Alles hat ein Ende – auch Zeit, Motivation und Provisorien

Meine Frau sagt mir das schon seit Monaten oder gar Jahren:

Was tust Du Dir das noch an?

Gemeint ist das Bloggen. Und wenn ich mich mal wieder über den einen oder anderen Kommentar aufrege.

Tja, warum eigentlich? Aber der Reihe nach.

(In den nächsten Absätzen werde ich mich – bewusst – wiederholen. Wem das zu viel ist und wer es nicht mehr hören oder lesen mag, klickt bitte hier und überspringt diesen Teil.)

Als ich mit dem Bloggen 2004 angefangen habe, waren ich und mein Leben gänzlich anders als heute. Wer würde dies über einen Zeitraum von 13 Jahren nicht auch von sich behaupten? Meine Frau war noch meine Freundin und dann waren da noch Job und Fußball. Viel mehr nicht (ist natürlich übertrieben, aber übertreiben verdeutlicht). Da ich ohnehin gerne und viel rede, kam dieses „Bloggen“ über mein liebstes Hobby Fußball wie gerufen und – zack – ging es los. Zeit war ja genug da und Themen auch, schließlich war Werder gerade Double-Sieger geworden und wir Bayern hatten Hitzfeld zum zweiten Mal vom Hof gejagt, um ihn mit Felix Magath zu ersetzen.

Da ich damals schon ein politischer Mensch war, bloggte ich neben Themen wie Fußball und den FC Bayern u.a. noch über George W. Bush und die NRW- sowie Bundestagswahl 2005. Dieser Aspekt wird später im Beitrag erst wichtig.

Am Anfang waren wir Blogger fast unter uns und erst langsam, später schneller, wuchs die Zahl der Menschen, Leser, Kommentierer unserer Beiträge. Vieles verändert sich mit der Zeit. Aus meiner Freundin wurde meine Frau, wir bloggten über die Hochzeit 2005, die Hochzeitsreise nach Kanada 2006. Ich entdeckte 2007 neben dem Bloggen Twitter, später Facebook für mich, zunächst als weitere Verbreitungskanäle, dann als völlig eigenständige Diskussionsplattformen zu den gleichen Themen, mit zumeist aber ganz anderen Menschen. Toll.

Es machte mich stolz, als ich die Besucherzahlen auf dem Blog wachsen sah, Zehntausende Menschen pro Monat meine Beiträge lasen, teilweise über 300 Kommentare unter diesen Artikeln zu finden waren. Wieso sollte ich das abstreiten?

Es schmeichelte mir, dass irgendwann der FC Bayern auf mein privates Blog aufmerksam wurde, ich Kooperationen mit „richtigen“ Medien wie der Münchner Abendzeitung einging, später meine Meinung in Podcasts oder Live-Sendungen auf Sport1, Sport1.fm oder Sky gefragt war. All das gehört zu der Geschichte von Breitnigge.de.

Zu dieser Story gehört aber ebenfalls, dass sich Dinge, Lebensverläufe und -Umstände verändern.

Wir bekamen 2008 das erste Kind und ich dachte, dass sich mein Bloggen wandeln würde. Es verwandelte sich nicht. Wir bekamen 2010 das zweite Kind und ich hatte erneut die gleiche Befürchtung. Es veränderte sich allenfalls die Uhrzeit des Bloggens und ein Verschieben des TV-Konsum ins Re-Live.

Im Nachhinein ist mir klar, dass aber schon damals erste Erschöpfungszustände zu Tage traten, die mit einer solchen Belastung oder veränderten Lebensumständen einhergehen. Bei vielen Vätern in vergleichbaren Situationen. Aber erst, als ich 2013 mit dem Höhepunkt meines Fan- und Bayern-Blogger-Lebens – dem Erreichen des Triple – ein Gefühl der Leere spürte, nicht mehr wusste, worüber ich im x.ten Bundesliga-Beitrag noch Neues schreiben sollte, zog ich eine erste Reißleine. Das Ende der regelmäßigen, eigenen Blogbeiträge, die Geburt der „Kommentar-Vorlagen“.

Ich tat dies auf vielfachen Wunsch der Breitnigge-Community, die diese Diskussionsplattform erhalten wollte. Für mich und die Kommentatoren eine praktikable Lösung.

Anfangs hatte ich tatsächlich noch eine „Sabbatical“ Planung, d.h. ich wollte einfach mal ein Jahr Pause machen und sehen, wie es mir danach geht und ob ich ggf. weiter Spielbezogen bloggen wollen würde. Auch 2014 sah ich das noch so und verlängerte mein „Sabbatical“. Heute sind wir (und ich) schlauer. Es wird nie wieder so werden, wie es einmal war. Beim Bloggen wie mit meinen früheren Lebensumständen.

Das 2013 gefundene Konstrukt hätte sicher noch einige Zeit halten können, selbst wenn auch daran immer mal wieder „herum kritisiert“ wurde und einzelne, die „Kommentar-Vorlagen“ eben doch zu inhaltsleer empfanden. Die Mehrheit war immer noch froh über den Stats quo.

Offensichtlich kam der „Bruch“, als ich auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise in Deutschland und Europa nicht anders konnte, als mein politisches Bloggen wieder zu entdecken. Sollte ich dafür ein eigenes Blog eröffnen? Nein, mir war das Thema und meine Reichweite in diesem Zusammenhang wichtiger. Ich will einräumen, dass ich zumindest irritiert war, als sich heraus stellte, wie sehr sich (politische) Ansichten, bzw. Ansätze zur Lösung oder dem Umgang mit dem Thema Flüchtlinge, zwischen mir und einigen – langjährigen – Kommentierern unterschieden. Aber dies ist offenbar ganz normal, wenn man sich ansonsten über viele Jahre nur über das gemeinsame Thema Fußball austauscht.

Als die weitere Diskussion ferner Aspekte der Ökologie & Nachhaltigkeit streifte, traten selbst hier grundsätzliche Unterschiede zu Tage. Mich erreichte der „Vorwurf“, dass man derlei doch nicht auf einem Fußballblog diskutieren müsse. Hier waren über die Jahre viele Dinge in der Wahrnehmung verschmolzen und die Erwartungshaltung an mich als „Content-Lieferant“ – für mich unmerklich – gestiegen.

Dem konnte und wollte ich aber – wie sich herausstellte – nicht gerecht werden.

Warum ich dies (erneut und in epischer Breite) darlege? Weil offenbar in dieser Zeit bei einigen noch etwas hängen geblieben ist.

