Rheinischer Herr Rossi oder Keine Mitleidspunkte

Vor dem Spiel gegen die rheinische Fortuna aus Düsseldorf beschäftigte sich die versammelte Fan-Gemeinde im Grunde nur mit der Höhe des Sieges unseres FC Bayern. Zu deutlich war das Hinspiel ausgegangen, zu dominant waren die Bayern in der bisherigen Rückrunde.

Am Ende des Tages war der 3:2-Sieg der Münchner mehr als verdient, die Fortunen durften sich aber phasenweise berechtigte Hoffnungen auf einen Punktgewinn oder gar Sieg in München machen. Wer in unserer Arena zweimal führt darf das. Wer 20% all unserer Gegentore erzielt hat erst Recht.

Die andere Seite der Medaille ist die Tatsache, dass Fortuna im gesamten Spiel nur vier (im Vergleich zum FCB: 26) Torschüsse zustande brachte und auch ansonsten mit der eigenen Defensivarbeit recht ausgelastet war. Ferner muss schon extrem viel zusammen passen, dass man heuer gegen die Bayern „etwas holt“. Eine eigene Top-Leistung und eine schwächere des FC Bayern. Letzeres geschah nicht. Die Münchner ließen sich von den Rückständen nicht sonderlich beeindrucken und spielten einfach weiter auf ein Tor. Ein Unterschied zu vergangenen Zeiten und zum Heimspiel gegen Leverkusen, als wir einfach alle Tore erzielten, selbst die beiden für den Gegner.

Weshalb es gegen die Rheinländer bis zum Schluss spannend blieb? Weil die Fortuna eine brutale Chancenverwertung an den Tag legte und die Bayern exakt gegenteilig agierten. Live konnte ich das Spiel leider – aus Gründen – nicht verfolgen, von daher nur aufgezeichnet. Dieser Umstand ermöglichte mir aber Notizen, die ich mir ansonsten während eines Spiels nicht mache(n kann).

Ich habe mehr als ein halbes Dutzend 100%-tiger Torchancen gezählt. Nicht viel weniger herausragende Glanztaten des Düsseldorfer Torhüters. Wie so oft durfte sich einer unser Gegner – in einem engen Spiel – bei seinem Mann zwischen den Pfosten bedanken. Herr Giefer ist imho ein entscheidender Faktor bei Fortuna. Geht dieser – gerüchteweise – zur neuen Saison nach Gelsenkirchen, sehe ich schwarz für eine dritte erstklassige Saison seiner Kollegen.

Es stört ferner nicht, wenn eigene Spieler in einem Spiel in München ihre ersten Bundesliga-Tore erzielen. Davon erzählen sie noch ihren Enkeln. Zu dumm, wenn einzelne Heynckes-Kicker (Boateng) es ihnen nachmachen (sic!).

Nein, aus meiner Sicht kann Fortuna mit Spiel und Ergebnis zufrieden sein. Es sollte nicht sein und da spielte auch Glück keine Rolle. Nicht mit dieser Dominanz, diesen Chancen, diesem Spiel des FC Bayern. Und seit wann vergeben wir in der Bundesliga Mitleidspunkte? Fortuna ist – meiner Meinung nach – stark genug, auch aus eigener Kraft den Abstieg und sogar die Relegation zu vermeiden. Punkt.

Zurück zum FC Bayern.

Machen wir es kurz. Die Herren Boateng und Gustavo sind sehr gute Spieler. Spieler, die uns helfen, die den Kader breiter machen. Aber die Klasse von Spielern wie Dante oder Martinez haben sie leider – zur Zeit – nicht. Dies soll kein Vorwurf sein, es ist lediglich eine Feststellung.

Ob wir mit der Achse Dante / Martinez zwei Gegentore kassiert hätten? Wer weiß das schon. Ich glaube das zwar, aber sicher ist es nicht. Müller, Mandzukic, Ribery und Co. hätten auch einfach besser zielen können, dann müssten wir uns diese Frage nicht stellen.

Apropos Müller.

Erneut musste ich an mich halten, sein Spiel nicht brutal zu kritisieren. Seine defensive Rolle innerhalb der Konfusion rund um den Rückstand. Seine Chancenverwertung. Puh. Ein Thomas Müller wäre aber nicht der Müller, wenn er nicht im Umkehrschluss solch ein 1:1 kurz vor der Pause erzielen würde. Für Müller gilt, was für nur ganz wenige Spieler in der Bundesliga oder auch beim FC Bayern gilt: Weiter, einfach immer nur weiter spielen (lassen). Der Typ ist einfach Weltklasse. Auch als Spieler.

Sonstige Bewertungen unserer Lieblinge erschließt sich mir kaum (noch). Es war Luft nach oben, es war ein Arbeitssieg, ein Sieg des Willens. Wir müssen keine 20 Punkte Vorsprung in der Liga haben und dann auch noch jedes Spiel mit Brillianz und zweistellig für uns entscheiden. Es reicht, wenn wir unseren Gegner zumindest die Illusion lassen, sie könnten gegen uns Erfolg haben. 😉

Jetzt bereiten wir uns mental total auf Arsenal vor. Danach auf die Revanche (wie das klingt, vor allem, da es fast nur diese eine Revanche-Notwendigkeit in der gesamten Saison gibt) gegen Leverkusen vor. Danach!

Ich werde live vor Ort in München sein. Und in Leverkusen auch. Wollen wir hoffen, dass ich ein Glücksbringer, dass ich für 180 Minuten Herr Rossi sein kann.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Debütanten-Ball-Rausch an der kurzen Leine.

Als Fan des FC Bayern lebt man in diesen Wochen in einem „schizophren“ Zustand. War es in den letzten Jahren, gar Jahrzehnten zumeist so, dass ein Zufalls-, oder Nicht-Bayern-Meister auch nur jeweils für ein Jahr eine Konkurrenz darstellte und wir uns auf diese „Gesetzmäßigkeit“ verlassen konnten, ist seit der letzten Saison alles anders.

Der BVB hat seinen „Überraschungserfolg“ aus 2011 nicht nur in 2012 bestätigt, nein, er hatte es ferner vor Jahresfrist in kürzester Zeit geschafft uns 15 Punkte abzujagen und sich von Rekord zu Rekord zu siegen.

Diese Erfahrung prägt uns noch immer. Ob wir wollen oder nicht. Vom Vorstandsvorsitzenden bis zum Kommentierer hier auf meinem Blog.

Diese Erfahrung hat eine Unruhe zur Folge, die uns nicht nur ständig zwischen den Extremen hin und her taumeln lässt, sondern auch noch völlig neu für uns ist. Sie entspricht so gar nicht unserem Selbstverständnis.

Wie anders ist zu erklären, dass einige von uns (ich will mich da gar nicht intellektuell überhöhen und hier ausschließen), nach den beiden Remis gegen Nürnberg und Valencia nicht nur den alten Trainer endlich los sondern zusätzlich den halben Verein umkrempeln werden woll(t)en, wir alle nach der heutigen Gala gegen Hannover aber eigentlich das Gegenteil verlangen müssten?

Leute, wir haben zwei(!) Tore nach einer Standard-Situation erzielt. Und unser greiser Trainer gibt vor dem Spiel am Mikro zu Protokoll, dass er „dies sogar hat trainieren lassen“! Ungläubiges Staunen.

Und zu allem Überfluss, schießt Sportskamerad Martinez nicht nur sein erstes Tor für den FC Bayern, sondern liefert er imho das erste Spiel in unserem Trikot ab, nach dem ich ohne Zögern sage: Ja, auf Basis eines solches Spielvideos waren wir wohl endgültig bereit hier 40.000.000,- Euro locker zu machen.

Ganz zu schweigen vom ebenfalls ersten Saisontor von Dante (genau solche haben wir von ihm im Gladbach-Trikot einige gesehen) und erst Recht der Explosion nach dem Tor von Rückkehrer Gomez!

Was ist das für eine Geschichte?

Wir haben drei Stürmer für die eine Spielposition.

Der erste, Mandzukic, steht an der Spitze der Bundesliga-Torschützenliste. Der zweite, Pizarro, liefert (von der Bank) mal eben so ein Festival wie gegen Lille ab.
Und der dritte, Gomez, feiert sein Bundesliga-Comeback und erzielt 26 Sekunden nach dem Betreten des Platzes sein erstes Saisontor!

Ist das ein un-fucking-fassbarer Traum?!

Was wäre wohl mit dem Sturmkader der letzten Saison jetzt unsere Situation?!

