Das Runde passt nicht ins Eckige oder Der FC Bayern und seine Fans

Da ich ja weiß, dass meine Community sehr unterschiedlich ist und die wenigsten sowohl das Blog als auch Twitter oder Facebook nutzen, spreche hier nun eine Thema an, dass einzelne schon kennen, anderen vielleicht neu ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich zum Spannungsverhältnis des FC Bayern mit seinen Fans äußere. Und auch wenn ich für einige Ultras immer noch und immer wieder ein sprichwörtlich rotes Tuch bin, so sei es noch einmal erwähnt:

Ich kann und will differenziert agieren.

Ich habe eine Meinung über unseren Verein und über unsere Fans. Es gibt hier viele wechselseitige Überschneidungen. Ich kann viele der Ansichten des Vereins, aber auch nicht wenige Überzeugungen der Fans durchaus nachvollziehen.

Hier soll es einmal nicht um die Schickeria oder deren Einstellung zur Gewalt gehen, nicht um sonstige Geschichten aus der jüngeren wie älteren Vergangenheit.

Es geht hier darum, dass ich eingestehe, in der letzten Zeit erneut eine weitere Ebene der Differenzierung erreicht zu haben.

Dies lag – wie so vieles – am Internet. Genauer gesagt an Twitter und einem Account, der sich hinter dem Account des Club Nr.12 verbirgt: @NaptoFCB.

Die gemeinsamen Diskussionen in der letzten Zeit haben mir vor Augen geführt, dass viele meiner Überzeugungen nicht so weit weg sind von denen, die viele im Club Nr.12 (oder eben Martin B.) vertreten.

Mein Vorteil ist, dass ich dazu stehen kann und meine Zustimmung zu Einzel-Themen des Club Nr.12 keinen Umsturz im eigenen Blog (oder Verein, um bei der Analogie zum FCB zu bleiben) nach sich ziehen würde.

Womit wir des Pudels Kern erreicht hätten.

Der Club Nr. 12 hatte kurz vor dem Championsleague-Rückspiel gegen Marseille recht nebulös die Absage der geplanten Choreografie bekannt gegeben. Einigen Twitterern stieß dies sauer auf, weil es eben nur Andeutungen ohne weitere Erläuterungen waren.

Wie versprochen zog man dies im aktuellen Newsletter nach.

Einige werden sich sicher gewundert haben: Auch beim Heimspiel gegen Marseille gab es keine Choreografie in der Südkurve. Um nicht vor dem Spiel unnötig negative Stimmung zu verbreiten haben wir uns entschieden, die Gründe hierfür erst nach dem Spiel zu veröffentlichen

Die Gründe waren die Ablehnung der geplanten Choreo durch die Fanbetreuung des FC Bayern. Um präzise zu sein, lehnte die Fanbetreuung nicht die gesamte Choreo an, sondern nur den ersten Satz…

„Unseren Meinung lassen wir uns nicht verbieten…“

…des Gesamtsatzes…

„Unseren Meinung lassen wir uns nicht verbieten…

…ihr seid immer unsere Favoriten!!!“

Auf Nachfrage des Club Nr.12 sagte die Fanbetreuung, dass „der erste Halbsatz ‚Unsere Meinung lassen wir uns nicht verbieten‘ „überflüssig“ und deshalb verboten wäre.“.

Mit diesem Feedback des Vereins entschied sich der Club Nr.12 zur Absage der Choreo.

Wir verstehen unsere Choreografien als Geschenke an den Verein (Fans und Spieler), die wir selber finanzieren und durch Einsatz vieler hunderter Stunden ehrenamtlicher Arbeit erst möglich werden. Deshalb sind wir nicht bereit, uns von der Fanbetreuung wie eine kostenlose Eventagentur behandeln zu lassen, der man ohne irgendwelche plausiblen Zwänge so lange inhaltliche Vorgaben macht, bis das Ergebnis genau den Wünschen der Vereinsführung und nicht der ehrenamtlich arbeitenden Fans entspricht. Um beim Bild mit dem Geschenk zu bleiben: Leider wurde es von Vereinsführung und Fanbetreuung ausgeschlagen. Wir hoffen, dass sich das nicht wiederholt.

Es gab ferner ein weiteres Problem, dass eher organisatorischer Natur war und ist:

Da zum Zeitpunkt des Verbots des Spruchbands (und somit der Absage der Choreografie) das extra hergestellte Choreografie-Material (Brandschutzvorschriften!) bereits per Spedition auf dem Weg in die Arena war, ergab sich am Freitag noch ein Problem: Wir hatten die Fanbetreuung gebeten, die durchaus überschaubaren ZWEI Paletten Material bis zu einer möglichen Choreografie beim Halbfinale in der Arena einzulagern. Zu unserer Überraschung wurde uns mitgeteilt, dass in der gesamten Arena kein Platz vorhanden ist, um zwei Paletten Material zwischenzulagern. Und somit wurde die Annahme der Lieferung verweigert und die Spedition durfte mit dem Material wieder zurückfahren…

So viel zunächst zum Sachverhalt.

Jetzt zu meiner Bewertung und Meinung.

Punkt 1) Das Klima zwischen dem FC Bayern und seinen Fans, oder – genauer gesagt – zwischen der Fanbetreuung des FC Bayern und seinen organisierten Fans – ist seit geraumer Zeit – nennen wir es mal – angespannt. Dafür gibt es viele Gründe und ich bin hier auch nicht immer auf Seiten der Fans.

Was ich aber nicht nachvollziehen kann, ist die – auch für mich eher auffällige – Tatsache, dass seitens des Vereins / der Fanbetreuung ja offenbar recht wenig unternommen wird, dieses Spannungsverhältnis zu lösen. Ich rede hier nicht von irgendwelchen Aktivitäten der Ultras, der Fans oder sonst wem, die nicht gerade zu einer Anpassung der scheinbar vorgefassten Meinung der Verantwortlichen beim FC Bayern führen. Nein, ich rede davon, dass ich nicht nachvollziehen kann, dass „man“ (die Fanbetreuung im allgemeinen, oder der Fanbeauftragter Andreas Brück, der Teamleiter Fan- und Fanclubbetreuung Markus Meindl oder der Abteilungsleiter Raimond Aumann im Speziellen) es nicht schafft, oder schaffen will, hier den seit Jahren immer fester werdenden gordischen Knoten zu zerschlagen!?

Frage: Sollte es nicht eher im Interesse eines Fußball-Vereins sein, dass die Fans hinter dem Verein stehen und alle miteinander reden, um für alle Beteiligten die bestmöglichen Zustände zu erreichen? Geht es uns allen nicht um das Gleiche? Oder will der Verein vielleicht „diese Fans“ gar nicht und sähe sie am liebsten ausgetauscht?