Wie ich darauf komme? Weil ich 13 Jahre lang immer die Kommentarbenachrichtigung aktiviert hatte und somit (fast) alle Kommentare gelesen habe. Einige der Kommentare enthielten immer mal wieder Bezüge, Spitzen, Nebensätze oder einen gewissen Unterton zu oder aus dieser Zeit. Bis jetzt habe ich darüber hinweg gelesen und mich allenfalls 1-3 Minuten geärgert, aber inzwischen bin ich nun doch an einem Punkt, an dem mir auch dies zu viel ist. Jede Minute ist mir inzwischen kostbar und in Kombination mit dem Eindruck, dass die Kommentarquote aktuell ohnehin weiter rapide sinkt, sehe ich a) immer weniger Grund und habe ich b) nur noch rapide sinkende Lust, weiterhin 3-4 Stunden pro Saison darauf zu verwenden, „leere“ Beiträge zu erstellen, die am Ende des Tages doch kaum jemand nutzt oder nutzen will.

Diese Entscheidung wird nicht dazu führen, dass ich dieses Blog schließe – ich werde lediglich (wie schon angekündigt) nur noch zu, mir wichtigen Themen bloggen, für die 140 Zeichen nicht ausreichen.

Und weil in Kommentaren immer mal wieder „Alternativ“-Blogs wie z.B. „Miasanrot“ erwähnt wurden:

Ich will gerne einräumen, dass ich am Anfang schon ein wenig… neidisch darauf war, was anderswo auf die Beine gestellt wurde und zu was ich nur noch in der Lage war / bin. Daran hatte ich zu knabbern, durchaus. Auch was die mediale Aufmerksamkeit betraf. Aber irgendwann machte es Klick und der Rheinländer in mir trat zu Tage (in Hochdeutsch):

Man muss auch gönnen können!

Jede Blogtätigkeit, jedes Blog, jeder Blogger hat seine Zeit. Meine aktive – regelmäßige – Bloggerzeit ist zu ende. Wie sollte ich mit Mitte 40, zwei Kindern, Teilzeit-Job & -Betreuung plus Ehrenämtern etwas zu leisten im Stande sein, was eine Redaktion von einem Dutzend(?) Autoren schafft?

Eben.

Von daher: Geht rüber, zu all den anderen tollen (aktiven) Bayern-Blogs. Kommentiert dort, wie ihr es hier immer gerne getan habt. 😉

Es war eine tolle Zeit, danke für das Dabeisein. Bis zum nächsten Herzblut-Beitrag!

Alles bleibt anders. Vorerst.

Seit meinen Blog-Jubiläumsbeiträgen ist nun auch wieder einige Zeit vergangen. Fast unbemerkt für mich, möchte ich hinzufügen. Ihr kennt das.

Ich hatte gefragt, ihr habt geantwortet. Das Ergebnis ist relativ klar. Aktuell 70% der Teilnehmer könnten sich Co-Autoren auf Breitnigge.de vorstellen. Auf den Plätzen „Teaser als Nachbericht“ und „Weiterführende Links“. Im Prinzip ein Ergebnis mit dem ich vor der Umfrage gut hätte leben können, zog ich doch – wie erwähnt – weitere Autoren auf meinem Blog in Erwägung.

Jetzt bin ich natürlich per se ein offener Typ und wenn ich mir – wie in der Situation meines Bloggerlebens – nicht zu 100% sicher bin, lasse ich mich gerne von Meinungen Anderer inspirieren. So auch hier. Nach dem Erwähnen der Zwischenergebnisse bzgl. der Co-Autoren kam das Feedback erst richtig in Fahrt. Ein Feedback, dass mir erneut zu denken gab.

Mehr Autoren? Dachte das wäre dein persönliches Bayernimweb-Zuhause?

Deine Community ist da wegen dir. Neue Autoren bergen immer auch die große Gefahr den Entfremdung.

es gibt keine Breitnigge-Autoren. Es gibt nur Breitnigge.

Finde auch, dass es eher ein persönliches Blog ist. Mit versch. Autoren ist es nicht mehr „Du“. Lieber selten…

ich bin gegen co-Autoren und habe auch so abgestimmt. Ich lese es wegen Oliver S. und mache nur für Paula eine Ausnahme 😉 ich lese Breitnigge ausdrücklich wegen deiner Beiträge und diese sind auf einem Level das wenige haben.

Und zum Abschluss:

Also mach einfach das, bei wem du dich am wohlsten fühlst.

Ohne jetzt noch lange darüber diskutieren zu wollen – so mache ich es dann jetzt auch. Es wird – vorerst – keine Co-Autoren geben und auch keine Blogzusammenlegungen, wie bei den fabulösen Kollegen von miasanrot.de. Nein, ich überlege mir anhand des Feedbacks ein leicht angepasstes Format der Spieltagsvorberichte, werde weiter Weisheiten posten und zu einzelnen Themen auch weiter Stellung beziehen. So machen wir das, so gefällt es mir am besten.

Das Wichtigste für alle Breitnigge.de – Leser:

Es geht weiter!

Paules Decima: Gastbeitrag: 10 Jahre mit einem Bayernblogger

Es war das erste Mal, dass ich so etwas getan habe. Aber was macht man nicht alles aus Liebe. Ich stellte mich also an und fragte nach einem Autogramm. „Was soll ich schreiben?“ „Für Breitnigge.“ Den Blick, mit dem mich Paul Breitner daraufhin anschaute, werde ich nicht vergessen.

Morgens in der Kita. Eigentlich will ich nur das Kind hinbringen, mit der Erzieherin noch kurz klären, dass K1 heute mit einem Freund nach Hause geht, während das Kind lauthals „Stern des Südens“ in mein Ohr schmettert. „Hat er meiner Tochter beigebracht, finde ich super“, erzählt mir ein Vater. „Und ich wusste ja gar nicht, dass du mit Breitnigge verheiratet bist.“

Ich eigentlich auch nicht. Denn auf der Heiratsurkunde steht, ich hab extra noch einmal nachgeschaut, ein anderer Name. Obwohl er da schon unter dem Pseudonym gebloggt hat.

Wenn ich in Worte fassen soll, wie es ist, mit dem Blogger Breitnigge verbandelt zu sein, dann treffen es die beiden Beispiele am besten. Irgendwas zwischen ahnungsloser Fassungslosig- und Was-soll-das-keit und „den-les-ich-doch-den-gibt’s-in-echt?“

Ja, den gibt es in echt. Und als ich ihn kennenlernte, da war er noch kein Blogger. Allerdings schon Bayern-Fan. Von Beginn an war klar: Es gab vor mir schon eine andere Liebe. Die in Frage zu stellen, hätte bedeutet, die Beziehung in Frage zu stellen. Ich musste also lernen – und das als Fortuna-Düsseldorf-Kind – mit dem FCB zu leben. In der ersten gemeinsamen Wohnung einigten wir uns darauf, dass Devotionalien auf das Arbeitszimmer beschränkt blieben. Als ich dann soweit war, gelernt hatte, dass neben meinem Schreibtisch FCB-Schals und Mannschaftsposter hingen und dass ich mir für den Samstagnachmittag alles Mögliche vornehmen konnte, nur keine Zweisamkeit – da verwandelte sich der Mann in den Blogger.

