Paule der Fanversteher – eine Chronik

Wo soll man da anfangen? Bei meinen vielen Beiträgen zum Thema Ultras und FC Bayern? Bei der Zerissenheit der Fans des FC Bayern? Beim Kampf der Jungen („Ultras“) gegen die Alten („Kuttenträger“)? Bei den Problemen des Vereins mit seinen Fans? Und umgekehrt?

Es gibt unzählige Fäden, die man aufnehmen könnte und irgendwann aufnehmen muss.

Ich fang‘ am besten bei mir selbst an.

Meine Einstellung, meine Meinung zu weiten Teilen der aktiven Fanszene war für lange Zeit ein schwieriges Thema. Mit den Ultras hatte ich nichts zu tun, mit dem Club Nr.12 konnte ich nichts anfangen. Ich kannte den C12, klar, aber was waren die Hintergründe, was waren deren Abgrenzung, Positionierung zu kritikwürdigen Teilen unserer Fanszene?

Wahrscheinlich wäre ich auch heute noch so undifferenziert, wenn es nicht diesen Moment gegeben hätte, als es bei mir Klick gemacht hat.

Während des Heimspiels gegen Stuttgart.

Ich fing damals an, mir mehr Gedanken über unsere (aktiven) Fans zu machen. Ich versuchte differenzierter zu denken. Zu akzeptieren, dass es nicht die eine Lösung, den einen Weg geben könnte, geben müsse. Dafür war dieses Erlebnis zu prägend.

Ich hatte zuvor und auch danach einige Mitglieder des C12 zunächst virtuell über Twitter und später in der Realität kennen gelernt. Ich lernte, wie sehr sich der C12 unterscheidet von reinen Fanclubs oder abgrenzt von Ultragruppierungen.

Natürlich sind auch Ultras Mitglied im C12. Ebenso wie 40something-Familienväter und Ex-NRW-Allesfahrer-und-sogar-mal-SK-DK-Inhaber wie ich. Oder Prominente. Oder, oder, oder.

Ich bin ja nun selbst Mitglied des C12 und mir liegt die Vereinssatzung vor. Ich zitiere:

[…]

§2 Zweck

(1) Der Verein versteht sich als unabhängiger Zusammenschluss der aktiven Fans des Fußball-Club Bayern München e.V.

(2) Ziel ist die Vertretung allgemeiner Faninteressen gegenüber Vertretern des Fußball-Clubs Bayern München e.V., den Medien, den Fußballverbänden oder gegenüber anderen fußballspezifischen Organisationen. […]

(3) Wir setzen uns ein für die Erhaltung, bzw. Wiedergewinnung der Fankultur in deutschen und europäischen Stadien. Hierzu gehört insbesondere der Einsatz für die Erhaltung bzw. Rückgewinnung von Stehplätzen.

(4) Grundsätzlicher Bestandteil des Fanwesens ist die Unterstützung der eigenen Mannschaft. Ziel des Club Nr.12 ist es, die Unterstützung zu verbessern. Dazu gehört insbesondere die Organisation und Durchführung von Stadionchoreographien.

[…]

*Fettungen unterstreichen meine eigenen Interessen, auch schon vor meiner Mitgliedschaft

So richtig überzeugt (von einem notwendigen Beitritt) wurde ich von weiteren Informationen, die mir zwei Podcasts mit C12-Gästen lieferte.

Erfolgsfans“ und „Fehlpass„.

Was mir zuvor unbekannt war, waren die Grundlagen der Entstehung des C12. Die wundervollen Choreos und eine Organisation derselben. Dies gilt es imho auch für die Zukunft zu unterstützen!

Der andere – entscheidende – Aspekt ist der Ansatz, dass ich den C12 als (fast einzigen seriösen) Ansprechpartner für den FC Bayern in Fan-Fragen stärken will.

Wer ist denn Ansprechpartner für den Verein, wenn es der C12 nicht ist?

Die „Schickeria München“, oder „Inferno Bavaria“? Himmel!

Nein, ich bin mehr als überzeugt davon, dass meine 12,- Euro-Jahresbeitrag gut angelegt sind.

Auch hier, wie beim Thema „Stimmung im Stadion“, gilt: Wer macht es denn (die Kommunikation, den Dialog mit dem Verein), wenn es nicht der C12 macht? Fans wie ich sicher nicht (auch wenn ich persönlich dazu große Lust hätte, wären da nicht die frustrierenden Berichte meiner C12-Bekannten zum Thema FCB-Ansprechpartner).

Worum geht es mir aber eigentlich bei diesem Beitrag?

Bei all meinen Lesern um Verständnis zu bitten, für Verständnis zu werben.

Für die aktive Fanszene, für die Fans, die den Verein nicht nur genauso lieben (nein, ich vergleiche hier nicht), sondern für uns auch tatsächlich Stimmung machen.

Es geht in diesem Bericht ausdrücklich nicht um die Probleme, die viele Fans (auch Leser und Kommentierer) mit „den Ultras“, „der Südkurve“ haben.

Es gibt nämlich nicht „die Ultras“, „die Fans“ oder „die Südkurve“ – all das ist eine Illusion. Oder besser eine Utopie, ein Wunsch. Denn auf den Weg zu einer geeinten Kurve, einem gemeinsamen Ziel aller Fans, einem Verständnis des Vereins für seine aktiven Fans, in Folge dessen Verein und Fans Seite an Seite stehen, sind wir vielleicht gerade abgebogen, aber ob wir diesen Weg auch bis zum Ziel beschreiten ist offen.

Aus meiner Sicht ist hier eine „überparteiliche“ Organisation wie der C12 absolut notwendig. So gut oder schlecht die eigene Meinung eines jeden Bayern-Fans über den C12 sein mag.

Mich wühlt dieses Thema einfach viel zu sehr auf, viel mehr als ich dies noch vor Jahresfrist von mir selbst erwartet hätte.

Ich bin gar inzwischen – durch meine hinzugewonnenen Kontakte (aus der „Fan-Szene“) – zum „Fan-Versteher“ geworden. Und bevor jetzt einige Leser an dieser Stelle aufhorchen: Nein, der alte Teil von mir ist weiter vorhanden, es kam nur ein neuer Teil zu meiner (Fan-)Persönlichkeit hinzu.

Um zum Anfang der Entwicklung zurück zu kommen.

Von dem Moment, der mich gegen Stuttgart so nachhaltig beeindruckte, gibt es leider weder Ton- noch Bildaufzeichnungen. Vom Spiel gegen die Dortmunder Borussia sehr wohl.

Dieses Spiel bewegte mich nicht minder. Als Fan-Versteher wie als FCB-Fan.

Es gab – ähnlich wie beim Spiel gegen den VfB – einen Protest, einen Stimmungsboykott. Wir konnten also im Stadion live verfolgen, wie so ein Fußballspiel ohne Stimmung ablaufen könnte. Nicht schön.

Der erste Mal war ich extrem berührt, als vor dem Anpfiff die BVB- mit den FCB-Fans einen Wechselgesang anstimmten. Gegen die DFL. Nicht unbedingt nur weil ich auch so einiges der möglichen DFL-Maßnahmen für zumindest diskussionswürdig halte.

Nein, es war diese – zugegeben – für Bayern-Fans ungewohnte „Verbrüderung“. Da war plötzlich dieses Gefühl der… Gemeinsamkeit. Über erbitterte Vereinsgräben hinweg. Berauschend.

Dann der Anpfiff. Und Stille. In der Südkurve. Und im kompletten Gästebereich. Beeindruckend. Und nicht wünschenswert.

Mein Video startet ca. in Spielminute 11:50 (und erweckte irritierte Blicke meiner unmittelbaren Mit-Fans im Block („Was macht der denn da und was passiert da gleich?“)).

Bildet euch selbst ein Urteil.

Man kann über Ultra-Sing-Sang und alles andere diskutieren wie man will. Und auch, ob es langfristig vielleicht ohne „die Ultras“ gehen könnte, weil sich dann wieder andere Stimmungsströmungen in „der Kurve“ entwickeln könnten. Ganz zu schweigen von den Problemen, die vor uns liegen, wenn es Politik, Verbände und Vereine geschafft haben, die „gemäßigten aktiven Fans“ aus den Kurven zu verdrängen und wahlweise nur noch „stimmungslose“ Fans, oder (im schlimmsten Fall) radikale(re) Gruppierungen den Ton angeben.

Man kann aber nicht weg diskutieren, dass auch und gerade der FC Bayern diese „Power“ braucht. Und was man im Video sieht, ist nur annähernd so beeindruckend wie mein „Schlüsselerlebnis“ im April diesen Jahres!

Unterstützt den C12 und ihr unterstützt am Ende imho diesen kraftvollen Support.