Die letzte Frage würde mancher Ultra sicher sofort unterschreiben. Ich kann und will mir diese Hintergedanken seitens des Vereins gar nicht erst zulassen.

Punkt 2) Wie naiv ist es eigentlich von Seiten der Organisatoren – mit dem Wissen der Einstellung des Vereins zu vielen Aktivitäten der (organisierten) Fans in der jüngeren wie älteren Vergangenheit im Hinterkopf – NICHT davon auszugehen, dass der Verein solch einen ersten Satz komplett ablehnt, ablehnen muss?

Es ist doch geradezu logisch, dass sich der FC Bayern im aktuellen Fan-technischen Zustand, in keinster Weise auf diese Aussage einlassen kann. Bevormundung und Kreativität hin oder her, eine Ablehnung leuchtete mir unmittelbar ein, als ich diesen ersten Satz zum ersten Mal las. Das hätte man anders regeln können. Wollte man aber sicher nicht, weil man derlei – offenbar in der Vergangenheit schon oft genug getan hat.

Auf Twitter las ich einen Tweet, der eine Vermutung äußerte, die vielleicht in dieser – geringfügig – fest gefahrenen Situation nicht ganz von der Hand zu weisen ist:

Hatte man diese Reaktion von Seiten des Vereins eventuell sogar vorher gesehen, bzw. eingeplant, um hier in eine (Zitat) „Opferrolle“ schlüpfen zu können? Auch dies mag ich mir nicht vorstellen, da die Fans an dieser Stelle eher kontraproduktiv agiert hätten. Auch auf die Zukunft bezogen. Wer sollte sich von Seiten des Vereins da noch ernsthaft mit Vertretern an einen Tisch setzen, die zu derlei Verhaltensmustern greifen (müssen)?

Mir ist bewusst, dass dieser Punkt das Gegenstück zu dem oben geäußerten Verdacht ist, dass der Verein andere Fans haben will. So viel zum Thema differenzierte Sichtweise meinerseits.

Punkt 3) Ich habe totales Verständnis für die Frustration der Organisatoren der Choreos des FC Bayern. Spätestens als ich im aktuellen Newsletter davon las, dass „das ‚Geschenk‘ für das Heimspiel gegen Madrid bereits jetzt deutlich über 10.000 Euro gekostet hat.“

10.000,- Euro?

Da wird für eine(!) Choreo ein derartiger Betrag – aus privater Hand – investiert (nicht zu vergessen die ehrenamtliche Arbeit im Rahmen der Kreation, Produktion und Verteilung (oder war das mit eingerechnet?)) und von Seiten des FC Bayern gibt es (Zitat Club Nr.12) bislang und bis heute zu keinem Zeitpunkt ein Dankeschön? Also jetzt nur verbal, geschweige denn finanzielle Entschädigung.

Geht’s noch, FC Bayern?

Jetzt mal ernsthaft, Herr Aumann (ich habe Sie als Torhüter immer bewundert und im Stadion angefeuert, als Fanbeauftragter fällt mir dies noch immer schwer. Leider.), Herr Hoeneß, Herr Rummenigge – wäre das zu viel verlangt? Können Sie sich vorstellen, wie viel Geld Ihnen – direkt oder indirekt – solche Choreos in der nationalen wie internationalen TV-Präsenz einbringen? In Ihrem – und sicher nicht nur in Ihrem – Büro, hängt die 2001-er-CL-Final-Choreo, oder Herr Hoeneß? Haben Sie sich dafür eigentlich schon bedankt?

Schade.

Punkt 4) In der gesamten Arena gibt es keinen Platz, zwei Euro-Paletten zwischen zu lagern? Liebe Arena-GmbH, macht Euch nicht lächerlich. Wem ist denn geholfen, wenn diese Kindergarten-Spiele weiter, immer weiter getrieben werden? Am Ende des Tages gibt es dann eben keine Choreos mehr. Die – ob das jetzt so ist oder nicht – vom Verein gewünschten Fans erschaffen so etwas sicherlich nicht. Ich könnte so derlei ebenfalls nicht stemmen. Es braucht solche Vollblut-Fans wie die, die dies bisher gemacht haben!

Wo genau ist das Problem hier die Fans bei ihrer kostenlosen Arbeit für den Verein zu unterstützen wo man nur kann? Es kostet den Verein nichts, es bringt ihm und uns allen aber jede Menge!

Warum muss dieser – über viele Jahre hochgeschaukelte – Prozess nun zu solchen Auswüchsen führen?

Ich habe zwei Kinder. Und ab einem gewissen Punkt lernt(e) man da als junger Vater einfach, dass Bockigkeit oder Kommunikationsdefizite zu nichts führen. Heutige Kinder sind anders, die heutige Erziehung ist anders. Das musste auch meine Elterngeneration erst begreifen. Kindern muss man heute Dinge erklären, damit sie verstehen, warum dieses falsch und jenes richtig ist.

Heutige Fans sind ebenfalls anders. Und die Mittel, die einen Uli Hoeneß in den 70er, 80er und 90er-Jahren zu einer Fan-Ikone des FC Bayern machten, sind – schon mal drüber nachgedacht, FC Bayern? – eventuell nicht mehr so ganz zeitgemäß. Zumindest führen sie offensichtlich nicht mehr zu den gewünschten Ergebnissen. Zu der Koexistenz nämlich, wie es sie eben in den 70er, 80er und 90er-Jahren zwischen dem Verein und seinen Fans gab, oder?

Sich selbst ab und an zu hinterfragen hat noch niemanden geschadet. Noch so ein Spruch. Stimmt aber. Habe ich auch gelernt. Und hier sind ebenfalls beide Parteien gemeint.

Der Verein sollte sich mehr mit den Lebensumständen, Vorlieben oder Einstellungen heutiger Fans befassen und die Fans sollten von ihren – oft naiven oder eben (aus meiner Sicht) unangebrachten Wünschen der Einflussnahme verabschieden.

Fußball ist nicht mehr so wie er 1980 oder 1990 war. Das kann man gut oder schlecht finden. Ebenso wenig sind die Fans unmündiges Klatschvieh oder reine Fan-Shop-Konsumenten!

Unkenntnis erzeugt Angst.

Die Fans haben keinen Einblick in die Zwänge der Verantwortlichen des Vereins, die dafür sorgen müssen, dass der 350-400 Millionen-Laden auch morgen noch wie geschmiert läuft. Die Vereinsführung wiederum hat Angst, dass die Fans, sobald man ihnen zu viele Zugeständnisse macht, eben diesen Laden übernehmen wollen.