Es war eine schleichende Verwandlung, fing an mit mal einem Bericht. Dann einem zu jedem Spiel. Statistiken, Quizfragen, Tippspielen, Layout Entwürfen, Diskussionsrunden mit Kommentatoren und und und. Und der wochenendlichen Frage: Können wir was unternehmen oder musst du noch schreiben?

Meine Geduld, eine Stärke für die ich eh bekannt bin, wurde das ein oder andere Mal… sagen wir… strapaziert. Er hat es mit Tricks probiert, ich begann also irgendwie auch zu bloggen. Und konnte den Spaß, auch wenn es bei mir nichts mit Fußball zu tun hatte, für das Hobby verstehen. Dann kamen K1 und K2. Aus Breitnigge wurde eben auch Papa. Der lernen musste, wie man mit einem schlafenden Baby auf dem Bauch ganz leise jubelt. Und dass man einen Blogbeitrag schieben muss, weil K1 Fieber oder K2 Bauchschmerzen oder die Frau extremen Schlafentzug hat.

Und Frau hat gelernt, dass – obwohl es nicht in der Heiratsurkunde steht – sie eben auch mit Breitnigge verheiratet ist. Deswegen stellt sie sich auch an, nimmt den Blick von Paul Breitner gelassen hin und lässt sich sogar mit ihm fotografieren. Sie übt mit K2 den Text von Stern des Südens, damit er mit K1 mitschmettern kann. Und wartet neugierig, wie es wohl sein wird, wenn K1 schreiben gelernt hat. Und neben Fußballer, Schauspieler, Musiker und Astronaut auch Blogger werden will.

Paules Decima: Umfrage

Was soll sich in Zukunft auf Breitnigge.de verändern? Was liegt den Lesern am meisten am Herzen?

Es ist mal wieder Zeit für eine Umfrage auf meinem Weblog. Ich brauche einfach euer Feedback um hier die Zukunft zu planen. Die Punkte der Umfrage (Mehrfachauswahl bitte gerne nutzen) sind mögliche Optionen, die ich mir über diesen langen Zeitraum der Konzeptphase überlegt habe. Tatsächlich wären inzwischen Co-Autoren auf meinem Blog eine Option für mich. Der Grund dafür ist simpel: Wenn ich es nicht mehr schaffe, regelmäßige Beiträge zu jedem Spiel zu erstellen, dann schafft(en) das vielleicht (ein) andere(r) – zukünftige(r) – Blogger, der(die) nicht nur Interesse am FC Bayern sondern auch noch „eine gute Schreibe“ hat(haben).

Ich lass‘ mich überraschen, ob das auch für meine Leser eine mögliche Vision für Breitnigge.de ist…

P.S. Ergänzungen für weitere Veränderungen auf diesem Blog dürfen sehr gerne in die Kommentare geschrieben werden.

P.P.S. Schon jetzt kann ich erwähnen, dass ich das alte Tippspiel wieder reaktiviert habe. Allerdings komplett ohne eigene Beteiligung – ihr schafft auch das sicher ohne mich.

Paules Decima: Block-Dekade! Block-Blockade?

Wahnsinn. Immer wieder Wahnsinn, wie selektiv die doch eigentlich immer gleiche Zeit auf uns Menschen wirkt. Für mich vergeht sie oft wie im Fluge. Sowohl die Zeit meines selbstgewählten Sabbatical als auch die letzten 10 (zehn!) Jahre meines Blogger-Lebens. Der Entschluss für eine Blog-Auszeit basierte auf Gründen. Der Druck des regelmäßigen Bloggens und dann auch noch auf einem gewünschten Niveau wurde am Ende einfach zu stark. Da musste Luft aus dem Ballon. Dieses eine Jahr ist rum. Für viele Außenstehende mag sich nun die Frage aufdrängen: „Und? Geht es jetzt wieder los mit der alten Frequenz, der alten Qualität?“

Die kurze Antwort wäre einfach und schnell gegeben, sie würde aber in keinster Weise die Gedankengänge der letzten 12 Monate widerspiegeln und deshalb folgt sie erst am Ende dieses Beitrages.

Vor einigen Wochen traf ich auf eine Diskussion, die kurz zuvor auf der re:publica 14 stattgefunden hatte. Einige meiner Probleme mit dem Bloggen wurden dort besprochen und deshalb fließen einige Aspekte in meinen Beitrag mit ein.

#1 Sportblogs sind tot

Diese Hauptthese galt es zu diskutieren und ich stelle mir die Frage für mein Blog ab und an auch. Beleuchtet wurde die These mit allerlei Beispielen von geschlossenen Fußball-/Sportblogs, die mir in sehr guter Erinnerung sind, aus diversen Gründen aber nicht mehr betrieben werden. Man sezierte angeführte und zitierte Gründe für das (angebliche) Scheitern der Sportblogs in Deutschland.

Blogs über Fußball „stellen eine Nische dar“, ihnen „fehle die Akzeptanz der klassischen Medien, des eigenen Vereins“ und „sie erfahren somit – zumindest auf höherer Ebene (Bundesliga 1-3) – kaum Unterstützung“. Viele Fans, bzw. Blogleser „interessierten sich ferner nicht für reine Spielberichte, wenn sie das Spiel schon selbst gesehen haben“ und ganz generell „seien Fußballfans ohnehin eher nicht internet-affin“. Abschließend „hätten sich einige Blogs“ (durch Sponsorenevents, -aktivitäten) „kaufen lassen und somit Vertrauen verspielt“ oder eben die mangelnde „Qualität der eigenen Texte“ zum Verlust an Lesern geführt.

So sehr mich diese Punkte als im Internet aktiver Mensch ansprechen und ich ihnen zumeist zustimmen möchte, so abstrakt kam mir diese Argumentation als Betreiber von Breitnigge.de vor und so wenig trifft sie konkret den Kern meiner Probleme als Blogger. Im Detail werde ich dazu in den weiteren Punkten noch Stellung beziehen, aber auf Breitnigge.de gibt es die meisten dieser Probleme nicht. Sicher habe auch ich schon an Sponsorenevents teilgenommen (mehrmals) und darüber berichtet, aber weder hat es meine Community gestört, noch habe ich dadurch Leser verloren. Letzteres mag daran gelegen haben, dass meine Beiträge darüber keine Werbung darstellten und ich in den Texten keine verdeckten Sponsorenlinks eingebunden hatte…

Nein, mir leuchtet ein, dass obige Punkte durchaus für einige andere Blogs gelten mögen, aber mein Ziel war es damals eher nicht, dass mein Verein mich beachtet, oder ich „in die (klassischen) Medien komme“ – vieles davon hat sich im Laufe der Zeit vielleicht ergeben, aber die Grundlage meiner Aktivitäten war eine andere (siehe Motivation). Weshalb Breitnigge.de aus meiner Sicht nicht tot ist – auch dazu später mehr.