Paules offener Brief. An alle.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich zum Thema FC Bayern, seinen Fans, den Ultras und diesem Gesamtproblem äußere. Und es wird – mit Sicherheit – auch nicht das letzte Mal sein. Da mache ich mir keine Illusionen.

Wer mir auf Twitter folgt (ich kann Euch damit nur immer wieder nerven, sorry. *g*), hat von diesem Thema schon ein bisschen was mitbekommen. Dieser Beitrag soll seinen Beitrag dazu leisten, etwas ausführlicher als immer nur mit 140 Zeichen meinen Standpunkt zu dokumentieren.

Apropos Dokumentation. Es gibt bestimmt noch Leser, Stammgäste oder Suchmaschinen-Besucher, die nicht im vollen Umfang über das – mal wieder – aktuelle Thema „Südkurven-Protest“ informiert sind. Auch dazu will ich einen Beitrag leisten.

Worum geht es?

Im Allgemeinen geht es um die Probleme zwischen dem FC Bayern und seinen Fans/Ultras. Im Speziellen geht es um eine neue Form der Einlassbeschränkung für die Stehplatzblöcke 112/113 – dem quasi harten Kern der Südkurven-Fans. Für Spiele in der UEFA-Championsleague.

Dieser Streit schwelt schon länger und jetzt machte der FC Bayern vor dem Championsleague-Heimspiel gegen Lille (angekündigt) Ernst.

Der Club Nr.12 schrieb hierzu:

Am Freitag flatterte allen Jahreskartenbesitzern in den Blöcken 112/113 ein Schreiben des FC Bayern ins Haus, in dem über eine Änderung der Einlasskontrollen informiert wurde. Ab sofort muss man bei ChampionsLeague-Spielen nach der Drehkreuzkontrolle am Arenaeingang zu einem speziellen Schalter im Stadion, um sich dort eine Einlasskarte für seinen Block 112 bzw. 113 ausstellen zu lassen. Die eigentliche Eintrittskarte verliert ihre Gültigkeit, der Block kann nur mit der neuen Einlasskarte betreten werden.

In der Vergangenheit gab es mehrmals Versuche von Seiten des Vereins die Problematik der Überfüllung in den Griff zu bekommen, die aktuelle Vorgehensweise erreicht dieses Ziel nun endgültig, Schlupflöcher sind geschlossen.

Im direkten Vorfeld des Spiels gab es sowohl eine Diskussion als auch Abstimmung des Club Nr.12, wie man mit dieser Situation umgehen will.

Auch hierzu äußerte man sich:

Da es den aktiven Fans ohnehin aufgrund der geänderten Einlasskontrollen nicht möglich ist, gemeinsam unser Team anzufeuern, haben sich bei einer Abstimmung am Ende der Veranstaltung die anwesenden Fans einstimmig dafür ausgesprochen, beim heutigen Spiel zu zeigen, wie sich die Zerstörung dieser Strukturen in der Südkurve langfristig auf die Stimmung auswirken würde. Eine große Mehrheit der anwesenden Fans sprach sich deshalb dafür aus, die Südkurve heute nicht zu betreten. Wir hoffen auf das Verständnis aller Fans sowie der Mannschaft.

Das Resultat war die für alle ersichtlich halbleere Südkurve und ein zumeist – über die gesamten Ausmaße – stilles Stadion.

Der Verein äußerte sich wiederum nach dem Spiel:

„Wenn die Uefa gewisse Vorschriften macht, wie viele Leute dort sitzen oder stehen dürfen, dann wird sich der FC Bayern daran halten. Die, die das jetzt anders sehen, werden uns nicht helfen, wenn in unserer Kurve irgendwann mal was passiert und sich herausstellt, dass sich dort viel zu viele Menschen aufgehalten haben und der FC Bayern seiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen ist“, meinte Bayern-Präsident Hoeneß […] „Nachdem immer wieder geschmuggelt, unterlaufen und seitlich übergestiegen wurde, mussten wir handeln“, sagte der zum Jahresende scheidende stellvertretende Vorstandsvorsitzende Hopfner […] „Es ist eine Haftungsfrage. Wenn was passiert, wäre der Aufschrei groß: Wie könnt ihr nur? Ihr wisst doch, dass nur so und so viele Menschen rein dürfen!'“

„Wenn man auf der Landstraße 100 fahren darf, kann man ja auch nicht 130 fahren und dann sagen: ‚Es ging, die Straße war ja frei.‘ Hoeneß: „Wenn dann ein Unfall passiert, ist man dran.“

Hopfner weiter: „Man musste die Kontrollen verschärfen. Verschärfen heißt: Jeder, der eine Karte für diesen Block hat, kommt auch in diesen Block. Aber es kommt niemand mehr zusätzlich rein, wenn die Kapazität ausgereizt ist. Irgendwo drehen wir uns da im Kreisverkehr – Kapazität ist Kapazität und die kann man nicht erweitern.“

In Folge dieser Worte sah sich der Club Nr.12 zu einem offenen Brief an Herrn Hoeneß genötigt. Nach der Publikation dieses offenen Briefes brach am Freitag zeitweise der eigene Server zusammen. Inzwischen kann man aber wieder bedenkenlos darauf verlinken.

Ich zitiere hier nun den offenen Brief in ungekürzter Fassung:

Sehr geehrter Herr Hoeneß,

bei unserem Spiel am vergangenen Mittwoch gegen den OSC Lille haben sich mehrere hundert Fans trotz gültiger Eintrittskarte und entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit dafür entschieden, ihren Platz hinter dem Tor nicht einzunehmen. Sie taten dies aus Solidarität mit einigen hundert, zumeist relativ jungen Fans, die nicht vor diese Entscheidung gestellt wurden, sondern aufgrund der neuen Einlassmodalitäten nun nicht mehr an ihrem Stammplatz unten am Zaun der Südkurve stehen können. Stattdessen begaben sich diese Fans zumeist auf andere freie Plätze in der Arena und freuten sich dort – genauso laut oder ruhig wie die anderen 68000 Bayernfans – über das großartige Spiel unserer Mannschaft.

Aus einer Münchner Boulevardzeitung haben wir verschiedene Aussagen Ihrerseits zu dieser Entscheidung der Fans entnommen, und müssen zu dem Schluss kommen, dass die Informationsweitergabe innerhalb des FC Bayern leider nicht ausreichend funktioniert hat, um Sie umfassend über die Hintergründe zu informieren.

Zunächst ist es uns jedoch wichtig zu betonen, dass Sie, Herr Hoeneß, aus unserer Sicht exakt die gleichen Ziele wie diese Fans – und auch der Club Nr. 12 – verfolgen: Wir alle wollen ein möglichst volles Stadion, mit einer großartigen und lautstarken Unterstützung unserer Elf und dabei aber auch die Sicherheit für alle Stadionbesucher gewährleistet sehen. Letzteres kann auch nach unserer Ansicht nicht gegen die anderen Punkte aufgewogen werden.

Es ist ein Luxusproblem des FC Bayern, dass wir seit vielen Jahren damit zu kämpfen haben, all denjenigen Tickets bereitzustellen, die unser Team live im Stadion erleben wollen. Bedauerlicherweise gibt es unter den Stadionbesuchern jedoch nur einen kleinen Prozentsatz an Fans, der bereit ist, unsere Mannschaft 90 Minuten lang akustisch zu unterstützen, insbesondere auch dann, wenn ein Spiel einmal nicht 6:1 gewonnen wird. Diese Fans stehen beim Anfeuern gerne zusammen. Das ist nicht nur beim FC Bayern München so.

Die – durchaus verständliche – mangelnde Bereitschaft älterer Fans und Fanclubs, Jahreskartenplätze in der Südkurve frei zu geben, führt leider zu der Situation, dass die verhältnismäßig kleine Gruppe von jungen Fans, die in den letzten Jahren zunehmend für das Ankurbeln der Stimmung in der Arena verantwortlich war, bei Spielen der Champions League keine Möglichkeit hat, für ihren Stammplatz Tickets zu erwerben. Sie sind vielmehr gezwungen, auf zumeist teurere und kreuz und quer über das gesamte Stadion verstreute Plätze zurückzugreifen. Diese Situation ist nicht neu, sondern seit Jahren bekannt und das Problem hat sich seit der Eröffnung der Arena kontinuierlich verstärkt. Von Seiten der Fans wurden in den vergangen Jahren zahlreiche Vorschläge eingebracht, um dieses Problem kurzfristig zu mindern, oder langfristig zu lösen. Eine Auflistung all dieser Vorschläge würde den Rahmen dieses Briefes deutlich sprengen.