Beides ist Quatsch.

Lösungsansätze gibt es sicher nicht wenige – hier sind meine:

Es muss ein Gremium geben, das alle Beteiligten ernst nehmen. In diesem Gremium müssen Vertreter des Vereins sitzen, die ein ernsthaftes Interesse daran haben, die Belange der Fans verstehen zu wollen und ebenfalls ein besseres Miteinander anstreben – zum Wohle von uns allem, nämlich dem Verein (denn wir alle sind der Verein. Nicht nur die Führung, nicht nur die Sponsoren, nicht nur die Logenbesitzer, nicht nur die Fans, nicht nur die Familien, die ohne Angst mit ihren Kindern zum Fußball gehen wollen und auch nicht nur die Ultras, die alles für ihren Verein geben und sonst kaum Platz für andere Dinge im Leben lassen)!

Dort müssen aber auch Vertreter der Fans sitzen, die vom Verein akzeptiert werden. Und diese Vertreter sollten idealerweise keine Ultras mit steineschmeissender Vorschichte sein (eine beliebige Metapher ohne Anspruch auf Realität) sein. Es sollten Vertreter sein, die auf Augenhöhe mit dem Verein agieren können, weil sie aus der Mitte der Fans einen Status erreicht haben, die sie zu ebenbürtigen Verhandlungspartnern macht oder Vertreter, die im vollen Umfang die Interessen der Fans verfolgen, welches unabdingbar ist, um den Rückhalt und die Akzeptanz unter den Bayern-Fans zu haben und somit die Entscheidungen dieses Gemiums als gegeben hin zu nehmen.

Ob diese Charakterisierung auf die aktuell involvierten Personen passt, lasse ich mal bewusst im Raum stehen.

Dazu gibt es dennoch keine Alternative – alles andere wäre US-Sport. Wer will das? Ich nicht.

Weitere Vorschläge sind die bekannten Themen (die teilweise auch im Club Nr.12-Newsletter angesprochen werden).

  1. Rücknahme der Fangruppen-Trennung und Zusammenlegung aller Fans in eine gemeinsame Südkurve
  2. Vergrößerung der Stehplatz-Kapazität (somit Erhöhung der Gesamtkapazität – Win-Win-Situation, da die Allianz-Arena locker auch mit 75.000 oder 80.000 Zuschauern zu 100% ausverkauft wäre, oder?)
  3. Verlegung der Gästefans in eine „leisere“ Region
  4. Eigenes Ticket-Portal a la viagogo – allerdings zu fairen Tarifen! [1]

Was können und sollten die Fans tun, um die aktuelle Situation zu verbessern?

Aus Sicht einiger Fans gibt sicherlich gar nix zu ändern. Man fühlt sich schließlich im Recht. Falscher Ansatz, Leute. So wird sich dieses Problem nie lösen lassen!

Mir würden spontan ein paar provokante Dinge einfallen, ob die für diesen Beitrag aber so produktiv wären, würden eh andere beurteilen. Ich stecke auch nicht in den Köpfen unserer Führung drin und kann deshalb in keinster Weise beurteilen, wie sich „die Fans“ verhalten müssten, um von Seiten der Führung das Problem zu verbessern.

Eins steht zumindest fest:

Wir alle können nicht so weiter machen wie bisher. Es müssen sich Dinge ändern. Die Fans erreichen beim Verein mit ihrer Einstellung rein gar nichts und der Verein ist im Grunde nicht weniger von den Fans abhängig – denn ohne Fans gibt es keinen Fußball. Und das ist nicht nur eine von den Ultras übernommene Floskel, nein, das ist auch meine tiefste Überzeugung!

Also macht was draus und bringt das in Ordnung – Ihr Fans und Du, FC Bayern!

[1] Hier wären die Millionen für MyFCB sicher besser angelegt gewesen.

Bayern, Breno und das Web 2.0

Es ist schon so eine Sache. Mit der Winterpause, der Sauren-Gurken-Zeit, diesem Internet, den Medien und dem FC Bayern.

Und mit mir auch. Denn dieser Bericht kommt – wie so oft, wenn ich es einfach nicht schaffe – verspätet.

Es geht um den FC Bayern, seinen Spieler Breno Vinícius Rodrigues Borges und dieses Internet. Genauer gesagt um Twitter.

Was ist geschehen?

Herr Borges war lange verletzt und hatte ein paar Probleme mit dem Feuer. Der FC Bayern half und in der Winterpause sah soweit auch alles ganz gut aus. Er war so schlank wie nie und schien sich als echte Alternative in der Innenverteidigung anzubieten.

Dann kamen der letzte Sonntag und das bayerische Testspiel in Erfurt. Herr Borges spielte bei den Amateuren. Zwecks Spielpraxis – die er im Testspiel offensichtlich nicht bekommen hätte.

Ein Missverständnis, oder mangelnde Kommunikation.

Seinen Frust ließ er über seinen Twitter-Account freien Lauf – ein Fehler, wie sich herausstellen sollte, denn das schlug hohe Wellen. In unterschiedliche Richtungen. Einerseits war da von „Undank“ die Rede, andererseits wurde deutlich, wie der FC Bayern zu Social Media, bzw. Twitter steht.

Man sprach von Seiten des Vereins davon, dass „man zunächst einmal prüfen wolle, ob der betreffende Account tatsächlich Breno gehöre und der Brasilianer für diesen Fall die Nachricht selbst verfasst habe“.

Mit anderen Worten: Der FC Bayern weiß nicht, was seine Spieler im Social Web so treiben? Uns Twitterern ist schon recht lange bekannt, dass dies der echte Account von Herrn Borges ist.

Als die Welle größer wurde, verschwand ferner der Original-Tweet.

Zu spät natürlich, um nicht im Netz längst reflektiert worden zu sein.

Auch von Vertretern der klassischen Medien – einzelne Journalisten haben das Prinzip mit diesem Netz und seinen Vernetzungen nämlich durchaus schon verstanden – selbst wenn sie noch in der Minderheit sind.

Keine schöne Geschichte. Für keinen der Beteiligten.

Was ich dabei die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, ist dieser Bericht.

Völlig neu waren für mich hier mehrere Dinge:

1. Der FC Bayern hat einen Online-Chef (ok, ist irgendwie logisch, hatte ich nur bisher nicht drüber nachgedacht und war mir nicht bekannt).