#2 Überleben

Als ich vor zehn Jahren mit dem Bloggen anfing, waren „wir Fußballblogger“ fast unter uns. Die wenigsten hosteten ihre Weblogs selbst, die meisten bedienten sich der, wie Pilze aus den Boden sprießenden Bloghoster. So lerne man sich virtuell kennen und las sich gegenseitig. Jeder einzelne Kommentar freute jeden Blogger ganz außerordentlich. Wir dachten uns nichts dabei und bloggten, weil wir Spaß daran hatten. In der Natur der Sache (hier: Internet) liegt es aber nun, dass die Aufmerksamkeit irgendwann steigt, wenn man etwas regelmäßig und nicht allzu schlecht betreibt. Als Anhänger / Blogger eines Bundesligaverein ist das Potential an möglichen Lesern / Interessenten natürlich größer als die Reichweite beim Bloggen über ein Team aus der Kreisliga B. Somit wuchs das Thema Bloggen kontinuierlich und überstieg sicher irgendwann bei dem einen oder anderen den Hobbystatus. Die einen motiviert dies, noch mehr zu tun, die anderen entscheiden für sich, dass es nur ein Hobby bleiben soll und lassen ihr Blog vielleicht irgendwann ganz einschlafen. Alles über die Jahre nicht nur einmal passiert (Beispiele: „Königsblog“, „Fernglas FCB“).

Womit wir bei einem der größten Themen in diesem Zusammenhang angekommen wären. Es gibt an einer gewissen Stelle dieser Geschichte einen Punkt, an dem man sich entscheiden muss: Mache ich so weiter, kann ich überhaupt so weitermachen, mich dem Druck (von einem selbst oder von außen) weiterhin stellen oder muss ich etwas verändern. Oben erwähntes Königsblog von Torsten Wieland hat bis vor seiner Blogpause den Plan verfolgt, jeden Tag einen Beitrag zu veröffentlichen, ist dafür teilweise vor der Arbeit früher aufgestanden um zu bloggen. Diesem Anspruch hielt er irgendwann nicht mehr stand und beendete seine Blogaktivität. Weil er aber einige Zeit später entdeckte, dass er das Bloggen eigentlich viel zu sehr mag, fand er Mittel und Wege (nämlich einfach weniger zu bloggen), den Druck zu reduzieren. Sein Blog lebt weiterhin, als „Einzelkämpfer-Blog“.

Breitnigge.de ist auch so ein „Einzelkämpfer-Blog“. Mit den bekannten Konsequenzen. Andere Blogs – so auch der Tenor in obiger Diskussion – haben vor allem deshalb überlebt, weil es ein Team von Autoren gibt. „Fokus Fußball“ sei hier erwähnt oder „Mia san rot„, die sogar als Team gestartet sind und den entsprechenden Output liefern können – für organisches, gesundes Wachstum, welches nachhaltig wirkt und keine Probleme bei den einzelnen Autoren erzeugt. Nicht jeder muss die Fehler der anderen wiederholen.

Was mir im Kopf herumschwebt, liest man eventuell zwischen diesen Zeilen…

#3 Motivation

Kommen wir also zum Thema Motivation. Die Reihenfolge mag irritieren aber die Struktur, die ich hier wähle, entspricht nicht der, wie sie die Diskussion hatte – ich versuche nur anhand der Menge an Informationen meinen roten Faden beizubehalten.

Warum bloggt man, warum blogge ich? Ich habe mit dem Bloggen eigentlich gar nicht irgendwann „angefangen“. Ich habe lediglich eine schon zuvor vorhandene Leidenschaft in ein anderes Medium, in eine größere Reichweite gehoben. Lust über Fußball zu reden hatte ich schon immer. Schon vor Blogs, vor Foren, vor dem Usenet und auch schon vor dem Internet. Diese Motivation wird nie versiegen. Ich werde immer über Fußball, über meinen Verein reden, diskutieren, streiten wollen. Und im Prinzip sind Blogs ja eine perfekte Platform um über Fußball zu diskutieren. Es gibt die Meinung des Autors, der Autoren, man kann diese konsumieren, selbst kommentieren, diskutieren, Verweise setzen, etc.

Dieses Feuer ist ungebrochen und hat auch – man denkt es sich – nichts mit meiner Blogpause zu tun. Ohne diese Motivation hätte ich den Laden hier schon längst komplett zugesperrt, den virtuellen Stecker gezogen und mich anderen Dingen gewidmet. Aber so ist es nicht und deshalb habe ich mir Gedanken über Lösungen gemacht und zusätzlich diesen Beitrag konzipiert.

#4 Monetarisierung

Geld ist immer ein schwieriges Thema. Offensichtlich. Allein, das Thema ist allgegenwärtig, denn ohne Geld für den Lebensunterhalt bleibt kein Raum für das Hobby Bloggerei. Kreativität kann man sich mit Geld nicht kaufen, aber mit Geld kann man sich z.B. die Freiheit erkaufen, sich unbelastet von den Zwängen des Alltags nur noch seinen Hobbys zu widmen. Kausalität.

In der Vergangenheit habe ich mir nicht nur einmal Gedanken über die Refinanzierung der Aufwände des Bloggens gemacht. Blutige Nasen kann man sich auch virtuell holen. Natürlich wäre es perfekt, wenn ich für oder durch Breitnigge.de Sponsoren finden würde, die mir das Bloggen finanzieren würden. Dann müsste ich nicht mehr anderweitig arbeiten gehen und könnte mich hier ausleben. Da aber Blogger nicht nur „schlecht im Marketing sind“ sondern auch kaum Zeit für Akquise haben, ruht dieses Projekt der Monetarisierung.

Eventuell ist es aber ohnehin der falsche Ansatz. „Entweder 0,- Euro oder eine Vollzeitstelle“ durch das eigene Bloggen erreichen zu wollen. Einige Beispiele zeigen, dass es durchaus einen Mittelweg geben kann. Erstens kann man im Rahmen eines eigenen Blogs kleinere Einnahmen erzielen, die nicht zu vernachlässigen sind. Hier mal ein Werbebanner, dort Flattr oder Paypal Spenden. Die sog. „Lousy pennies“ sollte man berücksichtigen, die können einen Faktor darstellen. Ebenfalls ist es möglich, nicht mit dem Bloggen, sondern über das Bloggen an Tätigkeiten zu gelangen, die den Lebensunterhalt sichern können. Man muss es nur machen (können), Chancen nutzen.

