Jedem Abschied wohnt eine gewisse Taktik inne

Ganze drei Berichte wollte ich im Trubel der letzten Wochen schreiben. Einen nach der Championsleague-Niederlage gegen Arsenal, einen nach dem Entschluss meines Herzensverein – trotz der massiven Proteste Anfang 2015 – nun doch 2016 erneut zum Trainingslager nach Katar zu fahren und einen eben jetzt, nach dem Feststehen, der Gewissheit, dass uns unser Trainer doch zum Ende seiner Vertragslaufzeit verlassen wird.

Da wir wissen, dass nicht nur im Leben sondern auch im Fußball alles irgendwie zusammen hängt, wird es nun nur ein Bericht werden.

Es soll sowohl um die Wertschätzung für unseren Trainer Pep Guardiola – vor allem durch uns Bayernfans – als auch um eine Einschätzung über ihn gehen. Ich will meine Gedanken und Zerrissenheit beim Thema Katar zum Besten geben und meine Leser ggf. an schmerzlichen Entschlüssen teilhaben lassen.

Zum Schluss geht es mir darum noch einmal zusammenfassend meine Gefühlslage zum Irrsinn rund um das Thema Vertragsverlängerung Guardiolas, den Medien, seinem Abschied und jeder Menge offensichtlich alter Rechnungen darzustellen.

Viel Stoff, legen wir los.

Das ist nicht mehr mein, Dein, unser FC Bayern!

Es begann schon in Guardiolas erster Saison in München, als ich aus Fankreisen erste Kritik an Guardiola vernahm. Zumeist leise und im direkten Gespräch, fühlte man sich doch – nicht ganz zu Unrecht – ob der erfolgreichen Saison 2013/14 nach der Triple-Saison in der Minderheit. Ich hörte zum ersten Mal diesen Satz, den ich noch öfter hören sollte:

Der macht unseren Verein kaputt!

Damals wie heute bin ich mir nicht sicher, was damit gemeint war. Ich kann mich zumindest an kein Argument erinnern, welches mich zu überzeugen vermochte. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich an gar kein Argument erinnern.

Dann versuch‘ ich es einfach selbst. Was könnte einen Bayernfan am Menschen / Trainer Guardiola stören?

Ich antworte mit meinen Gedanken:

1. Sein Engagement als Werbeträger / Botschafter für Katar?

2. Sein politisches Engagement für ein unabhängiges Katalonien?

3. Seine Vorgeschichte zum Thema Doping?

Könnte andere Bayernfans ferner gestört haben, dass wir auf einmal so viele Spanier im Team hatten?

Ist es für Einige ein Problem, dass Guardiola rigoros einige absolut abgeschottete Trainingseinheiten eingeführt hat?

Ist das vermeintliche „Absägen“ des langjährigen Mannschaftsarztes Müller-Wohlfahrt oder des Publikumslieblings Schweinsteiger ein No-Go gewesen?

Guardiolas nicht gerade überschäumende Liebe gegenüber der Presse und den Medien im Allgemeinen ist sicher nur für Presse und Medien ein Problem gewesen und nicht für die Fans des FC Bayern – da bin ich mir sicher.

Zur Auflösung obiger Punkte:

Ganz, ganz selten habe ich Fans einmal über die Themen 1-3 reden hören, zumeist brachte ich selbst derlei zu Wort, wenn es in Diskussionen um Pep ging.

Hispanisierung.

Wie viele Spanier sind in Abstimmung und vor allem auf ausdrücklichen Wunsch von Guardiola verpflichtet worden?

Thiago, klar. Dazu noch Bernat. Und Alonso. Tatsächlich? Ich bin mir nicht sicher, lasse mir gerne Belege vorlegen. Verifiziert ist, dass Guardiola gegen den Verkauf von Kroos war. Er wurde überstimmt. Davon ab: Martinez und Reina waren schon da, als Pep kam (wobei ich mir bei Reina auch nicht sicher bin)…

Wie „machtvoll“ der Katalane also beim FC Bayern war (denn Machtfülle, bzw. zu viel davon, soll ja der Begriff „Hispanisierung“ suggerieren, oder?), zeigt sich sicher auch anhand des einen oder anderen Transfer eines Spielers, der nicht zwingend dem Prototypen des Guardiola’schen Spielers entspricht. Metaebene.

Der Abschied des HWMW von der Säbener Straße war sicher unschön, aber im Großen und Ganzen doch ohnehin geplant. Vergleicht man die medizinische Abteilung des FC Bayern bei Peps Ankunft in München mit der Versorgung bei anderen europäischen Großclubs, dann hatte (und hat) unser Verein da immer noch Nachholbedarf, um es einmal freundlich auszudrücken. Bei all den Verdiensten, die sich Müller-Wohlfahrt rund um den FC Bayern erworben hat – es war schlicht nicht mehr zeitgemäß. Für höchste europäische Ansprüche. Natürlich können wir uns gerne über eines der Lieblingszitate von Pep unterhalten, welches ich auch immer wieder höre („Ist ein Spieler nach 4 Wochen wieder fit, will ich ihn nach 3 Wochen schon wieder auf dem Platz sehen.“) – vor allem von Pep-Gegnern, ob inner- oder außerhalb des FC Bayern.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Selbstverständlich bin ich ebenfalls total dagegen, dass wir Spieler einsetzen, die noch nicht wieder 100% gesund sind (von „fit“ wollen wir hier gar nicht erst reden), aber ich bin schlicht davon überzeugt – solange mir nichts Gegenteiliges belegt wird, dass selbst ein Guardiola nicht das Risiko einer erneuten Verletzung eines frisch genesenen Spielers eingeht. Was hätte er davon – er ist schließlich auf einen ebenso gesunden wie vollständigen Kader angewiesen. Dieser Hintergedanke ist imho genauso absurd wie das frühere Gerücht, die Bayern würden Millionen für Spieler ausgeben, die sie dann nur auf die Bank setzen, weil es ihnen reicht, die Konkurrenz zu schwächen. Betriebswirtschaftlicher Wahnsinn, imho.

Nein, obiges Zitat (Lost in Translation?!) will – meiner Meinung nach – nur zum Ausdruck bringen, dass Guardiola seine Verletzten so schnell wie möglich(!) wieder zurück haben will. Wer würde das nicht wollen – inklusive des Spielers?

Apropos Spieler. Wir sollten in diesem Zusammenhang beizeiten auch einmal beleuchten, warum es immer wieder die gleichen Spieler trifft und Andere, die ja unter dem gleichem Trainer spielen und trainieren, viel weniger Probleme mit dieser ach so desaströsen Vorgehensweise haben…

Thema Bastian Schweinsteiger.

Schweinsteiger wurde zum und ist immer noch ein Liebling der (Fußball)massen in Bayern wie in Deutschland. Er wurde von 2012 über 2013 bis 2014 vom tragischen zum alles überstrahlenden nationalen Helden. Solche Geschichten und Lebensläufe lieben wir Deutschen. Ich auch. Und Schweinsteiger hatte unter Guardiola immer seinen Platz im Team, auf dem Rasen. War er gesund – oder zumindest spiel fit – stand er in seiner Startelf. Gerne lasse ich mich überzeugen: Aber wann drückte Bastian Schweinsteiger unter Guardiola die Bank?

Sein Abschied zu Manchester United, zu seinem Förderer – und „Entdecker“ ob seiner Idealposition – Louis van Gaal, geschah doch auf ausdrücklichen Wunsch Schweinsteigers. Nichts und niemand konnten ihn vom Gegenteil überzeugen.

Wieso also Guardiola diesen Transfer anlasten? Ganz abgesehen davon, dass der Spieler (nicht der Mensch) Schweinsteiger heuer schon gar nicht mehr vermisst wird, oder täuscht da mein Eindruck der gerade abgelaufenen Hinrunde?