2. Der FC Bayern will Facebook nachbauen (so habe ich das doch korrekt verstanden, oder?). Also nicht so böse, klar, denn die Daten, die dabei gesammelt werden sind ja gut.

Wem hier die Diskrepanz auffällt, darf sie behalten.

Manchmal – in schlaflosen Nächten – denke ich darüber nach, mich mal beim FC Bayern zu bewerben, und den Vertretern des Vereins mit dem Web 2.0 zu helfen, oder ihnen Twitter und Co. zu erklären.

Allerdings verwerfe ich den Gedanken dann zumeist recht schnell, denn in dieser Funktion müsste ich wohl oder übel meine eigenen, „Paules“ Aktivitäten in der bisherigen (kritischen) Form beenden. Vergleichbar mit einem beruflichen Account. Dort wären per Richtlinie Firmeninterna ja auch ausgeschlossen. Derlei gibt es beim FC Bayern offenbar nicht.

Womit wir wieder beim Thema sind.

Was bleibt am Ende des Tages?

1. Herr Borges „hat da was missverstanden“ und sich entschuldigt – was das für seine Zukunft beim FC Bayern bedeutet müssen wir abwarten.

2. Der FC Bayern weiß inzwischen, dass sein Twitter-Account echt ist (weil er es zugegeben hat, nicht weil man diesbezüglich im Bilde war).

3. Unser Vorstand denkt, dass „er es in Zukunft lassen sollte, zu twittern. Man erwarte von ihm, dass nichts Weiteres mehr kommt“. Wie man so liest. Offiziell hört sich das so an:

Bayerns Vorstandschef wies zudem generell darauf hin, dass Spieler mit ihren Äußerungen in persönlichen Twitter- oder Facebook-Accounts „sehr verantwortungsvoll“ umgehen sollten.

Na dann. Ich lass‘ Hoeneß und seine Einstellung zu diesen Dingen mal bewusst außen vor. Der Uli ist – abgesehen von diesem Internetzzeug – für mich eine Ikone des Vereins und er wird dieses Thema einfach nicht mehr besetzen.

Wir Fans, wir Twitterer, wir „Digital natives“ machen einfach so weiter wie bisher, ok? Und der Verein auch.

Und morgen startet die Rückrunde der Bundesliga.

Alles wird gut.

Gomez verfehlt Tore-Rekord nur knapp!

Und ich habe nix davon gemerkt. Ich!

Man halt einfach zu wenig Zeit. Aber wie der Zufall es so will, habe ich trotzdem gerade herausgefunden.

Mario Gomez hat den 50-Tore-Rekord von Roy Makaay aus dem Jahr 2005 nur knapp verpasst.

Breitnigge-Statistik weiß es.

Und ihr jetzt auch.

Ein Trost für Mario:

Er liegt in dieser ewigen Liste nun auf Platz 2 – direkt vor dem Bomber, Gerd Müller, acht Plätze vor unserem Präsidenten und neun vor dem Bayern-Boss.

Respekt, Mario und trotzdem herzlichen Glückwunsch!

Clemens Tönnies ist der neue Augusto César Lendoiro

In Sommerpausen nach einer schwachen Bayern-Saison geht es zumeist hoch her. In der Gerüchteküche und am Transfermarkt.

Dies ist heuer nicht anders.

Auch nicht beim sogenannten „Königstransfer“.

Was für ein Hin und Her, was für eine Ansammlung von Eitelkeiten, Stolz, Egoismen und jeder Menge Geld.

Wir werden wohl nie erfahren, wie es heute um den Neuer-Transfer stehen würde, wenn die Bayern sich vor dem Pokalfinale nicht so weit aus dem Fenster und gelehnt und die Schalker nicht soviel frisches Geld aus Russland bekommen hätten.

Noch vor wenigen Tagen schien der Transfer reine Formsache. Die Verhandlungsgruppe hatte sich – glaubt man den Gerüchten – auf eine Transfersumme geeinigt. Dieser Verhandlungsgruppe gehörte der Vorsitzende des Aufsichtsrates nicht an. Was man so hört.

Ist das einer der Gründe, dass sich nun dieser wiederum – auch verbal – so derbe aus dem königsblauen Fenster lehnt?

Ich will Manuel den Bayern noch aus dem Rachen reißen.

Was soll das sein, Ruhrpott-Sprache? Von mir aus. Und von mir aus können die Schalker Neuer gerne ein neues Angebot machen. 28 Millionen (4x 7 Mio. Euro Gehalt – hört sich in der Summe natürlich boulevard’esker an)! Unabhängig davon, dass Schalke 04 noch die eine oder andere Million an Verbindlichkeiten hat (DFL, übernehmen Sie?), ist das dieser „Arbeiterverein“, der seine Spieler, die tränenreich ihren Abschied aus Gelsenkirchen verkündet haben, mit Millionen und Abermillionen zuscheisst (so sagt man doch „im Pott“, oder?!)?

Welche Wertschätzung hätte ein Manuel Neuer bei den Knappen-Fans, wenn er dieses Angebot annimmt und doch seinen Vertrag beim FC Schalke verlängert?

DAS wäre dann in Ordnung, ja?

Für mich sind das alles entweder erfundene Geschichten des Boulevard, verwundete Egos bei ohnehin sehr speziellen Charakteren wie Herrn Tönnies oder der endgültige Verkauf der Schalker Seele.

Jetzt mal ganz unabhängig davon, dass es hier um ein Transfergerücht geht, dass uns Bayern unmittelbar betrifft, haben die, die derlei Vorgehen ernsthaft(?) planen, nichts aus der jüngeren Historie der Gerne-Groß-Ära auf Schalke und in Dortmund gelernt?

Wieder die Kohle raushauen als gäbe es kein Morgen?

Ein Top-Team zusammenkaufen um so Neuer zusätzlich zu motivieren, seine Heimat nicht zu verlassen?

War dies nicht genau der Punkt, der Rangnick-Vorgänger Magath u.a. den Kopf gekostet hat? Alles vergessen?

Nur damit einige Herren in den königsblauen Führungsgremien, die sich aktuell mit den Bayern auf Augenhöhe wähnen, ihr vermeintlich besseres Blatt auspielen können?

Mich lässt all dies (fast) sprachlos zurück. Und um das noch einmal zu betonen:

Mir ist nur eins wichtig: Kommt Neuer oder kommt er nicht zum FC Bayern? Gibt es einen (geheimen) Vorvertrag, der spätestens 2012 gilt?

Sollte dem so sein (was natürlich niemand zugeben darf, gell DFL?), dann wäre ich fast dafür noch ein Jahr auf Herrn Neuer zu warten, allein um kein weiteres Geld in diesen Rachen ohne Boden zu werfen.

