Von Länderspielen, van Gaal, dem FC Bayern und dem Rahmenplan der Fifa

Bayern-Trainer van Gaal hat vor einigen Tagen mal wieder für einen Skandal gesorgt. Unklar ist, ob es ein „Skandal“ war, weil es darum ging, was er gesagt hat, oder weil er Bayern-Trainer ist.

Angesprochen auf das Freundschaftsspiel der deutschen Nationalmannschaft am 11. August in Kopenhagen gegen Dänemark sagte van Gaal, dass „er sich wünschen würde, dass seine acht deutschen WM-Teilnehmer kollektiv auf eine Teilnahme verzichten.“

Unerhört!

DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach erteilte derweil postwendend einer möglichen Absage eine Absage:

Das Länderspiel zu einem solch frühen Zeitpunkt ist für niemanden ideal. Aber es steht im internationalen Terminkalender, den alle akzeptiert haben. Für den Bundestrainer ist das Spiel in Dänemark die einzige Möglichkeit, vor Beginn der EM-Qualifikation sein Team zu testen. Natürlich kommt eine Absage des Spiels in Kopenhagen nicht in Frage.

Mhm.

Wer hat diesen Terminkalender akzeptiert? Die Vereinstrainer? Die Vereine, die diese ganzen Nationalspieler bezahlen und den Rest des Jahres trainieren und ihre Länderspielblessuren behandeln? Sieht wohl nicht so aus.

Dieser Termin ist wirklich an Überflüssigkeit nicht zu überbieten.

Und Rummenigge weiter:

Der Erfolg der deutschen Mannschaft, die das Turnier am Kap mit dem dritten WM-Platz abgeschlossen hatte, sei auch ein Produkt der Nachwuchsarbeit. Diese werde „exklusiv“ von der Bundesliga geleistet.

Und hier geht es auch nicht nur um den FC Bayern.

Angesichts der Terminplanung der Fußball-Weltorganisation Fifa hat aber auch Magath keine Lust mehr auf Streit, er sehe keine Mittel gegen diese Praktiken, sagt er, und meint damit: die Angewohnheit der Fifa, Freundschaftsländerspiele immer so zu legen, wie sie ihm und seinen Trainerkollegen in der Bundesliga nicht passen. […] Magath will beobachtet haben, dass das Verhältnis von Geben und Nehmen zwischen Verbänden und Klubs schon vor langer Zeit durcheinander geraten sei.

Er meint damit auch die Beziehung der Klubs zum Deutschen Fußball-Bund, der die Nationalmannschaft verwaltet, und genau das ist ein Problem.

Selbst die Gutmenschen aus Bremen sind verschnupft.

Der Termin passt absolut nicht. Ein Länderspiel nach einem solch langen Turnier anzusetzen ist nicht sinnvoll. Wir verzichten auf unsere Spieler in der Vorbereitung und nehmen damit Rücksicht auf die Nationalmannschaft. Es wäre schön, wenn das umgekehrt auch der Fall wäre.

So.

Ich weiß schon, was der eine oder andere nun dringend mal loswerden will.

„Wer sich keine Nationalspieler leisten kann, soll sich keine zulegen.“

Schon klar.

Aber gerade bei dieser WM spielten sich viele deutsche Spieler in den Vordergrund, die zuvor von ihren Vereinen aufgebaut wurden, die als Nicht-Nationalspieler zu ihren Vereinen gekommen sind.

Thomas Müller, Badstuber, Özil – sind das alles Spieler, die von der Nationalmannschaft herbeigezaubert wurden?

Im Prinzip sind wir uns ja einig, Es ist ein Geben und Nehmen. Die Nationalspieler steigern in der Nationalmannschaft ihren Marktwert, worüber sich wiederum die Vereine freuen. Und die Nationalmannschaft ist ihrerseits auf gute Spieler angewiesen, die über’s Jahr vernünftig in den Vereinen gefördert werden. Nur im Nationaltrikot gute Leistungen abzurufen, klappte in der Geschichte der Nationalmannschaft nur bei einem gewissen Lukas Podolski.

Der Punkt ist: Wer trägt hier die Hauptlast und wer bekommt die meiste Kohle?

Eine sehr reduzierte Sichtweise, sicherlich. Aber wenn ich Meldungen wie diese und diese („Die FIFA hat erstmals beim Eigenkapital die Schallmauer von einer Milliarde US-Dollar (1,061 Milliarden) durchbrochen.“) lese, dann kommt es mir eben hoch.

Der Weltverband mit Sitz in der Schweiz erwartet Einnahmen von insgesamt 2,6 Milliarden Euro. Südafrikas Organisationskomitee hingegen benötigte erst kürzlich wieder finanzielle Zuschüsse in Höhe von 78 Millionen Euro.