Ein anderer Spruch, der mir zu Ohren kam, lautete:

Das ist nicht mehr mein FC Bayern!

Von all den Sätzen, die mir beim Thema Guardiola aus bayerischem Munde entgegnet wurden, verstehe ich diesen Satz am wenigsten. Was soll das sein, „mein FC Bayern“? Die Antwort ist doch immer sehr individuell und für jeden Fan etwas anderes.

Was stört denn am aktuellen FC Bayern? Ist er zu langweilig, zu dominant, zu erfolgreich, zu Spanisch, zu was weiß ich?! Nicht falsch verstehen, ich will es wirklich gerne einmal wissen, was mit diesem Satz gemeint ist.

Soll der FC Bayern wieder so werden, wie er unter Felix Magath war? Mit desaströsen Championsleague-Gruppenphasen? Mit rein nationaler Stärke und den Ängsten vor jeder Auslosung, bloß nicht schon zu früh auf einen der „Großen“ zu treffen? Mit dem – tatsächlich – oft langweiligen Fußball eines Ottmar Hitzfeld, wo wir über Jahre von Einzelleistungen abhängig waren (Flanke Sagnol, Kopfballtor Ballack; Roy Makaay, etc.)? Wo uns ein echtes Spielsystem fehlte und wir all diese hässlichen Heimremis erleben mussten?

Soll es so sein, wie damals, als ich es als Sensation empfand, dass ein Jürgen Klinsmann in einem Spiel in Köln in der Halbzeit die spieltaktische Aufstellung umstellte? Wahnsinn und das beim FC Bayern. Wir reagieren auf das Spiel, stellen von Vierer- auf Dreierkette um! Nun, es blieb ein Experiment. Nicht nur in diesem Spiel, nein, die ganze Klinsmann-Story.

Oder geht es eher um den Verein an sich, seine Struktur, seine Gesellschaftsform, seine Führungskräfte? Nun, bei dieser Sehnsucht könnte ich mitgehen, allein, von regelmäßigen Meisterschaften, Teilnahmen am Europapokal müssten wir uns dann verabschieden. Können wir Bayernfans derlei überhaupt noch? Sind wir Misserfolg überhaupt noch gewohnt?

Ich habe da meine Zweifel, wenn ich mich an manche Kommentare nach obiger Niederlage (der einzigen, ansonsten nur Siege, inklusive neuem Gruppenphasenrekord) gegen Arsenal denke…

Noch einmal – ich bin offen für Argumente. Wer sich oben angesprochen fühlt, darf seine Sicht der Dinge gerne in die Kommentare schreiben.

Katar und ich.

Mein FC Bayern hat sich – nach einigem Hin und auch Her – dazu entschlossen, erneut sein Wintertrainingslager in Katar abzuhalten. Dies tat der Verein im Wissen ob der multiplen Proteste – auch in meinem Blog – zu dieser Reise. Wir müssen nicht alle Fakten erneut durchgehen, die wir schon im Januar in epischer Breite durchgegangen sind, es hat sich hinsichtlich Katar und der dortigen Situation ohnehin nichts (zum Besseren) geändert. Ich will hier auch nicht noch einmal, die anstrengenden Diskussionen führen, wer, wann, wen, wie intensiv kritisieren darf und wer nicht. Ich will nicht klären, bis zu welchem Grad man sein eigenes Leben ändern muss oder sollte, bis man den FC Bayern dafür kritisieren darf, was er dort im Januar schon wieder veranstaltet.

Es geht mir auch nicht darum, wie oft nun der FC Bayern schon in Katar war und dass es „früher ja auch niemanden gestört hat, als der FC Bayern dort sein Trainingslager abgehalten hat“.

Ich will darüber reden, wie mein Verein auf die – wahrnehmbaren – Proteste im Januar reagiert hat und was er im Nachgang gesagt hat, wie er sich zukünftig verhalten will. All das will ich in Relation setzen zu dem, was mein Verein im Rahmen des nächsten Trainingslagers dort gesagt oder getan hat, denn darum geht es mir:

Kann ich meinen Verein noch ernst nehmen bei solchen Themen und falls nicht, wie gehe ich persönlich damit um und kann ich es noch ertragen oder ist dort eine Grenze überschritten. Konsequenzen muss immer jeder mit sich selbst ausmachen und diese Entscheidung kann dir auch niemand abnehmen.

Hier die aktuellen Aussagen des Vereins:

Aus der Politik gibt es bereits erste Attacken gegen die Bayern-Entscheidung. Befürchten Sie noch mehr Kritik?

Wir wissen, dass wir in ein Land fahren, in denen die Menschen teilweise eine andere Kultur als in Deutschland pflegen. Wir informieren uns. Aber ein Trainingslager ist keine politische Äußerung. Niemand sollte Dinge vermischen, die nicht zusammen gehören.

Menschenrechtsorganisationen verurteilen vor allem die Willkür, der ausländische Arbeiter im Gastgeberland der WM 2022 ausgesetzt sind.

Der FC Bayern hat, begünstigt durch die Erfolge seit 2010 in der Champions League, viele Anhänger in der ganzen Welt dazu gewonnen. Wer sich dann um diese Fans bemüht und in die Welt begibt wie wir, wird lernen müssen, auch mit anderen Kulturen umzugehen. Wir kommen als Sportler ja immer mit der Botschaft von Integration und freier Lebensgestaltung. Das wissen unsere Partner in Katar. Sie kennen unsere Überzeugungen, zum Beispiel bei der Frage von Arbeiterrechten. Aber sie werden uns nur zuhören auf der Grundlage von Respekt und Vertrauen. Deshalb sprechen wir mit ihnen und nicht über sie. Der Sport kann Brücken bauen und Partnerschaften entwickeln, das ist eine seiner Stärken, aber er muss es immer mit den Mitteln des Sportes versuchen. Wenn es eine Chance auf Veränderungen durch Sport gibt, dann liegt sie in Partnerschaften.

So unser AG-Vorsitzender Rummenigge am 13.12.2015 im Springer-Blatt „Sportbild“.

Am 15.12.2015 legt man – ebenfalls in der „Sportbild“ – nach und zieht die Spieler mit hinein:

Die Spieler hatten sich mit der Lage in Katar beschäftigt, erkundigten sich auch bei der internen Klub-Abteilung „Public Affairs“. Bei der internen Diskussion kamen nicht nur die sportlichen Rahmenbedingungen, sondern auch die Menschenrechte, die politische Haltung und die aktuelle Terrorgefahr nach den IS-Anschlägen in Paris zur Sprache. Die Bayern-Stars waren sich am Ende einig: Ein Boykott des Trainingslagers wäre die falsche Botschaft. Durch Präsenz vor Ort würden Diskussionen über Veränderungen im Land des WM-Gastgebers 2022 eher angestoßen.

Auf einmal sind Bayern-Spieler, sind Sportler doch politisch interessiert und äußern sich politisch? Wem will man hier einen Bären aufbinden?

Diese Äußerungen muss man in einen Kontext zur eigenen jüdischen Vergangenheit des FC Bayern setzen, denn der Verein steht ja nun seit einigen Jahren offen dazu – was von all dem unabhängig sehr lobenswert ist, auch im Vergleich zu früheren Zeiten. Aber wie passt ein Trainingslager in einem Staat / einer Region, der ganz offenbar Probleme mit Israel und Juden hat (um es einmal beschwichtigend zu beschreiben), zusammen mit dem Engagement des FC Bayern?

