Geht es nur mir so, oder wird das mit der Berichterstattung rund um den Fußball im Allgemeinen und dem FC Bayern im Speziellen immer schlimmer?
Wir schreiben den zweiten Spieltag der neuen Saison und schon sind wieder alle in heller Aufregung. Vor dem Spieltag sprach man davon, dass dem FC Bayern der schlechteste Saisonstart aller Zeiten droht.
Persönlich kann ich einer dermaßen vom Boulevard geprägten Sichtweise nichts abgewinnen. Wie würde man es denn nennen, wenn die Münchner tatsächlich die ersten beiden Spiele verloren aber dafür die nächsten fünf gewonnen hätten? Eine starke Serie?
Irgendwie stimmen da doch die Relationen nicht mehr.
Natürlich will ich nicht abstreiten, dass das was meine Mannschaft da zusammenspielt nicht gerade das Gelbe des berühmten Eis ist. Aber was erwarten wir bitteschön?
Das ein Team beliebig auf höchstem Barca-Niveau spielt? Egal ob man ihm fünf Trainer in drei Jahren zugemutet hat? Fünf Trainer mit sechs unterschiedlichen Philosophien?
Wer glaubt, dass das auf Dauer gut geht, ist ein Träumer.
Aber zurück zur Gegenwart.
DonJupp hat doch klar gesagt, weshalb es gerade so läuft wie es läuft.
Sein Augenmerk lag bislang in der Defensivarbeit. Und wie viele Tore hat der FC Bayern in den ersten drei Pflichtspielen kassiert? Eines. Wollen wir spekulieren, wie viele es unter einem Trainer van Gaal wären?
Nein. Wollen wir nicht, weil es auch irrelevant ist. Aber mir gefällt die Tatsache, dass wir defensiv offenbar stabiler stehen als in den letzten zwei Jahren. Von hinten wird aus der Sache mit dem Erfolg ein Schuh.
Apropos Schuh. Er drückt. Und zwar in der Offensive. Vor allem in der selektiven Wahrnehmung.
Bis zum Tor Herrn Gustavos haben wir nur ein Tor aus dem Spiel heraus erzielt. In den ersten drei Pflichtspielen. Diesen Gedanken hatte ich, ja.
Andererseits wurde uns gegen Gladbach ja auch ein Tor geklaut (um in der Boulevard-Sprache zu bleiben) und klatschte der Ball in diesem Spiel nicht ebenfalls (wie so oft in der Vorsaison) an das Borussen-Aluminium?
Fußball ist so (mal bei den Kölnern aus dem Gelsenkirchen-Spiel nachfragen).
Und das ist gut so.
Nach diesem Wochenende bin ich zufrieden. Mit den drei Punkten, die wir aus Wolfsburg mitgenommen haben. Besser so als anders herum. Und ja, es kann nicht der Anspruch des FC Bayern sein, schon allein damit zufrieden zu sein. Aber aktuell gibt es diesen FC Bayern noch nicht.
Aktuell gibt es – einmal mehr – einen FC Bayern im Umbruch. Zum Glück endlich auch einmal wieder was das Personal betrifft.
Womit wir beim Spiel wären.
Es war schlecht. Es war statisch. Es war uninspiriert. Und wenn es dumm läuft, geraten wir in Rückstand, ins Schwimmen und Gott weiß, was dann in dieser Phase mit den Schweinsteigers, Lahms und Badstubers passiert.
Es kam anders und das ist Herrn Olic, Herrn Ribéry und Herrn Gustavo zu verdanken.
Überhaupt Gustavo.
Guter Mann. Was wir wussten. Oder hofften. Aber wie kam der zu dieser Form und dem Stammplatz, wo doch derTymo in der Vorbereitung eigentlich vorne lag?
Mir soll es recht sein. Habe ich doch so ein immer geringer werdendes Ziehen, wenn ich an die Nicht-Verpflichtung Vidals denke. Es scheint zu funktionieren.
Besser klappte auch die Abstimmung zwischen Neuer und seinen Vorderleuten. Speziell mit Boateng. Oder gab es einfach nur keine vergleichbaren Situationen, weil wir insgesamt defensiv besser standen und die Gladbacher letzte Woche einen Sahnetag erwischten (wie man ja – wie meistens – im Spiel danach sah)?
Es ist mir einerlei. Und andererseits wird das mit der Offensive irgendwann auch wieder klappen.
Gomez wird seinen Stolperer-Tick ablegen, Robben und Ribéry werden zu alter Stärke zurückfinden und DonJupp wird nicht in jedem dieser mittelmäßigen Spiele bis kurz vor Schluss warten, bis er die formschwachen Spieler auswechselt.
Ich glaube einfach mal Heynckes, dass er derlei ernst meint. Und praktiziert.
Wieso nicht Olic mal zur Halbzeit bringen? Entweder für oder neben Gomez?
Wieso nicht einfach mal – während des Spiels (hui) – die taktische Formation ändern, den Gegner, der offenbar alle Videos von Bayern-Spielen, -Spielern und öffentlichen Trainingseinheiten kennt, verwirren?
Nein. Ich glaube wir sind auf dem Weg dahin. Man sieht es – jetzt – bloß noch nicht.
Womit wir beim nächsten Thema wären: Felix Magath. Und seinem Lieblingsthema. Dem TV-Beweis.
Mein lieber Felix, nur weil Du dies immer und immer wieder forderst, ändern sich zwei entscheidende Variablen in dieser Gleichung nicht:
Erstens haben auch die Magath-Gegner dann diese Option und werden diese ebenso nutzen. Ergo keine Fehlentscheidungen mehr Pro Magath-Teams.
Zweitens steht nirgendwo geschrieben, dass ein Tor, welches man per TV-Beweis zugesprochen bekommt, das Spiel entscheidet. Derlei mag am Reißbrett funktionieren, aber es gibt da ja immer noch eine gegnerische Mannschaft und vielleicht legt die ja dann noch einen Zahn zu oder schaltet das eigene Team einen Gang zurück und das Resultat dieses zurückgeholten Tores verkehrt sich ins Gegenteil (tut mir leid, aber so was musste ich mir auch immer rund um meine „wahren Tabellen“ anhören)?
Nein, Du mein niedersächsischer Cato, das passt nicht. Aber ähnlich wie Herr Kind mit seinem 50+1-Gerede hast Du wenigstens ein mediales Thema, dass von Problemen Deines Teams ablenkt. Ist ja auch was.
Noch was?
Nun. Ich bin immer noch unsicher, was Mittwoch betrifft. Zürich scheint so langsam in Form zu kommen. Und ob wir mit Ribéry und Robben zusammen jetzt schon so stark sind, wie wir es sein könnten?
Einfach mal abwarten. Und zuvor: Abkühlen, Jungs. Die Pokale werden im Mai 2012 verteilt!
Auf geht’s, Ihr Roten.