Und weiter:

Die Kosten für die WM berechnet der Weltverband mit rund 1,2 Milliarden Euro. Davon hat die FIFA den Löwenanteil von rund 800 Millionen Euro übernommen. Der OK-Haushalt der Südafrikaner wuchs durch den jüngsten Zuschuss auf 426 Millionen Euro.

1,8 Mrd. Euro Gewinn für die Fifa.

Aber man beteiligt ja jetzt erstmals die Vereine. Also die, die der Fifa die ganzen Spieler für ihre WM liefern.

Der Fußball-Weltverband wird bei der WM-Endrunde in Südafrika ein Tagegeld für jeden Spieler der 32 teilnehmenden Nationen von umgerechnet 1300 Euro (1600 US-Dollar) zahlen.

Super.

Aber wie bekomme ich jetzt den Bogen zurück zum Anfang?

Wenn all die Euphorie um das dritte Sommermärchen in Folge („gähn“) abgeklungen ist, dann werden wir – also alle Vereine, die Spieler zu dieser WM abgestellt haben – den Blatter-Kater spüren. Dann werden wir hautnah spüren, welcher Fußball für uns mehr Bedeutung hat. Der Blatter-Fußball oder der unseres Vereins.

Für mich gibt es an dieser Stelle keine zwei Meinungen.

Und obwohl van Gaal für mich nach der letzten Saison der Größte ist und ich es ihm fast noch zutraue, selbst diese Vorbereitung zu einem guten Ende zu führen, habe ich trotzdem die größten Bedenken, wenn ich an den Start der Bundesliga denke.

Vor allem, wenn unsere reduzierte und mit Amateuren aufgefüllte Truppe am zweiten Spieltag zum Flutlichtspiel auf dem Betzenberg antritt.

Was denkt ihr, muss man sich da Sorgen machen?

Holländisches Feierbiest, Das

„Dass Louis van Gaal ein „Feierbiest“ ist, hat er gestern eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der Mann war ja gar nicht mehr zu bremsen. Hatte er während des Auto-Korsos von der Säbener Straße bis zum Marienplatz gestern tausende Hände geschüttelt, so als würde er jeden Münchner Bürger ganz persönlich begrüßen wollen, zeigte er den 30 000 Fans vor dem Rathausbalkon zunächst seine nicht mehr ganz so strammen Waden. Er […] genoß die Meisterfeierlichkeiten wie schon tags zuvor im Berliner Olympiastadion sichtlich. Während andere Meister-Trainer sich dezent zurückhalten und sich beinahe genieren die Meisterschale in den Himmel zu recken, hatte van Gaal damit überhaupt keine Probleme. […] Wer den streitbaren Coach jetzt immernoch unsympathisch findet, dem ist nicht mehr zu helfen. Louis van Gaal zeigte, dass er auch loslassen kann wenn es an der Zeit ist. Man kann sich aber sicher sein, dass er spätestens morgen mit aller Ernsthaftigkeit Titel Nummer Zwei in Angriff nehmen wird. Einer wie van Gaal ist jetzt längst noch nicht satt.“

Einmal mehr hat André Zechbauer meine Gedanken fast besser formuliert als ich. Vor allem aber vor mir. Deshalb mache ich mir nun seine Worte zu eigen. Wenns recht ist.

Aber über van Gaal gibt es meiner Meinung nach ohnehin inzwischen keine zwei Meinungen mehr. Mehr geht nicht.

Und dann noch diese Rede. Wenn auch akustisch „leicht“ übertrieben…

„Wir sind nicht nur Meister von München, sondern auch in Gelsenkirchen, von Bremen und in Hamburg…“

Herrlich.

Nur gucken, nicht anfassen!

Na gut. Sicher.

Meister ist der FC Bayern noch nicht.

Wenn Schalke in Mainz 8:0 gewinnt, müssen wir in Berlin bei der Tasmania Hertha 10:0 verlieren?

Mhm. Also lassen wir das mal.

Am Ende war es dann schon merkwürdig. Das Spiel war aus und die Bayern verhalten sich mehr als verhalten.

Bis dann das Endergebnis aus Schalke eintrudelte. Da gingen zumindest Spieler und Fans noch einmal aus sich heraus.

Offiziell will man sich aber bis nach dem letzten Spieltag zurückhalten. Und van Gaal hat ja jetzt seinen Spielern ohnehin zwei Tage freigegeben („damit sie mit ihren Freundinnen spielen können“ – herrlich).

