Surreales Finale. Schwäbische Fighter.

Es war surreal. Meine Güte. Ein Finale. Das deutsche Pokalfinale. Wie viele Fußballer erreichen „Berlin“ nicht ein einziges Mal? Und dann wir Bayern. Gegen den schwäbisches VfB. Ein Team mit der Chance auf den großen Wurf, die große „Sensation“. Einen Sieg gegen den FC Bayern. Und ich? Sitze in Mallorca im Hotelzimmer (auf mehrfache Nachfrage ergab sich keine andere Option, trotz mehrerer Bars und Restaurants innerhalb der Anlage), ein spanisches Bier in der Hand, nebenan schlafen die Kinder, auf dem anderen Nebenan, dem Balkon, die Frau im spanischen Sonnenuntergang. Emotional erst eine Woche nach DEM Finale. Der Championsleague. Gegen den BVB.

Wie gesagt, surreal.

Und dann dieses Spiel. Viele, vor allem Nicht-Bayern und sogar Schwaben äußerten sich annähernd zweistellig über den Ausgang. Etwas, dass nicht zu Bruno und seinen Jungs durchgedrungen war. Rennen, Laufen, Kratzen, Beißen. Die Stuttgarter. Die Jupp-Jungs? Restalkoholisiert? Zumindest allenfalls zahm.

Sicher, der VfB ist nicht der BVB. Und es war nur Berlin und nicht Wembley. Gebraucht habe ich diese Irritation trotzdem nicht. Aber selbst in der starken schwäbischen Phase hatte ich zumeist im Hinterkopf: Pffff, Eeeeuuurooopaaapoookaaal!

Wie auch immer, in dieser immer noch unfassbar unglaublichen Saison schien einfach alles möglich und das übliche unmöglich. So auch eine Gefährdung unseres Triple-Traumes.

Man kann über den Schiedsrichter diskutieren. Eigentlich immer. Wenn man mag. Warum nicht auch nach diesem Spiel? Eben. Aber erstens können und haben das Profis wie „Collinas Erben“ schon besser gemacht, als ich es vermag und zweitens… Eeeeuuurooopaaapoookaaal!

Mir bricht nach all dem Erfolg kein Zacken aus der Krone, mich vorbehaltlos der Analyse von Klaas und Alex anzuschließen (wieso auch nicht – nicht nur diesmal?!). Insgesamt war der Sieg gegen die wackeren Schwaben verdient, klar, es hätte aber eben durchaus für „den Underdog“ zu einer Verlängerung reichen können. Was erstens schlecht für meine Nerven und zweitens für meinen Bierkonsum gewesen wäre. Um die Uhrzeit hatte da nix mehr auf. Aber ging ja noch mal gut.

Apropos gut.

Der Müller ist ’ne coole Sau, oder? Isser. Nicht nur so. Sondern auch vom Punkt. Und dann der Seitenwechsel. Die Stuttgarter, die schon auf dem Platz auf unsere Bayern warteten, offenbar noch einmal Bruno-esk top motiviert – stand ja nur 0:1. Und die Bayern? Die machten ihrerseits ernst und ließen dem 2:0 mit dem 3:0 die – offensichtliche – Vorentscheidung folgen. Der VfB in der 61. Minute am Rande der Klatsche? Kaum etwas deutete auf das Gegenteil.

Der Sportskamerad Harnik sah dies anders. Der hatte was dagegen. Imho war er phasenweise der Einzige in den schwäbischen Reihen, den die Rückstände störten. Da war es nur konsequent, dass er in der 71. Minute den – offensichtlichen – Ehrentreffer erzielte. Alles gut, wollen wir mal nicht so sein, eine Klatsche hätten diese tapferen Schwaben auch nicht verdie… oh, wait – 2:3?!

Wann würde einer wie Harnik wohl aufgeben? Wenn er sich einen Fuß bricht? Der Schiedsrichter das Spiel beendet und die Ordner ihn als letzten Spieler im leeren Stadion vom Platz geleiten? So in etwa muss das wohl sein. Anders kann ich mir seine Schuss-Kanonade vor dem Auftakt einer Blutdruck-fördernden Schlussphase nicht erklären. Da konnte Neuer noch so gut halten, Harnik drosch so lange auf den Ball ein, bis er in den Maschen des bayerischen Tores lag.

Ganz(!) am Ende dieser langen und maximal erfolgreichen Saison fingen wir noch mal das Zittern an. Ich mein, besser gegen den VfB im Pokalfinale in Bedrängnis geraten, als gegen den BVB in Wembley…

Aber ruhig Blut, es passierte ja nix mehr. Dann der Abpfiff. Pokalsieger! Das Triple! Und bei mir? Freude. Aber eine Explosion wie eine Woche zuvor? Nein, wenn ich ganz ehrlich bin.

Ich sag es ja: Surreal.

Jedem Ende wohnt ein Zauber inne oder Kokolores-Kalle

Es ist vollbracht. Die Winterpause ist da. In den letzten Wochen habe ich ja kaum noch daran geglaubt, dass wir die mal erreichen würden. Also eher meinte ich damit mich selbst und meine Müdigkeit. Aber ich will Euch damit nicht noch weiter langweilen.

Das letzte Pflichtspiel im Jahre 2012 unseres FC Bayern liegt hinter uns. Dies soll kein Jahresrückblick werden – solche Worte bieten sich da halt einfach an. Bedeutungsschwanger, in größeren Zeiträumen denkend.

Genau dieser Umstand war die größte Gefahr für unsere Jungs beim Pokal-Achtelfinale in Augsburg. Eine andere Gefahr gab es nicht (abgesehen von einer gewissen Unbeherrschtheit, aber dazu später mehr). Denn wie schon im Bundesligaspiel an gleicher Stätte, so war ich auch diesmal davon überzeugt, dass uns die Augsburger nicht schlagen können würden.

