Die Guardiola-Welle ebbt ab. Die Bundesliga ist wieder da. Und das ist gut so. Wir wollen schließlich wissen, ob der FC Bayern in der Rückrunde genau da weiter macht, wo er im Dezember aufgehört hat. Ohne zu viel Spannung kaputt zu machen – er hat. Das letzte Opfer: Die SpVgg Greuther Fürth. Und so leid mir das auch tun mag, aber die Fürther sind – wie auch der FC Augsburg, ich erwähnte es bereits – meiner Meinung nach nicht stark genug, die Klasse 1.Bundesliga zu halten. Allem Einsatz und allem vermeintlichen guten Willen zum Trotz. Die Tabelle lügt nicht. Und sie spricht zurzeit eine deutliche Sprache. Ich mag mich täuschen, aber keines der Teams vor den beiden Tabellenletzten erweckt aktuell den Eindruck, noch weiter zurück zu fallen. Eher geht es nach der Winterpause nach oben (siehe z.B. Wolfsburg), abgesehen vielleicht von Hoffenheim. Andererseits: Was weiß denn ich?
Zu meinem Verein. Ich habe diese Tage wieder mit mir gerungen, was ich zu einem Spiel meiner Bayern (gegen die Franken) schreiben könnte. Mir wollte nicht so arg viel einfallen und ich sah mich schon wieder in der Lethargie der ausgehenden Hinrunde gefangen. Bis, ja bis ich auf einmal drauf kam, was das „Problem“ ist. Die Langeweile! Viele Nicht-Bayern-Fans mögen nun einwenden: Klar ist das langweilig, sind ja die Bayern. Nein, es ist diese Dominanz, diese Selbstverständlichkeit, mit der mein Verein heuer die Punkte einfährt. Ich (und meine Nerven) lieben diese „Langeweile“. Es macht mir zumindest mehr Spaß als eine Wurzelbehandlung. Oder die letzten beiden Bundesliga-Spielzeiten. Wir FCB-Fans waren – und sind wir doch mal endlich ehrlich – voller Sehnsucht nach dieser „Langeweile“.
Gut für uns, schlecht für die Bundesliga. Wirklich? Nein, die Leverkusener und die Dortmunder empfinden zurzeit eine ähnliche „Langeweile“. Natürlich immer noch anders als wir Münchner, aber gemeint ist ja nur das emsige Punktesammeln in der oberen Tabellenhälfte (was wiederum für „die Medien“ langweilig sein mag – but who cares?). Und selbst wenn die Dortmunder sich nun gefangen haben sollten – der Punkteabstand im Vergleich zum FCB und zum FCB der letzten Saison hat sich weiter vergrößert. Vielleicht haben es die meisten Fans der Roten irgendwie vergessen, aber vor Jahresfrist haben wir zum Rückrundenauftakt (in Mönchengladbach) verloren(!) und war der BVB mit uns punktgleich, einen Spieltag später waren wir die Tabellenführung quitt und galoppierte uns die Borussia davon und in Grund und Boden. Die Gegenwart ist fabulös.
All diese Gedanken hatte ich in den letzten Tagen im Kopf und sie füllten somit die Leere der Erinnerungen an das konkrete Spiel gegen die Spielvereinigung aus. Gleichwohl will ich trotzdem ein paar Gedankenkrümel verarbeiten.
Das Spiel hatte das übliche Muster gegen Mannschaften aus dem unteren, mittleren oder oberen Tabellendrittel. Je nach dem, was der Gegner so gerade über uns denkt. Eine Chance in München durch massiven Beton vor dem eigenen Tor und vorne hilft der liebe Gott? Oder Verleugnung der eigenen Offensivkraft und mal die Bayern machen lassen? Alles in den letzten Jahren zur Genüge gesehen. Fürth spekulierte wohl (nach dem Beispiel der letztjährigen Borussia aus Mönchengladbach) auf eine bayerische Schwäche zum Hin- oder Rückrundenstart. Falsch gedacht. Denn auch wenn man ein paar Prozente für die Kälte, Handball-Anrenn-Frust oder sonstigen destruktiven Dingen abzieht, hat unsere Mannschaft die Gäste her gespielt. Phasenweise war das Kombinationsspiel wie am Schnürchen, denen Fürth so dermaßen wenig entgegen zu setzen hatte, dass es beim Zuschauen weg getan haben musste. Also denen, nicht uns.
Alles noch nicht wieder bei 100%, noch nicht Gold und auch recht wenig Glanz. Aber es waren drei Punkte, die mehr als verdient waren. Das ganze Team misst sich nicht an irgendwelchen Testspielergebnissen sondern vielmehr an dem harten, kalten Alltag der Bundesliga. Einem Alltag, der uns genug fordern wird bis wir die ersten Highlights der Rückrunde mit den Spielen gegen Dortmund (Pokal) und Arsenal (Championsleague) erleben werden. Jeder dieser drei Punkte muss bis dahin und darüber hinaus für sich erarbeitet werden. Nicht nur für Pep, für Jupp oder sonst wen. Nein, für uns alle. Für unser großes Ziel. In dieser Saison und völlig losgelöst von der sog. goldenen Zukunft mit dem neuen Trainer.
Bis zu diesen „Topspielen“ spielen wir in der Bundesliga keine englische Woche und von vier Spielen dreimal in des Gegners Stadion. Keine Frage, auswärts waren wir in der Hinrunde noch stärker als in der Allianz Arena, aber die Hinrunde ist Geschichte. Wolfsburg scheint gestärkt aus der Winterpause gekommen, will und wird aus dem Keller herauskommen, Schalke wird sich in München für die Demonstration aus dem Hinspiel revanchieren wollen und in Mainz und Stuttgart war es in der Vergangenheit auch nicht immer soo einfach Kantersiege zu erzielen.
Was für den Erfolg spricht?
Wir haben fast alle Spieler wieder an Bord und somit sollte nicht nur der Konkurrenzdruck sondern auch die Leistung steigen. Bei allen Bayern. Nach dem Rückrunden-Auftakt gegen Fürth war da nämlich bei dem einen oder anderen noch Luft nach oben.
Wollen wir uns also an den Stuttgartern am Sonntag abarbeiten? Wollen wir.
Auf geht’s, Ihr Roten!