So langsam reicht’s auch mir.
Beschäftige ich mich normalerweise nicht sonderlich intensiv mit unserem Lokalrivalen, ist hier bald mal Ende der Fahnenstange.
Seit wievielen Jahren hören wir die alte Leier der Löwen-Traditionalisten, endlich zurück ins Grünwalder Stadion zu wollen? Zurück zu den Wurzeln. Zurück zu einer blassen Erinnerung, als der eigene Verein noch so etwas wie Erfolg hatte, Fernsehen schwarz und weiß sendete und man sportlich noch vor’m verhassten FC Bayern stand und lag.
Diese Zeiten sind lange vorbei. Und statt irgendwie froh darüber zu sein, dass 1860 nicht mehr in der Bayernliga spielt (an die Zeiten kann ich mich noch erinnern und auch an den Jubel im Olympiastadion, als die Löwen selbst dort noch Spiele verloren), will man mit aller Macht jegliche Kooperation mit dem Branchenprimus abbrechen und vorwärts in die Vergangenheit.
Die Frage bleibt, wie soll das gehen?
Mit Schmunzeln und einem Achselzucken habe ich über die letzten Jahre das Chaos beim Ex-Wildmoser-Club verfolgt. Eine Führungsriege folgte der nächsten und mit jeder Runde wurde es unprofessioneller.
Jetzt beugt sich der Schwindsuchtverein aus Giesing auch noch dem Druck der Ewiggestrigen.
Man hat von Vereinsseite tatsächlich eine „Projektgruppe Stadionzukunft“ gegründet. Ernsthaft.
Die Fantasten und das Boulevard jubeln.
Wie naiv und blauäugig dieses Vorhaben ist, fällt offenbar niemandem auf.
Mir persönlich ist’s ja egal, ob die Löwen vor die Hunde gehen und als wir dem TSV schon mal den Arsch gerettet haben, habe ich das akzeptiert, weil ich damals noch dachte, dass wir ohne 1860 Probleme mit der Refinanzierung der Arena bekommen.
Inzwischen sehe ich das anders.
Und auch der FC Bayern hat neuerdings nichts mehr gegen einen Auszug der Löwen einzuwenden.
Es gibt da nur ein kleines Problem: Es existieren Verträge.
„Wenn man gewillt ist, den dadurch entstehenden Schaden zu ersetzen, sind wir bereit, darüber zu diskutieren.“
So Bayern-Boss Rummenigge. Aber wie hoch wäre denn der Schaden?
Den Schaden, der durch die frühzeitige Auflösung des bis 2025 laufenden Vertrags mit 1860 entstehen würde, schätzt Rummenigge auf eine Summe im achtstelligen Bereich. 5,3 Millionen Euro müssen die Löwen derzeit jährlich an Miete aufbringen. Bei einer Laufzeit von noch 16 Jahren sind dies knapp 85 Millionen Euro, die die Sechziger bei einem Verbleib in der Arena bis 2025 an die Bayern zahlen müssten.
Nettes Sümmchen. Ist aber noch nicht alles. Denn schließlich ist das „Grünwalder“ ja aktuell noch nicht einmal zweitklassig.
Traumziel vieler Fans ist das städtische Stadion an der Grünwalder Straße, mystisch verklärter Ort sportlicher Erfolge aus vergangenen Zeiten. Doch die Schüssel auf Giesings Höhen ist eine Stadion-Ruine.
Und müsste dringend renoviert werden. Für schlappe 15 Mio. Euro. Damit die zweitklassigen Löwen dort überhaupt spielen dürfen.
Spiele der dritten Liga sind erlaubt. Für ein Jahr. Dafür waren alleine schon 800.000 Euro fällig. Münchens Sportamtschef Behacker zieht den Träumern den letzten Zahn:
„Selbst bei einem Abriss und Neubau gäbe es dort wegen einer Palette von Vorschriften, von der Sicherheit bis zum Lärmschutz, garantiert kein Baurecht für ein Stadion.“
Noch Fragen?
Ja. Wann der TSV endlich anfangen will, wieder wie ein seriöser Verein zu arbeiten…?!
Mit den Bayern haben die Löwen über die Pläne noch nicht gesprochen. „Es haben noch keine Gespräche stattgefunden. Wir haben die Dinge aus der Zeitung erfahren“, sagte Rummenigge. Die Bayern seien „den Stil von 1860“ aber schon gewohnt.