Bevor es jemand falsch versteht, ich habe weiterhin nicht vor, an der (finanziellen) Verfügbarkeit von Breitnigge.de etwas zu verändern (wie auch, ohne Beiträge), es geht in diesem Beitrag schlicht darum, die gesamte Bandbreite der Problematik darzulegen und dazu gehört eben auch mein Alltag, der geprägt ist von Arbeit und Überstunden. Beides Zwänge eines realen Lebens, die den Freuden der virtuellen Existenz „im Wege stehen“.

#5 Community

Eine Community zu haben ist wichtig, quasi das A und O. Wer keine Leser hat, kann zwar trotzdem bloggen (so wie wir Sportblogger in der Anfangszeit), mit vielen Lesern, die zu allem Überfluss auch noch rege über die eigenen Inhalte diskutieren, sich gar eigene Themen schaffen, ist es ein Perpetuum mobile. Sebastian Fiebrig sprach von „absurd hohen Kommentaren“ bei einigen Sportbloggern, die „eigentlich“ Sportjournalisten sind und über das Potential ihres klassischen Mediums natürlich eine größere Reichweite erzielen können. Er nannte in diesem Zusammenhang Blogbeiträge „mit 300, 400 oder 500 Kommentaren“. Über die Aussage „absurd“ musste ich ein wenig schmunzeln, denn in der Historie von Breitnigge kam es durchaus schon – aus Gründen der fehlenden neuen Beiträge oder einfach kontroverser Themen – immer mal wieder zu solch‘ hohen Kommentarzahlen (Beispiel: „Es schöner Tag Geschichte zu schreiben. Schon wieder.„: 430 Kommentare). Dabei geht es mir nicht zwingend darum, wie toll man sowas finden soll, nein, ich bin nur immer wieder sprachlos, wie groß, aktiv und diskussionsfreudig meine Community ist!

Neben meinem Blog nutze ich noch Twitter und früher Facebook. Diese drei Communities waren – zu meinem größten Erstaunen – nie zwingend identisch und zumeist sehr unterschiedlich. Die wenigsten Leser nutzten alle Kanäle, vor allem die direkten Blogleser hatten mit den sozialen Kanälen oft nichts am Hut. Ungewöhnlich, aber deshalb nicht weniger schön (So oder so: Danke, übrigens, Community!).

Worauf ich hinaus will: Offenbar ist dies die Zukunft. Die Fragmentierung der Community. „Man“ muss unterschiedliche Plattformen bedienen, um die eigene Blogreichweite hoch zu halten. Insofern man Wert auf Reichweite legt. Ich bin mir diesbzgl. noch nicht sicher.

#6 Zukunft

Haben sich die Blogs, die geblieben sind, entwickelt? Teilweise, würde ich sagen. Auch hier erwähnte die obige Runde, dass einige Blogger für sich andere Ausdrucksformen gefunden haben, z.B. das Podcasten. „Fehlpass„, „Collinas Erben“ und „Textilvergehen“ seien an dieser Stelle lobend zu erwähnen. Dem Zitat, dass „Podcasten ein Medium für die Faulen sei“ muss nicht nur ich widersprechen, habe ich es doch selbst vor Jahren einmal versucht und musste dabei feststellen, dass auch die Vor- (Konzept) und Nacharbeit (Schneiden) ein gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Sicher, insgesamt vielleicht weniger, als ein 2-3 stündiger Blogbeitrag, wobei man hier noch völlig außen vor lässt, welche Aufwände ein Autor hat, wenn er nicht nur „runterschreibt“ sondern ggf. zuvor noch professionelle, gar journalistische Recherche betreibt. Aber ja, natürlich ist so eine gemütliche Runde „in der Küche“ oder per Skype durchaus mal schnell produziert und drückt vielleicht die Ursprungsmotivation des „über Fußball quatschen“ noch am ehesten aus. Und klar, in einer „perfekten“ Welt, würde ich sicher neben dem regelmäßigen Bloggen noch Podcasten – denn Spaß macht das auf jeden Fall!

Wohin sich nun Sport- / Fußballblogs im Allgemeinen und Breitnigge.de im Speziellen entwickeln werden, vermag ich hier nicht abschließend zu beurteilen, selbst wenn ich mir durchaus vorstellen könnte, in Zukunft mehr zu recherchieren, professionellere Texte zu erstellen, keine Frage. Hätte ich aber den Fokus „Reichweite und Zukunftsfähigkeit“ meines Blogs in Bezug auf „den Nachwuchs“, würde ich mir, ob der Thesen und Analysen der Diskussion, ein wenig Sorgen machen. Die Fiebrigs vom Textilvergehen sprachen – für ihr Blog, für ihre Kanäle – von Zielgruppen, die ich für mich eigentlich gar nicht mehr bearbeiten wollte. Leser, Zuhörer, Interessenten kommen zunehmend nicht mehr über die klassischen Wege wie Google und Co. sondern eher über zunehmend geschlossene Systeme wie Facebook und Co.

Die „jüngere Generation“ nimmt Blogs nicht mehr in der Form wahr, wie wir damit „aufgewachsen“ sind. Blogbeiträge gehen im Strom der Informationen in sozialen Netzwerken unter und wer sichtbar ist / bleibt, bestimmen die Netzwerke und nicht mehr das Blogs selbst. Ob das gut oder schlecht, überlasse ich dem Urteil eines jeden selbst, aber so läuft offenbar die Entwicklung.

FAZIT

Breitnigge.de ist nicht tot. Breitnigge.de lebt durch seine Community, durch meine Beiträge, die ich auch in Zukunft schreiben werde. Aber ich werde eher keine regelmäßigen Beiträge mehr zu jedem Spiel meines, unseres FC Bayern verfassen – allenfalls wie zuletzt als Übersicht, als Stichwortgeber. Dies bleibt heute so und auch morgen. Was die ferne Zukunft bringt, wenn mein Alltag wieder ruhiger geworden ist, vermag ich jetzt noch nicht zu beurteilen. Wir werden abwarten müssen.

Darum zur Antwort auf die ganz obige Frage:

Nein, es geht jetzt nicht wieder los mit der alten Frequenz. Und die Qualität (hoffentlich) wird es vorerst nur in einzelnen Themenbeiträgen geben. Probleme lassen sich nun einmal nicht per Definition lösen. Im Gegenteil wurde die freie Zeit des Blog-Sabbatial relativ schnell mit beruflichen Anforderungen befüllt. Und nichts ist bekanntlich unkreativer als Müdigkeit, Erschöpfung oder sonstige „Lähmung“ des Geistes. Es gibt heute noch nicht DIE Lösung für alle meine Nöte, aber im Rahmen einer Umfrage lasse ich euch mit entscheiden, wohin der Weg gehen soll / kann.