Wer Zweifel an sich, dem FC Bayern oder ganz allgemein hat, sollte allein nur an dieses Thema denken.

Klar, es war „nur“ Hannover. Eine Mannschaft, die aktuell nicht mehr zwingend in Top-Form agiert. Und auch am Donnerstag erst in der Europa-League gespielt hat. Aber am Anfang des Spiels hat Hannover ja noch einigermaßen gut und mit gespielt. Nicht nur ich hatte bis zum 2:0 Sorge um ein fränkisches Deja-vu.

Unbegründet, wie sich herausstellen sollte. Spätestens mit dem 3:0-Pausenstand war der Drops gelutscht. Und ein Tor schöner als das andere.

Ebenso in HZ2. Und hätte Super-Mario noch ein bißchen mehr Glück gehabt, er oder Ribery hätten das Ergebnis noch unangenehmer werden lassen können. Für die Leine-Kicker.

Andererseits: Auch für ein 5:0 gibt es nur 3 Punkte. Und ob der BVB am nächsten Samstag ähnlich agieren wird, werden wir erst in der nächsten Woche wissen.

Einzelkritik?

Javier Martinez lieferte, wie gesagt, für mich sein bestes Spiel im Bayern-Trikot ab.

Franck Ribery scheint die Rippenprellung nicht mehr zu stören. Merklich.

Thomas Müller bemüht wie immer. Heute brauchte es keine Tore seiner speziellen Art.

Toni Kroos spielte in HZ1 sehr stark. Erst als es nicht mehr nötig war, nahm auch er sich eine Auszeit.

Bastian Schweinsteiger lieferte eine gute Vorstellung an – für die Glanzpunkte waren diesmal andere zuständig (z.B. Martinez).

Die Viererkette ließ kaum gefährliche Aktionen des Gegners zu. Besonders stark: Dante und Alaba. Solide: Lahm. Erneut noch nicht in alter IV-Form: Badstuber (leider).

Herr Neuer hat dann später auch noch die Chance bekommen, sich am Spiel zu beteiligen. Chance genutzt, ansonsten selten gefordert.

An Mandzukic gefiel mir vor allem seine Defensivarbeit. Punkt.

Vor dem „Gigantenduell“ reisen wir jetzt zunächst nach Freiburg. Ein extrem schwieriges Spiel. Denn wer denkt jetzt wirklich an Freiburg? Und nicht schon an Dortmund?

Andererseits: Sind alle Borussen komplett mit den Gedanken bei der Fortuna aus Düsseldorf?

Nein, ich genieße jetzt erst einmal den Moment. Und die Tatsache, dass für uns alle mal wieder das Glas halb VOLL sein sollte.

Und der BVB weiterhin nicht mehr aus eigener Kraft Deutscher Meister werden kann!

Ab morgen heißt es dann: Freiburg putzen!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Verwirrend, berauschend, zügellos – Französische Slalomstangen zu Gast in München.

Mein erstes FC Bayern-Heimspiel liegt hinter mir. Jedes Mal eine organisatorische Herausforderung. Jedes Mal eine bächtige Vorfreude. Jedes Mal etwas ganz Besonderes. München, die eigene Arena.

Aufgrund der – speziellen – Karten- und meiner persönlichen Familiensituation sind diese Heimspiele zumeist Europapokalspiele, nur selten Bundesliga-Begegnungen. Mir macht das nichts aus, es spielt der FC Bayern und dies allein ist entscheidend.

Auch diesmal war alles voller Vorfreude, voller wundervoller Momente mit herzlichen Menschen. Aus München. Die man über die sozialen Medien kennen und schätzen gelernt hat. Vor und nach dem Spiel.

Ein perfekter Abend stand bevor.

Und dann kam der Allesversteher in mir durch. Viele Menschen aus dem Umfeld der Ultras, der Hardcore-Fans, des Club Nr.12 wissen dies inzwischen sehr zu schätzen, dass einer wie ich zumindest ein offenes Ohr für sie hat. Nicht für alle, aber für einige, die die gleichen Kanäle nutzen wie ich. Meinen Horizont hat dies erweitert, natürlich.

Ein „Nachteil“ hat diese Herangehensweise dann aber doch.

Trifft man sich umittelbar vor dem Spiel mit Club Nr.12ern und bespricht die aktuelle Einlass-Kontroll-Problematik für die Blöcke 112/113, sieht ferner den Check-In-Schalter, dann passiert es Fans wie mir doch tatsächlich inzwischen, das die eigene Empathie die pure Freude über das berauschende Spiel der eigenen Mannschaft überdeckt.

Sicher, es kann auch eine Rolle gespielt haben, dass ich im Block 225 von allerlei, ich nenn‘ sie jetzt mal, typischen Arena-Fans umgeben war.

Man stelle sich das einmal vor: Die eigene Mannschaft führt dank eines Freistoßtores(!) in der 4.Minute(!) mit 1:0 und es fällt einem nichts Besseres ein, als die eigenen Spieler weiter anzumotzen, wenn nicht jeder Ball sofort am gegnerischen Strafraum landet. Aber dann in der 70.Minute bei einer 5-Tore-Führung das Stadion verlassen. So was regt mich unfassbar auf. So kalt es wieder in einem dieser November-Spiele in der Arena war, ich bleibe natürlich bis mindestens zum Schlusspfiff im Stadion – wo sind wir denn?

Vor dem Spiel wurde ich per Twitter gebeten, doch erneut Videos im Stadion zu drehen. Zum Beispiel von der Stimmung beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung. Nun, nach „Stimmung“ war mir da schon nicht mehr zumute. Sorry.

Ich bin aber in jeder Hinsicht ehrlich: Hätten wir keine zügellose Vorstellung unserer Jungs erlebt, ich wäre zu diesem Zeitpunkt in der gleichen Stimmung gewesen. Weil da Gedanken in meinem Kopf waren, die größere Auswirkungen auf den Verein haben, als ein Torfestival gegen einen überforderten Gegner.

Trotzdem soll dieser Bericht nicht davon handeln, dafür werde ich getrennt in die Tasten hauen. Vielmehr will ich den Versuch starten, das Spiel aus meiner persönlichen Live-Perspektive zu beleuchten.

Das Ergebnis spricht eine deutliche Sprache. Wer das Spiel aber nicht verfolgen konnte, oder zumindest nur die TV-Bilder, dem will ich sagen, dass wir dieses Spiel ernsthaft(!) mit 12:0 hätten gewinnen müssen. Es steht außer Frage, dass der FC Bayern aktuell in einer mehr als guten Verfassung überzeugende Leistungen auf den Rasen brennt. Aber bei diesem Gegner fragte man sich doch über die vollen 90 Minuten, was die für die Königsklasse des europäischen Fußballs qualifiziert hat?

Ich habe mich phasenweise – vor allem in der ersten Halbzeit – gefragt, ob Lille nicht wollte oder nicht konnte. Im Training aufgestellte Slalomstangen leisten größeren Widerstand als die Doggen aus unserem Nachbarland. Unerklärlich.

Am Ende des Spiels sah ich direkt vor meinem Block einen lachenden Arjen Robben zur Ausführung eines weiteren Eckballs schreiten. Der Spieler, der zuvor viermal(!) alleine auf den gegnerischen Torhüter zugelaufen war und nicht eine einzige Chance verwert hatte. Unfassbar. Was willst Du da auch noch machen, als dich darüber kaputt zu lachen?

Oder ein Thomas Müller, der im famosen ersten Abschnitt ebenfalls 1-2 Tore erzielen muss(!)?

Oder ein Shaqiri, der nach seiner Einwechslung mächtig Alarm machte und fast in Ribéry’sche Angstzustände beim Gegner rannte?

Nein, nach diesem Spiel muss man eigentlich fast jeden Spieler in den Himmel loben. Mehr geht kaum.

Weshalb hatten wir in Frankreich so Probleme mit diesen Gegner, weshalb haben wir diese Vorrundengruppe immer noch nicht gewonnen?

Weil wir uns erst in diese – diesjährige – Championsleague hineinarbeiten mussten?

So sieht es wohl aus.

Heuer diskutieren wir die immer noch vorhandenen Schwächen unserer – in fast allen Belangen – schon extrem guten Mannschaft (was bleibt uns auch anderes übrig?) und was passiert?

Wir verbessern uns!

