Die Bayern haben eine anstrengende Woche erfolgreich beendet. Eine erste anstrengende Woche. Ab sofort geht es ja nur noch so weiter.
Ein Arbeitssieg ist – soweit bin ich hoffentlich auf dem Laufenden – genauso gut oder schlecht wie ein Zauber-Fußball-7:0. Fragt mal in Dortmund nach. Auch und gerade gegen einen Gegner wie Hannover 96.
Die Floskel des Tages lautet: „Hannover war der erwartet schwere Gegner“.
Nun, imho nicht ganz so schwer wie tatsächlich erwartet. Von mir.
Unabhängig davon, dass die Tabelle nicht lügt und Hannover in der letzten wie in dieser Saison zu Recht dort steht, wo sie stehen, muss ich so eine Spielweise ja nicht schön finden. Und einen solchen Auftritt wie den der Niedersachen in München schon gleich gar nicht.
Andererseits war meine Erwartungshaltung auch nicht, auf einen ähnlich desaströsen Gegner wie z.B. die Berliner Hertha zu treffen.
Nein, ich hatte im Grunde erwartet, dass die Slomka-Kicker über 90 Minuten in der Allianz-Arena so spielen, wie sie dies in den letzten Minuten taten. Als die Bayern sie am ausgetreckten Arm verhungern ließen. Mannschaft wie Fans muss derlei rasend gemacht haben, für mich war es die eigentliche Meisterleistung an diesem Tag.
Die mehr als deutliche Erschöpfung nach dem Pokal-Fight vom Mittwoch mit Cleverness und Finesse zu übertünchen und den 2:1-Sieg über die Zeit zu retten. Wie dieses Spiel wohl vor einigen Wochen ausgegangen wäre?
Gut war ebenfalls, dass wir es uns zur Abwechslung einmal leisten konnten Spieler wie Müller und vor allem Gomez erst im Verlauf des Spiels zu bringen um sofort einen Quantensprung zu bemerken. Herrlich.
Auf der anderen Seite schmeckt dies aber eher bittersüß, zeigt es doch erneut überdeutlich, wie schlecht unsere Bank besetzt ist. Zum Glück ging dieses Zwangs-Experiment nicht schief.
Olic und Pranjic in der Startelf? Gar über längere Zeit – um ihnen Sicherheit und Spielfreude zurück zu geben? Bitte nicht, Herr Heynckes! Dafür haben wir a) zu wenig Zeit und sind b) unsere Saison-Ziele zu wichtig. Bitte Platz nehmen die Herren, vielen Dank.
Es war ein Klassenunterschied. Zwischen 60 Minuten Olic und 30 Minuten Gomez. Wahnsinn, wie sehr sich hier Gomez weiter entwickelt hat. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals denMario nach einer Einwechslung so dermaßen explodiert gesehen zu haben. Erste Ballberührung fast ein Tor, kurz danach die Vorentscheidung zum 2:0. Bämm.
Und derIvica?
Lief viel. Wie immer. Aber meist zu hektisch und ineffizient. Wie immer. Leider. Ich wiederhole mich da nur ungern, aber den Olic, den wir 2010 noch alle – völlig zu Recht – abgöttisch geliebt haben, ist uns irgendwann abhanden gekommen. So – menschlich – bitter ich das auch finde. Schade.
Gut für uns, dass wir aber diesen 1a-Stürmer haben und beten wir zum Allmächtigen, dass er sich bis zum Saisonende nicht verletzt. Was die EM angeht, ist mir das egal, aber fehlt Gomez, verharren wir in der Bilanz beim Status Quo (Vizemeister, Pokalfinalist und CL-Viertelfinalist). So.
Was den Rest unserer Offensive angeht, muss man sagen, dass da scheinbar nicht alle so richtig fit waren. Muss so gewesen sein. Denn gegen Gladbach war da wesentlich mehr Alarm und Hannovers Abwehr ist schließlich um einiges schwächer als die der Borussen.