‚Art Works‘-Ausstellung in der Allianz Arena eröffnet

Spielerische Kunst zeigt die Mannschaft des FC Bayern regelmäßig auf dem grünen Rasen. Aber auch abseits des Spielfeldes werden in der Allianz Arena ab sofort künstlerisch neue Akzente gesetzt. Am Samstag eröffnete Andreas Jung, Vorstandsmitglied des FC Bayern, gemeinsam mit Dr. Dan Shaham, Generalkonsul des Staates Israel, im Logengang der Ebene 5 eine Ausstellung des Projekts Art Works – junge israelische Kunst auf Welttournee. Rund 200 Bilder und 60 Skulpturen werden auf dem Logengang der Allianz Arena mindestens bis Ende Februar zu sehen sein. Art Works hat es sich zur Aufgabe gemacht, einzigartige Kunstwerke auf der gesamten Welt zu präsentieren. An drei Publikumstagen (3. Januar, 24. Januar und 14. Februar 2016) haben die Besucher die FC Bayern Erlebniswelt die Möglichkeit, die Ausstellung zu besichtigen.

Oder eben seiner Historie?

Mit der privaten Namensgebung des Platzes durch den FC Bayern soll an die Lebensleistung von Kurt Landauer erinnert werden, der zwischen 1913 und 1951 insgesamt 19 Jahre das Amt des Präsidenten bekleidete und dessen Liebe zum Verein zwei Weltkriege und den Holocaust überdauerte. „Kurt Landauer ist für mich persönlich mit seiner Weltoffenheit der erste moderne Präsident gewesen“, sagte Karl-Heinz Rummenigge, „ich bin stolz, dass ich Vorstandsvorsitzender eines Vereins bin, der heute für Internationalität, Offenheit, Professionalität und Standfestigkeit steht, weil uns Kurt Landauer mit seiner Kultur der Versöhnung vorangeschritten ist. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir heute einen Kurt-Landauer-Platz bekommen, der sowohl Erinnerung als auch Auftrag sein soll für uns und unsere Anhänger.“

Seit dem feststeht, dass der FC Bayern erneut nach Katar reisen wird, bin ich zerrissen. Ich schwanke zwischen mehreren Szenarien hin und her. Es ist für mich keine Option, dass ich einfach weitermache als sei oder werde nichts geschehen. Derlei Verhalten würde meine Worte und Überzeugungen, die ich in diesem Zusammenhang zu digitalem Papier gebracht habe, konterkarieren. Gleichwohl sind meine Handlungsoptionen als Fan begrenzt. Ich weiß zwar, dass mein Blog an der Säbener Straße gelesen wird, aber für öffentlichen Aufruhr ist meine Reichweite dann doch viel zu gering.

Im Januar waren einige Fans viel weiter, als ich es immer noch nicht bin. Sie traten aus dem Verein aus, entsagten gar ihrer Zuneigung zum Club ihrer Jugend. Konsequenz, Überzeugung oder Haltung sind Worte, die mir in diesem Zusammenhang einfallen. Ich trat nicht aus, hielt mir aber einen Auftritt auf der JHV offen. Als die JHV anstand, fiel mir diese (angekündigte) Option wieder ein und ich ertappte mich dabei, dass ich nicht mehr so wütend war, wie noch 10 Monate zuvor. In Kombination mit unserem anstehenden Umzug (Kind & Kegel) und (nicht nur deshalb) fehlenden finanziellen Mitteln (plus einigen anderen Gründen, die sehr persönlich und (noch) nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind), entschied ich mich gegen eine Anreise und Katar-Rede.

Als ich Kommentare nach dieser JHV las, wo denn all die bayerischen Protestler auf der JHV gewesen seien und vor allem zusammen mit der Gewissheit, dass der Verein „es“ doch wieder tun würde, fühlte ich mich richtig schlecht. Dieses „schlecht“ steht in keiner(!) Relation zu den Problemen, die Menschen haben, die ganz real unter den Umständen zu leiden haben, die in Katar herrschen, ich möchte lediglich an dieser Stelle eingestehen, dass ich hier eigentlich hätte anders handeln müssen, als ich es getan habe und dass ich dies im Nachhinein bedaure.

Die Bayernfans, die sich, wie ich, für einen Verbleib im Verein entschieden haben, aber teilweise noch ernsthafter an z.B. einer Rede auf der JHV gearbeitet haben, bedauerten es sicher ähnlich wie ich, nicht dort aufgetreten zu sein, aber hinterher ist man – wie so oft – schlauer als zuvor.

Für mich persönlich bietet die Zukunft nun mehrere Optionen:

Ich trete aus dem Verein aus und setze so ein Statement. Den Verein wird es bei seiner Mitgliederzahl nicht sonderlich jucken und viele der Bayernfans, die nach mir in den Verein eingetreten sind, wird es eher freuen (niedrige Mitgliedsnummer, etc.). Den Mitgliedsbeitrag könnte ich stattdessen spenden und in den Spiegel könnte ich dann auch wieder besser schauen (ok, das ist vielleicht doch etwas pathetisch).

Eine weitere, unmittelbare Konsequenz eines Austritts ist die nicht mehr vorhandene Option selbst und offiziell an Karten für Spiele des FC Bayern zu gelangen.

Sagen wir es so: Wer an einem solchen Punkt angekommen ist, dass er aus Überzeugung aus seinem Verein austritt, den sollte diese fehlende Option nicht zwingend stören. Tatsächlich gibt es hier aber eine Dimension, die mich spürbar beschäftigt. Trete ich aus, nehme ich auch meinen Kindern – hier vor allem dem Großen – eine Möglichkeit, Spiele seines Verein im Stadion live zu verfolgen, d.h. es geht nicht nur um mich, denn offenbar gibt es einen Unterschied, ob Mitglied Nr. 8.000 oder 275.000 Karten bestellt…

(Natürlich weiß ich um all die anderen Kanäle, aber zwischen Mitgliedschaft und Kartenbestellungen gibt es nun einmal einen direkten Zusammenhang.)

Ein Verbleib im Verein und somit die bestehende Möglichkeit zu nutzen, direkt und unmittelbar mit dem Vorstand des FC Bayern zu kommunizieren, steht aktuell immer noch im Raum. Im Vorfeld dieses Beitrages hatte ich zwar gehofft, bei meiner Entscheidungsfindung schon weiter gekommen zu sein, allein, es gibt noch keine Richtung. An manchen Tagen bin ich entschlossen, die „Brocken einfach hinzuschmeißen“, an anderen Tagen sehe ich mich auf der JHV. Dazwischen gibt es durchaus auch Resignation, ja, warum sollte ich das verschweigen?

Das Trainingslager findet im Januar statt, ein Austritt muss bis Ende April erfolgt sein – ich hoffe ich bin bis dahin mit mir im Reinen.

Apropos Entscheidung.

Abschied von Pep Guardiola.

Es ist vorbei. Endlich möchte ich hinzufügen. Gemeint ist damit nicht die Ära Pep Guardiola sondern der mediale Zirkus, den wir seit Monaten erleben. Einige Sportjournalisten sind meiner Meinung nach vor einiger Zeit falsch abgebogen, denn anders kann ich mir all dies nicht erklären. Sicher, es ist ein medialer, wohl auch deutscher Reflex, dass man dazu neigt, Helden zu schaffen, Helden zu verehren, wer schaut nicht gerne zu Erfolgreichen auf und hofft, dass ein wenig von diesem Glanz auf einen selbst abfärbt. Auch und gerade im Rahmen des FC Bayern trifft man derlei häufiger an. Und ich habe – trete ich einmal einen Schritt zurück und betrachte es weniger emotional – natürlich komplettes Verständnis dafür, dass man als Sportjournalist davon lebt, dass Leser die eigenen Artikel, Berichte, die eigene Arbeit lesen, anschauen, klicken, konsumieren. Man schreibt all dies ja nicht nur für sich selbst. Obwohl… Egal.