Das kann doch fast nicht wahr sein, dass unser Trainer in den letzten Tagen, 1-2 Wochen tatsächlich mal Standards trainieren lässt und wir dann in einem solchen Spiel wie gegen Lille zwei(!) Freistoßtore erzielen (wenn Robbens Tor auch mehr ein Eigentor war)?

Ist das wirklich passiert, dass ein Lahm drei(!) direkte Vorlagen zu Toren liefert? Noch dazu Flanken über Flanken schlägt, wie wir sie von ihm in dieser Dichte seit Jahren nicht gesehen haben? Ich mein‘, hier zählt auch nicht das Argument „schwacher Gegner“, denn selbst freistehend schafften wir ja in den letzten Jahren kaum brauchbare Flanken. Egal gegen welchen Gegner.

Ich mag all das. Und ich könnte es nicht glauben, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.

Das ist alles Zucker im Moment. Was Alaba schon wieder rennt und spielt und rennt und passt. Was Schweinsteiger seit Wochen in Bestform dirigiert. Was auf einmal Stürmer Nummer 3(!) für Bälle ins Tor zimmert, wo wir doch früher nur einen(!) Topstürmer hatten. Wie sehr sich ein Toni Kroos – trotz immer wieder auftretender schwächerer Spiele – kontinuierlich weiter entwickelt.

Apropos Kroos.

Was war das noch einmal für ein Qualitätssprung nach seiner Einwechslung. Nicht dass hier Thomas Müller schlecht gespielt hätte – ganz im Gegenteil, aber mit Kroos kam da noch mal eine Schippe oben drauf. Unfassbar lässig wie er mit seinem Tor das halbe Dutzend voll machte. So jung der Kerl ist und so viel Potential er auch hat – die Hauptaufgabe der nächsten Zeit wird sein, ihm sein Phlegma auszutreiben, dann ja dann wird der Toni ein Großer. Echt jetzt. Und das von mir

Die Abwehr wie aus einem Guss, das Mittelfeld in ständiger Bewegung, ganz zu schweigen von unserer Offensive, die in ihrer Qualität und vor allem Breite in Europa fast ihres gleichen sucht – da bleiben kaum noch Wünsche offen.

Ob wir hier demnächst und erneut auf hohem Niveau jammern dürfen/müssen, hängt aber entscheidend von den nächsten Spielen ab.

Gewinnen wir in Valencia ist der „Betriebsunfall“ in Borisov endgültig Geschichte. Schlagen wir das Überraschungsteam aus Frankfurt ebenfalls, könnte das tatsächlich was werden mit herausragenden Perspektiven an Weihnachten.

Und darum geht es ja auch:

Noch ist nix gewonnen. Auch in der letztjährigen Hinrunde war vieles Gold, was im Frühjahr zu Blech wurde.

Hoffen wir das Beste!

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Ribéry erhielt seine gelbe Karte nicht für Zeitspiel, sondern für eine Schiedsrichterbeleidigung, weil dieser ihn zur Weißglut gebracht hatte (tatsächlich verletzte sich der gute Franck in diesem Spiel zwar nicht, aber so einige Fouls (es waren doch Fouls, oder?) an ihm wurden nicht geahndet). Die Geste in Richtung SR war nur im Stadion eindeutig zu beobachten.

P.P.S. Lasst Euch nix erzählen, Javi Martinez hat gegen Lille eines, wenn nicht DAS beste Spiel seiner Bayern-Zugehörigkeit absolviert. Ich habe ihn – natürlich – ganz besonders beobachtet und was der an Bällen erobert und gefährlichen Situationen verhindert hat, dazu ferner seine Ausstrahlung – das war schon erwähnenswert. Und ich glaube immer noch fest daran, dass da noch viel mehr Luft nach oben ist. So.

Hanseatischer Wille und Bayerischer Berg

Das Gastspiel unseres FC Bayern in Hamburg ist für mich immer ein ganz besonderes Spiel. Aus Gründen. Der Historie zum Beispiel. Himmel, was waren da für Spiele, respektive Enttäuschungen dabei.

Davon konnte am Samstag nach dem famosen 3:0-Auswärtssieg keine Rede (mehr) sein. Es war uns allen ein Fest. Und die drei Tore waren ja für den Hamburger SV noch geschmeichelt. Allein schon aufgrund der ersten Minuten nach dem Seitenwechsel.

Aber der Reihe nach.

Wie erwähnt, ich war ein wenig nervös. Würden wir diese ersten Zweifel nach der Niederlage gegen die Dusel-Leverkusener wirklich größer werden lassen? Würden wir jetzt tatsächlich die „Meisterflatter“ kriegen? Nachdem wir zuvor alles, einfach alles gewonnen hatten?

Ich hatte auch hier Zweifel, allerdings in die andere Richtung. Wie verrückt ist das denn? Man siegt und siegt und siegt und dann verliert man – zum ersten Mal in der Bundesliga – Punkte und schon soll das gesamte bayerischen Kartenhaus zusammenfallen?

Wie schnelllebig sind unsere Sportmedien geworden? Schlimm.

Inzwischen wissen wir: Keiner dieser Zweifel hatte eine Grundlage. Die Bayern spielen souveräner als zuvor und es macht mir und uns weiterhin einen bächtigen Spaß diesem Treiben zuzuschauen.

Ich hätte im Nachgang einiges dafür gegeben, allein die 10 Minuten vor und 10 Minuten nach der Pause live im hanseatischen Stadion mitzuerleben. Aber auch so war es ein Genuss.

Mit der erwähnten Grundstimmung und unter dem Eindruck der ersten 15-20 Minuten in diesem Spiel hätte man das nicht unbedingt erwartet. Die Fink-Kicker pressten lauffreudig und agil. Die Bayern kamen so nicht wie gewünscht in ihr Spiel. Muss man ja erwähnen dürfen, zumal jetzt jeder nur noch den Eindruck der kompletten bayerischen Dominanz im Hinterkof hat.

Nach dieser guten HSV-Phase aber übernahmen unsere Künstler das Kommando. Nix gegen den lieben Holger, aber wie sehr uns der Sportskamerad Alaba im Vergleich zu Herrn Badstuber auf der LAV weiterbringt, hat dieses Spiel hoffentlich allen Beteiligten final aufgezeigt. Hammer!

Nicht nur, dass Alaba läuft, als gäbe es kein Morgen, nein, seine Dynamik und seine Interaktion mit Ribéry ist schon Spitzenklasse. Ja, ja, „nur der HSV“ und „überfordert“ und „kein richtiger Gegner“ – alles richtig. Aber ausgerechnet dieser HSV war doch zuletzt so gut drauf und hat sich vom Tabellenkeller in die CL-Regionen zurück gekämpft. Oder? Eben.

Nein. Unsere neue / alte linke Seite ist wieder erste Sahne. Unsere rechte Seite ist weiterhin nicht schlecht, fiel aber am Samstag doch ein wenig ab. Unser Interview-Wortführer, äh Kapitän hatte weniger anzubieten als sein österreichisches Pendant. Und vielleicht auch deshalb war Herr Müller zunächst viel weniger im Spiel als Ribéry.

Aber auch und gerade im Fall von Thomas Müller ist dies komplett irrelevant. Ein Thomas Müller in der aktuellen Form ist – ebenso wie wohl Franck Ribéry – der beste Müller, den wir je hatten. Sein Spielwitz, seine Spielintelligenz und Spielweise sind eben auch ein Faktor für den aktuellen Erfolg.

Natürlich haben wir bisher nicht Barcelona im Championsleague-Finale mit 4:0 an die Wand gespielt, aber so wie wir heuer die Bundesliga angehen, lasse ich nicht in jedem Spiel diese Standard-Ausrede „wartet mal, bis die starken Gegner kommen“ gelten.

In der letzten Woche habe ich mich über diese Niederlage aufgeregt. Na klar. Aber ganz offensichtlich war sie das Beste, was uns passieren konnte. Für eine erneute und nachhaltige Fokussierung auf das Wesentliche:

Nichts kommt von allein. Auch und gerade beim FC Bayern!

Sauber. Hat sich dieser Gedanke tatsächlich in unser Team eingebrannt, steht uns eine rosige Saison bevor (zumindest national).

Einzelkritik?

Alaba, Müller, Ribéry – Extraklasse. Der Rest fiel kaum ab und überzeugte im Kollektiv. Ein Tor schöner als das andere und auch Herr Kroos hatte erneut ein besseres Spiel.