Natürlich, es war „ein Pokalspiel“, es spielte „Klein gegen Groß“, „arme Schlucker gegen Steinreich“ – oder einfach der FC Bayern. Der „große“ FC Bayern. Habe ich etwas in der Mottenkiste der üblichen Verdächtigen an den Mikros und vor den Kameras übersehen? Wahrscheinlich. Denn unser Verein dient ja als Projektionsfläche für so ziemlich alles und jeden in diesem (Fußball)Land. Diesen Umstand haben wir uns hart erarbeitet, sicher, aber es darf mich trotzdem in jedem dieser Spiele, die – glaubt man den Kommentierern – jederzeit hin zu einer Seensaatiioon kippen könnte, stören.

Es brauchte nicht lange, da wurde uns dieser Umstand auch am Dienstag eingeredet.

Ich will nicht in Abrede stellen, dass Augsburg gerannt ist, gekämpft hat, alles in die Waagschale geworfen hat, was sie zu bieten hatten. Ich will einräumen, dass da mehr kam als vor Wochen im Bundesliga-Aufeinandertreffen. Ich muss erwähnen, dass wir durchaus einen Handelfmeter hätten bekommen können. Aber! Hätte all dies etwa gereicht, unseren FC Bayern ernsthaft zu gefährden? Nein. Meiner Meinung nach nicht.

Viele dachten (hofften) ja, dass wir nach dem Platzverweis gegen Ribéry irgendwie anfangen würden zu wackeln. Zu dumm, dass die 2012/13er Münchner bis jetzt niemandem diesen Gefallen getan haben. Analog zu den Dortmundern der jüngeren Vergangenheit.

Selten war ich im Laufe eines Pokalspiels meines FC Bayern relaxter als in diesen 90 Minuten. Augsburg war einfach zu schwach. Punkt. Und da kann man als Augsburger Spieler oder Funktionär noch so viel Lobendes über die Leistung in diesem(!) Spiel sagen, am Ende des Tages sind sie raus aus dem Pokal und stehen in der Bundesliga auch nicht gerade rosig da. Irgendwann hat sich das Argument „Pech“ mal abgenutzt.

Genug dazu.

Apropos Ribéry.

Unser kleiner französischer Turbodribbler hat sich und uns einen Bärendienst erwiesen. Wirbelte er zuvor noch die Augsburger Defensive durcheinander, zeigte er nach der Provokation kurz nach der Pause Nerven und ließ sich zu einem, sagen wir mal, unangemessenen Kontakt mit seinem Gegenspieler hinreissen.

Ich bin da ganz bei DonJupp. „Ein Spieler des FC Bayern darf sich nicht provozieren lassen.“ Noch einmal: Punkt.

Alle(!) anderen Aussagen zu diesem Thema (Schweinsteiger(!), Sammer(!!), Rummenigge(!!!)) sind brutaler Kokolores.

Ribéry wird gefoult und gefoult und gefoult. Und provoziert. Klar. Das ist nix Neues. Und ja, auch vor dieser rote Karte war das so.

Aber erstens wurde das Foul gepfiffen, zweitens deutet er nicht nur einen Tritt in Richtigung seines Pendants an, nein, die Hände im Gesicht des Gegners nehmen im Schlagabtausch in ihrer Wirkung zu. Erst ein leichter Wischer von Ribéry, dann eine stärkerer Wischer des Augsburgers (sorry, ich habe inzwischen sogar seinen Namen vergessen, so unwichtig ist mir das) und zu „guter“ Letzt für alle sichtbar ein Schlag von Ribéry.

Das geht nicht, lieber Franck!

Welche Konsequenzen sein Verhalten hatte? Er fehlt uns bis zu einem möglichen Finale in Berlin. Und vor allem in der nächsten Runde, im imho vorweggenommenen Finale gegen die schwarzgelbe Borussia aus Dortmund. In München.

Das ist nicht dramatisch, aber es hat Dimensionen, als ob beim BVB „Rötze“ gleichzeitig fehlen. Zwar bin ich von einem „Mimimi“ weit entfernt, aber sein hätte es nicht müssen.

Da tröstet mich auch nicht der Umstand, dass die Augsburger im weiteren Spielverlauf mit der Aufgabe selbst das Spiel zu machen und nun ihrerseits gegen einen tiefer stehenden, brutal anlaufenden und auf Konter lauernden Gegner überfordert waren. Deutlich überfordert. Gefährlicher waren sie gegen 11 Bayern allemal.

Mir hat das Spiel gefallen. Weil Herr Neuer endlich mal wieder seine Klasse in einigen Paraden zeigen konnte (Seid ehrlich, einige von Euch haben doch insgeheim schon wieder Gedanken gehabt…). Und weil es mir einen Müller-Moment schenkte, wofür wir diesen Klasse-Typen einfach immer nur lieben werden. Was für eine gemalte Choreografie, dass der Thomas nur kurze Zeit später seinen Vertrag beim FC Bayern verlängerte. Signalwirkung.

Das Spiel ist inzwischen zwei Tage her und ich erinnere mich nicht mal mehr an alle relevanten Szenen (was aber auch an meinem Alter und meiner momentanen (Blog)Müdigkeit liegen kann *g*). Aber neben der roten Karte, dem möglichen Handelfmeter, den beiden Toren – was war da noch?

Ach ja, das „Tor“ von Herrn Timoschtschuk.

Seit ich Stammhörer des Schiedsrichter-Podcast „Collinas Erben“ bin, habe ich meine Einstellung zu und meine Sichtweise auf die Schiedsrichter erneut angepasst. Früher ging mir ein „das muss der doch sehen“ viel leichter über die Lippen oder durch den Kopf als heute.

Wer im ersten Augenblick zweifelsfrei erkannt hat (Live!), dass der Ball von Timoschtschuk klar hinter der Linie war, der hebe bitte die Hand. Ach, erst in der zweiten Zeitlupe? Oh.

LizasWelt, 50% Prozent des fabulösen Schiedsrichter-Podcasts hat über Twitter die entscheidende Spielszene mit grafischen Unterstreichungen publiziert. Darauf ist Folgendes zu sehen:

1.) Der Schiedsrichter hatte eine verdeckte Sicht, da in dem Moment, als der Ball – hinter der Linie – im Tor einschlug, der Augsburger Torhüter am Boden – und somit vor dem Ball – lag.

2.) Der Schiedsrichter-Assistent konnte das Tor nicht erkennen, da er – regelkonform – auf der Höhe des (vor)letzten(?) Abwehrspielers stand um eine mögliche Abseitssituation zu erkennen.

