Bayern-Trainer van Gaal hat vor einigen Tagen mal wieder für einen Skandal gesorgt. Unklar ist, ob es ein „Skandal“ war, weil es darum ging, was er gesagt hat, oder weil er Bayern-Trainer ist.
Angesprochen auf das Freundschaftsspiel der deutschen Nationalmannschaft am 11. August in Kopenhagen gegen Dänemark sagte van Gaal, dass „er sich wünschen würde, dass seine acht deutschen WM-Teilnehmer kollektiv auf eine Teilnahme verzichten.“
Unerhört!
DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach erteilte derweil postwendend einer möglichen Absage eine Absage:
Das Länderspiel zu einem solch frühen Zeitpunkt ist für niemanden ideal. Aber es steht im internationalen Terminkalender, den alle akzeptiert haben. Für den Bundestrainer ist das Spiel in Dänemark die einzige Möglichkeit, vor Beginn der EM-Qualifikation sein Team zu testen. Natürlich kommt eine Absage des Spiels in Kopenhagen nicht in Frage.
Mhm.
Wer hat diesen Terminkalender akzeptiert? Die Vereinstrainer? Die Vereine, die diese ganzen Nationalspieler bezahlen und den Rest des Jahres trainieren und ihre Länderspielblessuren behandeln? Sieht wohl nicht so aus.
Dieser Termin ist wirklich an Überflüssigkeit nicht zu überbieten.
Und Rummenigge weiter:
Der Erfolg der deutschen Mannschaft, die das Turnier am Kap mit dem dritten WM-Platz abgeschlossen hatte, sei auch ein Produkt der Nachwuchsarbeit. Diese werde „exklusiv“ von der Bundesliga geleistet.
Und hier geht es auch nicht nur um den FC Bayern.
Angesichts der Terminplanung der Fußball-Weltorganisation Fifa hat aber auch Magath keine Lust mehr auf Streit, er sehe keine Mittel gegen diese Praktiken, sagt er, und meint damit: die Angewohnheit der Fifa, Freundschaftsländerspiele immer so zu legen, wie sie ihm und seinen Trainerkollegen in der Bundesliga nicht passen. […] Magath will beobachtet haben, dass das Verhältnis von Geben und Nehmen zwischen Verbänden und Klubs schon vor langer Zeit durcheinander geraten sei.
Er meint damit auch die Beziehung der Klubs zum Deutschen Fußball-Bund, der die Nationalmannschaft verwaltet, und genau das ist ein Problem.
Selbst die Gutmenschen aus Bremen sind verschnupft.
Der Termin passt absolut nicht. Ein Länderspiel nach einem solch langen Turnier anzusetzen ist nicht sinnvoll. Wir verzichten auf unsere Spieler in der Vorbereitung und nehmen damit Rücksicht auf die Nationalmannschaft. Es wäre schön, wenn das umgekehrt auch der Fall wäre.
So.
Ich weiß schon, was der eine oder andere nun dringend mal loswerden will.
„Wer sich keine Nationalspieler leisten kann, soll sich keine zulegen.“
Schon klar.
Aber gerade bei dieser WM spielten sich viele deutsche Spieler in den Vordergrund, die zuvor von ihren Vereinen aufgebaut wurden, die als Nicht-Nationalspieler zu ihren Vereinen gekommen sind.
Thomas Müller, Badstuber, Özil – sind das alles Spieler, die von der Nationalmannschaft herbeigezaubert wurden?
Im Prinzip sind wir uns ja einig, Es ist ein Geben und Nehmen. Die Nationalspieler steigern in der Nationalmannschaft ihren Marktwert, worüber sich wiederum die Vereine freuen. Und die Nationalmannschaft ist ihrerseits auf gute Spieler angewiesen, die über’s Jahr vernünftig in den Vereinen gefördert werden. Nur im Nationaltrikot gute Leistungen abzurufen, klappte in der Geschichte der Nationalmannschaft nur bei einem gewissen Lukas Podolski.
Der Punkt ist: Wer trägt hier die Hauptlast und wer bekommt die meiste Kohle?
Eine sehr reduzierte Sichtweise, sicherlich. Aber wenn ich Meldungen wie diese und diese („Die FIFA hat erstmals beim Eigenkapital die Schallmauer von einer Milliarde US-Dollar (1,061 Milliarden) durchbrochen.“) lese, dann kommt es mir eben hoch.
Der Weltverband mit Sitz in der Schweiz erwartet Einnahmen von insgesamt 2,6 Milliarden Euro. Südafrikas Organisationskomitee hingegen benötigte erst kürzlich wieder finanzielle Zuschüsse in Höhe von 78 Millionen Euro.
Und weiter:
Die Kosten für die WM berechnet der Weltverband mit rund 1,2 Milliarden Euro. Davon hat die FIFA den Löwenanteil von rund 800 Millionen Euro übernommen. Der OK-Haushalt der Südafrikaner wuchs durch den jüngsten Zuschuss auf 426 Millionen Euro.
1,8 Mrd. Euro Gewinn für die Fifa.
Aber man beteiligt ja jetzt erstmals die Vereine. Also die, die der Fifa die ganzen Spieler für ihre WM liefern.
Der Fußball-Weltverband wird bei der WM-Endrunde in Südafrika ein Tagegeld für jeden Spieler der 32 teilnehmenden Nationen von umgerechnet 1300 Euro (1600 US-Dollar) zahlen.
Super.
Aber wie bekomme ich jetzt den Bogen zurück zum Anfang?
Wenn all die Euphorie um das dritte Sommermärchen in Folge („gähn“) abgeklungen ist, dann werden wir – also alle Vereine, die Spieler zu dieser WM abgestellt haben – den Blatter-Kater spüren. Dann werden wir hautnah spüren, welcher Fußball für uns mehr Bedeutung hat. Der Blatter-Fußball oder der unseres Vereins.
Für mich gibt es an dieser Stelle keine zwei Meinungen.
Und obwohl van Gaal für mich nach der letzten Saison der Größte ist und ich es ihm fast noch zutraue, selbst diese Vorbereitung zu einem guten Ende zu führen, habe ich trotzdem die größten Bedenken, wenn ich an den Start der Bundesliga denke.
Vor allem, wenn unsere reduzierte und mit Amateuren aufgefüllte Truppe am zweiten Spieltag zum Flutlichtspiel auf dem Betzenberg antritt.
Was denkt ihr, muss man sich da Sorgen machen?