Die Emotionalität war ohnehin viel früher viel stärker. Als die Bayern auch gegen Bochum (wie erhofft, aber immer wieder nicht erwartet) Gas gaben und schnell klar war, dass weder Magaths noch Woszs Worten Taten folgen sollten.

Spannend blieb also nur, ob Werder wirklich versuchen würde, beim FC Schalke noch was für die CL-Quali tun zu wollen.

Taten sie.

Und dieser Orkan war in der Allianz-Arena wohl bislang einzigartig (auch wenn viele Aussenstehende sowas dort für unmöglich hielten). Das 0:1 und erst Recht das 0:2 besiegelte die bayerische Meisterschaft. Mehr oder weniger. Und da – zum ersten Mal in dieser Endphase der Meisterschaft – sah man Unsicherheit bei den van-Gaal-Kickern.

Plötzlich kam Bochum doch noch einmal gefährlich in die Offensive. Weil die Spieler wohl auf einmal mehr Augen für die Anzeigetafel hatten und der Orkan sie kurzfristig selbst durcheinander brachte.

Ging ja noch mal gut. Und der Ehrentreffer hilft doch auch Bochum.

Das Spiel ist schnell erzählt. Ein Sieg stand zu kaum einer Zeit in Frage. Pech für Bochum, Schalke und Magath. Klar, wäre Bochum am 25.Spieltag bei uns angetreten, rund um ein CL-Hin- und Rückspiel – vielleicht wäre was gegangen. Aber so? Keine Chance. Ein FC Bayern auf der Zielgeraden, in dieser Konstellation, hält weder Ochs noch Esel auf.

Einzelne Spieler hervorzuheben verbietet sich für mich. Das war weder Hannover noch Schalke oder Leverkusen der Hinrunde, als wir unsere Überlegenheit nicht umsetzen konnten.

Es war gut, phasenweise sehr gut und es reichte. Punkt. Will jemand tauschen?

Die schwierigste Aufgabe für die nächsten beiden Berlin-Wochen ist jetzt die Einstellung für unser Freizeit-Spiel gegen die Absteiger aus Berlin. Spieler schonen oder Spannung hochhalten?

Ich bin mir sicher, dass van Gaal auch hier das Richtige tun wird.

Belassen wir es dabei.

Saisonrückblicke und Euphorieausbrüche dann ebenfalls erst nach der Saison…

Felix, mach den Rasensprenger aus!

Nein, Felix, es hätte Dir besser zu Gesicht gestanden, wenn Du Dir vorher noch einmal ein paar Statistiken durchgelesen hättest.

Diese hier zum Beispiel. Oder direkt diese.

Und dann hättest Du Dich in Deiner (gespielten) Souveränität einfach zurücklehnen können, um wirkliche Größe zu zeigen und dem FC Bayern zur verdienten Meisterschaft zu gratulieren.

Wolltest Du aber nicht.

Weil Du (und nur Du) mit dem zweiten Platz nämlich ganz und gar nicht zufrieden bist. Seit Du beim FC Bayern warst, wir Dich zum „Meistertrainer“ gemacht haben, ist Dein Anspruchsdenken ein anderes.

Im Gegensatz zum Umfeld des FC Schalke reicht(e) Dir das Erreichen der sicheren CL-Qualifikation nicht. Du wolltest mehr. Sicher. Die Fans dann auch. Aber beim Stand von 0:2 gegen Werder haben die Fans angefangen zu feiern. Nicht Du.

Du hast gute Miene zum – für Dich – bösen Spiel gemacht und die Welle mit Saurem-Gurken-Gesicht absolviert.

Schade.

Wie erwähnt, an Deiner Stelle hätte ich diese Diskussion nicht angefangen. Ich hätte vielleicht die Faust in meiner Tasche geballt und mir danach einen hinter die Binde gekippt.

Vizemeister ist Schalke nämlich aus ganz anderen Gründen geworden!

Schalke hatte keine Chance gegen die Bayern. Diese hat der sog. Arbeiterverein aber genutzt. Hat über große Teile der Saison am obersten Limit gespielt und von der besten Saison eines Kevin K. profitiert.

Denn wer redet von all den SR-Entscheidungen gegen die Bayern? Von all den Pfosten- und Lattentreffern, die wir nicht genutzt haben?

Hörst Du da bei uns irgendjemanden?

Ab und an vielleicht. Direkt nach dem Spiel, wenn man aufgeladen ist. Aber Stunden später? Im ASS-Interview? Als Aufmacher? Nö.

Egal.