Was hier fehlte?

Ein Torschiedsrichter (wie in der Championsleague) oder ein Chip im Ball (und keine Ballchip-Kamera, oder was auch immer uns die ARD in der Übertragung für einen Unsinn erzählt hat)!

So was passiert. Und das gehört zum Fußball dazu. Was viel wichtiger ist? Das es Spieler wie Thomas Müller gibt, die, auch wenn sie mal von der Bank ins Spiel kommen, brennen, laufen und jeden Ball vernünftig an den Mann bringen wollen (und können).

Wie für einen Lehrfilm ist hier seine Vorarbeit zum entscheidenden 2:0 durch Herrn Shaqiri zu bewerten. Sagenhaft. Weshalb der Jubel seiner Kollegen auch eher ihm und weniger dem Schweizer Schützen galt.

Ich könnte noch viel mehr über meine Bayern reden. Was ich von Gomez und Mandzukic in diesem Spielt hielt (wenig). Was von unseren Außen Alaba und Lahm (noch weniger). Aber ich möchte es dabei bewenden lassen.

Es ist Winterpause und wir haben eine ausgezeichnete Ausgangsposition für die Rückrunde. Wir sind in allen Wettbewerben noch top vertreten, haben einen unglaublichen Vorsprung in der Bundesliga, eine Chance zur Pokalfinal-Revanche im Pokal-Viertelfinale und mit dem FC Arsenal einen schlagbaren Gegner in der Championsleague vor der Brust.

Es könnte uns schlimmer gehen.

Ganz zu schweigen von den verletzten Spielern, von denen – bis auf Herrn Badstuber – alle zur Rückrunde wieder auf dem Platz stehen können sollten. Vor allem Gustavo und Robben. Denn direkt im Spät-Winter und Früh-Frühjahr heißt es improvisieren.

Gegen Dortmund fehlt unser Motor Ribéry. Da brauchen wir mit Robben eine zusätzliche, vielleicht Überraschung erzeugende Option.

Gegen Dortmund fehlt unser IV Nr.2 oder 3 Boateng. Da brauchen wir einen Martinez eventuell auf dessen Position und somit einen Gustavo (in der Form der frühen Hinrunde) um gegen Arsenal nichts anbrennen zu lassen.

Schlimm genug, dass wir diese Umstellungen aufgrund von unnötigen Platzverweisen durchdenken müssen.

Was passiert jetzt?

Wir feiern Weihnachten und genießen die Ruhe. Im neuen Jahr sammeln wir unsere Kräfte und versuchen die Ernte dieser Hinrunde einzufahren. Ich, wie Ihr, wie der FC Bayern.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Sensation ausgefallen. Schubladen bleiben zu.

Der FC Bayern steht erneut im Pokal-Halbfinale. Und im Rahmen des Spiels gab es wesentlich weniger Stress als befürchtet.

Am meisten habe ich mich somit über die Kommentierung des Spiels aufgeregt.

Immer wieder entsteht bei mir der Eindruck, dass Bayern-Spiele (im Pokal) nur deshalb immer und immer wieder übertragen werden, weil alle ((Journalisten-)Welt) nur darauf wartet, dass es zu einer dieser Sensationen kommt.

Dabei ist ja das Wesen einer Sensation, dass sie nicht jede Woche stattfindet. Die Worthülsen und das Vokabular einiger (Sport- oder Fußball-)Kommentatoren bauen trotzdem regelrecht darauf auf.

Wie zum Beispiel bei Herrn Simon.

Fast über das gesamte Spiel könnte man dem was er sagte – und dem was er nicht sagte – anmerken, dass er den Aachenern den Sieg, die Sensation wünscht.

Dagegen ist ja prinzipiell nichts einzuwenden. Wenn ich Fan der Aachener bin. Aber Herr Simon ist doch – korrigiert mich – ein gebührenfinanzierter, eigentlich unabhängiger akustischer Begleiter des Spiels, oder?

Sicher. Mir ist schon klar, dass das „Problem“ nicht neu ist. Gerade im Pokal. Aber gestern war es mal wieder offensichtlich (was einen Sieg natürlich umso süßer macht).

Und was sich die ARD-(Bild-)Regie dabei dachte, zumeist die strittigen Szenen gegen Aachen in endlosen Wiederholungen in die Wahrnehmung der Zuschauer zu hämmern, bleibt ihr Geheimnis.

Ist bestimmt alles nur meine verquere selektive Wahrnehmung, denn schließlich gibt es so etwas wie Parteilichkeit bei den Öffentlich-Rechtlichen gar nicht, gell?

Zum Spiel.

Ich war enttäuscht. Und erleichtert zugleich.

Enttäuscht, dass es die Aachener über die vollen 90 Minuten nicht geschafft haben, uns einen echten Pokalfight zu liefern.

Und erleichtert, weil es die Aachener über die vollen 90 Minuten nicht geschafft haben, uns einen echten Pokalfight zu liefern.

So wurde es ein zumeist entspannter Abend.

Im Nachhinein kann ich somit auch darüber hinwegsehen, dass Herr Badstuber immer noch nicht den öffnenden Pass nach vorne spielen kann oder Herr Ottl unter Druck in manchen Spielsituationen immer noch überfordert zu sein scheint.

Glaubt man anderen Beiträgen zu diesem Thema, werden ja gerade diese beiden Spieler in den Himmel gelobt.

Komisch.

Obwohl ich zugestehen muss, dass ich in der zweiten Halbzeit sogar mal eine Körpertäuschung (von Holger hüftsteif Badstuber!) unseres – übrig gebliebenen – Hoffnungsträgers (oder warum saß Breno wieder nur auf der Bank?) auf der IV-Position gesehen habe. Nebst guten Pass in den Offensive. Und sogar Herr Ottl hat zum gleichen Zeitpunkt auch mal einen Ball erobert.

Immerhin.

Was soll man groß meckern, wenn wir erneut im Halbfinale des Pokals stehen?

Vielleicht über die Unsicherheiten eines Thomas Kraft (Bälle unbedrängt zur Ecke geklärt, Ball fast ins eigene Tor geworfen)?