Sollte es diese Vereinbarung zwischen Bayern und Neuer nicht geben, müsste ich am Zustand der bayerischen Führung zweifeln. Dort redet man ob der aktuellen Entwicklung vielmehr von einer „getroffenen Vereinbarung, die per Handschlag besiegelt wurde“ und von der man ausgeht, dass sie „halten wird“, denn schließlich kenne man „die Vertreter von Schalke 04 nur als Ehrenmänner und seriöse Kaufleute“. Na dann.

Bei all dem Getöse, dass in den letzten Stunden über uns hereingebrochen ist, kam mir eigentlich nur ein Bild vor Augen.

Das Grinsen von Augusto César Lendoiro.

Und das war das Schlimmste, was diesbezüglich passieren konnte. Denn an diesen Gesichtsausdruck wollte ich eigentlich nie wieder denken müssen. Wer erinnert sich nicht an diese epische Transfergeschichte rund um Roy Makaay?

Andererseits: Lendoiro hat uns zwar am Nasenring durch die Manege geführt, aber Makaay war jeden Cent seiner Ablöse wert.

Und diese Hoffnung habe ich auch in der Causa Neuer!

Der ultra-bayerisch-runde Tisch

Ich bin ja mal gespannt. Wie das hier ausgeht.

„Wir planen einen Runden Tisch mit unseren Fans, da werden auch die Ultras dabei sein, mit Klubvertretern und dem einen oder anderen Spieler. In der Runde soll der ganze Verein repräsentiert sein. Am Ende sollten alle an diesem Tisch Rechte und Pflichten eingehen. Wir wollen das unaufgeregt diskutieren. Ich bin überzeugt, dass man eine Lösung finden kann. Und eines sollte im Sinne aller sein – wir wollen keine Eskalation wie in Frankfurt erleben. Sowas darf es bei Bayern nie geben, dass die Emotionen in Gewalt umschlagen. Wir wollen ein harmonischer und erfolgreicher Klub sein. Daran müssen alle interessiert sein.“

Ob Uli Hoeneß da auch dabei sein wird und das die „echten“ Ultras sein werden und was dann danach kommt und ob sich alle wieder lieb haben?

Persönlich finde ich es zumindest schon einmal gut, dass man überhaupt wieder miteinander redet und keine Pro- oder Contra-Aktionen im Stadion nach aussen trägt. Punkt.

Update: Es gibt Gerüchte, dass zu diesem runden Tisch „niemand der Kritiker aus Club 12/Schickeria eingeladen werden und wenn doch, dann handverlesen mit vorher von Aumann redigierten Fragen“. Man möge bitte Quellenangaben zu diesen Gerüchten nachliefern, dann wird dieser Beitrag auch kritischer werden.

Einmal Ulianer, vanGaalist, FCBler und zurück

Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich schreiben soll.

Aber man wartet ja darauf. Was ich zum heutigen Tag zu sagen habe. Zur Entlassung unseres Trainers.

Dann mal los.

Ich hatte damit gerechnet. Und es ließ mich sogar überraschend kalt. Zu sehr war ich gefrustet und hatte sich meine Resignation Bahn gebrochen. Nach dem Remis beim Club.

Die Umstände der heutigen, bzw. gestrigen Trennung ließen mich dann aber doch ein wenig verwirrt zurück. Und die Dokumentation auf Twitter erst…

Richtig übel, wie schlecht Hoeneß dabei wegkam.

Nun. Ich habe keine Bilder von der PK gesehen. Nur Mitschriften gelesen (was den Eindruck verfälschen kann).

Und natürlich habe ich zu all dem eine Meinung.

1. Ich fühle mich bestätigt. Entlassungen von Trainern funktionieren nur, wenn man es sofort macht. Und nicht zum Saisonende. Oder noch später. Thema „Hitzfeld 2004“.

Fehler: Vorstand.

2. Die Schärfe, mit der hier Hoeneß agierte muss mit Gründen zu tun haben, die zu lange, zu tief im Uli arbeiteten. Und die Explosion, von der er heute in Bezug auf die Mannschaft sprach, gab es zunächst einmal nur bei ihm. Und der Vorstand (also der echte, denn er ist ja nur Aufsichtsrat-Chef) knickte ein. Oder wie soll ich das sonst deuten, wenn UH gerüchteweise LvG schon nach dem Hannover-Spiel entlassen wollte und vom Vorstand überstimmt wurde?

Fehler: Vorstand.

3. Der heutige Tag symbolisiert den Schlusspunkt einer Entwicklung. Die – öffentlich – mit dem Hoeneß-Auftritt bei Sky90 begann. Man kann darüber denken, was man will, wer diesbzgl. Insider ist, darf sich gerne hier melden. Aber seit diesem Zeitpunkt war van Gaal – von dem man ansonsten halten kann, was man mag – zum Abschuss freigegeben.

Fehler Vorstand.

4. Schon bevor man van Gaal zum FC Bayern holte, wusste man doch eigentlich, was man da für einen Trainer holte, oder? Ich will es hoffen. Offenbar dachte man aber wohl, man könne ihn FCB-like anpassen. Konnte man nicht.

Fehler: Vorstand.

5. Der Trainer und Mensch van Gaal ist wie er ist. Er selbst bezeichnete sich beim Dienstantritt wie der berühmte Deckel zum Topf. Oder so. Er selbst stellte sich als jemand dar, der perfekt zum FC Bayern passt. Siehe Punkt 4.

Fehler: van Gaal.

6. Thomas Müller und Holger Badstuber wären ohne van Gaal so wohl nicht möglich gewesen. Sagt man. Er glaubte offenbar, dass derlei beliebig reproduzierbar sei. In Contento, Alaba und Co. verzockte er sich.

Fehler: van Gaal.

7. Weil van Gaal von Punkt 6 so überzeugt war, wollte er seinen Kopf durchsetzen und verzichtete darauf, die Doppelstrategie des FC Bayern – Talente und Stars – fortzuführen. Keine Neuverpflichtungen nach der Fast-Triple-Saison. Ergebnis bekannt.

Fehler: van Gaal.

8. In einem höchst aufgeladenen Spannungsfeld der Torhüterfrage beim FC Bayern bezog er klar Stellung. Gegen die Führung und mit gewissen Strömungen im Verein, den Fans: Er machte Ersatztorhüter Kraft zur Nummer 1. Einfach so. Ohne die Berechtigung wie im Fall Rensing. Ich bin hier nicht unbedingt bei Hoeneß, dass dies die Wurzel allen Übels war, aber Unruhe brachte es durchaus. Unnötig. Und Zweifel äußerte er ja selbst dann auch. Nach dem Nürnberg-Spiel. Welche Konsequenzen wären da bald gezogen worden?