Den Umkehrschluss und die offensichtliche Kausalität – und die beobachte ich jetzt schon seit Jahren, auch und gerade beim FC Bayern – einen zuvor in höchste Höhen gehobenen Helden wieder fallen zu sehen, fallen zu lassen – dieser zwingende Zusammenhang erschließt sich mir nicht. Und einem Pep Guardiola offenbar ebenfalls nicht. Schon vor seiner Zeit beim FC Bayern – er kam ja sogar mit dieser misstrauischen Grundhaltung in München an – ein Mysterium, ein Kuriosum für die alteingesessene, über Jahrzehnte gewachsene Münchner Mediengesellschaft. Ein Unding geradezu, beinah als Beleidigung für „die Presse“ gemeinte Arroganz. Was erlaubt sich dieser Kerl, uns nicht 24/7 zur Verfügung zu stehen?

Gut, diese Haltung kam sicherlich erst später zutage, die ersten Wochen und Monate waren faszinierend, waren neu, waren so international, so glanzvoll, so Barcelona in München. Dann seine erste Rückrunde in München und die schallende Niederlage gegen Real Madrid. Pep kann die Leistung von Don Jupp tatsächlich nicht aus dem Stand wiederholen? Ist er gar menschlich? Im zweiten Jahr noch schlimmer – nur die Meisterschaft! Das skurrilste Ausscheiden in der Geschichte des DFB-Pokal-Halbfinale und einem Barcelona durch massive Verletzungssorgen im Grunde schutzlos – aber zumindest nicht kampflos – ausgeliefert. Unwichtig, Supermann hat zum zweiten Mal versagt, nicht für das dritte Triple in Folge gesorgt. Schlimm.

Die aktuelle Saison stellt hier natürlich alles in den Schatten! Dominanz und neue taktische Weiterentwicklungen hin oder her, Guardiolas Fußball ist schlicht langweilig und vor allem, wann äußert er sich endlich zu seiner Vertragsverlängerung?!

Sie wissen, ich muss das fragen…

Mir fehlen die richtigen Worte, um meine Abneigung in diesem Punkt angemessen zu artikulieren. Aber so sehr ich den Abschied aktuell bedaure und seine fehlenden Innovationen in Zukunft vermissen werde, so sehr bin ich glücklich, dass wir nun ein paar Wochen oder Monate Ruhe vor diesen Fragen haben. Damit mich keiner falsch versteht, ich bin der erste Verfechter für den Journalismus, die vierte Macht im Staate. Ich empfinde es als essentiell, dass wir auch in Zukunft guten Journalismus und gute Journalisten in diesem Land haben, aber was hat es mit (gutem) Journalismus zu tun, wenn ich über einen halbes Jahr in Pressekonferenzen der gleichen Person immer die gleiche Frage stelle, obwohl ich genau weiß, dass diese Person diese Frage nicht beantworten wird? Das hat mit Recherche, mit den originären Aufgaben von Journalisten doch nichts zu tun. Das ist noch nicht einmal „kritisches Nachfragen“, derlei könnte auch ein Papagei leisten.

Von all dem abgesehen, müssen wir der Tatsache ins Auge sehen, dass Deutschland, die Bundesliga und auch der FC Bayern einen Pep Guardiola schlicht nicht verstanden hat, verstehen wollte oder ganz offensichtlich immer noch nicht bereit ist für derlei Innovationen im Fußball. Das ist ebenso schade wie bezeichnend. Natürlich gibt es hier löbliche Ausnahmen, aber die „alte Garde“ im deutschen Sportjournalismus gab und gibt gerade mit den Äußerungen beim Thema Trainer Guardiola kein gutes Bild ab.

„In der Hälfte der Spiele hat Guardiola nach 15 Minuten die Taktik gewechselt. Wäre er der große Taktiker, hätte er sofort so gespielt.“

Waldemar Hartmann

„FC Bayern: Von Guardiola wird nicht viel bleiben“

FOCUS Online

„FC Bayern: Auch das Triple macht Pep Guardiola nicht zum Heynckes“

DIE WELT

Plötzlich will man bei Guardiola taktische Defizite entdeckt haben, soll es im Team nicht stimmen, steht quasi der Verein kurz vor dem Untergang, oder so. Ach und unser neuer Trainer Carlo Ancelotti ist natürlich der (neue) Heiland. Was sonst?! Bis auf weiteres.

Ich muss ehrlich eingestehen, dass ich nach den letzten Tagen einfach nur müde bin. Ich werde die üblichen Verdächtigen in Ihrer Art und Weise, Sportjournalismus zu betreiben nicht ändern (können), warum es also versuchen? Ich werde nach diesem Beitrag in die Winterpause eintauchen und für die Rückrunde das Schlimmste befürchten. Nicht für den FC Bayern und die anstehenden Spiele und mögliche Titel im Frühjahr – hier vermute / erhoffe ich vielmehr einen Effekt wie unter Heynckes 2013, da war schließlich von „Lame Duck“ auch nichts zu spüren (obwohl Heynckes im Sommer 2012 ebenfalls als der größte Depp unter dem Medienhimmel verunglimpft wurde). Nein, ich befürchte, dass Guardiola ab dem Auftakt der Rückrunden-Vorbereitung zum Abschuss freigegeben sein wird. „Früher“ bekamen Trainer (auch beim FC Bayern) Probleme, wenn sie Niederlagenserien produzierten, aber was unseren katalanischen Trainer angeht, ist die Messlatte so hoch, wie noch nie zuvor, d.h. jedes Gegentor, jeder Punktverlust wird ihm noch negativer angekreidet werden also zuvor und ich bin mir nicht sicher, wie sehr ihn mein Verein davor schützen wollen wird.

Es ist, wie es ist, unser Trainer wird uns verlassen, wir bekommen einen neuen, der ab 01.07. den Status quo verwalten und die Qualität hoch halten wird. Dafür ist Ancelotti bekannt und geschätzt. Er hat seine Qualitäten, er ist, sagen wir es offen, wohl der beste Mann, den wir als Nachfolger nach Pep kriegen konnten. Mein Ärger darüber, dass mein Verein nun wieder intensiver und exklusiver über Springer mit der Außenwelt kommuniziert, viele Medienvertreter endlich ihre Chance gekommen sehen, sich ausgiebig am Trainer abzuarbeiten und alles andere, was mich in den letzten Tagen massiv aufgeregt hat, wird verrauchen. Ob das nun gut oder schlecht ist, aber das Leben geht weiter und auch der FC Bayern wird weiter existieren. Ob und wie intensiv ich über 2016 hinaus noch Mitglied dieser Bayernfamilie sein werde, muss ich für mich – wie gesagt – noch herausfinden.

Allen meinen Lesern fröhliche und besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Weitere Links zum Thema:

FAZ: Rätsel und Faszinosum in einer Person
ZEIT: Der FC Bayern ließ sich nie ganz auf ihn ein
Miasanrot.de: Der König ist tot, es lebe der König.
MeinSportRadio.de: Fußball: Nach Pep Carlo – Was bedeutet das für den FCB? (Interview mit Breitnigge.de, .mp3-Link)

Stuttgart, nicht Chelsea oder Mein Fußballerlebnis des Jahres

Ich wurde nett gefragt. Und deshalb habe ich mir Gedanken gemacht. Was wohl mein „Fußballerlebnis des Jahres“ war. In 2012.

Lange habe ich mit mir gerungen, ob es jetzt wirklich der 8329.Bericht zum Thema Finale und Chelsea FC sein muss.

Nein, muss es nicht.

Denn wenn man nur lange genug über etwas nachdenkt, kommt man durchaus auf einige alternative Themen. Auf Themen, die mich immer noch und ganz aktuell beschäftigen: Den FC Bayern, seine Fans und die Probleme, die beide miteinander haben.