Euphorischer wird es nicht. Dafür ist das Spiel schon wieder zu lange her, habe ich schon wieder zu viel gearbeitet und freue ich mich vom Kopf her schon wieder zu sehr auf mein Gastspiel in München gegen Lille.

Diese Knochenbrecher will ich mir am Mittwoch mal aus der Nähe ansehen – ob Ribéry vielleicht geschont wird? Bis zu dem Zeitpunkt, wo wir ihn tatsächlich für einen notwendigen Sieg benötigen?

Hoffen wir das Beste – ich werde berichten!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Weißrussische Hasen oder Ohne äußere Verteidigung

Ich bin ja immer wieder froh, dass wir hier nur über Fußball reden. Und keine Atomkraftwerke bauen. Denn denkt man an die ersten Reaktionen auf das gestrige Gastspiel unseres FC Bayern in Weißrussland – während des Spiels und danach – man könnte denken, dass heute die Sonne nicht mehr für uns aufgehen würde. Mit einem Spiel wurde die bisherige – mehr als erfolgreiche – Saison ad absurdum geführt?

Haben wir gestern schon wieder das dritte Finale verloren? Ist die Lage hoffnungslos? Nein, es ist einfach nur wieder die Lust am Destruktiven. Beim FC Bayern war es einigen offenbar einfach zu schön, zu harmonisch, zu erfolgreich – das kann doch nicht sein!

Das fing im Vorfeld in der Sky-Berichterstattung an, als man – mit aller Macht – Zwietracht und massive Spannungen zwischen Trainer und Sportdirektor beobachtet haben wollte. Der Sportjournalismus auf dem Weg in den Boulevard. Unaufhaltsam. Demnächst werden beide noch parallel live interviewt. Mit unabgesprochenen Fragen aufeinander gehetzt. Schlimm.

Sicher. Sammer hätte nach dem Bremen-Spiel seine Worte anders wählen oder gar nicht äußern müssen – abgesehen davon, dass er imho Recht hat(te). Und auch klar, Heynckes hätte die Öffentlichkeit der Kritik unseres Sportdirektors nicht unbedingt in der Öffentlichkeit diskutieren müssen. Aber er wurde ja nun einmal gefragt. Da strahlte Sammers Sky-Interview noch die größte Souveränität aus, als er nämlich zu Recht am Ende des Interviews monierte, dass man ihm nicht eine Frage zum aktuellen Spiel gestellt hatte.

Für mich ist ohnehin nur wichtig, was auf dem Platz passiert. Früher wie heute. Und ob jetzt nun die Positionen des Trainers oder die Sammers geschwächt sind oder nicht, hat auf mein Wohlbefinden so gar keinen Einfluss.

Apropos Spiel.

Manchmal ist es besser, einfach mal eine Nacht drüber zu schlafen.

Na klar war ich während des Spiels phasenweise fassungslos. Über unsere Abwehr. Über unsere Offensive und wie sie fast alle Chancen liegen ließ.

In erster Linie enttäuschte mich aber der Sportskamerad Kroos. Und damit ist nicht nur sein Frank-Mill-Gedächtnis-Schieber an den Pfosten gemeint, nein, es ist der aktuelle Gesamteindruck.

Ich war ja einer der Kritiker seines Phlegmas. Denn schließlich hat Kroos „ja so ein großes Talent“, ist Kroos „auf dem Weg einer der Besten auf seiner Position zu werden“. Alles klar. Andererseits muss ich aber genau deshalb immer wieder an Reinhold Mathy denken. Egal.

Was mir gestern während des gesamten Spiels durch den Kopf schoss?

Sein letztes Interview (eigentlich könnte man fast alle nehmen, aber dies war noch frisch).

„Den erhöhten Konkurrenzdruck bei den Bayern beeinflusse seine Leistung hingegen nicht. „Ich weiß ja, was ich kann“, verlässt er sich ganz auf sein Potenzial. […] Es ist unumstritten, dass Kroos hochveranlagt ist, deshalb liege bei ihm die Messlatte auch höher, gibt er zu und im Interview lässt er keine Zweifel daran, dass er sich den Ansprüchen stellen wird.“

In Ordnung. Nach dem Spiel und seiner – nicht unwahrscheinlich – spielentscheidenden vergebenen Chance sagte er dann:

„Ich glaube, bis dahin war die Szene nicht so schlecht. Der Winkel war nicht so spitz. Ich denke, dass ich den schon machen darf.“

Nun, ich will jetzt nicht den Stab über ihn brechen. Ganz im Gegenteil. Schließlich war ich zuletzt sogar begeistert von ihm. Aber – selbst wenn er erst 22 Jahre alt ist (und seine Worte Spuren von Ironie aufweisen könnten) – er ist seit 5 Jahren Profi. Inzwischen gestandener Bundesliga-Akteur. Da darf man ihn schon an seinen Worten UND Taten messen dürfen. Und da passt für mich Außendarstellung, -Wirkung und Konstanz auf dem Platz immer (noch) nicht zusammen. So leid mir das tut, Toni.

Aber Kroos war ja gestern nicht der einzige Bayer, der mich und uns alle enttäuschte. Das 0:1 ist hier symptomatisch.

Haben unsere Außenverteidiger gerade an was anderes gedacht? Das Bankett nach dem Spiel? Die Kurse des aktuellen Börsendepots? Vielleicht ein wenig polemisch, aber das beide Enden unserer Viererkette unmittelbar hintereinander ihre Gegenspieler nicht am Flanken hindern können/wollen, war der Anfang vom Ende. Dann noch dieser abgerutschte Schuss und Pavlov hörte das Glöckchen.

Jens Lehmann, den ich als Spieler eher nicht so übermäßig leiden konnte, sagt als Experte nach seiner Karriere auf den Rasenflächen dieser Fußballwelt so manches, mit dem ich mich schon eher identifizieren kann.

Zur Entschuldigung vieler Verteidiger, sie „hätten ja nur den Raum gedeckt“, erwähnte er die nicht unbedeutende Kleinigkeit, dass „Räume keine Tore schießen. Irgendwann muss man auch mal an den Gegner ran.“ Oder so.

Selten passte eine Einschätzung besser auf unser Abwehrverhalten in den gestrigen Schlüsselszenen. Und auch so insgesamt habe ich den Verdacht, dass unsere aktuellen LAVs sich eher dem Raum- als Manndeckungsprinzip in der roten Zone verschrieben haben. Klappt zumeist ganz gut, aber eben nicht immer. Schade.

Apropos Badstuber.

Zunehmend merkt man ihm seine Unlust auf seiner aktuellen Position an. Dumm gelaufen. Für ihn, für Alaba, vor allem aber für uns alle. Denn so wird unser Spiel wieder unausgewogener, ausrechenbarer und 2011-iger. Hier haben wir tatsächlich ein Problem. Und außer „Alaba läuft ja wieder“ höre ich keinerlei Hoffnungsschimmer.

Beim Thema Lahm bin ich nicht weniger betrübt. Ist er wirklich noch dieser Weltklasse-AV, der er einmal war? Im Prinzip glaube ich da auf jeden Fall noch dran. Aber seine aktuelle Formkurve ist nicht wirklich konstant hoch. Und deshalb hängen in der Folge die Spitzen – auf beiden Seiten – auch immer mal wieder in der Luft.

Haben wir Geduld und hoffen wir, dass wir zum Zeitpunkt der Rückkehr unserer Stammverteidigung den aktuellen Vorsprung auf den BVB oder die Chancen in der Championsleague-Gruppenphase noch nicht verspielt haben. 2011 ick hör‘ Dir trapsen.

Ob der FC Bayern gestern die falsche Einstellung hatte? Ob der Trainer falsch aufgestellt, gewechselt er überhaupt noch der richtige Mann dieser Position ist?

Kommt mal runter, Leute!

Wir haben unser erstes Spiel verloren. Nach neun Siegen in Folge!

Wir haben quasi ein DFB-Pokal-artiges Spiel gegen elf Mann am eigenen Strafraum verloren. Durch eigene, individuelle Fehler. Denn – und das wird in der Analyse zu diesem Spiel zumeist ausgeblendet – die gefürchtete Waffe unseres Gegners, das Konterspiel, hatten wir doch fast über die volle Spielzeit im Griff. Das sehe ich so, weil ich darauf extra geachtet habe. Natürlich gab es eine Phase in HZ2, wo Borisov ganz gefällig und schnell in Richtung unseres Strafraums gespielt hat, aber in solchen Situationen sieht der Favorit immer unglücklich aus. Thema Pokal-Fight.