Dann muss man aber auch über seine Kahn-eske Rettungstat auf der Linie reden, die uns das 1:0 bewahrte.

Eben.

Man kann über die offenbar noch nicht abgeschlossene Integration eines Luiz Gustavo reden, dann muss man aber auch von seiner präzisen Flanke (aus vollem Lauf!) auf den Kopf von Herrn Gomez schwärmen.

Vor dem Spiel stand das Spiel unter dem Eindruck des kurzfristigen Abgangs unseres (Ex-)Kapitäns van Bommel.

Haben wir ihn nun aber im Spiel vermisst?

Zumindest hatte das Spiel von Herrn Ottl keine Folgen. In Form eines Gegentores.

Viele äußerten sich vor, während und nach dem Spiel über die Rolle von Herrn Schweinsteiger. Als Aushilfs-10er. Und ob der nicht auf der 6 besser aufgehoben wäre.

Dazu nur so viel: Herr Schweinsteiger ist überall bei uns gut aufgehoben. Vor allem in Abwesenheit der Flügelzange Robbéry.

Da waren – vor allem in der zweiten Halbzeit – ein paar Ballaktionen vomBastian am Start – das hatte imho Barca-Niveau. Mit welcher Technik er sich aus kritischen Unterzahl-Spielsituationen befreite. Respekt.

Und dank seiner Ballbehandlung ergaben sich somit auch gefährliche Situationen vor dem Aachener Tor.

Apropos Aachener Tor.

Es wurde ja schon wieder Kritik an Herrn Gomez laut.

Dazu nur so viel: Von mir aus kann Herr Gomez 20 Chancen pro Spiel versieben, wenn er trotzdem 1-3 Tore schießt, die uns nicht nur das wichtige 1:0 sondern auch insgesamt den Sieg bringen. Punkt.

Chancentod ist jemand, der überhaupt keine Tore macht, klar?!

Sicher. Der Gegner hieß Aachen und spielt zweite Liga. Glaubt man hingegen dem (Medien-)Hype rund um ein Bayern-Gastspiel (im Pokal) hatten die aber trotzdem die Qualität von Inter oder mindestens Milan.

Doof, wenn dann die Bayern doch klar dominieren und auch noch gewinnen. Nächstes Mal. Vielleicht.

Sonst noch was?

Robbens Einwechslung war Aachens Genickbruch.

Komisch aber wahr.

Als Robben den Platz mit seiner Präsenz und seinem Image betrat, machten gefühlt sogar die restlichen Grashalme bereitwillig Platz.

Andererseits ist das schon Wahnsinn, mit welchem Speed und welcher Sicherheit der Junge jetzt schon wieder agiert. Der hatte ein 5cm großes Loch in seinem Oberschenkelmuskel!

Herrlich, einfach nur herrlich sowas als Bayern-Fan mit anzusehen.

Am Sonntag ist Auslosung. Ich befürchte Auswärtsspiel in Cottbus, hoffe auf Heimspiel gegen Schalke. Mal schauen.

Einen Tag vorher geht es nach Bremen. Nach Bremen. Also nicht zum CL-Dauergast sondern zum Bundesliga-14.

Aber gewinnen müssen wir ja eh jedes Spiel. Auch ein Auswärtsspiel, in dem sich die Heimmannschaft mit 11 Mann am eigenen Strafraum versammeln wird.

Wenn ich Lust habe, schreibe ich dazu noch einen eigenen Vorbericht. Wenn nicht, kann sich jeder selber an all diese duseligen Remis-Spiele erinnern…

Tschüss Töppi. Wir werden Dich vermissen. Nicht.

Jetzt mal ehrlich: Bin ich der Einzige, der den Erfinder des Dampfplauderns nicht vermissen wird?

Rolf Töpperwien hört auf.

Na das will ich doch mal hoffen.

Ich kann seine Reportagen schon seit Jahren nicht mehr hören. Und immer dieses Kumpelhafte. Nä.

Soweit ich weiß, ist er sogar der Erfinder dieses unsäglichen FC-Bayern-Pokal-Sensation-Geschwätzes.

Nicht das ich keine emotionalen oder charakterstarken Sportmoderatoren haben will, aber das ging eigentlich kaum. Das mit ihm.

Und dann immer seine latente Werder-Bremen-Sympathie.

„Und jetzt. Ich gebe das Zeichen. Otto Rehhagel betritt deutschen Boden.“

Übel. Bin ich damit wirklich alleine?

Nach dem Beckenbauer-Cup ist vor dem Windeck-Pokal

Ich habe mich ja die ganze Zeit schon darüber aufgeregt, bis mir gestern Abend jemand einen Tipp gab.

Wieso spielen die Bayern am Montagabend gegen Germania Windeck?

Na weil sie selbst nicht früher wollten. Aufgrund des Franz-Beckenbauer-Cups.

Ist ja auch klar, dass man, spielt man am Freitag zu später Stunde noch so eine Art Freundschaftsspiel, dann kann man nicht am Samstag oder Sonntag zum Pokal in Köln antreten. Logisch.

Wenn auch unnötig.

Denn diesen überdimensionierten Pokal (Casillas hatte sichtbar Problem diesen zu stemmen) wird der FC Bayern in absehbarer Zeit ohnehin nicht gewinnen.

Er liegt falsch und die Gegner sind zumeist zu stark.

Das war gegen Barca so (Mehmet Scholl Abschiedsspiel), gegen Inter ebenfalls und gegen Real Casillas erst Recht.

Nicht das wir nicht unsere Chancen gehabt hätten und ich mich von Herzen freute einen derart spielfreudigen Ribéry auf dem Platz wirbeln zu sehen oder gar den nächsten aus der Gerland’schen Rasselbande.

Nein, soweit alles super und wir hatten Madrid ja auch weitestgehend im Griff, aber

– ein Badstuber darf bitte keine Elfmeter schießen

– ein Pranjic ist höchstens ein Backup, den will ich nicht in der Startelf sehen

– ein Sosa sollte wohl nur für seinen Verkauf Werbung laufen

– und Brafheid hat es in München mehr als schwer, was sich ja auch direkt im Spiel zeigte. Bezeichnend, dass er den letzten Elfer eben auch noch verschoss.