Meister ist ja jetzt der FC Bayern. Von daher könnte mir Deine Gefühlslage eigentlich egal sein. Trotzdem wollte ich paar Gedanken zum Besten geben. Denn – und da sind wir uns doch alle einig – was wäre wohl für ein Aufschrei durch Deutschland, die Bundesliga und die gesamte Blogosphäre gegangen, wenn die Bayern sich derlei Begründung für einen Vize-Titel zurechtgelegt hätten?

Eben.

Ich persönlich freue mich für euch. Auf Schalke in der Championsleague. Und auf ein Schalke mit Doppel- und Dreifachbelastung. Und vor allem mit Deinen Gesetzen zu diesem Thema.

Meine Phrasen stehen schon parat.

Felix, Du bist ein Hellseher!

Respekt, Felix.

Von Dir können wir alle noch was lernen. Du kannst in die Zukunft schauen. Hast Du doch tatsächlich vorhergesehen, dass eine Mannschaft, die „noch auf allen drei Hochzeiten tanzt“ ab und an Probleme im Liga-Alltag bekommt. Vor allem im Gegensatz zu Fahrstuhlmannschaften, die, wenn die Großen spielen, nur zuschauen dürfen.

Aber – meinen Glückwunsch – das wird sich ja in der nächsten Saison ändern: Schalke ist seit heute für die Championsleague, der Liga der Erwachsenen, qualifiziert.

Ich find‘ das gut. Freue ich mich doch schon darauf, wie Deine zusammengesparte Rasselbande mit dieser Mehrfachbelastung klarkommt.

Meiner Meinung nach müssen wir uns um Euch in der nächsten Saison keine Sorgen mehr machen…

Aber genug davon für den Moment.

Die Bayern haben in Mönchengladbach zwei Punkte verloren. Das ist doof. Aber ich hatte damit gerechnet. Insgesamt durften wir uns auf dem Weg zum Titel ein Remis leisten. Und das Auswärtsspiel bei den Ex-Fohlen sah ich als das schwerste Spiel unseres Restprogramms.

Aus mehreren Gründen.

Es gibt halt ein paar Vereine, die haben pro Saison nur zwei Ziele: Nicht absteigen und den Bayern Punkte, oder – im Idealfall – Titel abnehmen. Neben Gladbach zählen z.B. die Lauterer dazu. Das Vergnügen haben wir ja in der nächsten Saison wohl auch wieder. Ich freu‘ mich.

Betrachten wir das Spiel mal bei Lichte, hat der Verlust unseres Vorsprungs in der Tabelle tatsächlich mehrere Gründe. Die Championsleague spielt da imho nur eine Nebenrolle.

Erstens kann ich mir kaum vorstellen, dass es irgendeinen Spieler im Bayern-Kader gibt, der ernsthaft glaubt, dass man am 31.Spieltag, mit zwei Punkten Vorsprung, auch nur einen Millimeter nachlassen kann.

Zweitens kam das Gegentor nur deshalb zustande, weil van Gaal einen seiner wenigen Fehler begang. Er ließ den offensichtlich verletzten van Buyten im Spiel. Und dieser ließ vor dem 0:1 Reus ziehen. Vielmehr musste er ihn ziehen lassen, denn er konnte kaum noch laufen.

Schlimm.

Das sich in Halbzeit 1 ebenfalls van Buytens Pendant Demichelis verletzt zu haben schien, erklärt zumindest dessen Ausfälle im Spiel und somit die sonstigen Chancen der Gladbacher.

Ich will damit nicht behaupten, dass der Punkt für die Gladbacher unverdient gewesen wäre, oder das Tor nur Zufall sein konnte, nein, es geht mir darum, dass Tore durch Fehler passieren und davon gab es auf Seiten der Bayern heute wieder ’ne Menge.

Kloses Tor dagegen war schon eher der Klasse der Bayern geschuldet. Selbst wenn Lahm (wg. der Flanke) oder Klose (wg. des Tores selbst) beteiligt sind.

Davon ab und nur um es noch einmal klarzustellen: Die nun wieder erreichte Punktgleichheit an der Tabellenspitze liegt nicht im heutigen Spiel der Bayern begründet, sondern eher in solchen in Frankfurt oder Köln oder ähnlichen läppischen Begegnungen seitens der Bayern.

Nun, Schalke schießt den Siegtreffer gegen das schwächste Team der Liga in der 87. Minute und kann sich ansonsten bei Herrn Neuer bedanken – duselig, aber zu ändern ist das nicht und verlassen kann sich der FC Bayern sowieso nicht auf die Gegner der Schalker.

Das muss allen bewusst sein.

Ich für meinen Teil gehe sogar fest davon aus, dass die Bremer am nächsten Spieltag die Qualifikation für die Championsleague aufs Spiel setzen würden, wenn es eine Meisterschaft der Bayern verhindert. Es wäre nicht das erste Mal.

