatz-Überfalls.

Das Banner und ein weiteres Transparent auf dem Mittelrang wurde entweder sofort von Ordnern entfernt oder verschwand innerhalb der Kurve.

In der Folge hörte man aus dem Kern der Südkurve nur noch Sprechchöre gegen den Verein generell und den Fanbeauftragten Raimund Aumann im Speziellen.

Für mich war das eine sehr bedrückende Situation, weil ich sowohl bewegt vom Scholl-Abschied als auch besorgt ob der Zerissenheit der Fans war. Wenn Teile des Vereins gegen den eigenen Verein skandieren und protestieren, dann kann mich das nicht kalt lassen.

Die Geschichte zwischen Ultras und Verein hat allerdings inzwischen schon eine langjährige „Tradition“.

Wie fing das eigentlich alles an?

Mit den vermeintlichen Störungen rund um die Meisterfeier 2003, oder den Mordrohungen gegen Raimund Aumann? Oder wissen die Beteiligten inzwischen schon gar nicht mehr, worum es einmal ging und man verharrt in seinen „Schützengräben“?

Man kann von den Verhaltensweisen des FC Bayern und seinen handelnden Personen halten was man will und ich bin auch nicht immer mit allem einverstanden, aber muss all dies unbedingt so eskalieren?

Der Verein distanziert sich von Gewalt. Vor allem, wenn die Gewalt von Bayern-„Fans“ ausgeht. Schaffen das auch Gruppen wie die Schickeria? Eher halbherzig war da die Reaktion nach dem folgenschweren Überfall. So halbherzig, dass man zügig wieder in die Opferrolle zurückfiel. Tut mir leid, dafür hatte und habe ich kein Verständnis.

Man kann darüber diskutieren, ob es „Sippenhaft“ war, alle Insassen des am Überfall beteiligten Fanbusses zu bestrafen, ihnen allen ein bundesweites Stadionverbot zu erteilen, noch bevor Urteile gesprochen sind, sogar über die Kündigung von Dauerkarten kann man reden, gar über das Rasenmäher-Prinzip des Vereins (auch wenn das Wort Enteignung schon eine gewisse Sichtweise erfordert, die mir im Zusammenhang mit diesen Umständen ab geht).

Aber ist das wirklich das Problem?

Wenn ich als Verein eine derartige Wahrnehmung über all diese Jahre gewonnen hätte, hätte ich wahrscheinlich genauso reagiert. Sich darüber aufzuregen, ob es gerechtfertigt ist, pauschal mit Gewalt umzugehen, weil „ja nicht alle was getan haben“ und vielleicht nur aus Zufall auf irgendeiner ominösen Liste waren, ist nicht zielführend.

Zielführend wäre es, wenn sich Organisationen wie die Schickeria knallhart gegen Gewalt aussprechen und die, von mir aus wenigen Gewaltbereiten in ihren Reihen rausschmeissen würden. So einfach ist das. Nicht? Finden wir Gewalt nicht doch ein bißchen gut, tolerierbar, gar legitim? Wieso beschwert ihr Euch dann darüber, dass der Verein seit Jahren die gewaltbereiten Fans los werden will?

Man stört sich daran, dass in Deutschland immer wieder „Fans“ mit Stadionverboten belegt werden, aber wie kann es dann sein, dass auf der Fahrt zu besagtem Auswärtsspiel der Bayern in Gladbach im Schickeria-Bus, „Fans“ saßen, die a) überhaupt keine Karte für das Spiel und b) ohnehin ein bundesweiten Stadionverbot hatten?

Als ich diesen Punkt zum ersten Mal anbrachte, antwortete man mir, dass „diese Fans vielleicht einfach nur ihre Freunde treffen und den FC Bayern unterstützen wollten“. Achso. Es ist mir gestattet, dass ich das ein wenig anders einschätze? Da zieht auch imho das klassische Gegenargument Willkür des Fußball-Establishment nicht mehr.

Andere Aspekte, die mich immer wieder an der Ultra-Bewegung stören, waren z.B. die Ereignisse rund um ein, von BVB-Fans gebuchtes Flugzeug mit Werbebanner, das sich ganz offensichtlich mit der einmal mehr erfolglosen Meisterschaft der Schalker befasste und in deren Folge Schalke-„Fans“ ein Jugendpokalspiel der Dortmunder Borussen stürmten. Schalker aus ganz NRW hatten sich zu dieser gezielten „Aktion“ zusammengefunden.

So etwas macht das Ultrasein aus, ja?

Was hat das mit Fansein zu tun? Bei allem Respekt, sind das nicht eher Verhaltensweisen von Hooligans? Gewalt um der Gewalt willen?

Aber zurück zum FC Bayern:

Wie erwähnt, geht durch die Fans des FC Bayern ein Riss. Die Ultras, die in den letzten Jahren immer stärker und lauter geworden sind auf der einen und die Traditionalisten auf der anderen Seite. Zu Letzteren zähle ich mich im Übrigen und das nicht nur, weil ich schon in der Südkurve des Olympiastadions bei Minusgraden und mit geschätzten 10.000 weiteren Fans während eines Winterspiels um die Wette zitterte, als viele heutige Ultras noch… Nein, das will ich nicht ernsthaft als Argument anbringen. Das wäre unsachlich.

Was wollte ich sagen?

Zu dieser Zerissenheit haben die 11Freunde einen hervorragenden Bericht in ihr aktuelles Heft gehoben. Auch wenn es eigentlich nur um die Fehler des FC Bayern ging und die fehlerhaften Einschätzungen der eigenen Fankultur.

Ich stimme diesen Thesen zu.

Es war ein Fehler, dass der Verein die alte Südkurve aufteilte, weil er sich eine Verdopplung der Stimmung erhoffte.
Es war ein Fehler, bis heute keinen reinen Fan-Block für die Bayern-Fans einzurichten.
Es war ein Fehler, die gegnerischen Fans unter das Dach zu „verbannen“ – die Akkustik ist dort um Längen besser, die Lautstärke übertönt die Südkurve deutlich.
Es war ein Fehler, Fankurven-Fans mit „Familien“-Fans zu mischen – im Kino würde ich mich auch über vor mir stehende Zuschauer aufregen.

In Folge all dieser Fehler, kann man nicht erwarten, dass die Arena dauerhaft zum phonetischen Tempel wird!

Was kann also in dieser verfahrenen Situation getan werden?

Man kann aufeinander zugehen. Der FC Bayern hat einen ersten Schritt gemacht, indem er Fans, die zunächst eine Dauerkartenkündigung erhalten hatten, diese zurückgeben will, sollten sich diese von Gewalt distanzieren.

Dazu gibt es ohnehin keine Alternative.

Genauso handeln sollten alle Fanclubs und Fangruppierungen, ob Ultra oder nicht.

Der Verein muss sein Konzept der „Überall-Fankurve“ schleunigst überdenken, die gesamte Südkurve zur, von mir aus, Klappsitz-Kurve machen und die Gästefans nicht weniger schnell in die geräuschneutralste Ecke stecken.

All das wäre ein Anfang. Nicht mehr und nicht weniger. Es würde allerdings langfristig u.a. dazu führen, dass ich derlei Berichte nicht mehr schreiben muss.

Packen wir es an. Gemeinsam. Für unseren Verein.