Gleichwohl machte es mir gar nicht so viel aus wie in den letzten Jahren. Gegen Real Madrid zu verlieren. Liegt scheinbar an Mourinho. Und dieser Satz ist in doppelter Hinsicht revolutionär für mich.

Stand ich beiden Themen in den letzten Jahren, teilweise Jahrzehnten doch mehr als ablehnend gegenüber.

Aber Mourinho ist einfach ’ne coole Sau. Allein wie er die provinzielle Wettverbots-Posse mit dem Abstreifen seiner Trainingsjacke ad absurdum führte. Herrlich. Auf der anderen Seite ist das natürlich schrecklich und aus tiefstem Herzen abzulehnen, denn wer weiß wieviele Jugendliche jetzt plötzlich spielsüchtig geworden sind. Millionen. Allein weil sie diesen Schriftzug gesehen haben. Oh mein Gott.

Ich schweife ab.

Im Ernst sehe ich Real Madrid mit der Verpflichtung gerade dieses Trainers wieder ganz oben auf der Favoritenposition für mögliche Titel. So sehr mich das für Barcelona – meinen spanischen Verein – stört, aber was hat bei Real bei all der Einkaufswut in den letzten Jahren gefehlt?

Richtig, ein Defensiv-Konzept.

Denn offensiv bleiben da kaum Wünsche offen.

Dieses Thema betrifft die ferne Zukunft.

Die nahe Zukunft ist das morgige Pokalspiel in Köln gegen die Germania aus Windeck.

Normalerweise gibt es über dieses Spiel nix zu berichten. Klassisches Erstrundenspiel. Bayern – wie immer – haushoher Favorit.

Das ist aber Theorie und vor dem Spiel stehen die Chancen eben 50:50.

Zumal die Bayern immer noch nicht mit ihrer Wunsch-Startelf antreten können. Abgesehen jetzt von Trainingsrückständen.

Robben ist sowieso verletzt. Aber jetzt fallen auch noch Olic und van Buyten aus.

Und wo hat sich unser Kampfschwein verletzt? Na klar, bei der Nationalmannschaft! Herrje.

Trotzdem.

Ich denke, dass die Zeiten der großen Erstrunden-Niederlagen der Bundesligisten irgendwie vorbei sind. Das ist schade für’s Boulevard und ARD/ZDF, weil so die Weinheim- und Vestenbergsgreuth-Einspieler immer mehr zu Archiv-Aufnahmen verkommen und man sich langsam neue Worthülsen zulegen muss, aber die Verlockung, auf kurzem Weg, die klammen Etats aufzubessern (wohlgemerkt der grauen Bundesliga-Mäuse), lässt die Herren Profis laufen.

Oder wieviele Pokalblamagen gab es bislang an diesem Wochenende?

Und auch mit nur 14 Tagen Vorbereitung für unsere WM-Spieler sollte es dann wohl doch was werden mit dem Einzug in die zweite Pokalrunde.

Meiner Meinung nach. Aber ich schau‘ es mir ja live an und kann notfalls persönlich eingreifen.

Auf geht’s Jungs, die neue Saison startet endlich!

Die B-Bayern bringen's nicht – im Gegensatz zu den C-Bayern

Jetzt mal ehrlich: Was war das für eine schlechte erste Hälfte der gestrigen Bayern.

Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit war ich mir (mal wieder) sicher, dass sich van Gaal aber so dermaßen in seiner Aufstellung verzockt hat.

Das war ja mal einfach gar nix. Von Rensing, Demichelis, Tymoshchuk, Lell und Co.

Fehlende Spielpraxis hin, Schnee auf dem Feld her. Mal zumindestens jeden zweiten Ball zum Mitspieler zu bringen, darf man wohl erwarten, von einem Spieler des FC Bayern, oder?

Selbst, wenn man lange – zu Recht, wie sich zeigen sollte – auf der Bank gesessen hat.

Da war nichts mehr zu sehen von der Sicherheit, die der FC Bayern jetzt seit Wochen ausstrahlt, von kreativer und übermächtiger Dominanz, die zwangsläufig zum Erfolg führt.

Natürlich gab es eine optische Dominanz. So um 70% Ballbesitz ist nicht ohne, aber bei so ziemlich jedem Vorstoß der Fürther drohte massive Gefahr für Rensings Tor. Durch die wackelige, nervöse Innenverteidigung, die offenen Flügel oder das Nervenbündel im Tor.

Holla die Waldfee.

Hanebüchener Fehler von Demichelis (wem sonst?) vor dem Ausgleich. Und das 1:2 legt sich Rensing fast selbst ins Tor, während zuvor unsere beiden(!) Innenverteidiger den kleinsten(?) Mann auf dem Platz zum Kopfball hochsteigen lassen.

Aber selbst wenn wir jetzt die tatsächlichen Tore mit den Unzulänglichkeiten der üblichen Verdächtigen begründen wollen, muss man – Vereinsbrille hin oder her – die Führung der Gäste zur Pause als verdient bezeichnen. Und da muss ich noch nicht einmal ein sog. professioneller Kommentator am Sky-Mikro sein, der vom Anpfiff weg die Sensation herbeireden wollte.

Das war einfach großer Käse.

Halbzeit-Fazit: Der zweite Anzug des FC Bayern passt einfach nicht. Diese Schlussfolgerung wird hoffentlich bei der Kaderplanung für die neue Saison berücksichtigt.

Nach dem Pausentee stimmte zumindestens die Ordnung besser. Ein wenig. Und Laufbereitschaft war auch wieder öfter zu sehen. Trotzdem dauerte es bis zur 58. Minute, bis der fränkische Fluch nach 48 Spielminuten ein Ende hatte.

Man kann über den Handelfmeter diskutieren. Vor allem diejenigen, die die Bayern lieber hätten ausscheiden sehen, oder die Bayern einfach nur nicht leiden können. So wie Herr Stoffers zum Beispiel.

Ganz neutral betracht kann man den Strafstoß geben, muss es aber nicht. In der Vergangenheit wurde auch schon für weniger ein Elfer gepfiffen. Für oder gegen den FC Bayern.