Fehler: van Gaal.

9. Ebenfalls augenscheinlich war die fehlende Konstanz in der Aufstellung. Es geht hier nicht darum, dass ich mich an der Aufzählung der unterschiedlichen IV-Paare beteilige, dass kann das Boulevard machen. Oft war van Gaal auch dazu gezwungen. Durch Sperren, Verletzungen oder Formschwäche. Die fehlenden Alternativen im Kader (siehe 6. + 7.) setzten ihn aber hier zusätzlich unter Druck. Und flexible Spieler sind ja ganz schön, aber wenn damit einhergeht, dass die halbe Mannschaft auf den „falschen“ Zweitpositionen spielt, dann läuft doch was falsch, oder?

Fehler: van Gaal.

10. Hier ist Platz für Eure Ergänzungen…

In der Summe sieht das nicht gut aus für van Gaal. Abgesehen davon halte ich unseren Ex-Trainer aber tatsächlich – wie viele andere Fans auch – für einen der besten Trainer, die der FC Bayern je hatte. Die letzte Zaubersaison hat uns beinah zum Triple geführt, derlei vergisst man gerne und schnell. Aus dem Frust des Moments heraus.

Andererseits halte ich Gerüchte, die davon sprechen, dass van Gaal seit Hoeneß‘ Sky90-Auftritt eine – von mir aus latente – egozentrische Geisterfahrerstrategie fuhr, für nicht weniger realistisch, als die Fan-Theorien der letzten Woche(n), dass der FC Bayern kurz vorm Untergang steht und der Vorstand sich auf Kosten des Vereins gegenseitig bekämpft, etc.

Es ist schwierig.

Ich hätte mir gewünscht, dass ein FC Bayern einen Trainer van Gaal aushalten kann. Das wir es aushalten, mit der van-Gaalschen-Strategie auch einmal auf Titel zu verzichten, um unseren europäischen Club-Vorbildern langsam, ganz langsam näher zu kommen.

Diese Geduld und diese Flexibilität brachte weder der FC Bayern noch van Gaal auf.

Man verfiel in alte Muster. Der Trainer (ging es denn nicht bei allen großen Vereinen so mit ihm zu Ende?) genauso wie der Verein (alles über Bord schmeißen, zurück auf Null).

Das ist bedauerlich.

Und dabei gibt es so viele offene Fragen.

Erstens: Wieso kommt man darauf, dass ausgerechnet jetzt der van-Gaal-Co-Trainer der richtige Mann zur richtigen Zeit ist, diesen verdammten dritten Platz zu sichern?

Zweitens: Wieso wurden neben van Gaal viele seiner Cos und aber nicht alle entlassen? Gab es persönliche Gespräche mit Abfrage der Nibelungen- van-Gaal-Treue?

Drittens: Hat man sich – neben den geplanten Transfers – (nun) vollends von der – auch schon vor van Gaal erfolgreichen – Doppelstrategie („Talente & Stars“) verabschiedet und deshalb bewusst den Absturz der Ausbildungsfiliale FCB II in Kauf genommen (Gerland mit Doppelbelastung, Experiment Scholl, Verkauf oder Leihe von starken Talenten und Stammspielern)?

Viertens: Wie will der Vorstand, der FC Bayern dem Vorwurf entgegenwirken, dass es nicht doch seit geraumer Zeit einen Machtkampf in der Führung gibt (Thema „Klinsmann vs Klopp“, „Toni vs. Ribéry“, „van Gaal sofort weg vs. später“)?

Fünftens: Wie kann sich Hoeneß und unsere Führung über die Fan-Proteste und deren Form beklagen, wenn man ein PK-Bild wie das heutige abgibt?

Fragen über Fragen. Und wahrscheinlich erst einmal keine Antworten.

Als Fan bleibt mir nur ein Wunsch: Das wir nicht so enden wie der HSV.

Ultras in Führungsgremien, Rücktritt der Führung, Entlassung des Trainers und viele Spieler mit unklaren Vertragsstati. Alles gleichzeitig.

Soweit ist es mit dem FC Bayern noch nicht gekommen. Hoffentlich.

P.S. Dafür, dass ich eigentlich gar nichts zu sagen hatte, ist es dann doch etwas mehr geworden. Aber für mich als Fan, der dies Zeit seines Lebens war (und bleiben wird!), ist ohnehin nur eines wichtig:

Wie gewinnt der FC Bayern im nächsten Spiel drei Punkte? Alles andere geht mir irgendwann am Arsch vorbei!

In diesem Sinne: Gute Nacht.

DonJupp und seine Führungskräfte

Ich bin ja irgendwo auch so etwas Ähnliches wie ein Journalist. Deshalb die Sorgfaltspflicht. Die letzten Wochen haben ferner in mir diesen Drang noch verstärkt.

Alles zu dokumentieren, was unsere Führung so sagt/macht.

Mein Beitrag wird ansonsten keinerlei Wertung enthalten, es geht ausschließlich um Zitate. Und dass diese nicht verloren gehen, bzw. man sie den entsprechenden Verantwortlichen später einmal – in dem absolut unwahrscheinlichen Fall, dass DonJupp kein Messias mehr ist – vorzuhalten. Zwecks Rückfragen.

Wie auch immer. Los geht’s.

„Wir sind sehr glücklich, dass wir mit ihm eine Einigung über einen Zweijahres-Vertrag erzielen konnten. Ich bin überzeugt, dass wir mit Jupp Heynckes eine erfolgreiche Zusammenarbeit haben werden.“

Karl-Heinz Rummenigge

„Er war der Wunschtrainer von uns allen. Auch der Aufsichtsrat hat dem total zugestimmt.“

Uli Hoeneß

„Er war unser 1-A-Kandidat, wir haben mit keinem anderen Trainer gesprochen.“

Uli Hoeneß

„Wir sind ein erfolgsorientierter Verein und wollen nächstes Jahr wieder Titel gewinnen. Wir werden gute Chancen haben.“

Uli Hoeneß

„Der erfolgreichste Trainer ist über 70 Jahre alt. Alex Ferguson bei Manchester United. Natürlich ist Jupp Heynckes 65, aber wenn er vor einem steht und spricht, dann weiß man, dass das Feuer in ihm noch brennt.“

Karl-Heinz Rummenigge

„Es hat noch nie einen Trainer gegeben, dem wir reingeredet haben.“

Uli Hoeneß

😉

Ich habe da mal ’ne Frage, Herr Präsident

Ich bin irritiert. War im Rahmen des Wechsels von unserem Maximo Manager Uli nicht die Rede davon, dass damit ein Rückzug aus dem Tagesgeschäft einhergehen sollte?