Es war April. Ende April. Der FC Bayern hatte wenige Tage zuvor in Madrid das lang ersehnte Ziel erreicht. In einem Europapokalfinale zu stehen. Im eigenen Stadion. „Finale dahoam“.

Die Stimmung war – euphorisiert. Wobei dieser Begriff leicht untertrieben ist.

All das konnte ich nicht wissen, als ich mich (erfolgreich) um Karten für eben dieses Spiel bemüht habe. Gleichwohl passte es aber perfekt. Das Wetter, die Atmosphäre in der Stadt – umwerfend.

Das Spiel lief ebenfalls gut. Wir gewannen mit 2:0, die Tore erzielten die Sportskameraden Müller und Gomez. Zu meinem Fußballerlebnis des Jahres (jaja, wenn wir das Finale mal außen vor lassen, aber das ist ohnehin bei den All-Time-Top-3 gesetzt) wurde es in der 12.Minute des Spiels.

Warum?

Diese 12.Minute änderte meine Wahrnehmung. In Bezug auf so einige Dinge. Am Ende dieser Wahrnehmungskette war ich ein anderer Fan des FC Bayern. Noch wacher, noch differenzierter, noch mehr auf der Seite der aktiven Fans. Nicht weniger auf der Seite des Vereins, des Vorstands, aber mit einem weitaus größeren Meinungsspektrum.

Es gab – einmal mehr – einen Protest. Der Südkurve, der Ultras, des harten Kerns. Einige Leser dieser Zeilen mögen ob dieser Erwähnung nur gelangweilt zucken, aber schon damals wusste ich um einige der Probleme, die schon damals einer Lösung bedurften. Über Mittel und Wege kann man immer diskutieren, aber Probleme sind und waren vorhanden. Deshalb will ich nicht konkret auf das Problem an diesem 28.04.2012 eingehen, sondern auf die Abläufe und was die mit mir machten.

Ich saß auf der Haupttribüne, rechte Seite, mit direktem Blick auf die Südkurve und die aktiven Blöcke in der Mitte. 11:50 Minuten war es ruhig. Stummer Widerstand. Man hörte, wenn überhaupt nur die schwäbischen Gästefans, die ihr akustisches Glück kaum fassen konnten.

Dann sah ich den Capo auf sein Podest steigen. Sich in Position bringen. Wenn ich mich recht entsinne, gab es einen (lautstarken) Countdown.

Zehn – Neun – Acht – Sieben – Sechs – Fünf – Vier – Drei! – Zwei!! – Eins!!!

Und dann der Orkan. Ein Orkan eines Gesangs, wie wir Bayern-Fans ihn – außerhalb des Stadions – schon den ganzen Tag gesungen hatten (remember Real).

Eeeeeuroooopaaaaaaapooookaaaaaal, Euuuuuuurooooooopaaaaapoooookaaaaal, Euuuuuroooooopaaaaaaapoooookaaaaaaaaal!

Leute, man kann über die Bayern-Fans, die Arenabesucher und die Stimmung in unserem Stadion sagen was man will und viele tun dies ja auch (also zumeist die, die dieses Stadion exakt einmal in der Saison wahrnehmen (wenn ihr Verein dort spielt)). Aber die Power, die dieser Stimmungsauftakt nach 12:00 Minuten Spielzeit erzeugt hat, habe ich so in der Form in einem Heimspiel persönlich und vor Ort noch nie zuvor empfunden. Es mag an der Euphorie nach dem Championsleague-Erfolg gelegen haben, aber in diesem Moment war ich – ich kann das ganz offen zugeben – den Tränen nahe. Nicht so sehr wie nach dem Müllerschen 1:0 kurz vor Abpfiff des Finales, aber doch so sehr, dass ich mich auch heute noch genau daran erinnere, während ich bewegt diese Zeilen schreibe.

Weshalb diese Emotion bei mir?

Weil hier überdeutlich gezeigt wurde, was bei uns und mit uns möglich wäre. Wenn es eine geeinte Fankurve gäbe. Wenn der Verein den aktiven Fans hier jede mögliche Hilfe zugestehen würde. Wenn wir alle unsere Stimmungs-Träume verwirklichen könnten. Und nicht neidvoll in andere Stadien blicken müssten. Selbst wenn da viel Image dabei ist, wie ich aus langjähriger, persönlicher Erfahrung weiß.

Wir brauchen diese Stimmung. Bei aller Kritik, die man am Ultra-Singsang äußern kann, aber ich habe – schon wieder ein Geständnis – die Zeiten des 90-minütigen-Dauersupports hinter mir. Ich kann (und will) das nicht mehr. Das Finale war hier eine Ausnahme und das habe ich auch (gar körperlich) zu spüren bekommen. Wer schreit, wer feuert an, wenn es nicht unsere „aktiven“ Fans tun? Wir, die 40something-Familienväter? Nö.

Dieser Moment wird sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt haben. Als ein Ziel, als einer der bewegendsten Momente meines FCB-Fantums.

Dieser Moment ist Motivation und Antrieb zugleich. Dieser Moment ist die Wurzel dafür gewesen, dass ich inzwischen dem Club Nr.12 beigetreten bin, dass ich mich differenzierter mit unseren eigenen Fans und den Strömungen in unserem Verein beschäftige. Noch differenzierter.

Dieser Moment sollte für alle Bayern-Fans ein solcher Moment sein.

Dieser Moment ist deshalb mein Fußballerlebnis des Jahres!

Dieser Text ist zuerst auf dem Fokus-Fussball-Adventskalender erschienen. Heute. Als Türchen Nummer 7.

Debütanten-Ball-Rausch an der kurzen Leine.

Als Fan des FC Bayern lebt man in diesen Wochen in einem „schizophren“ Zustand. War es in den letzten Jahren, gar Jahrzehnten zumeist so, dass ein Zufalls-, oder Nicht-Bayern-Meister auch nur jeweils für ein Jahr eine Konkurrenz darstellte und wir uns auf diese „Gesetzmäßigkeit“ verlassen konnten, ist seit der letzten Saison alles anders.

Der BVB hat seinen „Überraschungserfolg“ aus 2011 nicht nur in 2012 bestätigt, nein, er hatte es ferner vor Jahresfrist in kürzester Zeit geschafft uns 15 Punkte abzujagen und sich von Rekord zu Rekord zu siegen.

Diese Erfahrung prägt uns noch immer. Ob wir wollen oder nicht. Vom Vorstandsvorsitzenden bis zum Kommentierer hier auf meinem Blog.

Diese Erfahrung hat eine Unruhe zur Folge, die uns nicht nur ständig zwischen den Extremen hin und her taumeln lässt, sondern auch noch völlig neu für uns ist. Sie entspricht so gar nicht unserem Selbstverständnis.

Wie anders ist zu erklären, dass einige von uns (ich will mich da gar nicht intellektuell überhöhen und hier ausschließen), nach den beiden Remis gegen Nürnberg und Valencia nicht nur den alten Trainer endlich los sondern zusätzlich den halben Verein umkrempeln werden woll(t)en, wir alle nach der heutigen Gala gegen Hannover aber eigentlich das Gegenteil verlangen müssten?

Leute, wir haben zwei(!) Tore nach einer Standard-Situation erzielt. Und unser greiser Trainer gibt vor dem Spiel am Mikro zu Protokoll, dass er „dies sogar hat trainieren lassen“! Ungläubiges Staunen.

Und zu allem Überfluss, schießt Sportskamerad Martinez nicht nur sein erstes Tor für den FC Bayern, sondern liefert er imho das erste Spiel in unserem Trikot ab, nach dem ich ohne Zögern sage: Ja, auf Basis eines solches Spielvideos waren wir wohl endgültig bereit hier 40.000.000,- Euro locker zu machen.