Wir alle – das Team auf dem Platz und die restlichen Stadionbesucher – haben in den letzten Jahren davon profitiert, dass diese Fans ihre teuer gekauften Plätze in anderen Stadionbereichen leer gelassen haben und sich bei jedem Heimspiel der Champions League auch ohne Ticket an ihrem gewohnten Platz eingefunden haben, um dort auch akustisch hinter der Mannschaft zu stehen. Die regelmäßige Alternative wäre eine Stimmung gewesen, wie wir sie streckenweise beim Spiel gegen Lille erfahren haben.

Die Vereinsführung wäre jahrelang in der Lage gewesen, diese Situation zu entspannen und dabei auf die Erhöhung der Zäune oder das Verschärfen der Eingangskontrollen zu verzichten. Der einzige für die Vereinsführung denkbare Lösungsansatz bestand jedoch darin, dass diese jungen Fans bei Spielen der Champions League nicht mehr in die Kurve gehen. Genau dies wurde nun beim Spiel gegen Lille erzwungen, mit dem Zusatz, dass sich nach unseren Schätzungen eine – im Vergleich zur Stadiongröße – verschwindend kleine Anzahl von ca. 300 Fans mit den Betroffenen solidarisiert und ebenfalls die Blöcke 112 und 113 nicht betreten hat. Insofern haben wir beim Spiel gegen Lille nichts anderes erlebt, als eine Situation, die seit Jahren von der Vereinsführung als gewünschtes Ziel gegenüber den Fanvertretern kommuniziert wurde.

Zu den von Ihnen laut Presse getroffenen Aussagen möchten wir folgendes anmerken: Der Club Nr.12 hat die Erhöhung der Gesamtstadionkapazität in der Sommerpause ausdrücklich begrüßt. Um ein besseres Verständnis für die schwierigen Zusammenhänge der Fluchtwegeproblematik zu erhalten, haben die Fanvertreter im Arbeitskreis Fandialog darum gebeten, das überarbeitete Fluchtwegekonzept einsehen zu dürfen. Seit über zwei Monaten warten die Fanvertreter auf eine Antwort, ob dies möglich ist.

Der Club Nr.12 hat zu keinem Zeitpunkt gefordert, bei Champions League-Spielen mehr Zuschauer ins Stadion zu lassen, als dies die UEFA mit ihrer AllSeater-Politik erlaubt.

Der von Karl Hopfner angeführte Vergleich, wir würden 130 km/h fahren wollen, wo 100 km/h erlaubt ist, trifft die Sache nicht. Treffender wäre: Wir können nicht verstehen, dass es auf einem Straßenabschnitt mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h nur deshalb ein Sicherheitsrisiko darstellen soll, mit 130 km/h zu fahren, weil im Autoradio gerade ein internationales Lied gespielt wird.

Niemand verlangt, dass die Vereinsführung mehr Zuschauer in den Block lässt, als es die Gesetze oder die zuständigen Sicherheitsbehörden genehmigen. Es ist richtig, dass sich die UEFA ein sitzendes Publikum wünscht und in ihren Statuten Sitzplätze (mit mindestens 30 cm hoher Rückenlehne) vorschreibt. Trotzdem ist es seit Jahren in fast allen Stadien Europas gängige Praxis und nach unserer Einschätzung auch kein Verstoß gegen die UEFA-Richtlinien, wenn die Fans in den Fankurven – trotz der von der UEFA erzwungenen Sitzplätze – das Spiel stehend verfolgen. Deshalb erscheint es uns genauso wenig ein Verstoß gegen UEFA-Richtlinien, wenn sich diese Fans freiwillig entscheiden, enger zusammenzustehen, als es das Raster der nicht benötigten Sitzplätze vorgibt, solange es im Stadion für jeden Fan einen Sitzplatz gibt und die von den deutschen Behörden und Verordnungen vorgegebene Höchstgrenzen der Blockbefüllung nicht überschritten werden.

In der Bundesliga ist es seit Jahren gängige Praxis, dass der FC Bayern München für die bestuhlten und identisch großen Nachbarblöcke neben Block 112 und 113 pro Sitzplatz 1,3 Stehplatzkarten verkauft. Da hierfür offensichtlich eine Genehmigung der zuständigen Behörden vorliegt, kann man davon ausgehen, dass ein Befüllungsgrad von 1,3 Personen pro Sitzplatz als sicherheitstechnisch unbedenklich angesehen werden kann. Da auch nach unserem Vorschlag dieser Befüllungsgrad nicht überschritten worden wäre, erscheinen die geäußerten Sicherheitsbedenken unbegründet zu sein.

Somit bleibt als einziger denkbarer Hindernisgrund ein aus den UEFA-Statuten abzuleitendes Verbot. Dies können wir jedoch nicht erkennen. Einen vorauseilenden Gehorsam, der lediglich auf dem aus den Statuten herauszulesenden Wunsch der UEFA nach sitzendem Publikum herrührt, halten wir für nicht angebracht.

Unabhängig davon gäbe es weitere kurzfristig umsetzbare Maßnahmen, die aus unserer Sicht geeignet wären, das bestehende Problem zumindest zu lindern: So findet sich weder in den Vorgaben der UEFA noch in den deutschen Vorschriften eine Notwendigkeit für die Trennzäune zu den Nachbarblöcken der Südkurve in der Champions League. Bestes Beispiel hierfür ist das Champions League-Finale im letzten Mai, bei dem es keinerlei Trennzäune zwischen den Blöcken innerhalb der Südkurve gab. Durch den Abbau der Zäune könnten viele Fans mit Karten in der Mitte der Kurve, die „nur“ in Ruhe Fußball schauen wollen auf die Nachbarblöcke ausweichen, und so in der Mitte Platz für die stimmungswilligen Fans machen.

Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich für die günstigsten Stehplatzjahreskarten der Bundesliga bedanken. Leider ist jedoch zu befürchten, dass wir bald auch in einer anderen Stehplatzstatistik auf dem letzten Platz stehen werden: Sollte eine in Leverkusen diskutierte Erweiterung des Heim-Stehplatzblocks umgesetzt werden, wird der FC Bayern München der Bundesligaverein mit dem kleinsten Kontingent an echten Stehplätzen sein. Da auch dies einer der Gründe für die starke und nicht vorteilhafte Fokussierung der Fans auf die Blöcke 112/113 ist, bitten wir Sie, noch einmal zu überdenken, inwieweit es hier Spielraum gibt, zumindest die Abstiegszone dieser Tabelle zu verlassen.

Wir wissen nicht, inwieweit Ihre Aufforderung „Vielleicht kann sich der Club Nr. 12 ja mit einschalten, damit wir mehr [Zuschauer] genehmigt kriegen.“ ernst gemeint war. Unsere Erfahrung ist, dass das zuständige Kreisverwaltungsreferat als Ansprechpartner in dieser Angelegenheit sicher nur den FC Bayern als Stadionbetreiber akzeptieren wird. Unsere Erfahrungen basieren dabei u.a. auf einem geplanten Gespräch mit der Brandschutzabteilung im KVR: Seit der Sommerpause wünschen wir uns, ein von der Brandschutzdirektion in Aussicht gestelltes Gespräch wahrnehmen zu können, um dort offene Fragen bzgl. der brandschutztechnischen Genehmigungsfähigkeit von Choreografien klären zu können. Das Zustandekommen scheitert jedoch nicht an uns oder dem KVR, sondern an der mangelnden Bereitschaft des FC Bayern, diesem Treffen mit einem Vertreter beizuwohnen, wie es vom KVR gewünscht wird. Vielleicht können Sie einen Mitarbeiter des FC Bayern motivieren, ein solches Gespräch durch seine Teilnahme zu ermöglichen, damit wir endlich unsere offenen Fragen bzgl. des Brandschutzes bei Choreografien klären können?

Abschließend möchten wir noch darauf hinweisen, dass die Tatsache, dass die Treffen des Arbeitskreises Fandialog seit der Sommerpause von unserem 2. Vorsitzenden statt unserem 1. Vorsitzenden besucht werden, in keiner Weise den Vorwurf einer mangelnden Dialogbereitschaft rechtfertigt.

Wir wünschen Ihnen und uns drei Punkte beim Spiel gegen Frankfurt, eine harmonische Jahreshauptversammlung und würden uns selbstverständlich jederzeit über eine Einladung zu einem persönlichen und konstruktiven Gespräch freuen.

Mit rot-weißen Grüßen

Club Nr.12
Vorstand

So viel zum Thema offizielle Dokumentation. Da ich ein Ticket für das Spiel gegen Lille hatte, bin ich aber selbst auch Teil einer Dokumentation. Weil ich den Checkin-Schalter und die halbleere Südkurve gesehen und die allgemeine Stimmung im Stadion und die Anfeuerungsversuche der Fans live verfolgen konnte. Und weil ich vor dem Spiel mit zwei Club Nr.12-Mitgliedern persönlich sprach.