Nehmt an der Umfrage teil und lasst mich wissen, wie ihr euch Breitnigge.de vorstellt.

Danke an alle, die mich nun über 10 Jahre begleitet haben. Danke an meine Familie und vor allem meine Frau, die mich nicht nur als Bayern-Fan sondern auch als Bayern-Blogger aushalten muss. Ihre Unterstützung hat mir oft erst die Möglichkeit gegeben, mich an den Rechner zu setzen und meine Gedanken zum Spiel unseres FC Bayern zum virtuellen Papier zu bringen. Wie sich das so aus ihrer Sicht anfühlt, hat sie übrigens hier selbst beschrieben. Lesen, es lohnt sich.

Bis bald.

Pep kommt. Paule geht.

Ich bin mir noch nicht sicher, welchen Weg dieser Beitrag gehen wird, aber die Inhalte stehen fest. Es geht nicht um unseren neuen Trainer. Allein den Zeitpunkt seiner Vorstellung fand ich passend für meinen Beitrag.

Worum geht es? Zunächst einmal muss ich erwähnen, dass es sicher nicht in meiner „Tradition“ gewesen wäre, von diesem Problem in meinem Blog nicht zu berichten. Schließlich lasse ich meine Community ja sonst auch ein Stück weit an meinem Leben teilhaben.

Der Reihe nach.

Als unser erster Sohn geboren wurde, hatte ich Bedenken ob meiner Blog-Produktivität. Zu Unrecht. Es waren zwar nicht immer 70, 80 Berichte pro Monat wie zu Spitzenzeiten, aber das „normale Tagesgeschäft“ konnte aufrecht erhalten werden. Und ein wenig mehr.

Als unser zweiter Sohn geboren wurde, sah ich endgültig den Untergang des Blog-Abendlandes vorraus. Resultat? Ich bloggte wie zuvor und fing sogar an, wieder regelmäßig Live-Fußball zu genießen. In München wie anderswo. Niemand war darüber erstaunter als ich.

Wann genau der Bruch kam, kann ich nicht mehr reproduzieren, vielleicht verlief der Prozess auch eher schleichend, im Hintergrund. Es fiel mir zunehmend schwerer mich zeitnah „aufzuraffen“, an Rechner oder sonstige Blog-technisch geeignete Geräte zu setzen. Der Alltag mit zwei heranwachsenden Kindern, die zunehmend ihr Recht am Papa einforderten, eine Frau, zwar nicht Fußball-fern, aber doch immer wieder großzügig über mein zeitintensives Hobby hinwegsehend, die auch mal einen Samstag-, Sonntag-, Montag-, Mittwoch-, oder Donnerstagabend mehr von ihrem Mann hätte, steigende Belastung im Job, nicht geringer werdende Erwartungshaltung der treuen Breitnigge-Gemeinde, eigener Druck bezüglich Beitrags-Frequenz und -Qualität erzeugten irgendwann das Gegenteil. Kreativität lässt sich nicht auf Kommando produzieren. Nicht durch mich, den „Hobby-Journalisten“ und auch nicht in dem Spannungsfeld, in dem ich seit Monaten lebe.

Oft ließen meine Berichte zu den Spielen länger auf sich warten, als viele meiner Leser dies gewohnt waren (weil die meisten die Anfangszeiten nicht mehr kennen gelernt haben), oft waren mir Details zum Spiel gar schon entfallen, oft schrieb ich Berichte über das iPhone. All dies wurde bemerkt. Und die (berechtigte) Qualitätskritik zog mich weiter runter. Erste Gedanken an Veränderung brannten sich in meinen Kopf. Dann Gegengedanken, doch zumindest bis zum 10-jährigen Blog-Jubiläum 2014 „durchzuhalten“, um eine runde Zahl zu haben, für eine mögliche Veröffentlichung in meinem Buch-Projekt. Wohlgemerkt weitere 40-50 Berichte. Ungeschriebene Berichte. Ein Graus, wenn schon die aktuellen Berichte mehr Anstrengung als Freude sind.

Der Entschluss, in der nächsten Saison kürzer zu treten, fiel in diesem Frühjahr. Sabbatical. Ich gehe an dieser Stelle nicht näher auf all die ermüdenden Diskussionen rund um Monetarisierung, sinkende Werbeeinnahmen, Wertschätzung von geistiger Arbeit und all diesen Themen ein, weil es unerheblich war für meine Entscheidung. Denn Geld hätte mich nicht davor schützen können, was mir später den Rest gegeben hat.

Ich will eher darüber reden, dass es mich selbst verblüffte, dass plötzlich meine Berichte – auch vor meinem eigenen kritischen Auge – wieder besser wurden. Imho so gut, wie ich sie bei all diesen neuen – jüngeren, frischeren – Bayern-Bloggern zu lesen bekam. Noch so ein Thema („andere können es inzwischen viel besser„, etc.). Natürlich mag es am wachsenden Erfolg unseres Teams gelegen haben, oder dass die angehende Triple-Saison in die Zielgerade abbog und sich nicht nur ein „ermüdender“ BL-Sieg an den anderen reihte (was sollte man da auch jede Woche kollossal Neues schreiben?!). Es gibt dafür einen medizinischen Fachausdruck. Also diesen positiven, emotionalen Schub, bevor es dann zu Ende geht. Irgendwie fühlt sich das für mich nun so an. So glücklich ich als Fan meines Vereins bin, so ausgebrannt bin ich es als Blogger.

Dann unser Urlaub. Auf die exakten Details will ich hier aus persönlichen Gründen nicht näher eingehen, aber tatsächlich trat meine totale Erschöpfung aufgrund des obigen Mix offen zu Tage. Ein überdeutliches Warnsignal für mich. Und ich habe verstanden. Veränderung tut Not. Radikaler und nachhaltiger als zuvor geplant. Es ist schlichtweg notwendig – im wahrsten Sinne des Wortes.

Was bedeutet dies aber nun konkret? Für euch? Für mich?

Ich werde weiterhin Fan des FC Bayern sein.

Ich werde weiterhin voller Freude und Inbrunst über meinen Verein reden, schimpfen, schreiben.

Ich werde weiterhin bloggen. Über Fußball, über den FC Bayern, über alles was mich bewegt.

Ich werde weiterhin mit meinen Lesern diskutieren und vielleicht sogar mehr als zuvor. Wer weiß.

Ich werde aber nicht mehr über jedes Spiel einen eigenen Beitrag schreiben, mich diesem Publikationsdruck aussetzen.

Ich werde (versuchen) nur noch Dinge zu tun, die mir Freude bereiten, werde Prioritäten setzen. Und das betrifft meine gesamten Social-Media-Aktivitäten.