Das 0:1 fällt auf Basis von 2-3 eklatanten Fehlern im Defensiv-Verhalten. Beim 1:3 (94.) muss der nicht komplett gesunde Schweinsteiger(!) einen Spurt bis in den eigenen Strafraum anziehen, weil unsere Abwehr dafür zu langsam war (Lahm? Badstuber?). Allein das 0:2 könnte man als kurzzeitige Desorientierung nach dem Wechsel Schweinsteiger für Badstuber einordnen. Aber zimmert Kroos – der mit dieser unfassbaren Schusstechnik (sic!) – den Ball nicht an den Pfosten, gewinnen wir das Spiel klar und locker. Punkt. Aber der Konjunktiv und der Verlierer, schon klar.

Borisov hat gekämpft bis zum Umfallen, ist gelaufen „wie die Hasen“, hatte ein wenig Glück (bei eigenen Toren und dass wir unsere Chancen nicht nutzen) und – zack – wird die „Sensation“ gefeiert. Ich bin mal gespannt, wie Valencia sich gegen Borisov schlägt und wie wir nach den nächsten beiden Lille-Spielen in der Tabelle stehen…

Weshalb habe ich nun anfangs davon gesprochen, dass es gut ist, wenn man ab und an nach einer solchen Niederlage eine Nacht drüber schläft?

Weil man a) ausgeschlafen ist, b) nicht total aus dem Ruder läuft und den Verein auflösen will, aber auch c) nicht in solche Euphorie verfällt wie unser Aufsichtsrat-Chef.

Denn was ist eigentlich passiert?

Wir haben ein Spiel verloren. Oh mein Gott! Rein statistisch wurde derlei natürlich von Sieg zu Sieg wahrscheinlicher. Aber es war noch kein Spiel, dessen Ausgang wir jetzt nicht korrigieren können. Wie nach einem Finale, zum Beispiel.

Es hat deutlich gemacht, dass es mit 90% Wille, Einsatz und Konzentration(!) einfach nicht geht. Nicht für einen FC Bayern und nicht gegen jeden Gegner.

Jetzt ist erst einmal wieder Länderspielpause und vor dem letzten Spiel gegen Hoffenheim können wir uns alle bewusst machen, dass wir es mit einem deutlichen Sieg in der eigenen Hand haben, hier ein Signal zu setzen, dass das gestrige Ergebnis nur ein Ausrutscher war.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Murmeltiertag an der Alster oder Ausgerechnet Ivica

Irgendwas ist da mit Hamburg. Seinem SV. In dessen Stadion.

Zumindest in den letzten Jahren kommt es mir so vor, als würde ich ein und dasselbe Spiel wieder und wieder sehen.

Murmeltiertag.

Und was haben wir Bayern für üble Sachen erlebt.

Auf die Details gehe ich später noch ein. Aber gehen die Bayern in der HSV-Arena (ich nenne sie einmal nicht beim Namen, heißt in absehbarer Zeit bestimmt wieder anders) mit 1:0 in Führung – wenn das Tor wirklich gegeben worden wäre – sehen wir definitiv ein anderes Spiel. Mit einem 1:0 haben die Bayern heuer weniger Probleme als mit einem 0:1. Das steht mal fest.

Fest steht allerdings auch, dass der gestrige Schiedsrichter das Tor aufgrund eines zuvorigen Foul von Gomez an Westermann nicht gegeben hat.

Sicher. Streng nach der Regel kann man da abpfeifen, aber bei Lichte betrachtet, wird diese Regel doch zumeist angewendet, wenn es eine direkte Behinderung des Abwehrspielers gab. Wo aber hat Westermann hier ein Problem? Er kann schließlich noch in den Zweikampf gehen und das Kopfball gegen Badstuber und Co. „gewinnen“.

Das „Foul“ von Gomez habe ich zunächst gar nicht bemerkt, weil weder Westermann entscheidend in seinem Bewegungsablauf gestört wurde noch die Szene direkt vorm Eigentor einen Regelverstoß zeigte.

Nun. Wir können es nicht mehr ändern. Derlei passiert uns halt oft in Hamburg.

Murmeltiertag I.

Trotzdem darf es einen FC Bayern eigentlich nicht nervös machen, wenn eine Mannschaft wie der HSV, die zuletzt nicht nur einmal vorgeführt wurde, gegen uns plötzlich wie aus einem Guss, mit Biss, Willen und Tempo dagegenhält.

Derlei müsste uns doch inzwischen bekannt sein. Wo sind unsere Gegenentwürfe?

Murmeltiertag II.

Wie dünn ferner unser Kader ist, zeigte sich in der Verlegenheitsaufstellung des Sportskameraden Timoschtschuk auf der rechten Außenverteidiger-Position.

Keine Frage, er ist ein solider und oft auch sicherer 6er. Aber rechts hinten – das war leider nix. Und diese Schwäche nutzten die Hamburger gnadenlos aus. Das ist zu einfach. Auch das Gegentor – zu diesem Zeitpunkt wie aus heiterem Himmel – kam so zustande.

Wieso war das 0:1 glücklich?

Weil die Anfangseuphorie der Hanseaten da schon abgeflaut, Durchschnaufen angesagt und die Bayern inzwischen Chef im Hause waren. Und weil unsere Defensive einmal mehr Schwächen zeigte, die wir uns so seit einiger Zeit eigentlich nicht mehr leisten können. Machen wir aber trotzdem. Nur so konnte der BVB allein in drei Spielen in 2012 fünf Punkte auf uns aufholen.

Wieso köpft Boateng den Ball in die völlig falsche Richtung, in die Mitte?

Wieso kann Lahm seine Seite einfach nicht dicht halten?

Fragen über Fragen?

Eine Antwort könnte schlichtweg „Geschwindigkeit“ sein!

Offensiv haben wir sie nicht und defensiv sind wir so immer anfällig.

Murmeltiertag III.

Von all dem abgesehen und um diesem Beitrag den Anstrich der Souveränität zu geben: Der HSV hat sehr gut gespielt. Verglichen mit dem Hinspiel und dem Hinrundenauftakt.

Da war Ordnung, Pressing, Laufbereitschaft und ab und an ein paar Konter.

Was hatten wir zu bieten?

Ballbesitz. Ballstafetten. Probleme im Abschluss und direkt vorm Tor.

Ich blick‘ da einfach nicht durch weshalb man unsere Probleme nicht „wegtrainieren“ kann.

Schnelles Umschalten? Vertikale Pässe? Risiko? Offensiv-Pressing?

Naja, wird schon wieder. Wenn erst mal unsere Stammspieler ihre Stammform(ation) (wieder)gefunden haben. Nein, diesen Satz nehme ich zurück, Ironie ist aktuell fehl am Platze.

Ich hatte mich nach den letzten Spielen noch beschwichtigend eingeschaltet.

Aber gegen den HSV war eines meiner No-Go-Spiele. Zum Glück konnte – ausgerechnet – der gute Ivica den totalen Crash verhindern.

Womit wir bei unserer Offensive angekommen wären und hier zähle ich mal das Mittelfeld hinzu.

Da funktioniert immer noch so einiges nicht, hat man das Gefühl von Trainingslager-Sand im Getriebe.

Was genau hat man in diesem Trainingslager trainiert (Polemik ist im Gegensatz zur Ironie hier nicht verboten)?

Freistöße sicher nicht. Und Eckbälle auch nicht.

Murmeltiertag IV.

Ein Hohn wenn man hört, dass fast alle unsere Rückrundentore aus Standards entstanden sind.

Was die Fitness, die Laufwege, die Anspielstationen und Pässe betrifft, scheint es mir, dass wir uns immer noch in der Vorbereitung befinden.

Wie sollen wir die Gegner auch BVB-esk auseinandernehmen, wenn

– Ribéry zwar engagiert aber oft allein gelassen wirkt?

– Robben immer noch keine Flexibilität in seine Aktionen bekommt?

– Kroos auf der 6er-Position verschenkt wird?

– Müller im Loch seiner Karriere steckt und trotzdem immer wieder in der Startelf steht?

– Gomez keine vernünftigen Bälle bekommt und somit abgeschnitten vom Spiel wirkt?

Hängt all das wirklich nur am fehlenden Erfolgserlebnis? Am Druck den der BVB ausübt? Also bitte!