Zumindest hat man doch immer vomUli über denFranz derlei gehört, als dieser noch „Präsident“ war. So nach dem Motto: „Ach der Franz, der ist ja bei den Entscheidungen gar nicht mehr eingebunden…“

Hat sich wohl geändert. Egal.

Dann habe ich halt an unseren eingebundenen Präsidenten ein paar Fragen:

Dieses durften wir gehetzte, von Sorge um unseren Verein getriebene Anhänger des FC Bayern, in der heutigen Presseerklärung lesen:

– Louis van Gaal bleibt Cheftrainer des FC Bayern München bis zum Saisonende am 30.6.2011.
– der ursprünglich bis zum 30.6.2012 laufende Vertrag zwischen dem FC Bayern München und Louis van Gaal wird in beiderseitigem Einvernehmen zum Ende dieser Saison aufgelöst.
– Grund für die Auflösung des Vertrages ist die unterschiedliche Auffassung über die strategische Ausrichtung des Klubs.

Alle Beteiligten sind sich einig darüber, dass in der derzeit schwierigen sportlichen Situation des FC Bayern München gemeinsam sämtliche Kräfte eingesetzt werden, um die sportlichen Mindestziele dieser Saison noch zu erreichen.

Erste Frage: Fällt Ihnen der Widerspruch auf? Man vertraut dem Trainer nicht mehr bis über das Ende der Saison hinaus. Aber man vertraut ihm, die (gefährdeten) Saisonziele in den letzten Spielen der Saison zu erreichen? Die Ziele, die ja für den Verein so wichtig sein sollen. Aufgrund dieses Finales 2012. Und so. Klar. Das Finale ist ja fest gebucht für uns. Quasi ein Selbstläufer. Ich schweife ab.

Zweite Frage: Wie kann man sich einvernehmlich trennen, wenn „unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Klubs“ der Grund waren?

Daraus resultierende dritte Frage: Ich bin ehrlich, diese Frage ist für viele Bayern-Fans die wohl wichtigste Frage der letzten 30 Jahre:

Welche Auffassung über die strategische Ausrichtung des Klubs hat denn der Vorstand des FC Bayern?

Vierte Frage: Sie sind länger im Fußball als ich, noch dazu als Aktiver ein Weltstar gewesen. Umso interessanter ist für mich die Antwort auf die Frage, inwieweit Sie nun davon überzeugt sind, dass die neue Situation (Ende Trainertätigkeit van Gaals beschlossen), Einfluss auf die Motivation unserer Mannschaft hat unter eben diesen Trainer erfolgreich zu arbeiten?

Fünfte Frage: Ab und an ist es ganz interessant, Teil dieses neumodischen Internets zu sein. Dort bleibt nämlich vieles erhalten. Selbst wenn die persönliche Erinnerung einen verlässt.

Wenn man weiß, dass der Trainer am Ende der Saison geht und es eh nicht so gut läuft, dann kann ich mir nicht so gut vorstellen, dass eine gute und gedeihliche Zusammenarbeit in den nächsten Monaten stattfinden kann.

Ihnen wird aufgefallen sein, dass ich die fünfte Frage noch nicht gestellt habe, aber vielleicht können Sie sich die ja auch selber denken…

Der bayerische Fisch stinkt vom Kopf her. Und vom Schwanz.

Dieser Beitrag fällt mir nicht leicht. Und ich weiß ja – aus sicherer Quelle – dass der FC Bayern hier mitliest. Vielleicht nicht gerade heute, schließlich hat man an der Säbener Straße gerade anderes zu tun, aber insgesamt kann ich darauf leider keine Rücksicht (mehr) nehmen.

In diesen Tagen, in diesen Stunden wird – einmal mehr – die bayerische Sau durchs Dorf getrieben. Bei unserem geliebten FC Bayern stimmen die Ergebnisse nicht (mehr). Glaubt man manchen Kommentaren – ob von sogenannten professionellen Sport-Journalisten, oder ganz normalen Menschen, die auf Blogs ihre Meinung äußern – dann steht der FC Bayern gerade kurz vor dem Niedergang.

Steht er ja auch. Vor dem Abstieg in die Regionalliga. Nämlich die zweite Mannschaft, die immer als Durchlauferhitzer von aufstrebenden Talenten verstanden wurde. Dieser Gedanke scheint nur noch sekundär und wurde offensichtlich fallen gelassen.

Auch dieses Mosaiksteinchen ist aber imho ein Teil des Gesamtproblems.

Des Gesamtproblems, dass der FC Bayern meiner Meinung nach heute hat.

Die Frage ist doch: Was will der FC Bayern?

Will der FC Bayern Erfolg haben? Na klar, das wollen wir alle. Und nicht wenige Fans des FC Bayern sind doch genau deshalb Fan unseres Vereins geworden. Damit ein wenig Glanz auch auf sie abfällt. Geschenkt.

Hier muss man allerdings nachfragen: Wie soll dieser Erfolg erzielt und gesichert werden?

Der Weg eines Uli Hoeneß hat dem Verein seit 1979 jede Menge Erfolg gebracht. Deshalb bin ich ja eigentlich auch ein Ulianer. Uli Hoeneß ist quasi der (heutige) FC Bayern. Jemand anderer Meinung?

Jetzt gibt es mit diesem Erfolg hat nur ein kleines Problem. Wenn man ihn hat, will man noch mehr. Das gleiche Problem wie mit diesem Geld. Hat der Nachbarn noch ein größeres Auto, Schiff, Haus, will man das auch haben.

Unsere Nachbarn haben wir in den zurückliegenden Jahrzehnten schon lange überholt. Wir sind die mit den großen Autos, Schiffen, Häusern.

Neidisch konnten wir nur werden, wenn wir mal die Nachbarschaft im Ausland besucht haben. Das waren Autos, Schiffe, oder Häuser.

Plötzlich fühlte man sich wieder ein Stückchen kleiner. Doof das. Also wollte man das auch haben.

Auch haben meinte hier zumeist diesen großen silbernen Pokal. Mit den Henkeln dran. Denn der macht sich besonders gut. In einem ansonsten schon großen Haus.

Auf dem Weg dahin vergingen viele Jahre und nicht nur einmal hatte der Hoeneß’sche FC Bayern mehr als eine Hand an diesem Stück Silber.