Ich werde mir keinen Termin für das Ende dieser Auszeit setzen, wie ich es zunächst geplant hatte.

Ich werde einfach mal abwarten, was passiert. Es bleibt mir eh‘ nichts anderes übrig.

Und auf Verständniss werde ich hoffen. Von euch.

Paules Crowd oder Breitnigges Funding

Was ist das jetzt schon wieder?

Was, Crowdfunding? Das hier.

Aber der Reihe nach. Wenn ich allerdings nur wüsste, wo die Reihe anfängt. Vielleicht da: Ich finde den Gedanken faszinierend, dass man nicht wie früher – und ich habe diese Zeiten in der New-Economy-Blase vor mehr als 10 Jahren miterlebt – größere (Einzel-)Geldgeber von seiner Idee, seinem Projekt überzeugen muss, nein, man überzeugt einfach „die Masse“.

Wieso von einem Geldgeber 100.000,- Euro, wenn man auch von 100.000 Geldgebern 1,- Euro bekommen kann?

Gedankenspiele.

Ein anderer roter Faden für diesen Beitrag ist viel konkreter. Ich erziele mit meinem Weblog (und anderen Webseiten) Einnahmen. Werbeeinnahmen. Nicht die Welt, aber zumindest so viel, dass ich mir dafür extra einen Steuerberater nehmen musste, weil man da mit der Lieschen-Müller-Steuer-DVD-aus-dem-Aldi irgendwann nicht mehr weiter kommt und jede Menge Geld ans Finanzamt verschenkt.

Am Anfang waren diese Einnahmen ein Taschengeld, dass meine Kosten für den Betrieb meiner multiplen Aktivitäten im Netz deckten. Über die Jahre wurde es kontinuierlich mehr und führte sogar dazu, dass ich mir wieder diverse Live-Spiele in München leisten wollte, konnte, inklusive Flug und Hotel.

Und auch wenn ich diese Einnahmen nie als feste Einnahmen einkalkuliert habe – denn Werbeeinnahmen können von einem Monat auf den nächsten wegbrechen – gewöhnte ich mich schon ein wenig daran – klar, wer würde dies abstreiten.

Konkret ist es nun so, dass eine größere Einzelvermarktung definitiv zum Jahreswechsel wegfällt. In Zahlen bedeutet dies ca. 60% weniger Einnahmen. Kein Drama, aber es könnte durchaus sein, dass das Spiel gegen Arsenal, für welches zur Zeit eine Karte auf dem Weg nach Bonn ist, dass einzige Spiel in der Rückrunde bleiben wird.

Auch dies ist nicht schlimm – warum erzähle ich es dann überhaupt?

Weil ich meine Leser, meine Community, meine Crowd hier an meinen Lebensumständen teilhaben lassen will. Ich will euch alle mit einbeziehen. Zumindest möchte ich den Versuch starten, für mich persönlich herauszufinden, was für ein Potential in euch, meinen Lesern – ob treu oder neu – steckt.

Es soll jetzt noch gar nicht um ein professionelles Crowdfunding gehen, soweit sind wir noch nicht, aber ab und an befrage ich meine Leser zu diversen Themen – inzwischen fast schon eine Tradition. Diesmal bin ich noch gespannter als sonst, was dabei heraus kommt.

Über Geld zu reden ist ja – zumindest in Deutschland – immer so eine Sache. Und ich trete nun auch nicht als Bittsteller auf, damit ihr mir weiterhin „mein FCB-Fan-Leben“ finanziert. Nein, mein Interesse geht noch einen Schritt weiter.

Ich selbst bin schon, seit dem ich im Internet und seinen Diensten aktiv bin, der Meinung, dass Arbeit ihren Preis und vor allem ihren Wert hat. Ich habe es nie als selbstverständlich empfunden, dass „im Internet alles kostenlos zu sein hat, weil es ja schließlich das Internet ist“. Hinter jeder (ok, fast jeder) Webseite steckt Arbeit. Mal mehr, mal weniger. Und diese Menschen machen dies nicht alle nur zu ihrem Privatvergnügen. Ich gebe zu, dass Breitnigge.de anfangs nur ein Hobby von mir war. Und das ist es auch heute noch. Aber ist ein Unterschied, ob man ein Blog „zusammen kloppt“, dass 50 Leser im Monat hat und es eigentlich egal ist, ob man Beiträge zum Spiel schreibt oder nicht, oder ob man ein Weblog mit teilweise um die 2.000 Lesern pro Tag am Leben halten will und es quasi „erwartet“ wird, dass zu jedem Spiel ein Bericht folgt und am besten auch noch mit individuellem Stil, der sich von all den anderen Nachrichten-Quellen unterscheidet. Während man ganz nebenbei noch ein privates Familienleben mit Frau und Kindern und einen nicht minder fordernden Job hat.

Mich soll hier niemand falsch verstehen, ich mache all dies immer noch sehr, sehr gerne und werde es sicherlich auch noch eine lange Zeit so weiter machen, ich will nur illustrieren, was hinter diesen Zeilen oftmals für Anstrengungen stehen.

Im Übrigen nicht nur bei mir, es gibt da noch jede Menge andere, noch viel größere Webseiten, oder Blogs die noch viel mehr Arbeit erfordern, dahinter kann ich mich locker verstecken.

Wie gehen wir also vor und wo will ich hin?

Wir rollen das Pferd von hinten auf. Ich will zunächst einmal wissen, wie die allgemeine Zufriedenheit mit Breitnigge.de ist. Danach interessiert mich, ob ihr der ähnlichen Meinung wie ich seid, ob es für auch einen Wert darstellt, was hier so regelmäßig zu lesen ist. Und abschließend ein paar Fragen zu organisatorischen Dingen.

Was mir übrigens ebenfalls völlig klar ist: Sollten die Umfragen ergeben, dass ich meine obige Meinung exklusiv habe und keinerlei Bereitschaft besteht, meinen Gedanken zu folgen, werde ich das akzeptieren. So funktioniert Demokratie nun einmal. 😉

Umfrage 1: Wie zufrieden bist Du mit Breitnigge?

P.S. Bevor ich das vergesse: Sollte das mit „Paules Crowdfunding“ erfolgreich sein, wird Breitnigge.de natürlich werbefrei werden (und bleiben) – denn dann seid ihr ja meine „Financiers“ und somit ein entscheidender Teil von Breitnigge.de. Analog zu App.net – dem „besseren“ Twitter. 😉

Paule gibt den Kohl und jede Menge Antworten. Im 11Freunde-Sonderheft.

Es ist mal wieder soweit. Ein Jahr ist rum, die Sommerpause strebt ihrem Höhepunkt entgegen und die Bundesliga-Sonderhefte zur neuen Saison schlagen auf.

Auch von den 11Freunden. Und der Paule ist dabei. Mal wieder.