Aus diesem Gespräch werde ich – aus diversen Gründe – nicht 1:1 zitieren, aber Inhalte des Gesprächs sind in meine Meinungsbildung eingeflossen.

Womit wir beim entscheidenden Punkt angekommen wären: Meiner Meinung.

Ich bin Fan des FC Bayern seit Ende der 70er-Jahre, Mitglied seit über 20 Jahren und über 10 Jahre fast ein „Allesfahrer“ gewesen. Also zumindest in der Region, die für mich, in Bezug auf meinen damaligen Lebensentwurf (Azubi, Zivi, Schüler, Student) möglich war. Trotz über 600 Km Entfernung hatte ich phasenweise eine Dauerkarte in München. Einige meiner treuen Leser werden diese historischen Daten kennen.

Worauf ich hinaus will: ich kenne das Olympiastadion. Und die alte Südkurve. In guten wie in schlechten Zeiten, im Sommer wie im Winter. Da war wirklich nicht alles Gold was jetzt in der Erinnerung glänzt. Aber es gab natürlich diese Freiheiten, von denen viele heutige Südkurven-Fans und Ultras schwärmen: „Freie“ Stehplatzwahl in der Südkurve, auch über mehrere Blöcke. Aber es gab ja schließlich auch noch so etwas wie „Karten an der Tageskasse“. Fast immer. Wir sind teilweise diese 600 Km ohne Karte nach München gereist. Einfach so. Weil wir wussten, dass wir auf jeden Fall eine Karte an der Tageskasse bekommen würden. Aus heutiger Sicht unvorstellbar.

Derlei ist inzwischen anders. Unmerklich. Wer drin ist, bleibt drin. Und dies gilt nicht nur für Fans, die für die Südkurve eine Dauerkarte haben, nein, dies gilt wohl für das gesamte Stadion. Ich habe schon von vielen Bayern-Fans gehört, dass sie die Dauerkarte eher ihren Kindern „vererben“ würden, als sie dem Verein für nachrückende – jüngere – Fans zur Verfügung zu stellen. Kann man gut oder schlecht finden, ist aber deren gutes Recht. Und kann man auch nicht dem FC Bayern vorwerfen!

Dies ist ein Problem bei uns.

Ein anderes – nicht nur einmal erwähntes Problem – ist die Aufteilung der alten Südkurve auf die gesamte Allianz-Arena. Unsere Führung hatte hier wohl südamerikanische Stadien im Hinterkopf, die „überall-Stimmung“-Stadien.

Damals haben wir über diesen Ansatz zumindest geschmunzelt, heute ballen wir die Faust in der Tasche ob dieser Entscheidung.

Wir reden hier von Fans des FC Bayern, einem Verein, dem seit Jahrzehnten der Erfolg – dank harter Arbeit! – hinterher läuft. Da ist zumeist keine Ekstase wie in Düsseldorf, wo nach einem Bundesliga-Aufstieg Fans ausflippen (positiv), weil sie darauf 15 Jahre warten mussten. Wie auch? Es sind ja noch nicht einmal mehr die Fans aus dem Olympiastadion in der Mehrheit, die damals bei 0 Grad und Schneefall auf der Gegentribüne saßen.

Ich will hiermit weder die Logenpolitik noch die allgemeine Kartenverteilungspolitik des FC Bayern kritisieren, denn irgendwo her müssen ja diese Umsatzrekordzahlen kommen, nein, aber eine Stimmung, wie auch ich sie so zuvor noch nie erlebt habe (und wie sie meinem Idealbild einer Südkurve entspricht) im „FinaleDahoam“ können wir (Fans, Vorstand, Medien) offenbar nicht in jedem Spiel in unserer Arena erwarten. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Dies muss aber nicht heißen, dass wir nicht alle(!) an diesem Ziel arbeiten können. Zu den einzelnen Maßnahmen komme ich später.

Wo war ich?

Achja, bei der Vorstandsentscheidung.

Es gibt zwei Möglichkeiten:

1. „Der Verein“, also die Entscheidungsträger, sehen dieses Problem gar nicht. Weil sie vielleicht mit der aktuellen Stimmung in unserem Stadion (wenn nicht gerade wieder ein Südkurven-Protest stattfindet) total zufrieden sind, das Stimmungsproblem von ihrer Haupttribünen-Position gar nicht wahrnehmen.

ODER

2. „Der Verein“, also die Entscheidungsträger, wollen das Problem nicht sehen. Weil sie zur öffentlichen Selbstreflektion nicht fähig sind, oder glauben, nicht fähig sein zu können.

Beides halte ich zwar menschlich für durchaus verständlich, aber keine zielführende Lösung, geschweige denn Gesprächsgrundlage.

Denken wir diesen Aspekt einmal weiter, kann ich mir hingegen auch ansatzweise vorstellen, welches Problem hier auf den Verein – vor allem auf das Ticketing – zukommen würde, wäre man bereit diese Entscheidung rückgängig zu machen.

Vielleicht wollen ja einige Nordkurven-Fans inzwischen gar nicht mehr „in den Süden“? Die „Neuer“-Geschichte könnte diese Befürchtung befeuern.

Ich bin nicht Mitglied des Club Nr.12, ich nehme auch nicht öffentlichen oder internen – geheimen – Sitzungen und Veranstaltungen Teil, auf denen unsere „Stimmungsprobleme“ diskutiert werden. Folglich haben ich keinen ehrlichen Einblick in den Status quo und kann die handelnden Personen in keinster Weise bewerten.

Offenbar gibt es hier aber grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten, die die Beteiligten allein nicht zu lösen vermögen.

Weil die Fans ihre „Macht“ gegenüber dem Verein überschätzen oder der Verein seine „Abhängigkeit“ gegenüber seinen Fans unterschätzt?

Ich will hier jetzt einmal grundsätzlich etwas klarstellen bzgl. meiner Position:

Ohne Fans, die alles für den Verein geben, ihn bedingungslos und lautstark unterstützen, geht es nicht!

Meine Wenigkeit ist mittlerweile #40something, will sagen, ich habe keinen Bock mehr darauf, in dieser wogenden Masse eines Stehplatzes mir über 90 oder mehr Minuten die Seele aus dem Leib zu schreien. Das liegt hinter mir. Und wie ich beim Championsleague-Finale im Mai in München erleben durfte, bin ich dazu auch körperlich gar nicht mehr in der Lage (ok, Sondersituation von der Anspannung, aber ihr wisst, was gemeint ist)!

Ergo bin ich total davon überzeugt, dass es unsere Hardcore-Fans braucht – wer macht es denn sonst?

Natürlich bin ich – genauso wie viele andere „Sitzer“ – vom Dauersingsang „der Ultras“ oftmals genervt. Vor allem weil er vielfach mit dem Spiel und seinem aktuellen Verlauf nichts zu tun hat. Ich bin da einfach eine andere Fan-Generation, sorry. Wir haben damals angefeuert, wenn angefeuert werden musste und wir haben geschwiegen, wenn die Anspanung aus all unseren Poren kroch. Bis wir dann förmlich explodiert sind, als Roland Wohlfahrt das entscheidende Tor in Bochum oder sonstwo erzielte. So, bin ich als Fan groß geworden!

Es soll aber hier keine Wertung zwischen gut oder schlecht, heute oder gestern vorgenommen werden. Das gemeinsame Ziel eines jeden Teils der Familie des großen FC Bayern ist nicht (nur) der Erfolg, nein, es ist auch die Unterstützung, die Anfeuerung der Mannschaft. Jeder Teil auf seine Weise. Und alle Beteiligten sollten ihren Beitrag dazu leisten.

Tun dies die aktuellen Fans, die Ultras und unser Verein in ihrer früheren und aktuellen Kommunikation und Zusammenarbeit?

Ich bezweifle dies.

Um auf die aktuelle Problematik zurück zu kommen.

Ich unterstelle dem FC Bayern einfach mal keine Absicht. In seinem Handeln. Einem Handeln, dass von vielen Südkurven-Fans, Ultras und Unterstützern als Schikane empfunden wird. So mein Eindruck durch meine multiplen Kanäle.

Ich will mir das gar nicht erst vorstellen. Nicht, dass ich von unserem Vorstand und dem Präsidium erwarte, dass sie selbst gefälligst in einer Bayern-Kurve gestanden haben sollten, um die Sorgen und Nöte der Fans besser verstehen zu können, nein, aber es sollte den Verantwortlichen zumindest klar sein – bei aller Antipathie die man durchaus aufgrund einiger Ereignisse der letzten Jahre über „die Ultras“ haben könnte (Stichwort Gewalt) – dass auch der FC Bayern Fans braucht, die den Verein ein wenig unterstützen, als die Fans mit den 50> Euro tun (wollen/können).