Ganz zu schweigen vom ebenfalls ersten Saisontor von Dante (genau solche haben wir von ihm im Gladbach-Trikot einige gesehen) und erst Recht der Explosion nach dem Tor von Rückkehrer Gomez!

Was ist das für eine Geschichte?

Wir haben drei Stürmer für die eine Spielposition.

Der erste, Mandzukic, steht an der Spitze der Bundesliga-Torschützenliste. Der zweite, Pizarro, liefert (von der Bank) mal eben so ein Festival wie gegen Lille ab.
Und der dritte, Gomez, feiert sein Bundesliga-Comeback und erzielt 26 Sekunden nach dem Betreten des Platzes sein erstes Saisontor!

Ist das ein un-fucking-fassbarer Traum?!

Was wäre wohl mit dem Sturmkader der letzten Saison jetzt unsere Situation?!

Wer Zweifel an sich, dem FC Bayern oder ganz allgemein hat, sollte allein nur an dieses Thema denken.

Klar, es war „nur“ Hannover. Eine Mannschaft, die aktuell nicht mehr zwingend in Top-Form agiert. Und auch am Donnerstag erst in der Europa-League gespielt hat. Aber am Anfang des Spiels hat Hannover ja noch einigermaßen gut und mit gespielt. Nicht nur ich hatte bis zum 2:0 Sorge um ein fränkisches Deja-vu.

Unbegründet, wie sich herausstellen sollte. Spätestens mit dem 3:0-Pausenstand war der Drops gelutscht. Und ein Tor schöner als das andere.

Ebenso in HZ2. Und hätte Super-Mario noch ein bißchen mehr Glück gehabt, er oder Ribery hätten das Ergebnis noch unangenehmer werden lassen können. Für die Leine-Kicker.

Andererseits: Auch für ein 5:0 gibt es nur 3 Punkte. Und ob der BVB am nächsten Samstag ähnlich agieren wird, werden wir erst in der nächsten Woche wissen.

Einzelkritik?

Javier Martinez lieferte, wie gesagt, für mich sein bestes Spiel im Bayern-Trikot ab.

Franck Ribery scheint die Rippenprellung nicht mehr zu stören. Merklich.

Thomas Müller bemüht wie immer. Heute brauchte es keine Tore seiner speziellen Art.

Toni Kroos spielte in HZ1 sehr stark. Erst als es nicht mehr nötig war, nahm auch er sich eine Auszeit.

Bastian Schweinsteiger lieferte eine gute Vorstellung an – für die Glanzpunkte waren diesmal andere zuständig (z.B. Martinez).

Die Viererkette ließ kaum gefährliche Aktionen des Gegners zu. Besonders stark: Dante und Alaba. Solide: Lahm. Erneut noch nicht in alter IV-Form: Badstuber (leider).

Herr Neuer hat dann später auch noch die Chance bekommen, sich am Spiel zu beteiligen. Chance genutzt, ansonsten selten gefordert.

An Mandzukic gefiel mir vor allem seine Defensivarbeit. Punkt.

Vor dem „Gigantenduell“ reisen wir jetzt zunächst nach Freiburg. Ein extrem schwieriges Spiel. Denn wer denkt jetzt wirklich an Freiburg? Und nicht schon an Dortmund?

Andererseits: Sind alle Borussen komplett mit den Gedanken bei der Fortuna aus Düsseldorf?

Nein, ich genieße jetzt erst einmal den Moment. Und die Tatsache, dass für uns alle mal wieder das Glas halb VOLL sein sollte.

Und der BVB weiterhin nicht mehr aus eigener Kraft Deutscher Meister werden kann!

Ab morgen heißt es dann: Freiburg putzen!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Ihr seid uns total egal. Nein, Ihr. Nein, Ihr!

Es ist Saure-Gurken-Zeit. Und es sind Ferien. Sogar die Kindergärten schließen.

Deshalb verlagerte sich dieser Tage ein wenig von dem Streit zwischen 3 bis 5-Jährigen nach Twitter.

Man stritt sich tatsächlich darüber, wem jetzt der andere egaler war. Also Bayern- und Dortmund-Fans. Und als Beleg wurde gar der liebe Kevin herbei gezerrt. Herrje.

Mir war dieser Streit… egal. Nicht egal hingegen ist mir der wahrscheinliche Grund für diese „Scharmützel“ – neuerliche Aussagen des Übungsleiters Klopp.

„Die Vereins-Familie steht über allem. Da ist es wichtig, dass alles passt. Das entscheidet oft über Sieg oder Niederlage. Davon bin ich fest überzeugt. Aber dieses Konzept wird im Süden Deutschlands ja schon mal anders praktiziert.“

An anderer Stelle las ich auch noch etwas davon, dass „in München Spieler nur eine Nummer sind, dort Spieler einfach gekauft und verkauft werden.“ Oder so.

Nun. Zunächst einmal ist das natürlich Quatsch, weil auch in Dortmund Spieler gekauft und verkauft werden und auch die Liste der Spieler, die nicht in dieses ach so tolle – aktuelle – Kollektiv pass(t)en, nicht mehr Teil dieser „Vereins-Familie“ sind, ist nicht gerade kurz. Die Liste zu recherchieren ist mir gerade zu anstrengend. Und was ist mit der Tatsache, dass die Borussia gezwungen war auf günstige Spieler zu setzen? Und will er uns erzählen, dass all die Spieler der 2002er-Meisterschaft, die mit ihren Kosten den Verein fast in den Ruin getrieben hätte, auch als „Vereins-Familie“ auftraten? Wohl kaum.

Bemerkenswert ist etwas anderes.

Was haben – wir alle – doch Herrn Klopp noch für seine Eloquenz, seine „Frische“ gelobt. Damals, als er noch Trainer in Mainz war, dieser ach so sympathischen Himmelsstürmer und vor allem als ZDF-Experte im Rahmen der 2006er-WM. Toll.

Und was hat sich dieses Bild gewandelt, als er sich entschied zu einem großen Klub zu wechseln, zu einem Club, der um Titel mitspielen kann (oder können würde, irgendwann).

Eine Wandlung vom Paulus zum Saulus. Für alle Fans, die außerhalb der schwarz-gelben „Fußball-Familie“ stehen. Für die BVB’ler wurde er zunächst zum Hoffnungsträger, später zum Held und für solche Aussagen wie die obigen unsterblich. Für alle anderen, naja…

Sieht das irgendjemand anders?

Natürlich ist er immer noch ach so witzig und total souverän. Viel Grund für Missmutigkeit gab es ja in den letzten Jahren auch nicht. Chapeau. Wie sehr das Gegenteil in der Außenwirkung der Fall sein kann, sah man aber in den selten Fällen, wenn es um Punktverluste oder vermeintliche Fehlentscheidungen ging. Da konnte der Gutmensch[1] aber auch ganz verkehrt werden.

Ich will gar nicht den Anschein erwecken, dass „mir der BVB total egal ist“ und „ich nur auf uns schaue“. Nein. Mir geht das total auf die Nerven!

Mich stört der BVB-Erfolg, mich stören diese Phrasen, mich stört Klopps Grinsen, mich stört zunehmend recht vieles am BVB!

Warum?

Weil es bedeutet, dass mein Verein keinen Erfolg hat, wir mit Niederlagen leben müssen. Klar, Konkurrenz belebt das Geschäft, blah, blah.

Ich als Fan will einfach nur, dass sich das ändert. Punkt. Welcher Fan würde sich das für seinen Verein nicht wünschen. Achso, ja, die Gutmenschen-Fans freuen sich ja auch über Niederlagen und Abstiege. Allein, um sich als einzig wahre Fans zu produzieren…

Nein, bei diesem „ihr seid uns total egal“ mach ich nicht mit!