Wer das Heft noch nicht gekauft hat, oder an der ungekürzten Fassung meines Fragebogen interessiert ist – biddeschön.

Die neue Saison wird legendär, weil:

…wir seit der letzten Saison wissen, dass ein FC Bayern immer noch einen oben drauf setzen kann. Oder unten. Drunter.

An die alte Saison werde ich mich noch lange erinnern, weil:

…ich mich – wie jedes Jahr – an jede Saison meines Vereins erinnern kann…

Drei Wünsche frei für die nächste Saison? Hier sind sie:

Ein #FinaleAbroad mit Eiern vom Punkt, ein Trainer, der beim FC Bayern Standards trainieren lässt und ein Toni Kroos, der die 100m in unter 25sek laufen lernt.

Huaaah! Mein größter Albtraum:

Noch einmal ein #FinaleDahoam durchleben zu müssen. Live und am Rande der Belastungsgrenze. Ich werd‘ auch nicht jünger.

Mein Lieblingsspieler im aktuellen Team ist:

Keine Chance. Da leg‘ ich mich nicht fest. Meine Vorauswahl: Neuer, Alaba, Schweinsteiger, Ribery, Müller oder Gomez

Warum? Weil ich es kann.

Mein Held vergangener Jahre:

siehe Fragebögen der letzten Jahre. Neu-Einsteiger in dieser Liste: Neuer und Alaba

Lustigster Fangesang der letzten Saison war:

Nach Lachen war mir heuer im Stadion nicht zumute. Vor allem gegen Ende der Saison…

Nie wieder! Was müsste passieren, damit Du nicht mehr ins Stadion gehst?

Was für eine Frage! Vielleicht wenn der FC Bayern sich auflösen würde, oder es nur noch Spiele der Nationalmannschaft gäbe? Abwegig.

Auf dieses Auswärtsspiel freue ich mich besonders, weil:

Düsseldorf. Ein erstes Mal könnte meine Frau mich live im Stadion erleben. Ob sie will oder nicht…

Unser aktuelles Trikot ist…

…was für Farbenblinde. Obwohl: Vielleicht eher was _von_ Farbenblinden? Oder was machen die Trikotdesigner in Herzogenaurach von Beruf?

Wenn Kathrin Müller-Hohenstein und Olli Kahn im nächsten Jahr auch die Champions League moderieren, dann…

…schaue ich mir das weiterhin nicht an. Ob Kahn nun twittert oder schwimmt.

Wonti, ich komme! Hier ist meine beinharte These für den nächsten Doppelpass:

Mehr Twitter, weniger Gezwitscher.

Im Stadion brauche ich nur Wurst, Bier und…

W-LAN. Was sonst?

Meinem Klub fehlt …

…der Erfolg. Seit Jahrzehnten. Gefühlt. Wenn man der Bayern-Seele in diesen Wochen Glauben schenken mag. Oder vielleicht einfach doch nur Eier. Beim Schießen von Elfmetern…

Diesen Fußball-Twitteraccount habe ich immer im Auge:

Meinen. Denn vom FC Bayern gibts ja keinen…

Wer verpflichtet in der Winterpause Otto Rehhagel?

Ob jemals noch ein Verein so verzweifelt sein wird? Andererseits: Kommt darauf an, in welchem Verein Herr Preetz in der Rückrunde Manager ist.

Und wer Rolf Schafstall?

Irgendwas mit Ostdeutschland. Da ist Schafstall sicher immer noch extrem beliebt…

Wer klagt sich nach dem Relegationsspiel durch alle Instanzen?

Soll ich jetzt hier den 375. Witz über Hertha oder Fortuna niederschreiben? Eher wird es das unterlegene Team werden. Nachdem der inszenierte Platzsturm keinen Erfolg brachte…

Apropos Inszenierung. Platzstürme werden die neuen Sommer-/Wintermärchen, wetten?

Die Erste Liga verlässt nach unten…

Kaiserslautern, 1860 und der Club. Ach ne, die drei Wünsche sind ja schon durch. Realistisch betrachtet wird es wohl die Plätze 16-18 treffen. Verrückt.

WDwWbP 2012: Die rote Wand

Es ist die Sehnsucht. Und das muss man auch als Bayern-Fan mal offen sagen dürfen.

Die Sehnsucht nach Stimmung. Echter, überschäumender, lauter Old-School-Stimmung. Wie sie vielleicht andere Vereine im Rahmen ihrer Heimspiele haben. Wobei dies natürlich oft auch nur Image ist.

In unserem Stadion habe ich derlei selbst erlebt. In den letzten Monaten.

Ich hatte während des Spiels desöfteren meine Augen und Ohren auf der Südkurve und ich hatte nicht nur einmal eine Gänsehaut bei dem Gedanken, was mit unserer Südkurve möglich wäre, wenn diese Power über den gesamten Unterrang oder gar über die ganze Wand im Süden ausgedehnt werden könnte. Der Wahnsinn. Ein wahnsinniger Traum.

Und wenige Wochen später…

Dann die 83.Minute. Vor der Südkurve. Nach einer dieser unzähligen Strafraum-Wuseleien unserer Offensive. Teilweise zu verspielt, teilweise zu lässig, teilweise einfach nur fahrlässig. Und dann kam Müller. Und Esktase, Freude, Schreie – eine Explosion. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen.

Selbst solche – zuvor schon mehr oder weniger deutlich als Südkurven-Touristen erkennbare – Bayern-Fans, die aber jeden Support mehr oder weniger mit machten.

Mitten drin der Paule. Der Paule, der seit vielen Jahrzehnten Fan dieses Vereins ist. Der in dieser Zeit viele Meisterschaften, viele Pokalsiege und fünf Championsleague- oder Landesmeister-Cup-Endspiele gesehen hat und hier nun endlich einmal dabei war. Der Paule weinte. Er weinte wie 2001. Als wir nach 25 Jahren zum ersten Mal wieder diesen Henkelpott in einen Nachthimmel recken konnten. Hemmungslos möchte ich hinzufügen.

Es gibt sie also. Diese Option. Und es scheint nur von der Situation und der Konstellation abzuhängen. Trotz der Dauerkarten-, Ultra-, Fronten-im-Verein-Probleme.

Allein das verbreitet Hoffnung. Denn die Gegenwart lässt derlei nicht zu. Schade.

Andererseits sind obige Situationen vielleicht sogar kontra-produktiv. Denn so tendieren die Verantwortlichen innerhalb des FC Bayern eher zur These, dass es doch klappen kann mit dieser Stimmung. Wenn die Fans nur wollen.

Dabei gibt es auf Seiten des Vereins nicht weniger Baustellen, die es hier zu schließen gilt.

Wollen wir das alle?

Dann, ja dann gibt’s tatsächlich besagte Hoffnung.