„Klatschpappen kann man kaufen, Stimmung nicht“

Mit dieser Einschätzung meine ich gar nicht im Speziellen, dass der FC Bayern auf die aktuellen Ultras angewiesen ist und diese sich dadurch in einer machtvollen Position befinden, nein, damit will ich zum Ausdruck bringen, dass wir alle ganz allgemein Fans brauchen. Stimmung kann man sich tatsächlich nicht kaufen. Und wenn irgendwann überhaupt keine (echte) Stimmung mehr im Stadion existiert, lässt sich das „Produkt FC Bayern“ auch nicht mehr vermarkten. Punkt.

Aus meinen Gesprächen mit betroffenen Fans habe ich mitgenommen, dass vielleicht nicht bei allen Ansprechpartnern beim FC Bayern diese Denkweise vorhanden ist.

Oder ist es vielleicht doch so – wie es einige, gemäßigte Fans schon länger behaupten – dass durch die „Vertreibung“ der jetzigen Ultras oder Stimmungsmacher, die Stimmungslose Zeit nur vorrübergehend zu beklagen wäre?

Ist dies erstens eine Option für uns und kann dies zweitens tatsächlich funktionieren? Wären wir – analog zu Meisterschaften – überhaupt zu diesem Verzicht bereit?

Wir haben hier ein Thema, dass mich brennend interessiert. In einem der letzten Sport-Inside-Sendungen (sehr gutes Format) ging es um das Thema DFL-Sicherheitskonzept (eigenes Thema) und in diesem Bericht erfuhr ich, dass es z.B. in Düsseldorf eine sog. „selbst verwaltete Kurve“ gibt. Die Fankurve verwaltet sich dort also selbst (wie ist das genau zu verstehen (Karten und was sonst noch?) und ist das beim FC Bayern nicht auch schon so (Choreo, etc.)?) und der Fortuna-Fan-Beauftragte sprach davon (wohl mit den Ereignissen der letzten Monate im Hinterkopf), dass man damit recht gute Erfahrung gemacht hat und man Probleme durchaus auch mal aushalten können müsste.

Utopia. Für bayerische Verhältnisse, oder? Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, ob unsere aktuelle Führung nicht schon allein bei dem Gedanken daran Albträume bekommt. Man beschwört da gerne mal das Negativ-Beispiel Italien herauf.

Ob man das befürchten muss, vermag ich nicht zu beurteilen, aber ich bin da durchaus der Meinung, dass ich ital. Verhältnisse in unserer Kurve ablehnen würde. Mir würde es davor grauen, wenn unsere Ultras/Fans es schaffen würden, dass z.B. der Verein Spieler xyz nicht verpflichtet oder abgibt, allein weil ihn diese Gruppierungen ablehnen. Übel.

Zu weit hergeholt? Dies mag sein, aber vielleicht schwebt diese Angst bei unserer Führung immer im Hinterkopf und wir kommen deshalb auf keinen grünen Zweig?

Wie aber können wir den gordischen Knoten zerschlagen?

Indem man miteinander (offen) redet! Wie sonst?

Es ist ja völlig unstrittig – und das sehen auch unsere Ultras/Fans so – dass der Verein nicht gegen Gesetze verstoßen kann. Wenn die UEFA ein Stehplatzverbot bei ihren Spielen eingeführt hat, kann der FC Bayern – insofern er an UEFA-Spielen teilnehmen will – keine Stehplätze anbieten. Punkt.

Wäre andererseits ein Vorgehen möglich, wie es der Club Nr.12 anregt, dass wir die Blockgrenzen in den relevanten Bereichen aufheben und somit die – gewünschte und historisch (subjektiv) belegte – „gesunde“ Zirkulation zwischen alten und jungen Fans ermöglichen?

Aus meiner – subjektiven – Sicht schon. Aber besteht hier die Bereitschaft a) des Vereins und b) der möglichweise umzuziehenden Fans, am Status quo etwas zu ändern?

Ich befürchte, dass allein schon diese Gedankenspiele vom Verein als „Erpressung“ gewertet werden.

Irgendetwas muss allerdings passieren, denn ansonsten unterhalten wir uns in Zukunft wohl häufiger nach dem Spiel, wie ich mich mit diversen Freunden im Nordkurven-Treff: „Mensch toll, ich konnte sogar im Mittelrang die Diskussionen zwischen den Spielern verstehen“.

Fassen wir es also zusammen:

Möglichkeit A: Wir machen gar nix und lassen alles laufen.

Resultat: Wir erleben in Zukunft eine Stimmung im Stadion wie gegen Lille.

Möglichkeit B: Wir machen gar nix und hoffen darauf, dass die jetzigen Ultras schon durch andere – stimm(ungs)gewaltige – Fans ersetzt werden. Organisch.

Resultat: Offen.

Möglichkeit C: Alle Beteiligten springen über ihren Schatten und ermöglichen den Fans ihre – historisch „erwiesene“ – Zirkulation ihrer Strukturen.

Resultat: Eine Chance auf Frieden.

Jetzt müssen wir uns nur noch entscheiden!

Weiterführende Links (für ein größeres Bild meiner Ultra-organischen Meinungsbildung):

DerManu, die Ultras, ein Plakat und jede Menge Sommerloch

Fans des gleichen Vereins – auf unterschiedlichen Planeten

Ultra egozentrischer Schwachsinn und Untergang in Würde

Fans, Ultras und der ganze Rest

Der FC Bayern, seine Fans und die Gewalt

Berlin wirft seine Schatten voraus. Ohne Choreo.

Ich bin ja nun weiß Gott kein Freund der bayerischen Ultras. Und auch aus dem Alter raus, ein Allesfahrer zu sein. Wobei „Alter“ vielleicht das falsche Wort ist. „Lebenssituation“ trifft es wohl besser.

Nun. In der letzten Zeit steigt – dank Twitter & Co. – meine Verständnisrate in diesem Zusammenhang wieder an. Über die multiplen sozialen Kanäle bekomme ich einen Einblick in Dinge, die mir zuvor verschlossen waren.

Zum Beispiel habe ich erkannt, dass ein Abo des Newsletters des Club Nr.12 durchaus bereichernd sein kann. Für den eigenen – und vollständigen – Informationsfluss rund um den FC Bayern.

Zur Folge hat dies z.B., dass ich mehr und mehr Themen aus diesem Umfeld hier auf meinem Blog aufgreife.

Was stand nun aber so Interessantes im letzten Newsletter? Jede Menge zum Thema Choreo.

Die geplante Choreografie in Madrid konnte nicht durchgeführt werden, da ein – uns bis dahin unbekanntes – europäisches Brandschutzzertifikat gefordert wurde. Das passende Material hätten wir gehabt, nur das Zertifikat nicht. Auf der Gegenseite wurde dann eine Choreografie mit brennbarem Material durchgeführt, das nennt man wohl „Heimvorteil“. Aber was zählt, ist auf dem Platz!

Achherje. Das Thema Zertifikate nimmt in der letzten Zeit überhand, oder? 😉

Persönlich bin ich – Schikane hin oder her – immer für größtmögliche Sicherheit, klar. Aber zweierlei Maß geht imho gar nicht.

Was ganz gut geht ist Selbstkritik. Der Club Nr.12 äußert diese durchaus. Zum Beispiel beim Thema Pokalfinale am nächsten Samstag.

Und schon wieder waren wir beim Brandschutz zu naiv

So könnte man es nennen. Wenn man dies hier liest:

Wir sind davon ausgegangen, dass die Vorschriften, die für ein Hertha-Heimspiel gelten, dann auch bei einem Pokalfinale gelten. Immerhin ist es das gleiche Stadion, der gleiche zuständige Brandschutz und auch die physikalischen und chemischen Gesetze sollten ähnlich sein. Tatsächlich ist da aber vieles verboten, was bei Spielen der Hertha erlaubt ist. Deshalb – täglich grüßt das Murmeltier – auch in Berlin keine Choreografie.

Ein bisschen wenig Choreo in letzter Zeit. Für meinen Geschmack. Aber gut. Was nützt die beste Choreo, wenn danach nix mehr kommt. Derlei sollte das Motto für das Finale gegen Dortmund sein.

Das abschließende Finale aller Finals gegen Chelsea FC wird hingegen offenbar tatsächlich mal wieder derlei erleben.

Ein siebenseitiges DIN-A4-Brandschutzzertifikat liegt dem Club Nr.12 inzwischen vor. Einerseits. Andererseits hat die Uefa- und FC Bayern-Ticket-Lotterie offenbar dazu geführt, dass eine große Anzahl der sonstigen Choreo-Helfer nicht im Stadion sein wird. Und hier kommen Fans wie ich einer bin ins Spiel. Tatsächlich wird es wohl so sein, dass ich (Block 314) mit anpacken „darf“. Eine große Ehre. Eine CL-Final-Choreo und helfe mit. Schöner Gedanke.