Trotzdem hat sich kaum etwas geändert.

Die Bayern können am nächsten Spieltag Deutscher Meister werden. Gewinnen sie gegen Bochum und verlieren die Schalker ihr Heimspiel gegen Bremen, müsste Schalke am letzten Spieltag mind. 15 Tore aufholen. Insofern die Bayern in Berlin verlieren und die Königsblauen in Mainz gewinnen.

Rechenspiele.

Die machen genauso viel Sinn, wie Spekulationen über Konzentrationsschwächen rund um Championsleague-Spiele…

Einfach zwei Siege und alles ist geritzt.

Und sonst?

Hoffentlich ist Catcher van Buyten, nach der Attacke von Bodybuilder Bobadilla nicht ernsthaft verletzt. Ebenso wie Demichelis. Denn der Wirbel, den Lyon sicher über unsere Defensive jagen wird, sollte kein Tandem Badstuber / Timoschtschuk ertragen müssen.

Zum Glück ist unser Kapitän endlich wieder an Bord. Leider muss ich Herrn Reif zustimmen: Herr Pranjic ist auf Dauer keine Alternative. Die Freistoß-Szene mit Ribéry kurz vor dem Schlusspfiff war dafür symbolhaft.

Schlimmer.

Was übrigens ebenfalls für uns spricht in der Meisterschaft: Ribéry kann sich schonen und nur noch auf diesen Titel konzentrieren. Schade für Bochum, gut für uns. Irgendwann wird sich hoffentlich all dieser Frust seinen Weg bahnen. Und dann schnappt sich unsere Flügelzange den Titel. Wenn Ribéry zurückkommt. Mental, körperlich.

Wie auch immer.

Ich habe mich nach Spielen in dieser Spielzeit schon heftiger aufgeregt. Belassen wir es dabei. Es ist weiterhin alles offen und das meiste spricht für uns.

Also dann: Auf gehts, Ihr Roten!

Felix, Du hast völlig Recht

Nein, wirklich, Felix, Du hast mit Deinen profunden Kenntnissen der Münchner Verhältnisse den Nagel auf den Kopf getroffen.

Hätte der FC Bayern den läppischen Spielplan Deiner Kumpel-und-Malocher-Truppe, wäre die Meisterschaft schon längst entschieden. Wohl zugunsten des FC Bayern.

Wie das?

Na wenn man sieht, zu welcher Leistung Robben und Co. fähig sind, wenn sie mal unter der Woche Pause haben, dann kann man sich wohl vorstellen, wie das punktemäßig an der Tabellenspitze der höchsten deutschen Spielklasse aussähe.

Langweilig. Fürs Boulevard.

So aber – mit einer Belastung, die (gefühlt) mind. doppelt so hoch ist, wie die Deiner Spieler – halten wir trotzdem Kurs.

Und dies mit ebenfalls jeder Menge Jugendspieler. Bei uns werden die allerdings eingesetzt, weil wir sie einsetzen wollen und die das Zeug dazu haben, schon in ihrem Alter diesem Druck und dieser Belastung standzuhalten. Und nicht, weil der eigene Verein vor der Pleite stand/steht und man dazu gezwungen wurde (ähnlich wie übrigens in Stuttgart, lieber Felix, nicht wahr? Da wo Geld vorhanden war (Bayern und Wolfsburg) haben Dich Jugendspieler dann nicht so richtig interessiert) – aber ich schweife ab. Wollte nur mal kurz was entgegnen.

Zum Spiel des FC Bayern selbst.

Sicher. Hannover ist nicht Manchester. Aber Hannover hat in der letzten Woche Schalke geschlagen. Und da Schalke ja die „kommende Kraft in Deutschland“ ist, kann uns dies schon was sagen.

Nur was?

Das der FC Bayern 11:2 besser ist als Schalke?

Nein.

Vielmehr, dass der neue FC Bayern, der Verein der van Gaals und Robbens, ein Gebilde ist, dass nicht aufgibt, nicht zurückschaltet, nichts verwaltet, dass immer noch mehr Gas gibt, bis der Tank leer ist (siehe Leverkusen – wie sonst ist dieser positive Ausreißer in dieser Grottenserie Bayers zu erklären?).

Dieser Umstand ist jetzt mal Pech für Dich, Felix.

Zeigt er doch, dass Schalke im Grunde wohl kaum eine Chance auf den Titel mehr hat, oder?

Denn der FC Bayern will den Titel. Und wenn ein FC Bayern den Titel will, dann hatte in der Vergangenheit kaum ein Gegner eine Chance.