Wie auch immer. Es kam zum Ausgleich durch Robben. Keinem anderen hätte ich in dieser Situation die Kugel gegeben. Schon gar nicht Herrn Ribéry.

Aber das ist eine eigene Geschichte. Wirkte Ribéry – direkt nach seinem genialen Pass vor dem 1:0 – immer noch phasenweise wie ein Fremdkörper, änderte sich später dieser Eindruck. Allerdings konnte man einmal mehr sehen, wieviel Ahnung unser Trainer vom Fußball zu haben scheint, denn im Falle unseres kleinen Franzosen scheint er immer wieder das Richtige zu machen. Selbst wenn der aus verletztem Stolz nach seiner Auswechslung (immerhin mehr als 30 Minuten mehr als im letzten Spiel) ein wenig betrübt war.

Dortmund und Florenz – bei aller Liebe, Fürth – sind wichtiger als es dieses Pokalviertelfinale war.

Apropos 58. Minute.

Auch hier muss man Herrn van Gaal Respekt zollen.

Er sah seinen oben beschriebenen Fehler mit der B-Elf ein und schickte die C-Elf auf den Platz. In persona der beiden Nachwuchskräfte Contento und Alaba. Für die Sportskameraden Lell und Tymoshchuk.

Der Wahnsinn. Da kommen die beiden jungen Hüpfer ins Spiel und zeigen den alten Bankhockern was ’ne Harke ist. Das muss ich ehrlich sagen, hat mich begeistert.

Plötzlich war die linke Abwehrseite wieder artgerecht besetzt, Lahm wechselte auf seine (neue) Lieblingseite rechts, kurbelte dort das zuletzt gewohnte Angriffsspiel mit Robben an und Alaba richtete nicht nur den vomTymo gestressten van Bommel auf, sondern gab den Ersatz-Schweinsteiger. Was jetzt mal einfach als Riesen-Kompliment gedacht ist.

Spätestens da wusste ich, dass an diesem Abend nichts mehr anbrennen würde. Die folgenden Tore (Ribéry, Lahm(!)) waren die logische Folge dieser Umstellung. Meiner Meinung nach.

Was bleibt nun?

Das „Experiment“ mit der Schonung der Stammkräfte, bzw. das zuletzt überragende Kollektiv auseinander zu dividieren, ging gerade noch einmal gut. Die Fürther dürfen sich als Sieger der Herzen fühlen (was anderes bleibt ihnen ja ohnehin nicht übrig) und für diesen Büskens, diesen sog. „Eurofighter“, freut es mich natürlich besonders. Allein, weil ich diese ewig aufgewärmten Geschichten und Pseudo-Stevens-Motivationskünste nicht mehr hören und sehen kann. Aber auch das ist ein anderes Thema.

Jetzt noch ein Spiel in Schalke und dann auf nach Berlin.

Spontan hätte ich zwar ein Derby gegen Augsburg (zu doof, liebes ZDF, dass man sich auf das langweiligste Spiel festgelegt hat, dabei hätte man ahnen können, das Schalke den unattraktivsten Langweilerfußball der deutschen Spitzenteams spielt (oder habe ich hier was Falsches mitbekommen – hab’s nur so gelesen)) ganz gut gefunden, aber so ist wenigstens klar, dass es keine Experimente in der Aufstellung und Einstellung geben kann im Halbfinale (als ob das nicht so oder so klar wäre).

Auf geht’s Jungs, stürmen wir den Pott für Berlin und den Pott.

Der Vestenbergsgreuth-Vorbericht. Nicht.

Kann eigentlich noch irgendjemand diese Vorberichtsbilder zum anstehenden Pokalspiel der Bayern sehen?

Immer wenn man glaubt, es geht nicht flacher, kommt’s von irgendwo noch platter daher.

Ja. Klar. Die Bayern sind im Pokal oft ausgeschieden. Kunststück. Nehmen ja auch jedes Jahr daran teil. Selbst den europäischen Fahrstuhlmannschaften der Bundesliga ist das hier gegönnt. Aber beim FCB ist das halt immer ein Event.

Geschenkt. Und dass das bayerische Fernsehen damit eine ganze Sendung zu füllen versucht, ebenfalls.

Nein. Der FC Bayern spielt morgen gegen die Nachfolger Vestenbergsgreuths. Gegen Greuther Fürth. Dem Vereinskonstrukt.

Dabei wird der Kader ein wenig verändert. Zum Vergleich der zuletzt ebenso schönen wie erfolgreichen Elf.

Butt, van Buyten, Schweinsteiger, Klose raus. Dafür Ribéry, Timo, Pranjic, etc. rein.

Bei allem Respekt. Wenn diese „B-Bayern“ es konzentriert und vor allem konsequent in der Chancenverwertung angehen, dann brauchen wir uns keine Sorgen machen. Wenn.

Für mich gibt’s ohnehin nur ein Problem: Rechtzeitig zu Hause sein am letzten Arbeitstag vor’m Urlaub.

Neckarelz? Kenn' ich nicht!

Das große Los. Der Wunsch aller Teilnehmer im DFB-Pokal. Ein Traum wird wahr. Für das unterste Team im Topf. Jetzt von der Liga her.

Die SpVgg Neckarelz empfängt in der diesjährigen ersten Pokalrunde den FC Bayern München.

Ich geb’s zu: diesen Namen habe ich noch nie gehört.

Dann mal schnell was recherchiert.

Neckarelz spielt in der Verbandsliga. In Baden. Über die Home(e)page decken wir mal den Mantel des Schweigens. Auf jeden Fall spielt die SpVgg in Rot, d.h. die Bayern treten wohl im Auswärtstrikot an.

Der Verein soll seit 1927 existieren, sein „Elz-Stadion“ seit 1963, Erweiterung in den 80er-Jahren. Kapazität war nicht in Erfahrung zu bringen.

Natürlich könnte man einen Umzug in Erwägung ziehen. Es böten sich da (in der Reihenfolge der Entfernung) Mannheim, Hoffenheim, Stuttgart oder gar Frankfurt an. Aber die spielen ja selber alle.

Mhm.

Auf jeden Fall kann man vor oder nach dem Spiel in der Sportgaststätte „Zur Arena“ einkehren.