In den letzten Tagen sind genügend Analysen rund um die Probleme des FC Bayern in diesem Punkt auf den Tisch gelegt worden. Müssen wir wirklich darauf hoffen, dass unser Trainer all diese – ebenso einfachen wie offensichtlichen – Fakten ebenfalls besitzt und nur – aus welchen Gründen auch immer – nicht anwenden kann?

Müssen wir uns hier Sorgen machen?

Die Stärke der Hinrunden-Bayern ist verflogen. In einer dieser besagten Analysen las ich, dass man das seinerzeit hervorragende Offensiv-Pressing immer und immer wieder trainieren muss. Es aber aufgrund der englischen Wochen nicht konnte.

Schön und gut.

Wie passt dieser – durchaus einleuchtende – Umstand mit der Tatsache zusammen, dass man von einzelnen Bayern-Akteuren den Eindruck gewinnen konnte, total ausgepumpt zu sein? Am dritten Rückrunden-Spieltag? Ohne nur eine einzige zusätzliche Belastung, so kurz nach „dem besten Trainingslager alles Zeiten“?

In diesem Punkt bin ich ratlos. Unsere Verantwortlichen hoffentlich nicht.

Zurück zum Spiel.

Der HSV erzielte sein Tor aus seinem ersten und letzten direkten Torschuss im Spiel? Die Bayern hingegen bissen sich an der defensiven Grundordnung des Gegners und an deren Torhüter die Zähne aus?

Das spricht in keinster Weise für uns. Und Pech kann man dies in Serie nun sicher nicht mehr nennen.

Was bleibt zu tun (von hinten nach vorne)?

– Wer bringt Lahm bei, dass er seine Flanke dicht machen soll?

– Bitte das IV-Pärchen jetzt nicht mehr trennen.

– Rafinha auf rechts gesetzt lassen – mindestens 5 Spiele darf er ja jetzt wieder am Stück absolvieren.

– Schweinsteiger auf der 6 belassen, Kroos nach vorne, hinter die Spitzen.

– Olic rein, Müller auf die Bank – der liebe Thomas braucht dringend eine Pause.

Am Mittwoch können wir dieses Vorgehen schon einmal testen, gegen Kaiserslautern sichern – in einer Woche werden wir wissen, wohin die Reise in dieser Saison gehen kann.

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Noch mehr Analyse, gibt es wieder immer hier.

Von schwäbischen Emotionen, Herbstmeisterschaften und Bildern im TV

Ich habe ja Verständnis. Für viele Dinge. Andere nennen so was Charaktereigenschaft. Ich Realismus.

Ich habe also Verständnis. Für Gegner unseres FC Bayern. In diesem Fall Schwaben. Und allen anderen Bevölkerungsgruppen. Die gerne dagegen sind. Also gegen den FC Bayern.

Ich habe Verständnis, dass man im Stadion – oder wenn man es einfach so sehen will – emotional reagiert, wenn Dinge wie die gelben Karten für Fouls am Sportskameraden Robben verteilt werden.

Aus dem Stadion und ohne Zeitlupe kann man vielleicht übersehen, dass beide Fouls, Fouls waren und zweitens auch gelb-würdig.

So ist es, so war es und so wird es bleiben.

Von mir aus – ich gehe noch eine Verständnisstufe weiter – kann man auch glauben oder behaupten, dass Herr Robben ein Schauspieler sei.

Für mich ist er einfach ein professioneller Fußballer, der in seiner Karriere das eine oder andere Mal verletzt war und dies nicht nur weil er in die Grasnarbe getreten hat. Da war schon der eine oder andere Körperkontakt dabei. Und wenn so ein Spieler unterbewusst Mechanismen entwickelt, die ihn schützen, dann ist dies nur zu verständlich.

Tritten gegen die eigenen Knochen auszuweichen ist so ein Reflex.

Wie auch immer. Man kann über dieses Thema endlos streiten. Aber nicht wenn es um das Gastspiel meiner Bayern in Stuttgart geht.

Aus meiner (TV-Bilder-)Sicht waren alle Fouls an Robben Fouls und alle Karten gerechtfertigt. Punkt. Wer das nicht so sieht, muss dem FC Bayern schon ein nicht geringes Maß an Verachtung entgegen bringen.

Aus Sicht der Spieler klang all dies nach dem Spiel ohnehin zumeist anders. Möge sich jeder Fan jeden Wortfetzen so zurechtlegen, wie er es zur Untermalung der eigenen Meinung braucht.

Am Ende des Tages bleibt: Herr Molinaro muss Herrn Robben einfach zweimal nicht von hinten und aus vollem Lauf in die Beine treten. Dann darf er 93 Minuten auf dem Platz mitspielen. So sieht’s aus.

Ich habe übrigens ferner Verständnis dafür, dass Verantwortliche des VfB nach dem Spiel in jedes Mikro ihre Verschwörungstheorien absondern. Habe ich, doch. Schließlich kennen wir derlei doch auch aus den eigenen Reihen – nicht wahr, Herr Hoeneß?

Es bleiben aber so oder so absonderliche Worte, deren Grundlage sich mir nur mit reinem Schutz der Spieler oder purer Frustration erklären lässt. Auf Details gehe ich nicht ein, die haben wir inzwischen zur Genüge gehört, gelesen und diskutiert.

Die Stuttgarter tun vielmehr nun gut daran, die Ursachen für die Niederlage in erster Linie bei sich selbst und der tatsächlichen Stärke der Münchner Bayern zu suchen. Und ich glaube sogar, dass dies geschieht. Wenn sich die schwäbischen Nebelschwaden aufgelöst haben.

Bayern spielte von Beginn an stark. Der VfB ebenfalls. Von der Motivation war man ohnehin auf ähnlich hohem Niveau wie dies alle Bayern-Gegner sind im Spiel des Jahres.

Und mir machte da auch das Zusehen Spaß. Weil irgendwie klar war, dass die Stuttgarter trotzdem keine Chance haben würden. Tatsächlich war ich mir selbst nach dieser ersten Monsterchance von Herrn Gomez sicher, dass wir das schaffen würden mit den drei Punkten.

Bis zum Platzverweis. Wie immer. Und wie bei allen Teams in Überzahl. Wenn man den üblichen Medienverdächtigen Glauben schenken darf.

Ich will dies hier einfach mal tun, denn diesen Gedanken kann man nicht von der Hand weisen.

Offensiv brachte der VfB danach kaum noch etwas zustande (und auch später mit dem Russen und Cacau nur durch unsere Standard-Abwehr-Böcke) und somit konnte man auf die uns zumeist lähmende Defensiv-Taktik umstellen. Hätte der VfB mit 11 Mann zu Ende gespielt, wäre das Ergebnis höher ausgefallen. Meine Meinung. Egal.

Was die Aufstellung betraf war ich zumindest froh, Herrn Gustavo mal endlich wieder auf der Bank zu sehen. Herr Kroos machte diesmal ein sehr gutes Spiel auf der „6“ und somit entwickelte sich ein Spiel wie wir es gesehen haben. Forsch und mit Druck auf die schwäbische Defensive.

Unsere Offensive zauberte fast wie zu besten Zeiten, zauderte aber wie so oft und somit ließen wir zu viele 100%-tige Chancen liegen. Eine bayerische Krankheit. Unnötig. Und gefährlich. Wie wir erfahren durften.

Im Maße übrigens wie sich Herr Robben steigert, nimmt die Formkurve von Herrn Ribéry ab. Speichern wir es für dieses Mal unter dem Thema Hintern-Muskel-Probleme ab.

Nein, nein, an der Leistung der Bayern konnte man zunächst nicht herummäkeln. Das kam erst später.

Aber tut dies wirklich Not?

Wir sind dank der freundlichen Borussen-Unterstützung (tja, so schnell kann das gehen) so gut wie Herbstmeister und das war doch unser Ziel, oder? Mittelbar zumindest. War da eine Mini-Krise?!

Die üblichen Schwächen in der Defensive oder Defensiv-Bewegung wurden gegen Ende dann ebenfalls noch vorgeführt – rundum also das volle Programm.

Mehr Details in Bezug auf Einzelleistungen erspare ich mir und uns.

Jetzt sind es nur noch zwei Spiele und dann ist endlich Winterpause.

Ob der BVB mit fünf Toren Unterschied in Freiburg gewinnt und die Kölner ihrerseits ähnlich hoch in München? Nein? Dann nehme ich meinen Glückwunsch zurück!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Die bayerische Katze und das fränkische Wollknäuel

Achtundsiebzig Prozent. Dieser neue Ballbesitz-Saison-Rekordwert wurde heute im Münchner Stadion ermittelt. Fast schon unchlaublich, dass dieser Wert nur zu vier Toren unserer Bayern führte.