Apropos Block 314.

Laut Newsletter wird der FC Bayern dahingehend zitiert, dass die UEFA keine „Hardcore-Fans“ hinter dem Tor wünscht. Diesem Wunsch wurde entsprochen und somit befinden sich die ansonsten Südkurven-Stehplatz-Anfeuer-Fans mit mir im Oberrang. Seit vielen Jahren bin ich also mal wieder „mitten drin“. Meine Stimme wird es spüren.

Und Ihr alle hoffentlich hören!

Aber jetzt erst einmal zu Euch, Ihr Berliner Finalisten – egal ob mit oder ohne Choreo – zeigt es den Wunder-Borussen, bringt den ersten Pokal mit nach Hause, dann machen wir es Euch nach – im #FinaleDahoam!

Das Runde passt nicht ins Eckige oder Der FC Bayern und seine Fans

Da ich ja weiß, dass meine Community sehr unterschiedlich ist und die wenigsten sowohl das Blog als auch Twitter oder Facebook nutzen, spreche hier nun eine Thema an, dass einzelne schon kennen, anderen vielleicht neu ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich zum Spannungsverhältnis des FC Bayern mit seinen Fans äußere. Und auch wenn ich für einige Ultras immer noch und immer wieder ein sprichwörtlich rotes Tuch bin, so sei es noch einmal erwähnt:

Ich kann und will differenziert agieren.

Ich habe eine Meinung über unseren Verein und über unsere Fans. Es gibt hier viele wechselseitige Überschneidungen. Ich kann viele der Ansichten des Vereins, aber auch nicht wenige Überzeugungen der Fans durchaus nachvollziehen.

Hier soll es einmal nicht um die Schickeria oder deren Einstellung zur Gewalt gehen, nicht um sonstige Geschichten aus der jüngeren wie älteren Vergangenheit.

Es geht hier darum, dass ich eingestehe, in der letzten Zeit erneut eine weitere Ebene der Differenzierung erreicht zu haben.

Dies lag – wie so vieles – am Internet. Genauer gesagt an Twitter und einem Account, der sich hinter dem Account des Club Nr.12 verbirgt: @NaptoFCB.

Die gemeinsamen Diskussionen in der letzten Zeit haben mir vor Augen geführt, dass viele meiner Überzeugungen nicht so weit weg sind von denen, die viele im Club Nr.12 (oder eben Martin B.) vertreten.

Mein Vorteil ist, dass ich dazu stehen kann und meine Zustimmung zu Einzel-Themen des Club Nr.12 keinen Umsturz im eigenen Blog (oder Verein, um bei der Analogie zum FCB zu bleiben) nach sich ziehen würde.

Womit wir des Pudels Kern erreicht hätten.

Der Club Nr. 12 hatte kurz vor dem Championsleague-Rückspiel gegen Marseille recht nebulös die Absage der geplanten Choreografie bekannt gegeben. Einigen Twitterern stieß dies sauer auf, weil es eben nur Andeutungen ohne weitere Erläuterungen waren.

Wie versprochen zog man dies im aktuellen Newsletter nach.

Einige werden sich sicher gewundert haben: Auch beim Heimspiel gegen Marseille gab es keine Choreografie in der Südkurve. Um nicht vor dem Spiel unnötig negative Stimmung zu verbreiten haben wir uns entschieden, die Gründe hierfür erst nach dem Spiel zu veröffentlichen

Die Gründe waren die Ablehnung der geplanten Choreo durch die Fanbetreuung des FC Bayern. Um präzise zu sein, lehnte die Fanbetreuung nicht die gesamte Choreo an, sondern nur den ersten Satz…

„Unseren Meinung lassen wir uns nicht verbieten…“

…des Gesamtsatzes…

„Unseren Meinung lassen wir uns nicht verbieten…

…ihr seid immer unsere Favoriten!!!“

Auf Nachfrage des Club Nr.12 sagte die Fanbetreuung, dass „der erste Halbsatz ‚Unsere Meinung lassen wir uns nicht verbieten‘ „überflüssig“ und deshalb verboten wäre.“.

Mit diesem Feedback des Vereins entschied sich der Club Nr.12 zur Absage der Choreo.

Wir verstehen unsere Choreografien als Geschenke an den Verein (Fans und Spieler), die wir selber finanzieren und durch Einsatz vieler hunderter Stunden ehrenamtlicher Arbeit erst möglich werden. Deshalb sind wir nicht bereit, uns von der Fanbetreuung wie eine kostenlose Eventagentur behandeln zu lassen, der man ohne irgendwelche plausiblen Zwänge so lange inhaltliche Vorgaben macht, bis das Ergebnis genau den Wünschen der Vereinsführung und nicht der ehrenamtlich arbeitenden Fans entspricht. Um beim Bild mit dem Geschenk zu bleiben: Leider wurde es von Vereinsführung und Fanbetreuung ausgeschlagen. Wir hoffen, dass sich das nicht wiederholt.

Es gab ferner ein weiteres Problem, dass eher organisatorischer Natur war und ist:

Da zum Zeitpunkt des Verbots des Spruchbands (und somit der Absage der Choreografie) das extra hergestellte Choreografie-Material (Brandschutzvorschriften!) bereits per Spedition auf dem Weg in die Arena war, ergab sich am Freitag noch ein Problem: Wir hatten die Fanbetreuung gebeten, die durchaus überschaubaren ZWEI Paletten Material bis zu einer möglichen Choreografie beim Halbfinale in der Arena einzulagern. Zu unserer Überraschung wurde uns mitgeteilt, dass in der gesamten Arena kein Platz vorhanden ist, um zwei Paletten Material zwischenzulagern. Und somit wurde die Annahme der Lieferung verweigert und die Spedition durfte mit dem Material wieder zurückfahren…

So viel zunächst zum Sachverhalt.

Jetzt zu meiner Bewertung und Meinung.

Punkt 1) Das Klima zwischen dem FC Bayern und seinen Fans, oder – genauer gesagt – zwischen der Fanbetreuung des FC Bayern und seinen organisierten Fans – ist seit geraumer Zeit – nennen wir es mal – angespannt. Dafür gibt es viele Gründe und ich bin hier auch nicht immer auf Seiten der Fans.

Was ich aber nicht nachvollziehen kann, ist die – auch für mich eher auffällige – Tatsache, dass seitens des Vereins / der Fanbetreuung ja offenbar recht wenig unternommen wird, dieses Spannungsverhältnis zu lösen. Ich rede hier nicht von irgendwelchen Aktivitäten der Ultras, der Fans oder sonst wem, die nicht gerade zu einer Anpassung der scheinbar vorgefassten Meinung der Verantwortlichen beim FC Bayern führen. Nein, ich rede davon, dass ich nicht nachvollziehen kann, dass „man“ (die Fanbetreuung im allgemeinen, oder der Fanbeauftragter Andreas Brück, der Teamleiter Fan- und Fanclubbetreuung Markus Meindl oder der Abteilungsleiter Raimond Aumann im Speziellen) es nicht schafft, oder schaffen will, hier den seit Jahren immer fester werdenden gordischen Knoten zu zerschlagen!?

Frage: Sollte es nicht eher im Interesse eines Fußball-Vereins sein, dass die Fans hinter dem Verein stehen und alle miteinander reden, um für alle Beteiligten die bestmöglichen Zustände zu erreichen? Geht es uns allen nicht um das Gleiche? Oder will der Verein vielleicht „diese Fans“ gar nicht und sähe sie am liebsten ausgetauscht?

Die letzte Frage würde mancher Ultra sicher sofort unterschreiben. Ich kann und will mir diese Hintergedanken seitens des Vereins gar nicht erst zulassen.

Punkt 2) Wie naiv ist es eigentlich von Seiten der Organisatoren – mit dem Wissen der Einstellung des Vereins zu vielen Aktivitäten der (organisierten) Fans in der jüngeren wie älteren Vergangenheit im Hinterkopf – NICHT davon auszugehen, dass der Verein solch einen ersten Satz komplett ablehnt, ablehnen muss?

Es ist doch geradezu logisch, dass sich der FC Bayern im aktuellen Fan-technischen Zustand, in keinster Weise auf diese Aussage einlassen kann. Bevormundung und Kreativität hin oder her, eine Ablehnung leuchtete mir unmittelbar ein, als ich diesen ersten Satz zum ersten Mal las. Das hätte man anders regeln können. Wollte man aber sicher nicht, weil man derlei – offenbar in der Vergangenheit schon oft genug getan hat.