Kaum 22 Jahre nach seinem Amtsantritt sollte es dann soweit sein. Der Pott gehörte uns und konnte somit unser – inzwischen noch größer gewordenes Haus schmücken. Zufriedenheit machte sich breit. Bei uns allen. Auch bei uns Fans. Zufriedenheit es allen Nachbarn da draußen im Ausland gezeigt zu haben. Und ganz und gar nicht auf Pump.

Dieser Zufriedenheit folgten zwei Dinge.

Die Enttäuschung, dass danach dann doch nur wieder die mit den noch größeren Häusern sich diesen Silberpott untereinander ausliehen und irgendwann dann auch die Langeweile der Mittel, wie der Verein versuchte seiner Wege zu gehen.

Irgendwann wollte man – von Seiten des Vorstands der Ex-Helden der Vergangenheit – nicht mehr nur den reinen Erfolg. Nein, er sollte auch noch wunderschön herausgespielt werden.

Die eierlegende-Wollmilch-Sau.

Das war die Zeit, als man von Seiten des Vereins mit den Experimenten anfing.

Den alten Lehrmeister abservieren (der der den silbernen Pokal geholt hatte). Gegen einen Zuchtmeister eintauschen. Um dann wieder vom Lehrmeister abgelöst zu werden. Und erstmalig den Panzerschrank im Keller zu öffnen, wo all das Geld, womit die Nachbarn da draußen ihre großen Häuser tapezierten, selber mal in den Händen zu halten. Nur so fürs Gefühl…

Als alles gut zu sein schien, wagte man sich an die Mutter aller Experimente und installiere einen Bäckermeister, der zuvor schon eine ganze Nation an Nachbarn verzückt hatte. Sein Zauber wirkte. Zunächst. Seine Halbwertzeit war dann aber doch die kürzeste aller Meister.

Katerstimmung im mittelgroßen Haus mit dem mittelgroßen Auto und dem mittelgroßen Schiff.

Was machte man nur falsch?

Und was machen diese Nachbarn in Spanien, mit diesen Gaudistischen Häusern, nur so anders, dass alle immer so von denen schwärmen und die uns auf dem Platz immer so sehr verprügelten?

Die Lösung war ein Tip, den sich unsere Hausmeister von auswärts holten: Die haben ein Konzept. Eine Philosophie. Ui.

Das hörte sich direkt sehr gut an und so was wollte man natürlich sofort selber haben.

Gesagt, getan.

Man holte sich einen Visionsmeister. Der sogar schon bei diesen Nachbarn gewohnt und gearbeitet hatte. Dann konnte ja nichts mehr schief gehen.

Ging auch nicht. All das, was all die Meister zuvor schafften, schaffte auch dieser Meister (die kleinen Nachbarn um die Ecke klein zu halten). Und diesem verflixten Pott war er auch näher als viele andere Meister zuvor.

Dumm nur, dass gerade dieser Meister anders war. Der wollte nämlich nicht nur Meister der Vision und Philosophie sein, nein zu allem Überfluss auch noch Hausmeister. Und zwar im eigenen. Dem mittelgroßen.

Na das ging nun wirklich nicht. Visionen, Strategie, Plan und Philosophie hin oder her. Hausmeister ist man immer noch selber. Hat schließlich all die Jahre zuvor auch so geklappt, warum etwas ändern?

Und hier kehren wir von dieser netten Geschichte zurück in die Realität. Und all den Leser, die noch nicht eingeschlafen sind, will ich erklären, worauf ich hinaus will:

Unser Verein, seine Fans und vor allem sein Vorstand (Erfolge in der Vergangenheit hin oder her) muss sich entscheiden, was wir mit unserem Verein anfangen wollen!

Wollen wir so weiter machen wie all die zurückliegenden Jahrzehnte? Dann werden wir auch weiterhin mit einem gewissen finanziellen Aufwand die nationale Konkurrenz einigermaßen in Schach halten und im europäischen Konzert irgendwie mal mehr, mal weniger mitspielen können.

Wenn wir aber mehr für unseren Verein erreichen wollen, wenn wir nicht nur erfolgreich – national wie international – sondern auch noch mit schönem Fußball bestückt sein wollen, dann, ja dann müssen wir doch wohl oder übel grundlegend etwas ändern, oder?

Die Verpflichtung eines Aloysius Paulus Maria „Louis“ van Gaal war ein erster Schritt in diese Richtung. Wenn man dem Verein ein System, eine Strategie eine Philosophie verpassen will, die sich nicht mit jeder Trainerentlassung ändern soll und man somit immer und immer wieder bei Null anfangen muss, wie all die anderen (die aus den kleinen Häusern) das so machen, dann muss man schmerzliche Veränderungen aushalten können.

Es kann dann nämlich sein, dann man mal eine Zeitlang keinen Erfolg hat. So sehr man sich daran auch gewöhnt haben mag. Das bringt so etwas nun einmal mit sich.

An anderer Stelle habe ich dies schon einmal erwähnt: Wenn man wie Barcelona sein will, muss man wie Barcelona arbeiten. Ich habe mich nur geirrt, was den Bezug zu Herrn van Gaal betrifft, denn es war Herr Cruyff, der im Jahre 1988(!!) zu Barcelona kam und seine Ajax-Philosophie dort einpflanzte. Und nicht nur in der ersten Mannschaft, nein in den gesamten Verein! Jede Mannschaft, die zweite, die dritte, alle Jugendmannschaften spielen diesen Stil und somit findet dort ein Prozess statt, der zu dem Fußball führt, den Barcelona gerade spielt. Spieler, die diesen Stil nicht spielen können, kommen erst gar nicht in die erste Mannschaft (welche Spieler aus dem aktuellen Kader wären dann noch übrig?)

23 Jahre sind seit diesem Einstieg Cruyffs vergangen. Wäre unser Vorstand, unsere Medien unsere Fans bereit solch einen langen Weg zu gehen?

Nein?

Dann faselt bitte ab sofort kein Wort mehr von Barcelona oder nachhaltiger Vereinspolitik und wechselt ruhig weiter alle 1,5-2 Jahre den Trainer, die Strategie und die Philosophie. Gerne könnt ihr auch alle 2-3 Jahre 70-80 Mio. investieren. Die Schatzmeister all der kleineren Häuser freuen sich jetzt schon!

Und dann macht Ihr da oben auch gerne und ruhig so weiter, in dem Ihr noch den letzten Trainer öffentlich demontiert. Nur weil Ihr, die ihr an keinem Mikrofon vorbeigehen könnt, zu allen Themen des Vereins jederzeit Eure Meinung abgebt. Das Boulevard wird es Euch danken.