Na dann: Prost.

Murmeltiertag, Der (thüringische Version)

Oder vielleicht Davin gegen Goliath oder Der Pokal hat eigene Gesetze, oder Dusel-Bayern, oder, oder, oder…

Es ist immer dasselbe. Wenn die Bayern im Pokal antreten. Da war der gestrige Abend keine Ausnahme. Ich kann diese Floskeln eigentlich nicht mehr hören. Und aus journalistischer Sicht ist das genauso ausgelutscht.

Deshalb entschied ich mich für die Premiere-Version. Gibt’s ja seit dieser Saison. Sehr guter Service. Vor allem für alle Nicht-Bayern-Fans. Gut auch, dass die Nürnberger kurz vorm Ausscheiden waren und ins Elfmeterschießen mussten, da gerieten die Vorberichte zum Bayern-Spiel so kurz, wie man sie als Fans braucht. Im ZDF dagegen wurden offenbar glatte 60 Minuten über die mögliche Sensation gefaselt.

Hinzu kam noch, dass his royal Highness himself, Marcel Reif, sein erstes Pokalspiel seit Urzeiten moderieren sollte.

Tatsächlich hätte ich es mir fast denken können/müssen: Reif wurde zum Rethy.

Spätestens rund um das 2:1 der Bayern war klar, wohin der Reif’sche Hase kommentatorisch läuft.

Erfurt begann wie von der Tarantel gestochen. Die Bayern gaben die beste Antwort. Lahm(!) mit Doppelpass und Traumvollendung. Für seine Verhältnisse und im Vergleich zu unseren echten Stürmern.

Die Thüringer geschockt.

Dann aber das übliche Thema.

Einige Bayern-Spieler hatten sich ihre Klappstühle mitgenommen. In der Folge lehnten sie sich darin sitzend gemütlich zurück.

Ich versteh’s nicht. Es ist doch immer das gleiche Spiel. In jedem Spiel. Im Pokal. Und trotzdem setzt irgendwas im Kopf aus. Selbst unter Klinsmann.

Naja. Entgegen meiner Befürchtungen gab’s ja zumindestens eine Aufstellung, die einigermaßen den Ansprüchen des FC Bayern genügte. Vom Papier her. Und hätten alle Spieler, die gleiche Einstellung zu Spiel und Gegner gefunden, wäre das auch niemals „so ein tolles Pokalspiel“ geworden.

Deshalb hier kurz die Einzelkritik.

Rensing: Note 4. Keine groben Patzer, aber Sicherheit sah ab und zu anders aus und ins Elfmeterschießen hätte ich mit ihm nicht gehen wollen.

Lahm: Note 2. Das ich das noch mal sagen würde: Für mich bester Mann auf dem Platz. Kaum Fehler und dann auch noch Offensivmotor. Neben diesem genialen Tor natürlich. Ob’s am Ziegenbärtchen liegt?

Lucio: Note 5 (HZ1: 6, HZ2: 4). Unfassbar, welch‘ Unsicherheitsfaktor er in der ersten Halbzeit war.

van Buyten: Note 5 (HZ1: 4, HZ2: 6). Das Gegenteil von Lucio. Von den Halbzeiten her. War in HZ2 an fast allen Gegentoren beteiligt. Auch sonst nur noch Standfußballer. Krass wie schlecht unsere beiden IV’s ohne die solide und ruhige Führung eines Demichelis sind. Erscheckend, dass wir sonst nur noch Breno haben…

Lell: Note 5. Und zwar durchgehend. Wäre Lahm nicht gewesen, hätte ich die gestrige Defensiv-Abteilung als Totalausfall bezeichnet. Offenbar schlecht für Lell, dass es aktuell keinerlei Konkurrenz auf den Flügeln gibt (Sagnol langfristig verletzt, Jansen noch nicht wieder fit).

Zé Roberto: Note 4. Mehr Schatten als Licht. Probleme bei der Ballannahme, kaum Inspiration nach vorne und viel zu viele Ballverluste.

ab 86. Ottl: Note 3: Konnte keinen Schaden mehr anrichten. Neutrale Bewertung.

van Bommel: Note 3. Sein erstes Pflichtspiel als Kapitän verbrachte er gewohnt aggressiv. Aber wie oft zuletzt im Rahmen. Gutes Spiel.

Hamit Altintop: Note 5. Fahriges, unkonzentriertes Spiel. Erschreckend. War er doch bisher in der Vorbereitung noch einer der Besten gewesen. Unerklärlich. Kommt für ihn jetzt das EM-Loch? Vom Zeitpunkt her mehr als unpassend, würde ich sagen!

ab 46. Schweinsteiger: Note 3. Auf jeden Fall eine Verbesserung zu Altintop. Schlimm genug, sowas sagen zu müssen. Trotzdem merkte man ihm seine Grippe noch an. Zumindestens mehr Schwung nach vorne als von Hamit.

Toni Kroos: Note 2. Eigentlich Note 3, aber berücksichtigt man sein Alter und die Umstände, muss es diese Aufwertung geben. Einer der wenigen, die sowas wie Kreativität versprühten. Später auch standfest und stark im Zweikampf. Mehr und mehr kristallisiert sich heraus, welch‘ starker Spieler Kroos einmal werden kann. Eine Mischung aus van Bommel / Effenberg und Micoud (oder so). Also Passgeber, Standard-Experte, präziser Flankengeber, aber auch Zweikampfstark und dynamisch. Klasse. Weiter so, Toni.

Podolski: Note 5. Schoss ein Tor. Daher keine 6. Was aber sonst den forschen Tönen der Vorbereitung und Sommerpause folgte war einmal mehr blass. Wo ist die Legitimation für den Stammplatz, Lukas? Wo die EM-Form?

Klose: Note 5. Ebenfalls mit Tor. Abpraller. Passt ins Bild. Daneben noch eine weitere Chance vertendelt. Das war’s. Herr Klose befindet sich weiterhin im Mega-Form-Tief. Prima.

Ok. Sagen wir mal so: Was sollen die beiden Stürmer auch tun, wenn sie a) keine Anspiele bekommen und b) auch sonst kaum Kreativität vorhanden ist? Ribéry fehlt noch bis September und Kroos kann das alleine noch nicht stemmen. So we have a problem.

