Du bist echt nie zufrieden!

So meine Frau nach dem gestrigen Schlusspfiff in Bochum.

Ihr Einwand ist verständlich. Hatten die Bayern doch zuvor eine erneute Galavorstellung abgeliefert und 5:1 beim überforderten Verein für Leibesübungen Bochum 1848 abgeliefert.

Und ja. Heute sehe ich das schon wieder entspannter. Vor allem weil im gestrigen Abendspiel eigentlich die falsche Mannschaft gewonnen hat. Wenn man das Programm des letzten Spieltages und eine mögliche Herbstmeisterschaft des FC Bayern betrachtet.

Aber…

…die Bayern führten schon in der 56. Minute, also erst 11 Minuten nach Anpfiff der zweiten Halbzeit, mit 5:0. Auswärts. Und die Herrlich-Kicker waren damit noch gut bedient. Hatten die Bayern, die gestern, nach der Turin-Demonstration, schon wieder aus einem Guss spielten, doch auch noch jede Menge Gelegenheiten liegen lassen, oder waren am starken Bochumer-Keeper gescheitert.

Sowas geht nicht.

Schlendrian hatten wir lange und oft genug in dieser Hinrunde. Aus genau diesem Grund stehen wir ja aktuell auch nur auf Platz 3!

Und gegen so einen Gegner, der sich so dermaßen als Kaninchen vor der Schlange präsentiert (ja, ich kann auch mal zugeben, dass ein Sieg des FC Bayern überwiegend von der Schwäche des Gegners abhing), muss man dann auch mal 10 Tore machen.

Nur so hatte es ja Werder Bremen zuvor geschafft, eine derartige Tordifferenz aufzubauen. Mit einem Schlachtfest. In Freiburg. Nach diesem Spieltag sieht das Verhältnis nämlich plötzlich gar nicht mehr berauschend für Werder aus. Egal. Nur ein Nebeneffekt.

Nimmt man die letzte halbe Stunde des Spiel, dann hat nämlich Bochum das Spiel mit 1:0 gewonnen. Noch dazu mit einem Freistoß in den Winkel, dessen Zustandekommen lächerlicher nicht sein konnte.

Und wer war schuld? Herr Demichelis. Es ist schon eine Kunst, in dieser Mannschaft, die in diesen Tagen uns Bayern-Fans alle so dermaßen berauscht, noch solch‘ eine Leistung abzuliefern. Respekt. Ich glaube, Micho, Deine Zeit ist wohl langsam gekommen.

War noch vor Wochen Herr Schweinsteiger (aus meiner Sicht, zu Recht) das Objekt meiner Hauptkritik, sieht sich nun unser argentinischer Innenverteidiger dieser ausgesetzt. So schnell kann das gehen.

Überhaupt, Schweinsteiger.

Unmittelbar nach dem 5:0 ausgewechselt, gab es für mich danach einen Bruch im Spiel der Bayern. Irgendwie. Seltsam genug, dass ich sowas mal sagen würde, aber mit der Einwechslung Robbens, fühlte ich mich plötzlich an die Saison 2001/02 erinnert. Als die Bayern einen fulminanten Saisonstart hinlegten (10-1-1). Und dies ohne den Maximo Leader Effenberg. Was dazu führte, dass alle Beobachter nur noch sagten: „Was soll erst noch passieren, wenn jetzt auch noch Effenberg zurückkommt?“

Antwort: Nix mehr.

Die Bayern verloren bei seinem Comeback in Bremen mit 0:1. Warum? Weil wohl alle im so erfolgreichen Kollektiv dachten, dass man mit der Anwesenheit „Stefans des Großen“ nicht mehr kollektiv spielen müsse. Denkste.

Gestern lief es nach der Einwechslung des Magiers Robben ähnlich. Man gab ihm Ball und schaute voll freudiger Erwartung zu, was er damit so veranstaltete.

Dumm, dass die Bochumer aus diesem Umstand kaum Kapital schlugen, was allein daran lag, dass sie die 57 Minuten von den Bayern mit zumeist über 70% Ballbesitz (auswärts!) und fünf Toren – eins schöner als das andere – so gedemütigt wurden, dass sie vor lauter Aufregung den Schalter zum Umlegen nicht mehr fanden.

