Der FC Bayern ist in einer komfortablen Lage. Einer sehr komfortablen. Er kann es sich leisten, bei einem Abstiegskandidaten, der sich gegen uns die Seele aus dem Leib rennt, mit der 1b-Elf anzutreten. Allein dieser Umstand wäre keine besondere Erwähnung wert. Erwähnenswert wird es aber, wenn man bedenkt, dass diese 1b-Elf dann auch noch mit einer 50%-Einstellung in das Spiel geht. Die 2013er-Bayern kann scheinbar kaum etwas stoppen. Nicht die Rotation, kein noch so engagierter Gegner, keine schlechte Chancenverwertung und auch kein Aluminium.
Weder Maus noch Faden sind im Spiel, wenn man sagt, dass dies nicht gerade das beste Spiel meiner Münchner war. Kunststück, werden einige Leser nun einwänden, nach solch einer Leistung am Mittwoch zuvor im DFB-Pokal gegen den Titelverteidiger aus Dortmund. Mich stört das nicht wirklich, ich bin mir inzwischen sicher, dass wir mit dieser Taktik heuer durchkommen. Das Ziel unserer Gegner ist ja inzwischen nur noch, mal ab und an überhaupt ein Tor zu erzielen, ganz zu schweigen von möglichen Punktgewinnen. Klingt das überheblich? Vielleicht, aber so ist doch der Trend. Eindeutig. Bis er sich umdreht. Aber dann sind die ersten Titel hoffentlich schon in trockenen Lederhosen.
Spiele des FC Bayern laufen in diesen Wochen nach dem immer gleichen Muster ab. Der Gegner tritt an, er versucht gegen uns ein Bein auf den Rasen zu bekommen und irgendwann schießen wir dann das Tor. Thema durch. Mal mit mehr spielerischem Glanz, mal mit weniger. Als Fan befindet man sich in einem Zweispalt. Zwischen grenzenloser Begeisterung ob dieser unglaublichen Rekordjagd und ermüdender Langeweile ob der wenigen echten Höhepunkte oder Überraschungen.
Das mich keiner falsch versteht: Ich genieße beides. Ich habe in den letzten Spielzeiten genug gelitten. Mehr als genug. Das reicht. Je klarer der Abstand, desto besser. Was kümmert mich die Spannung der Anderen? Theoretisch könnten wir in drei Spieltagen schon Meister sein. Theoretisch. Aber wieso nicht auch praktisch in dieser traumhaften Saison? Egal.
Wir waren beim Spiel in Hoffenheim.
Halb Deutschland rechnete (hoffte?) auf einen deutlichen Sieg in Sinsheim. Aus Gründen. Mir war das wumpe. Ein 1:0 bringt genauso viel Punkte wie ein 10:0. Mehr Sorgen machte mir über das Sand im Getriebe unseres zweiten Anzuges. Natürlich, es reicht weiterhin um durchschnittliche Gegner in Schach zu halten, aber einigen Bankspielern merkt man deutlich an, dass sie nicht von 0 auf 100 springen können. Nicht, wenn sie praktisch Dauer-Joker sind. Sportskamerad Shaqiri ist da leider ein Beispiel. So sehr ich ihn persönlich mag und von seinem Spiel in der Hinrunde begeistert war, inzwischen sind es zumeist Einzelaktionen – wie gegen Bremen – die mich begeistern.
Gegen die TSG lieferte er eines seiner schlechteren Spiele ab. Ob es an dieser Total-Rotation unseres Trainers lag? Also entweder Bankspieler über 90 oder nur über 5 Minuten zu bringen? Mhm. Was weiß denn ich? Ich sah nur, dass Shaqiri überwiegend Probleme hatte, sich fließend in unseren Spielstrom zu integrieren. Ein Umstand, der mir schon gegen Bremen aufgefallen ist. Nun, es ist das Haar in der Suppe. Belassen wir es dabei, schließlich war er nicht der einzige, der das eine oder andere Problem hatte und schwenken wir zum Positiven.
Es ist gut gegangen. Die TSG konnte machen was sie wollte, es brachte uns nicht ernsthaft in Gefahr. Und der allgemein erwartete Sieg wurde es dann auch. Davon abgesehen konnte unser Maximo leader – der Bastian – weiter an seiner Freistoß-Technik feilen. Unter Live-Bedindungen. Ganz im Ernst: Das muss man auch erst einmal schaffen, zweimal in einem Spiel den ruhenden Ball an Latte oder Pfosten zu zirkeln. Das wird schon, Bastian. Weiter, immer weiter.
Apropos Weiter.
Wie geht es weiter? Für die TSG? Nach unten. Oder auch nicht. Denn eine solche Leistung wie gegen uns, haben sie seit Monaten nicht mehr abgerufen. Ob sie es im nächsten Spiel im Abstiegsduell gegen Fürth erneut schaffen werden? Davon hängt ja wohl mehr ab, als von einem Torschuss gegen den FC Bayern.
Und für den FC Bayern? Regeneration. Und Vorbereitung auf Fortuna Düsseldorf. Der nächste Gegner ist immer… na ja, auf jeden Fall wird dies das nächste „das wird böse“-Spiel eines Bayern-Gegners. Vielleicht. Denn die Bayern hatten fast sieben Tage zum Ausruhen, keine englische Woche, werden vielmehr der nationalen Konkurrenz auf internationalem Parkett zuschauen. Es gibt Schlimmeres. Wird die Start-Elf gegen die Rheinländer wieder komplett zurück rotieren? Mit Arsenal vor der Brust? Schwierig. Weil uns das Mittwoch-Spiel fehlt. Klingt komisch, ist aber so.
Denn würde DonJupp gegen Düsseldorf erneut den zweiten Anzug aufbieten – wo bliebe da der Spielrhythmus für die 1a-Kicker? Nein, ich glaube – zum Leidwesen der Fortuna, dass unser Trainer die ausgeruhten Stars antreten lässt. Ob es erneut ein Schützenfest wird? So wie schon gegen Hoffenheim erwartet?
Am Ende ist mir alles recht, was uns für das Spiel gegen Arsenal hilft. Entweder ein, die Kräfte schonendes 2:0 oder ein deutlicher Kantersieg, der unser Selbstvertrauen stärkt. Ok, ich gebe zu, dass dieser Satz eine gewisse Ironie enthält.
Nein, lasst es uns bitte zu Ende bringen. So schnell wie möglich. Es fehlen noch 13 Punkte. Das sind entweder vier Siege und ein Remis, oder zwei Siege, zwei Niederlagen der Konkurrenz und ein Remis. Überschaubar. Ich tippe auf die erste Variante. Jetzt aber erst einmal die drei Punkte gegen Düsseldorf sichern.
Auf geht’s, Ihr Roten!