Was gestern gut war?

Das van Bommel nun Kapitän ist und vor die Kameras trifft. Kein Gelaber, kein Drumherum-Gerede a la Lahm und Co. – da wird Tacheles geredet. Seine Einschätzung der Situation bezüglich des nächsten Spiel gegen den HSV fand ich sehr passend. Da muss noch einiges passieren.

Wird’s auch. Da bin ich ganz sicher. Vor allem, weil vielleicht der eine oder andere dann wieder fit sein wird. Allein um die Konkurrenz-Situation zu verschärfen. Das ging ja gestern mal gar nicht. Die sehr guten Wechsel, die Klinsmann vornehmen musste, waren auch die einzig möglichen. Ansonsten saßen nur noch Bayern-II-Akteure auf der Bank.

Davon abgesehen wird’s ein Heimspiel und der HSV wird nicht wie Erfurt spielen wollen / können / dürfen. Dazu gibt’s aber noch einen eigenen Vorbericht.

Zurück zum Spiel.

Thema Reif.

Was der gestern vom Leder gezogen hat, was die Bayern betrifft, war schon lustig. Je mehr Wiederholungen er vom 2:1 sah, desto krimineller wurde es. Komisch eigentlich, denn für mich war’s ein ganz normales Tor. Allenfalls der Linienrichter sorgte mit seiner anfänglichen Winkerei für Verwirrung. Aber im Gegensatz zu Erfurts Präsident sah ich keine Erfurter Spieler, die irritiert waren und plötzlich das Spielen aufgehört haben. Nach dem Pass war noch genug Zeit dieses Tor zu verhindern.

Von mir aus kann man, wie von Reif gefordert, darüber diskutieren, ob man das passive Abseits aufhebt. Trotzdem greift Klose imho nicht ins Spiel ein und behindert oder gar geblockt hat er den Gegenspieler auch nicht. Er kann sich ja nicht in Luft auslösen und sieht den Erfurter in seinem Rücken auch nicht. All das sieht man eigentlich auch nur in Realgeschwindigkeit richtig. Daneben war Podolski in dieser Szene einfach mal zu schnell unterwegs.

Egal. Wer diskutieren will, darf das gerne tun. Für derlei Diskutanten sind ja ohnehin alle Bayern-Siege unberechtigt.

Es ist ja keine Frage, dass die Erfurter für ihre Leiden- und Laufbereitschaft mehr verdient gehabt hätten. Ebenso wie die Bayern für ihre pomadige Spielweise mindestens eine Verlängerung. Im letzten Jahr war’s ja so. Das End-Ergebnis ist bekannt.

Und ja. Darüberhinaus hätten sich die Bayern über einen erneuten Ausgleich kurz vor Schluss nicht beschweren können, als mal wieder unsere beiden IVs im Tiefschlaf waren und zwei Erfurter frei vor Rensing zum Schuss kamen. Allein deren Unvermögen verhinderte das 4:4. Gehalten hätte Rensing den zweiten Schuss nämlich nicht mehr.

Ist das Unvermögen des Gegners immer gleichzeitig Dusel für die Bayern? Mit Sicherheit, ich les‘ die Kommentare schon vor mir.

Wie auch immer.

Die zweite Runde ist erreicht und Amateurgegner gibt’s dann kaum noch. Ebenso wie derlei Einstellung, aber da haben wir ja hoffentlich schon wieder ganz andere Möglichkeiten im Kader.

Strohfeuer über der Wupper

Das Übliche. David gegen Goliath. Goliath ist immer der FC Bayern. David in wechselnder Besetzung. Diesmal kam er von der Wupper.

Ferner keine Live-Bilder im TV, aber dafür finden Fans ja Auswege.

Ärgern würde ich mich, wenn ich für’s Bayern-TV Geld bezahlt hätte und der Stream dann beim Spiel abstürzt. Die ganze Zeit WDR2 zu hören ist andererseits auch kein Genuss. Für Bayern-Fans. Ein kurzer Wind aus den 80ern umwehte meine Erinnerungen. So haben wir hier im Westen den ersten Live-Kontakt zum Fußball, zu den Bayern bekommen (und die Schotts und Hanschs haben durch ihre Freude an der Bayern-Niederlage unsere Liebe noch verstärkt).

Frau T. erzeugte bei mir gestern die gleichen Gefühle wie damals. Ihr merkte man natürlich Freud und Leid über den Spielstand, wie immer auch in der Stimme an. Egal. Zum Spiel.

Bayern stark. Die Führung mehr als verdient. Dann der Ausgleich wie aus heiterem Himmel. Und hätte Lucio seine Gliedmaßen unter Kontrolle, hätte Wuppertal wohl jetzt noch kein Tor geschossen. So aber wurde der David-Geist geweckt und die ganze Republik witterte Morgenluft. Bleistifte wurden gespitzt, Tastaturen gequält. Was sich für den Rest der Halbzeit anschloss, ließ die ARD wohl vollends bereuen, „endlich“ mal nicht das Bayern-Spiel gezeigt zu haben. Vor allem, wenn man den Langweiler danach bewundern durfte…

Tor folgte auf Tor. Emotion auf Emotion. Natürlich auch bei mir. Vor allem Wut, weil ich nichts sehen und somit einschätzen konnte, ob uns das Spiel entgleitet, oder die Tore „aus Versehen“ fielen.

Zur Halbzeit dann also ein 2:2 und alle Aussenstehenden schwelgten in Sensationsgelüsten. Persönlich war ich da hin- und hergerissen. Ob die Bayern in HZ2 Gas geben, oder das Spiel, den ersten Titel herschenken würden.

Die Gas-Option wurde gewählt, inzwischen auch von Augenzeugen-Seite bestätigt. Stille über weite Teile der zweiten Halbzeit in der 90%tigen WSV-Arena. Recht so. Und der Torschütze zum 5:2 machte gerade in Gelsenkirchen besonders Spaß…

Jetzt also Viertelfinale. Noch zwei Siege bis Berlin.

Auslosung am Samstag. Schon wieder ein Münchner Derby? 😉