Es wäre schade, wenn wir gegen Hertha, oder spätestens (oder hoffentlich, wenn Rib&Rob beide – parallel – mal länger gesund sind) in der Rückrunde feststellen sollten, dass die Münchner Bayern in einem Kollektiv der Namenlosen erfolgreicher spielen, als mit den Künstlern und Virtuosen Ribéry und Robben.

Warten wir das mal ab und wollen wir bitte nicht auf diesem sphärisches Niveau jammern.

Nein. Im Grunde sollte man mit diesem Ergebnis und seinem Zustandekommen zufrieden sein. Und das Herr Demichelis stark und Herr Müller ein wenig abfielen in der Gesamtleistung der Mannschaft, machten alle anderen Spieler mehr als wett. Sowas nennt man nun einmal Kollektiv.

Jetzt sind es nur noch zwei Punkte auf Leverkusen und ein Punkt (bei besserem Torverhältnis) auf Schalke.

Aber welcher Bayern-Fan hätte noch vor 14 Tagen überhaupt davon geträumt, dass wir uns nun in dieser Situation befinden? Ich hatte es erhofft, aber geglaubt definitiv nicht!

Schalke jetzt gegen Mainz im eigenen Stadion, ebenso gegen Mönchengladbach. Dazu die Bayern gegen eine Berliner Hertha, die offenbar gerade rechtzeitig zum Abschluss der Hinrunde wieder das Punkten anfängt – das wird wohl doch nix mit der Herbstmeisterschaft.

Immerhin ist Norden abgehängt. Noch etwas, dass ich mir vor Tagen noch nicht vorstellen konnte. Jetzt im direkten Duell gegeneinander. Da öffnet sich für die Bayern gar die Chance, den Abstand auf die ehemaligen Überflieger Liga noch zu vergrößern.

Alles rosarot in diesen Tagen.

Ein, zwei Worte zur Championsleague

Vereinzelt wurde ja schon angeregt, den Blick wieder nach vorne zu richten. Machen wir.

Morgen ist Championsleague. Da haben wir uns bislang ganz gut aus der Affäre gezogen (weil’s ohnehin das Hauptaugenmerk einiger Profis und somit unser Hauptproblem ist?). Scheinbar. Dabei kann ich mich da an zwei Spiele gegen Florenz erinnern – alter Schwede, da hätten wir statt vier auch exakt null Punkte holen können.

Naja. Vergangenheit.

Gestern habe ich im Videotext schon die vermeintliche Aufstellung gesehen. Gefiel mir. Aber die Auswechslungen gefallen mir bei Klinsmann in letzter Zeit sowieso ganz gut. Besser als oft unter Hitzfeld. Das nicht so viel dabei herumkommt, liegt imho an den Spieler oder generell der Stärke/Schwäche des Kaders. Anderes Thema.

Auf jeden Fall sehe ich es genauso, dass a) Lucio, b) Toni und vor allem c) Altintop in der Startelf stehen könnten/sollten. Sicher – „die letzte Entscheidung trifft der Trainer“ – aber ich würd’s so machen.

Etwas anderes sind diese Gedanken hier.

Zwar als Scherz gemeint, aber gegen Köln entbehrte es nicht einer gewissen Tragik/Wahrheit.

Oder war van Buyten etwa nicht der stärkste Stürmer in den letzten 20, 30 Minuten?

Überhaupt. Hatten wir in der Vergangenheit nicht genug „echte“ Stürmer, die so ein Straumraum-Kopfball-Spiel anboten? Und auch hier muss ich Patrick Strasser zustimmen:

Für mich sah es auch so aus, dass van Buyten – als er vorne in der Spitze blieb – so ziemlich jedes Kopfball-Duell gewonnen hat – ganz im Gegensatz zu den versammelten Stürmern, ob sie nun Podolski, Klose oder Donovan hießen.

Also, Klinsmann, denk‘ mal drüber nach, wenn’s das nächste Mal ’ne Brechstange braucht!