Denn im Gegensatz zur letzten Saison bringt uns dieser Wert auch endlich etwas. Aber das Thema wollten wir ja ruhen lassen. Die Gegenwart ist ohnehin viel angenehmer.

Einige fränkische Spieler sprachen zwar nach dem Spiel die zuvor zurechtgelegten Sätze auf („kamen nicht ins Spiel“, „früher Rückstand“, „Konzept über den Haufen geworfen“), einzelne Gegner vermochten aber durchaus die Überlegenheit der Heimmannschaft anzuerkennen. Ein Frevel in diesen Tagen.

Auch wenn ich diesen Punkt so oft erwähne, ist er mir eher einerlei – vor allem als ich mir das heutige Spiel der Katze mit dem Wollknäuel so angeschaut habe. Sicher spielte der FCN mit einer halben A-Jugend. Aber sind beim FC Bayern nur Ü30-Spieler aktiv? Mit der heutigen Leistung der Clubberer hätten diese sogar gegen unsere B-Elf vom Pokalspiel Probleme gehabt. Aber ich wollte es ja auf die Stärke der Bayern schieben.

Nein, nein, das hat schon etwas, wenn man sieht, wie da ein Rädchen in das andere greift – gar unter Pressing noch Kombinationen oder Pässe wie vor den ersten beiden Toren stattfinden. Das ist richtig gut. Und eben der große Unterschied zur Vorsaison. Eigentlich wollte ich das Thema van Gaal ja ruhen lassen, aber was wäre wohl mit Herrn Badstuber im nächsten Training passiert, wenn dieser die vielen, teilweise sensationellen Diagonalpässe vomHolger über das halbe Feld mehr oder weniger direkt zum Mitspieler gesaust gesehen hätte? Die noch dazu einen Schweinsteiger vor dem 1:0 erreichten, der da eigentlich gar nicht stehen dürfte weil er seine Quadrat- oder Dreieck-Einteilung sträflich und mutwillig verlassen hätte?!

Nachtreten ist einfach, ich weiß, aber ich bin mir extrem sicher, dass wir derlei unter van Gaal nie gesehen hätten. Flexibilität nennt man das. Weite lange Pässe zum Mitspieler oder eben doch das Klein-Klein-Passspiel auf engstem Raum. Herrlich.

Nur so kann aber unser Weg sein.

Wir müssen den Gegner überraschen. Nicht nur überrennen. Dann sind wir unberechenbar. Auch für Gegner, die nicht mit A-Jugendlichen in München antreten.

War der Sieg gefährdet?

Nicht mehr nach 88 Sekunden. Oder wie sollte diese fränkische Taktik aussehen? Das 0:0 solange halten wie möglich und dann einen Lucky-Punch setzen? Wahrscheinlich. Ging aber schief.

Obwohl sie es ja zu Anfang des Spiels und am Ende – als die Bayern noch einmal 2-3 Gänge zurückschalteten (neben den 1-2 Gängen zu Halbzeit) – durchaus schafften mal in die Nähe unseres Torhüters zu kommen. Der wiederum konnte zweimal zeigen, weshalb wir ihn gekauft haben – fertig.

Ich denke, da sind sich alle Beteiligten – und eventuell auch Club-Ultras – einig. Das war nix. Und da wäre auch nix gekommen. Gut für uns, konnten wir doch erneut ein wenig Pflege und Schonung für das nächste Spiel einbauen.

Was war gut?

Herr Gomez. Erstaunlich, was so ein wenig Pause im Pokal bewirken kann. Ein Kopfballtreffer (nach perfekter Schweinsteiger-Flanke!) und eine Beweglichkeit wie zu besten Zeiten vor dem zweiten Tor. Respekt. Geht doch.

Herr Ribéry. Wirbelte, ohne wirklich gefordert zu werden.

Herr Kroos. Wird tatsächlich immer mehr zum Ballverteiler. Bin gespannt, wie weit das noch nach vorne geht mit ihm.

Unsere Defensive. Sehr gut (selbst der noch gegen Hannover so schwache Herr Lahm), aber auch kaum gefordert.

Was störte?

Die Chancenverwertung. Beinah schon der Klassiker beim FC Bayern in solchen Spielen.

Die Einwechselspieler.

So Leid mir das tut, aber die Spieler, die noch am Mittwoch so dermaßen überraschend begeistern konnten, enttäuschten heute ein wenig. Komisch eigentlich, aber z.B. wirkte Herr Gustavo während seines gesamten Einsatzes mehr als fahrig und auch Herr Olic lief eher wie Falschgeld über den Platz. Es fiel nicht ins Gewicht, trübte allerdings den guten Eindruck vom letzten Spiel ein wenig.

Nun denn, gegen Neapel darf ja z.B. Herr Boateng wieder auf den Rasen und erhält seine Rolle als Faktor im Defensiv-Gebilde zurück. Schaden wird es dem Konkurrenzkampf und der Konzentration nicht.

Um noch einmal auf die Franken zurückzukommen: Einige werden die Hoffnung haben, dass im Rückspiel in Nürnberg mehr für die Clubberer gehen wird. Die Hoffnung kann man haben, geht unsere Entwicklung allerdings so weiter, bin ich diesbezüglich wenig optimistisch.

In diesem Sinne: Auf geht’s, Ihr Roten!

Wunderbarer Robben-Irrtum oder Murmeltiertag in Weiß-Blau

Ich bin spät dran. Aber ich bin auch entschuldigt. Man wird schließlich nicht alle Tage 40 und wenn das erste Wiesn-Heimspiel gegen Leverkusen an meinem Geburtstag selbst und die Feierlichkeiten am Standard-Tag des Berichtswesens stattfinden kann ich mich auch nicht teilen.

Nun gut, was lange währt…

Überhaupt wurde im Rahmen dieses Spiels manches gut. Vor allem, was den Sportskameraden Robben betrifft. Sollte er doch tatsächlich wieder spiel fit sein? Ich konnte es mir vor dem Spiel so gar nicht vorstellen, dachte vielmehr weiterhin an ein zweites Badstuber-Schicksal, welches man von Seiten des Vereins einfach nur nicht öffentlich zugeben wollen will, weil gerade diese Personalie viel zu heikel ist.

Alles falsch. Auch meine Einschätzung. Zumindest für die Minuten, die derArjen uns beglückte, sah das alles ganz nett aus.

Ob es so weiter geht, oder er bald einen Rückfall erleidet? Wer weiß das schon.

Unter wundervoll weiß-blauem Himmel zauberte Herr Roben durchaus schon wieder so einige Dinge auf den Münchner Rasen. Zukunftsmusik, ob wir – wie auch von mir schon befürchtet – irgendwann ein Problem mit seiner Einstellung zum wie geschmiert laufenden Don-Jupp-Kollektiv der letzten Wochen bekommen.

Jedem Bayern-Fan sollte das nach diesem Spiel erst einmal egal sein. Nach einem Spiel, dass uns wieder einen Schritt nach vorne brachte. Und einen weiteren – möglichen – Konkurrenten um den Titel auf Distanz hielt.

Wenn Herr Dutt nach dem Spiel schon zufrieden damit ist, dass man sich nur drei Tore gefangen hat, dann ist das auch eine Aussage. Und wenn dies der ManCity-Trainer am späten Dienstagabend ebenfalls sagt, bin ich mehr als glücklich.

Denn Manchester, da sind sich ja nun wirklich alle einig, wird jetzt endlich mal dieser ominöse starke Gegner werden. Oder?

Es bleibt spannend. Denn irgendwann müssen wir das ja mal heraus finden. Ob es an uns oder am Gegner liegt, dass wir ein dominantes Spiel nach dem anderen abliefern.

Abwarten. Schon wieder.

Was gibt es zum Spiel gegen den aktuellen Vizemeister selbst zu sagen?

Harmlos. Also Bayer. Zu träge, zu einfallslos. Könnte man meinen. Aber vielleicht ist unsere Abwehr einfach nur richtig gut, weil das gesamte Team auch hier wieder total mitgearbeitet hat.

Klar war ein Gomez diesmal blass. Und ja, Herr Schweinsteiger hat in den letzten Spieler immer erst ein paar schlafmützige Minuten, bis er sich zu seiner aktuellen Klasse aufschwingt.