Auf Twitter las ich einen Tweet, der eine Vermutung äußerte, die vielleicht in dieser – geringfügig – fest gefahrenen Situation nicht ganz von der Hand zu weisen ist:

Hatte man diese Reaktion von Seiten des Vereins eventuell sogar vorher gesehen, bzw. eingeplant, um hier in eine (Zitat) „Opferrolle“ schlüpfen zu können? Auch dies mag ich mir nicht vorstellen, da die Fans an dieser Stelle eher kontraproduktiv agiert hätten. Auch auf die Zukunft bezogen. Wer sollte sich von Seiten des Vereins da noch ernsthaft mit Vertretern an einen Tisch setzen, die zu derlei Verhaltensmustern greifen (müssen)?

Mir ist bewusst, dass dieser Punkt das Gegenstück zu dem oben geäußerten Verdacht ist, dass der Verein andere Fans haben will. So viel zum Thema differenzierte Sichtweise meinerseits.

Punkt 3) Ich habe totales Verständnis für die Frustration der Organisatoren der Choreos des FC Bayern. Spätestens als ich im aktuellen Newsletter davon las, dass „das ‚Geschenk‘ für das Heimspiel gegen Madrid bereits jetzt deutlich über 10.000 Euro gekostet hat.“

10.000,- Euro?

Da wird für eine(!) Choreo ein derartiger Betrag – aus privater Hand – investiert (nicht zu vergessen die ehrenamtliche Arbeit im Rahmen der Kreation, Produktion und Verteilung (oder war das mit eingerechnet?)) und von Seiten des FC Bayern gibt es (Zitat Club Nr.12) bislang und bis heute zu keinem Zeitpunkt ein Dankeschön? Also jetzt nur verbal, geschweige denn finanzielle Entschädigung.

Geht’s noch, FC Bayern?

Jetzt mal ernsthaft, Herr Aumann (ich habe Sie als Torhüter immer bewundert und im Stadion angefeuert, als Fanbeauftragter fällt mir dies noch immer schwer. Leider.), Herr Hoeneß, Herr Rummenigge – wäre das zu viel verlangt? Können Sie sich vorstellen, wie viel Geld Ihnen – direkt oder indirekt – solche Choreos in der nationalen wie internationalen TV-Präsenz einbringen? In Ihrem – und sicher nicht nur in Ihrem – Büro, hängt die 2001-er-CL-Final-Choreo, oder Herr Hoeneß? Haben Sie sich dafür eigentlich schon bedankt?

Schade.

Punkt 4) In der gesamten Arena gibt es keinen Platz, zwei Euro-Paletten zwischen zu lagern? Liebe Arena-GmbH, macht Euch nicht lächerlich. Wem ist denn geholfen, wenn diese Kindergarten-Spiele weiter, immer weiter getrieben werden? Am Ende des Tages gibt es dann eben keine Choreos mehr. Die – ob das jetzt so ist oder nicht – vom Verein gewünschten Fans erschaffen so etwas sicherlich nicht. Ich könnte so derlei ebenfalls nicht stemmen. Es braucht solche Vollblut-Fans wie die, die dies bisher gemacht haben!

Wo genau ist das Problem hier die Fans bei ihrer kostenlosen Arbeit für den Verein zu unterstützen wo man nur kann? Es kostet den Verein nichts, es bringt ihm und uns allen aber jede Menge!

Warum muss dieser – über viele Jahre hochgeschaukelte – Prozess nun zu solchen Auswüchsen führen?

Ich habe zwei Kinder. Und ab einem gewissen Punkt lernt(e) man da als junger Vater einfach, dass Bockigkeit oder Kommunikationsdefizite zu nichts führen. Heutige Kinder sind anders, die heutige Erziehung ist anders. Das musste auch meine Elterngeneration erst begreifen. Kindern muss man heute Dinge erklären, damit sie verstehen, warum dieses falsch und jenes richtig ist.

Heutige Fans sind ebenfalls anders. Und die Mittel, die einen Uli Hoeneß in den 70er, 80er und 90er-Jahren zu einer Fan-Ikone des FC Bayern machten, sind – schon mal drüber nachgedacht, FC Bayern? – eventuell nicht mehr so ganz zeitgemäß. Zumindest führen sie offensichtlich nicht mehr zu den gewünschten Ergebnissen. Zu der Koexistenz nämlich, wie es sie eben in den 70er, 80er und 90er-Jahren zwischen dem Verein und seinen Fans gab, oder?

Sich selbst ab und an zu hinterfragen hat noch niemanden geschadet. Noch so ein Spruch. Stimmt aber. Habe ich auch gelernt. Und hier sind ebenfalls beide Parteien gemeint.

Der Verein sollte sich mehr mit den Lebensumständen, Vorlieben oder Einstellungen heutiger Fans befassen und die Fans sollten von ihren – oft naiven oder eben (aus meiner Sicht) unangebrachten Wünschen der Einflussnahme verabschieden.

Fußball ist nicht mehr so wie er 1980 oder 1990 war. Das kann man gut oder schlecht finden. Ebenso wenig sind die Fans unmündiges Klatschvieh oder reine Fan-Shop-Konsumenten!

Unkenntnis erzeugt Angst.

Die Fans haben keinen Einblick in die Zwänge der Verantwortlichen des Vereins, die dafür sorgen müssen, dass der 350-400 Millionen-Laden auch morgen noch wie geschmiert läuft. Die Vereinsführung wiederum hat Angst, dass die Fans, sobald man ihnen zu viele Zugeständnisse macht, eben diesen Laden übernehmen wollen.

Beides ist Quatsch.

Lösungsansätze gibt es sicher nicht wenige – hier sind meine:

Es muss ein Gremium geben, das alle Beteiligten ernst nehmen. In diesem Gremium müssen Vertreter des Vereins sitzen, die ein ernsthaftes Interesse daran haben, die Belange der Fans verstehen zu wollen und ebenfalls ein besseres Miteinander anstreben – zum Wohle von uns allem, nämlich dem Verein (denn wir alle sind der Verein. Nicht nur die Führung, nicht nur die Sponsoren, nicht nur die Logenbesitzer, nicht nur die Fans, nicht nur die Familien, die ohne Angst mit ihren Kindern zum Fußball gehen wollen und auch nicht nur die Ultras, die alles für ihren Verein geben und sonst kaum Platz für andere Dinge im Leben lassen)!

Dort müssen aber auch Vertreter der Fans sitzen, die vom Verein akzeptiert werden. Und diese Vertreter sollten idealerweise keine Ultras mit steineschmeissender Vorschichte sein (eine beliebige Metapher ohne Anspruch auf Realität) sein. Es sollten Vertreter sein, die auf Augenhöhe mit dem Verein agieren können, weil sie aus der Mitte der Fans einen Status erreicht haben, die sie zu ebenbürtigen Verhandlungspartnern macht oder Vertreter, die im vollen Umfang die Interessen der Fans verfolgen, welches unabdingbar ist, um den Rückhalt und die Akzeptanz unter den Bayern-Fans zu haben und somit die Entscheidungen dieses Gemiums als gegeben hin zu nehmen.

Ob diese Charakterisierung auf die aktuell involvierten Personen passt, lasse ich mal bewusst im Raum stehen.

Dazu gibt es dennoch keine Alternative – alles andere wäre US-Sport. Wer will das? Ich nicht.

Weitere Vorschläge sind die bekannten Themen (die teilweise auch im Club Nr.12-Newsletter angesprochen werden).

  1. Rücknahme der Fangruppen-Trennung und Zusammenlegung aller Fans in eine gemeinsame Südkurve
  2. Vergrößerung der Stehplatz-Kapazität (somit Erhöhung der Gesamtkapazität – Win-Win-Situation, da die Allianz-Arena locker auch mit 75.000 oder 80.000 Zuschauern zu 100% ausverkauft wäre, oder?)
  3. Verlegung der Gästefans in eine „leisere“ Region
  4. Eigenes Ticket-Portal a la viagogo – allerdings zu fairen Tarifen! [1]

Was können und sollten die Fans tun, um die aktuelle Situation zu verbessern?

Aus Sicht einiger Fans gibt sicherlich gar nix zu ändern. Man fühlt sich schließlich im Recht. Falscher Ansatz, Leute. So wird sich dieses Problem nie lösen lassen!

Mir würden spontan ein paar provokante Dinge einfallen, ob die für diesen Beitrag aber so produktiv wären, würden eh andere beurteilen. Ich stecke auch nicht in den Köpfen unserer Führung drin und kann deshalb in keinster Weise beurteilen, wie sich „die Fans“ verhalten müssten, um von Seiten der Führung das Problem zu verbessern.

