Mir reicht es jetzt echt!
Die Diskussion um die Flickr-Zensur ist ja inzwischen durch und bekannt. Ich habe genau zwei Accounts bei Flickr: Einen Pro-Account und einen Neu-Account für Breitnigge-Bilder.
War ich beim Aufkauf von Flickr durch Yahoo schon genervt, dass ich irgendwann meine Accounts mergen musste, haben die neuen „Filter“, die nur unser Bestes wollen, mir echt den Rest gegeben. Mein Pro-Account läuft im September aus und wenn ich zuvor nur gezweifelt hatte, bin ich nun davon überzeugt, diesen nicht zu verlängern. Mittelfristig werde ich mir ohnehin einen Alternativ-Dienst suchen.
Zu diesem Thema gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen. Die einen kündigen wie wild ihre Accounts, die anderen nennen sowas „Weglaufen“ und wollen gegen die Zensur kämpfen. Für mich steht fest: Ich bezahle nicht für einen Dienst und will auch keinen Dienst nutzen, der mir Bilder vorenthält. Ich bin erwachsen und muss nicht bevormundet werden. Ich entscheide selber, was ich sehen will und was nicht!
Schöne, hippe, junge, moderne 2.0-Welt?
Irgendwas ist da verdammt 1.0.
Wofür habe ich überhaupt Flickr genutzt?
Um Freunden Bilder vom Urlaub, etc. zu zeigen, ohne Tonnen von Daten per E-Mail übers Web zu schieben. Das geht auch woanders. Und hat imho nichts mit diesen Reflexen „ichbezahlenichtfürWebdienste“, etc. zu tun, sondern vielmehr mit Verhaltensweisen, die mich immer an Monopolisten stören.
Apropos Monopolisten:
Google.
Was waren wir damals nicht alle von Google begeistert. Endlich mal eine Suchmaschine mit Pfiff. Und so innovativ. Wir lieferten uns diesem tollen Internet-Projekt aus. Langsam, aber gewaltig und irgendwie doch unbemerkt, wurde Google zu etwas, was es nie sein wollte (wirklich?): Evil.
Denkt nur mal drüber nach: Kennt irgendjemand, irgendjemanden, der nicht Google für seine Webrecherchen nutzt? Kennt im Umkehrschluss, irgendjemand, irgendjemanden, der weiß, was Google mit seinem Index anstellt, wie der zustande kommt, beeinflusst wird, nach welchen Kriterien uns Usern Suchergebnisse zusammengestellt werden?
Ich habe beruflich viel mit Google zu tun und ich muss einfach sagen, dass alles mehr als intransparent ist und wir dieser Software wohl tatsächlich mehr als ausgeliefert sind.
Man kann allerdings etwas tun:
Ich nutze keine GMail-Adresse, keine Google-Toolbar, keine Google-Desktop-Suche, kein Google-Maps (zumindestens nicht aktiv), habe kein Google-Earth installiert, lasse meine Webseiten nicht von Google-Analytics durchsuchen. Und das ist nur ein Bruchteil der Produkte, die man unter dem Mantel Google (nicht) nutzen kann.
Fakt ist: der Suchmaschine Google kann man kaum entkommen, der Marktanteil ist dafür zu groß. An diesem kann man aber arbeiten. Das einigen bestimmt bekannte Wikipedia-Gründer-Suchmaschinen – Projekt kann ich deshalb nur ausdrücklich unterstützen!
Aber worum geht es jetzt eigentlich?
Heute erreichten mich zwei E-Mails, die auf den ersten Blick als seriöse Google-E-Mails zu deuten sind. Warum ich sie zweimal erhielt, ist nicht klar ersichtlich. Es geht in diesen E-Mails um die temporäre Entfernung meiner Webseite www.Mythos-Bayern.de aus dem Google-Index.
Offensichtlich soll ich „gegen die Google-Richtlinien verstossen“ haben. Als Begründung wird nebulös von einem „301“-Redirect gesprochen. Bitte? Der 301-Redirect (permanente Umleitung) wird explizit von Google als Webmaster-Vorgabe erwähnt, um Spiegelseiten (doppelten Content (mythos-bayern.de / www.mythos-bayern.de)) zu verhindern.
Selbst wenn diese E-Mails echt echt sein sollten, habe ich dazu inzwischen ein klare Meinung: Ist mir sch**ßegal!
Im Ernst. Ich bin fertig mit dem Thema Google.
Klar, über Google kommen auf die Mythos- und die Breitnigge-Seite jede Menge Besucher. Das ist zunächst einmal nicht schlecht, aber was ist mir das wert? Bevormundung, wie ich meine Webseite zu gestalten habe? Auf sowas reagiere ich zunehmend allergisch.
Ein anderes Thema sind zum Beispiel Textlinks (oder sollte dies der Kern der E-Mails sein?), die auch ich hier und auf der Mythos-Webseite einsetze. Das kann jetzt Google gut oder schlecht finden, ist aber so und bringt mir durchaus ein paar Taler, die diesen Aufwand, den ich mit diesem Blog und der Statistik-Webseite habe, wenigstens ansatzweise entlohnt.
Wenn Google mich deshalb irgendwann aus dem Index kickt, kann ich a) nichts daran ändern und werde ich b) auch danach noch weiterleben.
Ein Leben ohne Google-Index – geht das?
Erste User wagen den Feldversuch. Such-Robots (auch von vielen anderen Suchmaschinen) werden explizit ausgesperrt und nur per 2.0-Diensten soll die Webseite bekannt gemacht werden. Ich bin gespannt.
Geht die Entwicklung mit obigen Textlinks so weiter, muss Google ohnehin die halbe Blogosphere aus dem Index schmeissen – darauf freu‘ ich mich jetzt schon.
Vollends auf Anti bin ich eingestellt, seit ich von der Absicht Googles erfuhr, geneigten Usern die Anzeige von Webseiten zu ermöglichen, die Textlinks verwenden, bzw. diese verkaufen.
Man titelte mit „Mehr Möglichkeiten für euch, uns Input zu geben“ und sprach davon, dass „manche von Euch auch nach einer Möglichkeit gefragt haben, um bezahlte Links zu melden.“
Soviel zum Thema don’t be evil. Bei den Deutschen scheint dieses „Angebot“ offensichtlich auf regen Zuspruch zu stoßen, tendieren sie doch traditionell zum Denunziantentum…
Vielleicht bin ja auch ich tatsächlich angezeigt worden. Von einem Bayern-Hasser, der sich der lästigen konstruktiven Diskussion entziehen und lieber die ganze Webseite verschwinden lassen will. 😉
Aber einer Sache sei Dir versichert, lieber Denunziant:
Meine Seiten mögen aus dem Google-Index verschwinden können – die Seiten und meine Meinung bleiben trotzdem. Hier. Im Web. In den Köpfen aller anderen.
Update (21.06.07): Flickr hat seine neuen Filter entschärft. Jetzt sollen auch „mittel“ schlimme Bilder angezeigt werden dürfen. Warum? Na weil die als Begründung angeführten Jugendschutz-Gesetze die Anzeige dieser Bilder gar nicht verbieten!
Nachdem der Leiter des von den Bundesländern betriebenen jugendschutz.net, Friedemann Schindler, der Darstellung Flickrs widersprach, der Filter sei wegen deutscher Gesetze notwendig, hat das Unternehmen seine Filtermaßnahmen angepasst.
Interessant, oder?