Da wirkt vieles schon fast arrogant. Wenn man sieht, mit welcher Lässigkeit man mit dem Gegner spielt. Oder irgendwann einfach ganz auf Stürmer auf dem Platz verzichtet.

Welch‘ ein Unterschied zur letzten Saison. Derlei ging damals zumeist schief und auch die Ausstrahlung war eine ganz andere, weshalb es die meisten Gegner vielleicht heuer gar nicht erst versuchen uns in Gefahr zu bringen.

Fragen über Fragen.

Nicht klug von Leverkusen war es sicherlich ferner, einen derart unerfahrenen Spieler gegen Ribéry in Topform spielen zu lassen. Andererseits gab es ja wohl kaum Alternativen.

Mit dieser Einstellung hätte es Bayer aber selbst in Top-Besetzung schwer gehabt.

Kurzum. Wieder drei Punkte mehr auf dem Weg des Wartens auf den Einbruch. Ein Rekord nach dem anderen wird gebrochen – es gab schon wesentlich schlechtere Saisonstarts.

Jetzt wieder Championsleague.

Und ein echter Härtetest.

Ob die Abwehr wirklich so sattelfest ist. Ob die Herren Schweinsteiger, Timoschtschuk und Gustavo wirklich so dicht halten. Und ob unsere Abteilung Attacke auch gegen die Milliardäre aus England was zaubert.

Ich würd‘ es mir wünschen.

Noch was vergessen?

Eigentlich nicht. Denn ich bin zufrieden. Und das will schon was heißen.

In diesem Sinne: Auf geht’s, Ihr Roten!

Zum letzten CL-Heimspiel dieser Gruppenphase, das ich nicht live sehen werde…

Der Cato von Wolfsburg und die üblichen Reflexe

Geht es nur mir so, oder wird das mit der Berichterstattung rund um den Fußball im Allgemeinen und dem FC Bayern im Speziellen immer schlimmer?

Wir schreiben den zweiten Spieltag der neuen Saison und schon sind wieder alle in heller Aufregung. Vor dem Spieltag sprach man davon, dass dem FC Bayern der schlechteste Saisonstart aller Zeiten droht.

Persönlich kann ich einer dermaßen vom Boulevard geprägten Sichtweise nichts abgewinnen. Wie würde man es denn nennen, wenn die Münchner tatsächlich die ersten beiden Spiele verloren aber dafür die nächsten fünf gewonnen hätten? Eine starke Serie?

Irgendwie stimmen da doch die Relationen nicht mehr.

Natürlich will ich nicht abstreiten, dass das was meine Mannschaft da zusammenspielt nicht gerade das Gelbe des berühmten Eis ist. Aber was erwarten wir bitteschön?

Das ein Team beliebig auf höchstem Barca-Niveau spielt? Egal ob man ihm fünf Trainer in drei Jahren zugemutet hat? Fünf Trainer mit sechs unterschiedlichen Philosophien?

Wer glaubt, dass das auf Dauer gut geht, ist ein Träumer.

Aber zurück zur Gegenwart.

DonJupp hat doch klar gesagt, weshalb es gerade so läuft wie es läuft.

Sein Augenmerk lag bislang in der Defensivarbeit. Und wie viele Tore hat der FC Bayern in den ersten drei Pflichtspielen kassiert? Eines. Wollen wir spekulieren, wie viele es unter einem Trainer van Gaal wären?

Nein. Wollen wir nicht, weil es auch irrelevant ist. Aber mir gefällt die Tatsache, dass wir defensiv offenbar stabiler stehen als in den letzten zwei Jahren. Von hinten wird aus der Sache mit dem Erfolg ein Schuh.

Apropos Schuh. Er drückt. Und zwar in der Offensive. Vor allem in der selektiven Wahrnehmung.

Bis zum Tor Herrn Gustavos haben wir nur ein Tor aus dem Spiel heraus erzielt. In den ersten drei Pflichtspielen. Diesen Gedanken hatte ich, ja.

Andererseits wurde uns gegen Gladbach ja auch ein Tor geklaut (um in der Boulevard-Sprache zu bleiben) und klatschte der Ball in diesem Spiel nicht ebenfalls (wie so oft in der Vorsaison) an das Borussen-Aluminium?

Fußball ist so (mal bei den Kölnern aus dem Gelsenkirchen-Spiel nachfragen).

Und das ist gut so.

Nach diesem Wochenende bin ich zufrieden. Mit den drei Punkten, die wir aus Wolfsburg mitgenommen haben. Besser so als anders herum. Und ja, es kann nicht der Anspruch des FC Bayern sein, schon allein damit zufrieden zu sein. Aber aktuell gibt es diesen FC Bayern noch nicht.

Aktuell gibt es – einmal mehr – einen FC Bayern im Umbruch. Zum Glück endlich auch einmal wieder was das Personal betrifft.

Womit wir beim Spiel wären.

Es war schlecht. Es war statisch. Es war uninspiriert. Und wenn es dumm läuft, geraten wir in Rückstand, ins Schwimmen und Gott weiß, was dann in dieser Phase mit den Schweinsteigers, Lahms und Badstubers passiert.

Es kam anders und das ist Herrn Olic, Herrn Ribéry und Herrn Gustavo zu verdanken.

Überhaupt Gustavo.

Guter Mann. Was wir wussten. Oder hofften. Aber wie kam der zu dieser Form und dem Stammplatz, wo doch derTymo in der Vorbereitung eigentlich vorne lag?

Mir soll es recht sein. Habe ich doch so ein immer geringer werdendes Ziehen, wenn ich an die Nicht-Verpflichtung Vidals denke. Es scheint zu funktionieren.

Besser klappte auch die Abstimmung zwischen Neuer und seinen Vorderleuten. Speziell mit Boateng. Oder gab es einfach nur keine vergleichbaren Situationen, weil wir insgesamt defensiv besser standen und die Gladbacher letzte Woche einen Sahnetag erwischten (wie man ja – wie meistens – im Spiel danach sah)?

Es ist mir einerlei. Und andererseits wird das mit der Offensive irgendwann auch wieder klappen.

Gomez wird seinen Stolperer-Tick ablegen, Robben und Ribéry werden zu alter Stärke zurückfinden und DonJupp wird nicht in jedem dieser mittelmäßigen Spiele bis kurz vor Schluss warten, bis er die formschwachen Spieler auswechselt.

Ich glaube einfach mal Heynckes, dass er derlei ernst meint. Und praktiziert.

Wieso nicht Olic mal zur Halbzeit bringen? Entweder für oder neben Gomez?

Wieso nicht einfach mal – während des Spiels (hui) – die taktische Formation ändern, den Gegner, der offenbar alle Videos von Bayern-Spielen, -Spielern und öffentlichen Trainingseinheiten kennt, verwirren?

Nein. Ich glaube wir sind auf dem Weg dahin. Man sieht es – jetzt – bloß noch nicht.

Womit wir beim nächsten Thema wären: Felix Magath. Und seinem Lieblingsthema. Dem TV-Beweis.

Mein lieber Felix, nur weil Du dies immer und immer wieder forderst, ändern sich zwei entscheidende Variablen in dieser Gleichung nicht:

Erstens haben auch die Magath-Gegner dann diese Option und werden diese ebenso nutzen. Ergo keine Fehlentscheidungen mehr Pro Magath-Teams.

Zweitens steht nirgendwo geschrieben, dass ein Tor, welches man per TV-Beweis zugesprochen bekommt, das Spiel entscheidet. Derlei mag am Reißbrett funktionieren, aber es gibt da ja immer noch eine gegnerische Mannschaft und vielleicht legt die ja dann noch einen Zahn zu oder schaltet das eigene Team einen Gang zurück und das Resultat dieses zurückgeholten Tores verkehrt sich ins Gegenteil (tut mir leid, aber so was musste ich mir auch immer rund um meine „wahren Tabellen“ anhören)?

Nein, Du mein niedersächsischer Cato, das passt nicht. Aber ähnlich wie Herr Kind mit seinem 50+1-Gerede hast Du wenigstens ein mediales Thema, dass von Problemen Deines Teams ablenkt. Ist ja auch was.

Noch was?

Nun. Ich bin immer noch unsicher, was Mittwoch betrifft. Zürich scheint so langsam in Form zu kommen. Und ob wir mit Ribéry und Robben zusammen jetzt schon so stark sind, wie wir es sein könnten?

Einfach mal abwarten. Und zuvor: Abkühlen, Jungs. Die Pokale werden im Mai 2012 verteilt!

Auf geht’s, Ihr Roten.