Eins steht zumindest fest:

Wir alle können nicht so weiter machen wie bisher. Es müssen sich Dinge ändern. Die Fans erreichen beim Verein mit ihrer Einstellung rein gar nichts und der Verein ist im Grunde nicht weniger von den Fans abhängig – denn ohne Fans gibt es keinen Fußball. Und das ist nicht nur eine von den Ultras übernommene Floskel, nein, das ist auch meine tiefste Überzeugung!

Also macht was draus und bringt das in Ordnung – Ihr Fans und Du, FC Bayern!

[1] Hier wären die Millionen für MyFCB sicher besser angelegt gewesen.

Von Löwen, Schweinen und Fußballfans

Am Samstag, im Rahmen des Gastspiels der Fohlen in München, kam es zu Aktionen in der bayerischen Fankurve, über die mal wieder die halbe deutsche Fußballwelt diskutiert.

Auch ich habe dazu natürlich eine Meinung. Wie auch zu den Neuer-Protesten im Rahmen des Schalker Pokalspiels oder die Haupttribünen-Proteste von Teilen des harten Bayern-Fans-Kern nach verstärkten Einlasskontrollen.

Um das mal ganz klar zu sagen:

Ich bin für Meinungsfreiheit. Sogar, wenn die geäußerte Meinung nicht die meine ist.

Ich kann – bis zu einem gewissen Punkt – die Beweggründe der protestierenden Bayern-Fans nachvollziehen. Wenn ich mich in ihre Welt hineinversetze.

Ich kann verstehen, dass man gegen eine Verpflichtung Manuel Neuers, gegen eine Rettung der Löwen ist. Prinzipiell bin ich als Bayern-Fan das ja sogar selbst (gegen die Rettung der Löwen).

Der Punkt ist – und da hörte es bei mir am Samstag eben auf – dass man bei all diesen Protesten (und davon gab es in der letzten Zeit eben eine ganze Menge) nicht vergessen sollte, worum es eigentlich geht.

Zum Beispiel als Fan seine Mannschaft zu unterstützen. Jederzeit. Bedingungslos. Und vor allem, wenn die das mal braucht. Ansonsten wäre man ja nur ein „Erfolgsfan“. Nichts liegt doch den Ultras ferner, oder?

Bei Ultràs handelt es sich um fanatische Anhänger, deren Ziel es ist, ihren Verein „immer und überall bestmöglich zu unterstützen.“

Hmm. Am Samstag sah das ein wenig anders aus. Hauptsächlich war man – einmal mehr – mit anderen Dingen beschäftigt. Mit den Ein- und Ausrollen und Tragen von Transparenten.

Wer den Blauen Millionen zuschiebt, hat unser Vertrauen nicht verdient. Hoeneß, du Lügner.

Darüber kann man streiten. Wenn man in dieser Schwarz-Weiß-Welt lebt. Und man allein auf öffentliche Aussagen zurückgreift. Ob Hoeneß in diesem Punkt allerdings gelogen hat (allein die Wortwahl halte ich für kritisch), vermag ich nicht zu beurteilen.

Fest steht beim Thema 1860 übrigens eins: Wenn der FC Bayern auf eine Insolvenz der Löwen abzielt, verliert er definitiv eine Menge Geld (andersherum hat er zumindest eine Chance es wiederzusehen). Zweitens gäbe es ohne die Partnerschaft mit dem TSV unsere Allianz-Arena gar nicht. Gäbe es ohne die Arena den aktuellen FC Bayern? Die aktuellen Spieler, diese Gehälter? Wäre das eher im Sinne der Kritiker?

Blaue Schweine schlachtet man und rettet sie nicht. Und du willst Metzger sein, Uli?

Das ist für mich eines der übelsten Plakate in der Südkurven-Geschichte. Und es entspricht eindeutig nicht der Wortwahl und Gesinnung, die ich einem FC Bayern zuschreiben würde. Ist es vielleicht gar ein versteckter Aufruf oder zumindest eine Tolerierung einer Gewaltanwendung?

Klar ist man im Stadion, in der Kurve gerne mal emotional. Und entstehen Fangesänge aus eben diesen Emotionen. Wer wüsste das besser als ich und aus meinem Mund war damals auch nicht immer alles spruchreif. Aber erstens ist so was ja ohnehin nicht das Ding der Ultras (spontane Aktionen aus der Emotion/Spielsituation heraus) und zweitens war derlei bei mir nach dem Verlassen des Stadions zumeist vorbei. Die Trennung von Mensch und Fußball-Fan. Eine Unterscheidung, auf die ich zuletzt in einem anderen Zusammenhang noch einmal hingewiesen wurde.

Insgesamt wurde aus den Reihen dieser Fans jede Menge Energie auf die Erstellung und Präsentation der Plakate verwendet. Ich war nicht live dabei, aber Augen- und Ohrenzeugen bestätigten mir, dass in diesem Spiel darauf das Hauptaugenmerk gerichtet war. Ein Widerspruch, den ich in dieser Form in fast 35 Jahren Bayern-Fanseins noch nie erlebt habe.

TSV und Uli H.: Restlaufzeit verkürzen

Hier wollte man sowohl aktuell als auch witzig sein? Hat nicht geklappt. Was die asiatischen Bayern-Fanclubs wohl über derlei Äußerungen denken?

Insgesamt deckte man die gesamte Bandbreite der Themen ab.

Neuer im Tor ist für uns wie Trainer Daum und Manager Lemke für Dich.

Leute, wo ist hier der Zusammenhang?

Was hat uns Manuel Neuer getan? Er hat mit einer Eckfahne gewedelt. Er ist/war Schalker Ultra. Hui. Und? Wen stört das außerhalb der Ultra-Welt, die sich ohnehin zumeist mit sich selbst und anderen Ultra-Gruppierungen beschäftigt?

Hat Manuel Neuer irgendein Mitglied der Bayern-Familie in der Öffentlichkeit durch seine (Lebens-)Lügen derart in Bedrängnis gebracht und der gesamtdeutschen Öffentlichkeit zum Abschuss freigegeben, dass die eigene Familie unter Polizeischutz gestellt wurde und sie somit „die schlimmste Zeit des Lebens“ erleben musste?

Und hat Manuel Neuer etwa über Jahre hinweg mit, teilweise politisch motivierten „Klassenkampf“-Parolen die Stimmung mehr als unangenehm gegen die Bayern aufgeheizt?

Mir ist derlei nicht bekannt. Aber vielleicht bekomme ich ja auch nicht alles mit. Denn schließlich bin ich ja kein richtiger Fan.

Deshalb kann ich wahrscheinlich einzelne Kommentare auch hier auf meinem Blog nicht nachvollziehen. Die die Aktionen und Proteste der letzten Wochen für mehr als legitim, sinnvoll und notwendig halten.

Vor dem Spiel hatte ich trotzdem noch eine gewisse Sympathie für die Form des Protestes gegen die Löwenrettung und die mehr oder weniger offensichtliche Beteiligung des FC Bayern. Das ist nun anders.

Noch einmal: Es gibt durchaus inhaltliche Überschneidungen in den Protesten und meiner Überzeugung, meiner Meinung zu diesen Themen. Teilweise. Aber die Form ist nun endgültig völlig inakzeptabel geworden und das ist endgültig auch nicht mehr meine Protest- und Streitkultur, meine Südkurve oder mein Niveau. Sorry. Aus genau diesem Grund halte ich mich nun mit weiteren Bewertungen und persönlichen Einschätzungen der Protestler zurück.

Hier wurde eine Grenze überschritten. Bei allem Verständnis, dass man irgendwie – auch wenn es schwer fällt – für diese Denke entwickeln könnte.

Es reicht.

DIE Bayern-Fans – von denen ja immer wieder verallgemeinernd die Rede ist – sollten sich in dieser Saison-zum-Vergessen endlich auf das Wesentliche konzentrieren: Die Unterstützung der Mannschaft. Die braucht das nämlich gerade. Wie man mehr als deutlich am Samstag sehen konnte.

Alles andere ist aktuell uninteressant! Und wer seinen Verein in dieser Situation nicht unterstützen will, der soll momentan nicht ins Stadion gehen, sondern seinen Platz räumen und zwar für die, die noch den FC Bayern und nichts als den FC Bayern im Sinn haben. Bei aller berechtigten Kritik. Denn über die können wir von mir aus nach diesen letzten sechs Spielen diskutieren. Ausführlichst.

Eins ist allerdings immer noch glasklar:

Der FC Bayern ist größer als Uli Hoeneß, als seine Spieler, als seine Fans, als ich und eben auch als alle Ultras und sonstige Gruppierungen.

Oder fühlt sich jemand nicht an dieses Grundgesetz gebunden?

DANN SCHLEICHTS EUCH!