Da war über weite Phasen der Partie zunächst zu wenig Bewegung. Weshalb das übliche Doppeln oder Trippeln Erfolg hatte.
Hinzu kam dann die Tatsache, dass erst in der 40.Minute ein Zweikampf gegen Robben oder Ribéry für uns gepfiffen wurde!
Damit mich keiner falsch versteht, ich weiß selbst, dass unsere beiden Weltstars schon mal schnell am Boden liegen, bevor ihnen tatsächlich das Bein vom Gegner amputiert wird. Oder dergleichen. Vieles kommt da aus der Geschwindigkeit, manches liegt wohl im Charakter eines Weltstars begründet. Und ja, wenn man einen Schiedsrichter erwischt, der in der einen oder anderen Entscheidung mal gegen einen pfeift, dann muss man es einfach weiter, immer weiter versuchen.
Aber mich darf doch durchaus stören, wenn die Bayern in einem Heimspiel einen Schiedsrichter erwischen, der – und das scheint seit einiger Zeit ein neuer Trend zu sein – ganz bewusst den Eindruck zu verhindern sucht, er wäre auch nur ansatzweise ein Heimschiedsrichter. Schlimm.
Ich will ja keine Bevorteilung der Bayern. Ich will nur eine Ausgewogenheit. Zumindest den Versuch. Wie auch immer. Wir sind Fans, wir sind selektiv und es hat ja auch so geklappt.
Das Problem mit unserer stumpfen Offensive war heute allerdings nur ein Teil des Problems.
Ein anderes, viel größeres Problem war unsere heute, einmal mehr, viel zu offene Mittelachse. Ich kann ja verstehen, dass Heynckes unseren Stars Schonung verschrieb und immerhin hatten wir ja die Chance (und haben sie dann ja zum Glück genutzt), diese Entscheidung zu korrigieren, aber – mal ganz ehrlich – das mit Pranjic auf der 6, neben einem Gustavo, von dem ich(!) immer noch nicht überzeugt bin – das war ein nicht geringes Risiko. Übel, wie offen wir da teilweise waren. Spätestens als Slomka seine Jungs von der Leine ließ, rollte Angriff auf Angriff durch unsere Zentrale. Allein der Tatsache unserer sicheren Defensive rund um Neuer (seinen einen Fehler, mit dem etwas zu weit vom Bein gesprungenen Ball, lassen wir mal außen vor) ist es geschuldet, dass nicht mehr als dieses eine Gegentor passierte (P.S. Warum musste hier unser Kapitänchen mal wieder in ein Kopfball-Duell?!).
Hier muss etwas passieren. Irgendwas.
Schweinsteiger ist natürlich gesetzt, klar. Gustavo wird man halten, weil sein Potential einfach zu groß ist (wenn er es denn mal zeigen würde). Kroos kann da auch spielen, sicher, aber nur zur Aushilfe. Pranjic sicher weg – und unser Ukrainer? Wohl auch, in absehbarer Zeit. Bleiben 2-3 Spieler für zwei Positionen. Neben Alaba, der aktuell seinen Wert als Juwel auf LAV zeigt.
Herr Nerlinger, bitte übernehmen Sie!
Was gab es sonst noch?
Ein Sieg, ist ein Sieg, ist ein Sieg. Und etwas mehr schmutzige Siege ermöglichen eine bessere Sicht auf die Realität. Es gilt sich nun weiter zu regenerieren. Für Marseille und eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel in München. Nach dem Gastspiel in Nürnberg.
Alles nicht so einfach. Vor allem wenn man daran denkt, was von der Bank bei uns aktuell so ins Spiel kommen kann. Leider sind Spieler wie Usami oder Petersen ja scheinbar verbrannt. Also heißt es: Durchwurschteln. Bis zur nächsten Transferperiode. Und zwar wie 1969. Denn damals wurden wir mit nur 13(!) eingesetzten Spielern deutscher Meister. Rekord.
Auf geht’s, Ihr Roten!