In Sommerpausen nach einer schwachen Bayern-Saison geht es zumeist hoch her. In der Gerüchteküche und am Transfermarkt.
Dies ist heuer nicht anders.
Auch nicht beim sogenannten „Königstransfer“.
Was für ein Hin und Her, was für eine Ansammlung von Eitelkeiten, Stolz, Egoismen und jeder Menge Geld.
Wir werden wohl nie erfahren, wie es heute um den Neuer-Transfer stehen würde, wenn die Bayern sich vor dem Pokalfinale nicht so weit aus dem Fenster und gelehnt und die Schalker nicht soviel frisches Geld aus Russland bekommen hätten.
Noch vor wenigen Tagen schien der Transfer reine Formsache. Die Verhandlungsgruppe hatte sich – glaubt man den Gerüchten – auf eine Transfersumme geeinigt. Dieser Verhandlungsgruppe gehörte der Vorsitzende des Aufsichtsrates nicht an. Was man so hört.
Ist das einer der Gründe, dass sich nun dieser wiederum – auch verbal – so derbe aus dem königsblauen Fenster lehnt?
Ich will Manuel den Bayern noch aus dem Rachen reißen.
Was soll das sein, Ruhrpott-Sprache? Von mir aus. Und von mir aus können die Schalker Neuer gerne ein neues Angebot machen. 28 Millionen (4x 7 Mio. Euro Gehalt – hört sich in der Summe natürlich boulevard’esker an)! Unabhängig davon, dass Schalke 04 noch die eine oder andere Million an Verbindlichkeiten hat (DFL, übernehmen Sie?), ist das dieser „Arbeiterverein“, der seine Spieler, die tränenreich ihren Abschied aus Gelsenkirchen verkündet haben, mit Millionen und Abermillionen zuscheisst (so sagt man doch „im Pott“, oder?!)?
Welche Wertschätzung hätte ein Manuel Neuer bei den Knappen-Fans, wenn er dieses Angebot annimmt und doch seinen Vertrag beim FC Schalke verlängert?
DAS wäre dann in Ordnung, ja?
Für mich sind das alles entweder erfundene Geschichten des Boulevard, verwundete Egos bei ohnehin sehr speziellen Charakteren wie Herrn Tönnies oder der endgültige Verkauf der Schalker Seele.
Jetzt mal ganz unabhängig davon, dass es hier um ein Transfergerücht geht, dass uns Bayern unmittelbar betrifft, haben die, die derlei Vorgehen ernsthaft(?) planen, nichts aus der jüngeren Historie der Gerne-Groß-Ära auf Schalke und in Dortmund gelernt?
Wieder die Kohle raushauen als gäbe es kein Morgen?
Ein Top-Team zusammenkaufen um so Neuer zusätzlich zu motivieren, seine Heimat nicht zu verlassen?
War dies nicht genau der Punkt, der Rangnick-Vorgänger Magath u.a. den Kopf gekostet hat? Alles vergessen?
Nur damit einige Herren in den königsblauen Führungsgremien, die sich aktuell mit den Bayern auf Augenhöhe wähnen, ihr vermeintlich besseres Blatt auspielen können?
Mich lässt all dies (fast) sprachlos zurück. Und um das noch einmal zu betonen:
Mir ist nur eins wichtig: Kommt Neuer oder kommt er nicht zum FC Bayern? Gibt es einen (geheimen) Vorvertrag, der spätestens 2012 gilt?
Sollte dem so sein (was natürlich niemand zugeben darf, gell DFL?), dann wäre ich fast dafür noch ein Jahr auf Herrn Neuer zu warten, allein um kein weiteres Geld in diesen Rachen ohne Boden zu werfen.
Sollte es diese Vereinbarung zwischen Bayern und Neuer nicht geben, müsste ich am Zustand der bayerischen Führung zweifeln. Dort redet man ob der aktuellen Entwicklung vielmehr von einer „getroffenen Vereinbarung, die per Handschlag besiegelt wurde“ und von der man ausgeht, dass sie „halten wird“, denn schließlich kenne man „die Vertreter von Schalke 04 nur als Ehrenmänner und seriöse Kaufleute“. Na dann.
Bei all dem Getöse, dass in den letzten Stunden über uns hereingebrochen ist, kam mir eigentlich nur ein Bild vor Augen.
Das Grinsen von Augusto César Lendoiro.
Und das war das Schlimmste, was diesbezüglich passieren konnte. Denn an diesen Gesichtsausdruck wollte ich eigentlich nie wieder denken müssen. Wer erinnert sich nicht an diese epische Transfergeschichte rund um Roy Makaay?
Andererseits: Lendoiro hat uns zwar am Nasenring durch die Manege geführt, aber Makaay war jeden Cent seiner Ablöse wert.
Und diese Hoffnung habe ich auch in der Causa Neuer!