Dies ist keine Arroganz, dies ist eine Tatsache. Statistisch gesprochen.

Diese Willenskraft war gegen Hannover vom Anpfiff an zu spüren. Was mich beeindruckte. Schließlich trau‘ ich dem Braten immer noch nicht so ganz. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass das alles in dieser, sich mehr und mehr zu einer Wahnsinnssaison entwickelnden Spielzeit, wirklich klappen könnte.

Es sind noch drei Spiele in der Bundesliga und zwei Halbfinalspiele in der Championsleague. Alles so nah, dass man es fast greifen kann.

Sicher – und mal ganz ohne Polemik – der FC Bayern kann in der Liga Probleme bekommen, wenn er die nächsten Gegner unterschätzt, oder auch nur ein klein bisschen nachlässt. In Gladbach, gegen Bochum oder in Berlin. Auf dem Papier sind das klare Kisten, aber vom Körper und vom Kopf her schwere Kost.

Trotzdem. Nach dieser Leistung gegen Hannover – von fast jedem Spieler über 90 Minuten – bin ich wieder optimistischer. Und Schalke muss schließlich auch erstmal die restlichen 9 Punkte holen.

Nicht immer wird der Schiedsrichter die Schubserei der Schalker übersehen. Andere Gegner (Werder) haben da vielleicht eine ganz andere Klasse (und Lauf).

Aktuell sehe ich das Rennen um die Meisterschaft bei 60:40 pro Bayern. Tendenz steigend.

Noch was?

Einzelkritik ist kaum notwendig.

Robben war wie immer Weltklasse. Wenn der aufdreht, sieht – in der Bundesliga – kaum jemand Land. Die Abwehr – Kunststück – war diesmal durchaus als Sattelfest zu bezeichnen, Contento gab gestern den besseren Linksverteidiger ab.

Daneben sehe selbst ich langsam ein, dass Herr Schweinsteiger inzwischen für diesen FC Bayern mehr als wertvoll ist. Was wohl auch daran liegt, dass ich kaum noch Fehlpässe von ihm bemerke, die selektive Wahrnehmung sich somit immer mehr der Realität anzunähern scheint.

Gut, unser kleiner Franzose stand schon ein wenig im Schatten unseren flitzenden Holländers, aber wie man dies im Nachbericht dann auch öfters hörte: Allein, dass Ribéry da ist, verschafft Robben die nötigen Räume. Eine Situation, allein für die wir immer ein Pendant zu Ribéry haben wollten!

Der Sturm? Tja, Olic nähert sich wieder seiner Topform von November bis Februar. Sehr gut. So einen Wühler brauchen wir dort vorne. Der sorgt für Unruhe. Neben den Dribblern auf Außen – ein Genuss.

Nein. Ich bin mehr als zufrieden. So kann es weitergehen. Und mein Glückstrikot werd’ ich jetzt auch nicht mehr ausziehen!

Die bayerischen Medizinmänner

Ich kann es immer noch nicht fassen. Innerhalb von wenigen Tagen haben die Bayern zwei Spitzenteams (Man United tatsächlich, Schalke tabellarisch) von ihrer eigenen Medizin kosten lassen.

Manchester mit einem Last-Minute-Sieg und Schalke mit zwei völlig unterschiedlichen Spielweisen. Im Pokal noch die königsblauen Pläne durchkreuzend sich abwartend und verteidigend in das Elfmeterschießen retten zu wollen, in der Bundesliga mit einem Destruktiv-Spiel in Unterzahl, dass Magath von seinem Team in vergleichbarer Situation wohl zu Jubelstürmen veranlasst hätte.

Gleichzeitig begeisterte es mich heute, wie sehr wir Schalke die Grenzen aufgezeigt haben. Wie hilflos sie dann doch gegen 10 Bayern agierten. Gegen Bayern, die aktuell ein Vielfaches der Belastung auszuhalten haben wie die Magath-Kicker. Die doch soo konditionsstark und soo fit sein müssen. Per Definition. Durch Magath.

Da beisst die Maus keinen Faden ab. Nach dem Platzverweis und spätestens in der zweiten Halbzeit haben die Bayern eines des destruktivsten Spiele der letzten Zeit abgeliefert.

Für die Bayern spricht, dass sie zu diesem Zeitpunkt in Unterzahl war. Im Übrigen völlig zu Recht – allein für Dummheit hätte man Altintop zum Duschen schicken müssen. Ferner hatte der bisherige Tabellenführer alle Chancen über 50 Minuten in einem Heimspiel die Offensiv-Power von Farfan, Baumjohann, Kuranyi und Co. über uns rollen zu lassen (keine Ironie).