P.S. Vielleicht tun wir demJürgen hier einfach nur Unrecht und es sind ihm die Gäule durchgegangen. Schließlich hatte er jetzt längere Zeit kein Mikro in der Hand und stand seit der Meisterfeier auf keiner Bühne. Es war wohl der Entzug. Und wir wollen ihm zugutehalten, dass das keine vorbereitete Aktion war. Nein, nein, sowas macht derJürgen nicht.

P.P.S. Bevor sich jemand die Mühe macht, es zu recherchieren, um mich zu widerlegen. Ich will nicht abstreiten, dass ich in der Vergangenheit mal das Gegenteil behauptet habe, aber hey, ich bin ich auch nur ein Mensch, noch dazu ein Fußball-Fan. Da kann sich so etwas auch schon mal ändern… 😉

[1] Der Begriff Gutmensch wird von mir in derlei Zusammenhängen gerne mal verwendet. Zumeist um verschiedene Dinge beschreibend und überzeichnet auszudrücken. In den letzten Tagen las ich davon, dass z.B. die Nazis diesen Begriff geprägt, bzw. benutzt hätten. Nun, derlei las ich im Wikipedia-Eintrag jetzt nicht, ich bin aber gerne bereit diesen Begriff zu ersetzen. Kennt jemand Alternativen, die das Gleiche ausdrücken oder zumindest dem nahe kommen?

Auf ewig miteinander verbunden.

Leute, mein Fan-Teil muss Euch noch ein wenig quälen. Kennt Ihr das? Man erlebt etwas Entscheidendes in seinem Leben und erinnert sich in diesem Zusammenhang immer an ein bestimmtes Lied?

Eben.

Und genau so erging, bzw. ergeht es mir mit diesem Lied.

Dieses Lied wurde im Vorfeld des #FinaleDahoam gespielt. Und es gab mir ein gutes Gefühl, kannte ich es doch schon vorher aus meiner iPhone-Playlist.

Höre ich es heute, habe ich immer noch Gänsehaut. Aufgrund des Gefühls als ich es hörte und aufgrund dessen, wann dann später noch folgen sollte.

Ihrso?

Herr Paule und seine Vorsätze für 2012

Ganz ehrlich, ich meinte diesen Tweet ganz ernst.

Twitter-User werden sowohl wissen wer gemeint ist und warum ich das bewundere. Herrn @bigeasymuc habe ich das übrigens auch schon persönlich gesagt.

Die Antwort von Herrn Wieland, seines Zeichens der Gastgeber des fabulösen Königsblog – mir ebenfalls seit vielen Jahren bekannt – erstaunte mich trotzdem. Auch vor mir selbst.

Hm.

Ist das wirklich so? Bin ich erstens viel zu emotional um immer souverän zu sein und ist dies zweitens eines meiner Merkmale, für die ich – mehr oder weniger – geschätzt werde?

‚Würde ich also eher an Zuspruch verlieren, wenn diese Eigenschaft Breitnigge.de abhandenkommt?

Was meint Ihr?

Und wer hat noch mehr Vorschläge für meine guten Vorsätze für 2012?

Der nächste schwächste Gegner oder Blackout bis zum Tor

Es war knapp. Verdammt knapp.

Ich war schon auf Stufe 2 von 3 im Gespräch mit der Sky-Hotline. Und wenige Sekunden nachdem ich den Receiver mit einem Komplett-Reset dazu bringen konnte, diese falsche Smartcard-Fehlermeldung einfach mal zu ignorieren und mir das Spiel meiner Bayern in Schalke zu zeigen, fiel das 1:0 durch Herrn Petersen.

Glück gehabt, liebe ostdeutsche Callcenter-Sky’erIn.

Egal.

Dann habe ich halt die ersten 20 Minuten dieses Spiels verpasst. Die relevanten Szenen konnte ich in der Zusammenfassung sehen. Ohnehin war der Auftritt meines FC Bayern in der königsblauen Ruhrgebietsmetropole mehr als beeindruckend. Einmal mehr.

Man wird – natürlich – in der Nachbetrachtung den bayerischen Gegner wieder klein schreiben, aber mir ist das inzwischen schnuppe, kann ich mich doch von Spiel zu Spiel mehr an unserem Spiel erfreuen.

Schalke hat – denke ich – alles gegeben, alles versucht. Bis der Tank in HZ2 leer war. Gereicht hat es nicht.

Phasenweise funktionierte der Bayern-Express wie eine gut geölte Maschine. Ein Rädchen griff ins andere, der Gegner lief chancenlos hinterher.

Phasenweise.

Andererseits habe ich heute in 70 Minuten auch einmal Schwächen gesehen. Die vom Gegner provoziert wurden. Bislang war mir dies seit dem Gladbach-Spiel fast schon fremd geworden.

Das Pressing der Schalker gefiel da sicherlich (also nicht mir, aber dem neutralen Beobachter). Dieses Pressing ließ unsere Abwehr und auch einige Offensivkräfte eine Ahnung davon bekommen, wie es in dieser Saison – irgendwann – einmal sein wird, unter Druck spielen zu müssen.

Unter Druck, der in der letzten Saison zu sicheren Gegentoren geführt hätte.

Da bin ich fast schon sprachlos, mit welcher Ruhe und gerade schon Eleganz die Herren Badstuber, Boateng, Lahm und Rafinha eine um die andere Situation entschärften. Im Vergleich zur letzten Saison. Und den einen oder anderen Schuss aufs Neuer’sche Tor mal außen vor gelassen.

Apropos Neuer.

Es hieß ja, diese Personalie wäre die meist-disktuierte Sache vor diesem Duell gewesen.

Hm. Nicht bei mir. Bei den sog. professionellen Journalisten vielleicht. Und bei einigen Schalker-Ultras.

Am Ende des Tages lief sowieso alles völlig normal ab. Es gab permanente Pfiffe und beleidigende Plakate von denen sich Herr Heldt vorm Sky-Mikro partout nicht distanzieren wollte. Na dann halt nicht.

Ich fand es aus Schalker Sicht ohnehin viel schlimmer, dass es den aktuellen Schalker Spielern nicht wirklich gelingen konnte, Herrn Neuer zumindest einmal derart zu fordern, dass dieser Paraden zeigten musste, für die sie ihn in Schalke mal geliebt haben. Das würde mir größere Sorgen bereiten.

An dieser Stelle bleibt den Knappen aber der Trost, den auch die Hamburger, Freiburger, Lauterer und wie sie alle inzwischen heißen: Es war der FC Bayern, gegen den Ihr verloren habt!

Ein FC Bayern, der wieder hungrig ist, der die Balance gefunden hat, der nach Jahren der Experimente endlich wieder zur alten und neuen Stärke gefunden hat.

Ich kann mich da nur wiederholen:

In diesen Tagen, in diesen Spielen, in diesem Moment der Saison, ist das Spiel der Bayern berauschend. Selbst wenn es kein berauschendes 7:0 wird.

Klar hatten die Schalker sich irgendwann aufgegeben.

Sicher spürte man dann doch irgendwann das Europa-League-Auswärtsspiel vom Donnerstag.

Aber was war das in der zweiten Halbzeit mal wieder für eine Dominanz? Wie schnell zirkulierte da der Ball in den eigenen Reihen? Wie oft gelang es Bayern-Spielern sich gegen zwei, drei oder vier Gegenspieler durchzusetzen?

Aber genug davon.

Jetzt erst einmal ein paar Tage Pause, keine englische Woche und dann am kommenden Samstag gegen Leverkusen nachlegen. Völlig egal ob mit Gegentor oder knapp. Einfach nur den Fahrtwind mitnehmen und solange siegen bis der Vorsprung für die Dreifachbelastung ausreicht. Ohne hinten heraus nervös werden zu müssen.