Und was passierte?

Schalke fiel nix ein. Zumindestens nichts Torgefährliches. So wurde das Spiel für die Bayern zunehmend einfacher.

Welch‘ ein Unterschied zur Situation vor dem Anpfiff.

Robben fiel aus. Kam nicht plötzlich mit dem Hubschrauber durch’s Hallendach. Dazu noch Schalker, die durch die Tabellenführung aufgeputscht, die Vorentscheidung suchten. Und zu allem Überfluss mein FC Bayern im Dauerstress. Mental wie körperlich.

Zum Beginn des Spiels war’s ’ne runde Sache. Beide geben Gas. Schalke wie verwandelt im Vergleich zum Pokalhalbfinale. Und dann Ribéry. Und Altintop, und Olic und Müller. Die geilsten 70 Sekunden der letzten Zeit. Neben dem Siegtor gegen Man United. Und für mich nur ein gerechter Ausgleich für Spiele wie gegen Frankfurt. Aber das nur am Rande.

Apropos Frankfurt.

Ich muss mich korrigieren. Das war wohl nicht nur ein One-hit-Wonder gegen uns. Allein das Zustandekommen war glücklich. Gegen Vizekusen (mit diesem Titel wird es heuer allerdings recht schwer) war eher ein 4:2 als ein 3:3 realistisch (das nur für die Farbenstädter, die sich benachteiligt fühlten).

Also endlich mal ein Gegner, der nicht nur uns, sondern auch unsere Konkurrenz schlägt. Sechs Punkte Abstand ist schon eher eine Schlagdistanz, die ich vor dem Gastspiel der Bayern im Stadion an der Autobahn erwartet hatte.

Das es auf Schalke nur ein Punkt ist, war erstens heute morgen noch nicht zu erwarten und ist zweitens vor allem unseren Unkonzentriertheiten der letzten Zeit geschuldet. Vor den Wochen der Wahrheit. Ist allerdings nicht mehr zu ändern. Also Schwamm drüber.

Noch ein paar Gedanken zum Spiel.

Das war überwiegend richtig gut. Also nicht im Sinne von geilem Spiel und Gegner an die Wand gespielt. Aber im Sinne von tolle Mannschaftsleistung, jeder läuft für jeden und versucht Fehler wieder gut zu machen.

Ob das am Fehlen von Robben darauf Einfluss hatte? Mag sein. Aber wichtiger war wohl tatsächlich der Platzverweis. Da rückte das Team zusammen. Auf der anderen Seite: Ein Platzverweis für Bordon wäre ebenfalls vonnöten gewesen. Wie vielleicht ein Freistoß nach dem „Zusammenprall“ zwischen van Buyten und Farfan. Eine Strafe bekam unser belgischer Abwehrturm ja dann doch noch. Ob ein Ausfall gegen Manchester droht? Abwarten.

Davon abgesehen: Es gab kaum Ausfälle. Hier und da einen Ballverlust, in Ordnung, aber die Mannschaftsleistung war bemerkenswert.

Und noch etwas, was auch mir in dieser Berg- und Talsaison so langsam aufgeht:

Wenn die Bayern müssen, dann können sie!

Gegen Haifa, Turin, Florenz, Man United und 2x Schalke.

Respekt. Aber ist das beliebig reproduzierbar? Und stoßen die Bayern vielleicht bald mal an ihre Grenzen?

Wir werden sehen. In dieser Saison scheint alles möglich…

Felix, ich bin enttäuscht von Dir.

In den letzten Tagen wurde ich doch ein wenig skeptisch. Meine Capo-ähnlichen Einschätzungen der Schalker Spielweise begannen in mir zu bröckeln, was darin gipfelte, dass ich mir am Sonntag sogar die zweite Halbzeit des Gastspiels Deiner Schalker in Hamburg ansah.

Ich hatte echte Befürchtungen, was denn Verlust der Tabellenführung betraf. Und diese schienen sich ja auch zu bewahrheiten. Aus einem 0:1 machten Deine Jungs eine 2:1. Parallel wollte ich dem HSV Schimpf und Schande androhen. Bis, ja bis zum 2:2. Und der Erkenntnis, dass selbst eine Mannschaft wie die Hamburger, die im Grunde ja – ähnlich wie phasenweise die Bayern – keine Abwehr zu haben schienen, gegen Deine Jungs Punkte holen kann.

Eine gute Erkenntnis.

Allgemein wurde dieses Spiel als Tempospiel Deiner Knappen eingeordnet. Mich machte diese Einschätzung ein wenig stutzig. Vor allem, da beide Tore entweder auf haarsträubenden Abwehrfehlern der Hamburger oder Fehlentscheidungen des Schiedsrichters beruhten.

Nun. Das hatten schließlich richtige Sportjournalisten geschrieben. Das musste ja stimmen.

Meine Unruhe vor dem Pokalhalbfinale basierte auf ähnlichen Gefühlen.

Zumal Du im Verbalduell – auch aus meiner Sicht – als Sieger hervorgegangen warst. ‚Hast einfach ’ne Menge in München gelernt.

Und dann das?!

Obwohl Du den Pokal gewinnen wolltest, spielen Deine Spieler

– in einem Heimspiel vor ausverkauftem Haus
– in einem Pokalhalbfinale
– trotz dieser so gerühmten Offensivspielweise und
– obwohl Du doch der Konditions-Trainer schlechthin bist

über fast 100 der insgesamt 120 Minuten, einen Fußball der jeder Beschreibung spottet?

Destruktiv, defensiv, zögerlich – kurzum: einfach nur schlecht.

Was ist da schief gelaufen, Felix?

Könnte es vielleicht doch so sein, dass ich mit meiner selektiven Wahrnehmung aus all den Kurzberichten der Spiele der letzten Zeit, ein klein wenig Recht habe?

Tatsächlich? Na dann muss ich ja für den Rest der Saison die Einwände der königsblauen Fans, Blogger oder dem sonstigen Umfeld nicht mehr ernst nehmen.

Wenn man selbst, wenn es um etwas geht, derlei nicht abrufen kann, dann reicht es nicht, oder?

Die wirren Einschätzungen von Dir, vomKevin oder demHeiko speicher‘ ich einfach mal ab unter der Rubrik „ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“.

Klar war das kein wirklich geiles Spiel. Wenn nicht zu sagen hässlich.

Aber Schalke ebenbürtig? Wenn wir das Tor nicht gemacht hätten, hätte Schalke gewonnen?

Nein. Lassen wir das mal so stehen. Allenfalls wird es für eine möglicherweise notwendige spätere Verwendung abgespeichert.

Dafür nehmen wir im Gegenzug auch die Einwände der versammelten Experten über den Zustand des Rasens nicht weiter ernst und widersprechen der Verschwörungstheorie, Du hattest absichtlich den Rasen bis jetzt nicht erneuern lassen, um die ohnehin unterlegene Spielkultur Deiner Spieler noch ein wenig vorm Tageslicht zu schützen.

Von mir aus machte ein Spieler den Unterschied. Wir sind froh, dass wir ihn haben. Dieser Spieler hätte aber auch schon viel früher und an anderer Stelle den Unterschied ausmachen können.

Alleine vor dem besten Schalker der ersten Halbzeit (bzw. dem einzig guten Schalker, neben dem späteren Westermann).

Oder die anderen drei Bayern-Spieler, die völlig unerwartet, gemeinsam und ganz ohne Abseitsposition allein vor eben jenem Torhüter aufschlugen und den Ball nicht unter Kontrolle brachten.

Lassen wir es einfach darauf beruhen. Bayern war einfach besser. Besser als Schalke. Nicht mehr und nicht weniger. Nicht wirklich geil, aber besser.

Als Bayern-Fan könnte man einwenden, dass wir uns phasenweise ein wenig verarscht vorgekommen sind – nicht vom Schiedsrichter, der nur uns, nicht aber die Taktikfouls Deiner Schalker in Halbzeit 1 und 2, verwarnte – nein, von der fehlenden Konsequenz der Bayern, die phasenweise wie die Handballer agierten, aber immer die letzte Konzentration in der roten Zone vermissen ließen.

Wir sind jetzt stattdessen mal nicht so.

Gibt es noch etwas zu meinen Bayern zu sagen?

Die Abwehr agierte wesentlich sattelfester als in Frankfurt. Zugegeben lag dies auch ein wenig an den Schalkern. Die diese Abwehr kaum forderten. Aber Contento, so leid mir das für Sportskamerad Alaba tut, wirkte schon ein wenig reifer auf dieser Position. Sind ja auch ganze zwei Jahre, die er älter ist.

Ebenso ein Sonderlob für Herrn Schweinsteiger. Abgesehen von zwei, drei Fehlpässen im späteren Verlauf des Spiels, war das alles sehr ordentlich.

Eigentlich fiel kaum einer ab. Bis vielleicht auf Herrn Müller, aber dieses Thema vertiefe ich jetzt mal nicht.

Wir freuen uns einfach über die Endspielteilnahme in Berlin und somit ein weiteres Teilziel, dass wir damit erreicht haben.

Und jetzt Mund abputzen und an Stuttgart denken.