So wie der BVB 2010/11. Allerdings ohne sich nur auf die Bundesliga zu konzentrieren und von der halben Liga unterschätzt zu werden. Hach, jetzt habe ich doch wieder was über die Schwachgelben eingestreut, dabei haben die doch schon genug eigene Probleme… 😉

Was es noch zu sagen gibt?

Mir gefällt, wie DonJupp, offenbar mit wenigen Handgriffen und ein paar frischen, neuen Spieler, die sich perfekte Punktuell-Verpflichtungen herausstellen, aus dem Haufen der Vorsaison, ein so früh schon so gut funktionierendes Gebilde formen konnte.

Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet.

Und Herr Reif hat Recht. Inzwischen hat der FC Bayern ein Luxusproblem. Ernsthaft darüber zu diskutieren, ob Arjen Robben nach seiner Rückkehr dieses Gebilde verstärkt oder zu einer Gefahr wird, weil er – wie z.B. inzwischen sogar die Herren Ribéry und Gomez – auch verstärkt defensiv mitarbeiten muss.

Tatsächlich sollten wir uns diese Frage stellen. Macht es das jetzige Team mit, wenn einer der – zugegeben – Künstler sich nicht in dieses Konzept einfügen würde? Oder wäre dies zu tolerieren?

Andererseits spielen die restlichen Spieler inzwischen ja selbst den Fußball, den man dem FC Bayern über zwei Jahre fast nur mit Herrn Robben auf dem Spielfeld zutraute.

Zukunftsprobleme.

Es ist Wiesn-Zeit. Wir sind nun endlich Tabellenführer mit Vorsprung. Der aktuelle Meister liegt nach sechs(!) Spieltagen ganze acht(!!) Punkte hinter uns. Müssen wir uns andere Gegner suchen?

Nein, denn der größte Gegner ist geblieben: Der FC Bayern selbst.

Nur wir können uns selbst im Weg stehen (wie fast jede Saison).

Mit der falschen Einstellung, mit Trägheit oder Zufriedenheit. Alles Gift für unseren Marsch auf den Berg unserer Ziele.

Bisher wurden wir in jedem Spiel eines Besseren belehrt – hoffen wir darauf, dass es so bleibt!

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Herr Petersen hat Potential, aber ein Gomez-Ersatz ist er (noch) nicht. Vielmehr in der Form von Herrn Gomez bei der Euro 2008.

P.P.S. Wer bislang noch nicht glaubte, dass Herr Ribéry wieder in der Form seiner ersten Saison ist, sollte sich das 1:0 mal etwas genauer anschauen. Ich sag nur Bremen.

Mutlos, hilflos, zweitklassig – der FCK 2011

Machen wir es kurz. Was „man“ nicht sagt, lässt man andere sagen:

Das hatte phasenweise Züge dieses Spiels. Und das will schon etwas heißen.

Somit wären aber meine Emotionen rund um diese Begegnung abseits des gestrigen Spiels auch schon erschöpfend beschrieben.

Vor der Partie war ich unruhig. Wie bislang immer in dieser Saison, traute ich auch diesmal dem Braten (noch) nicht. Und dies änderte sich auch nicht als unser sog. Kapitän in der zweiten(?) Minuten nach Traumkombination eher mehr als weniger am Tor vorbei schoss.

Deja vu? A la Thomas Müller?

Nun, dass meine Sorge so krass unbegründet sein würde, konnte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Ebenso wie den Pfälzern in der Vorsaison der erste Sieg seit Menschengedenken den Schub brachte, der sie am Ende – insgesamt – auf einen Platz der oberen Tabellenhälfte landen ließ, muss man sich – in der gestrigen Form – um den Verbleib der Betzebuben in der Bundesliga Sorgen machen (also ich jetzt nicht, schon klar).

Ich wunderte mich schon sehr über das Pfälzer Publikum. Denn wenn man auch spielerisch oft nicht mit anderen Teams in der Liga mithalten konnte, es war zumindest immer Kampf, Wille angesagt. Thema Messer zwischen den Zähnen.

Aber gestern? Nichts dergleichen. Als Pfälzer würde ich da Panik bekommen.

Gegen die Bayern kann man im eigenen Stadion verlieren, sich aber nach einem 0:2 kurz nach Halbzeit schon aufzugeben?

Das war doch für die, noch nicht einmal in Topform spielenden Bayern in HZ2 ein besseres Trainingsspiel.

Ok. Besagtes Messer kam am Ende dann doch noch zum Vorschein. Mit der rotesten Karte der Saison für den – zu Recht – frustriertesten Sportskameraden auf dem Platz: Ivo Ilicevic.

Alter Schwede. Unmittelbar danach aus dem Lauterer Fanblock der tumbe Gassenhauer: „Ohne Schiri habt ihr keine Chance“?

Andererseits: Was haben/hatten die Pfälzer sonst noch? Eben.

Wo wir gerade dabei sind: Beide Elfmeter kann man geben. Kein Hauch von Schiebung oder Bayern-Dusel. Hand im Strafraum ist nun einmal Elfmeter und ein Foul ist ein Foul.

Analog zum Braunschweig-Spiel (an das ich dabei denken musste): Wenn die Bayern die Elfer nicht bekommen hätten, hätten sie die Tore eben anders erzielt. Alles andere ist graue Theorie.

Nein. Die Bayern waren gestern einfach eine Klasse besser als Kaiserlautern – wacher, frischer.

Und das, wo die Bayern – im Gegensatz zur Überzeugung von DonJupp – ganz und gar nicht ihr bestes Saisonspiel ablieferten.

Vielleicht auf der linken Seite, ja, aber rechts?

Das Spiel war sehr einseitig und vor allem von der Schwäche der Lauterer geprägt. Da hätte fast jedes Team geglänzt.

Genug aber von der Kritik, die ja nur ein Überschnappen unseres Umfeldes verhindern soll.

Es war auch einiges sehr gut.

Herr Schweinsteiger zum Beispiel. Oder die Herren Müller, Gomez, Boateng, Ribéry.

Vor allem derBastian, unser Vize-Kapitän.

Ich musste Herrn Reif da zustimmen – sein bestes Saisonspiel.

Inzwischen würde ich mich ob des Gesamteindrucks dazu verleiten lassen, dass unser Glas schon fast voll ist. Allerdings muss dies den nächsten Begegnungen stand halten. Ebenso wie der nun startenden Doppel- und Dreifachbelastung. Ohne Herrn Robben. Denn wer glaubt, dass gerade Herr Robben eine Verletzung, aufgrund derer Herr Badstuber mehrere Monate fehlte, in wesentlich kürzerer Zeit auskurieren könnte?!

Eben. Richten wir uns auf einige Wochen seiner Abwesenheit ein. Ob das gut oder schlecht ist, können seine dortigen Mitspieler ja nun beweisen.

Es ist Länderspielpause (die zweite – nach vier Spieltagen – auch eine Aussage). Zeit die Blessuren zu pflegen (Gomez! Olic!!).

In diese Pause als Tabellenführer zu gehen, setzt dem Wochenende die Krone auf.

Persönlich kann ich mich an dieses Gefühl kaum noch erinnern und ich lass‘ mir die Freude darüber auch nicht weg reden. Mir ist klar, dass die Tabelle nach dem vierten Spieltag keine Aussagekraft hat. Aber mir ist es lieber so, als wäre es Platz sieben(!) mit sieben(!!) Punkten Rückstand auf die Spitze.

Was vergessen?

Das Interview von DonJupp, unmittelbar vor dem Spiel hat mich irritiert. Rafinha spielte nicht, weil er klein ist bei den zu erwartenden Standards der Lauterer? Wann hatte der FCK seinen ersten Eckball? In der 75.Minute? Freistöße? In Strafraumnähe?

Ach so.

Wollen wir hoffen, dass es keine Brandherde in der Mannschaft gibt, die das aktuell rosarote Bild trüben könnten.