Die Saison neigt sich dem Ende zu. Und ich bin es leid. Leid nach jedem Spiel gegen den BVB sagen zu müssen „das hätte nicht sein müssen“.
Auch dieses 2:5 hätte nicht sein müssen.
Es steht außer Frage, dass der BVB nicht nur die Meisterschaft sondern auch den Pokal völlig zu Recht gewonnen hat. Es ist ferner inzwischen mehr als – ich sag‘ mal – verwunderlich, dass es einem FC Bayern nicht gelingt, ein Mittel zu entwickeln, diese Maschine Borussia Dortmund zu besiegen.
Das System der Klopp-Kicker ist im Prinzip ja recht einfach zu entschlüsseln.
Unfassbar stabile Defensive (und hier sind nicht nur die Abwehrspieler gemeint) gepaart mit einer dieser neumodischen Umschalt-Taktiken in Schallgeschwindigkeit.
Natürlich ist das Kollektiv inzwischen in den letzten Jahren ebenfalls so stark geworden, dass es – gegen schwäche Teams – auch zu einer massiven spielerischen Überlegenheit kommt und man die Siegesserie so locker von Rekord zu Rekord führen konnte.
Damit mich keiner falsch versteht, diese Taktik ist nicht zu verurteilen. Sie ist legitim und ich kann nicht im Ansatz nachvollziehen, weshalb man sich von Seiten des FC Bayern nicht einfach ALLE Championsleague-Auftritte der Dortmunder reingezogen hat, um das passende Mittel gegen diese Mannschaft zu finden.
Zwei schwarzgelbe Welten. Bundesliga und Championsleague.
Natürlich spielt auch hier wieder eine der wichtigsten Fragen im Fußball eine Rolle:
Waren sie zu stark oder wir zu schwach?
Fakt ist, dass die Borussia die bayerischen Fehler eiskalt ausnutzte. Das vierte Tor wurde mit dem vierten Torschuss erzielt. Unglaublich. Unglaublich effizient.
Huhn oder Ei.
Hätte uns der BVB auch mit 5:2 geschlagen, wenn wir weniger oder überhaupt keine Fehler gemacht hätten?
Wir werden es nie erfahren und somit dürfen die BVB-Fans diesen Umstand auch ungestraft und vehement abstreiten.
Es hilft ja nichts. Wenn man gegen eine Mannschaft von fünf Pflichtspielen fünf verliert, dann stimmt etwas Grundsätzliches nicht, oder?
Wollen wir an diesem Umstand etwas ändern?
Ich hoffe es. Aber statt System wird hier wohl nur der Kader mit zweistelligen Millionen-Beträgen aufgepumpt. Bayern-like.
Zum Spiel.
Wie oben schon erwähnt, verliere ich zunehmend die Lust. All diese Dinge immer und immer erklären zu müssen, zu wollen.
Was Herr Gustavo zum Beispiel dazu bringt, immer wieder diese Fehler in sein Spiel einzustreuen. Wer dieses Blog schon länger konsumiert, wird meine Grundüberzeugung in diesem Punkt kennen.
Seine Beteiligung an den Gegentoren eins und drei führte zu einem emotionalen Ausbruch auf Twitter, der viele arg erschreckte. Man kannte mich bisher so nicht. Tja. Wieder etwas gelernt.
Zwischen dem Spiel und diesem Spielbericht habe ich mir – zwecks differenzierter Sichtweise – das Spiel noch einmal angeschaut. Also die Gegentore, den Rest im Schnelldurchlauf.
Hier meine Liste der Versäumnisse:
0:1 – Herr Gustavo spielt den Ball ingesamt zweimal zum Gegner, Herr Badstuber bleibt beim letzten Pass in den eigenen Strafraum – fassungslos – stehen.
1:2 – Herr Boateng ist kein Weltklasse-IV. Ansonsten würde er die – völlig zu Recht mit Elfmeter bestrafte – Aktion alternativ lösen.
1:3 – Herr Boateng verliert – eines von vielen (wenn nicht alle Kopfball-Duelle) gegen Herrn Lewandowski, Herr Gustavo verliert vollends die Orientierung.
1:4 – Herr Schweinsteiger drischt komplett eindimensional in die Dortmunder Deckung am gegnerischen Strafraum und leitet somit unmittelbar den Konter ein. Am Ende des Konters verliert wiederum Herr Schweinsteiger(!) den Zweikampf gegen Lewandowski. Erste Frage: Wo war hier Sprinter Alaba? Zweite Frage: Wie konnte Anti-Sprinter Schweinsteiger so schnell am eigenen Strafraum sein?
2:5 – Herr Neuer lässt einen sicheren Ball fallen und Herr Boateng verliert – ein Kopfball-Duell (sic!) – gegen den Sportskameraden Lewandowski.
Nach dem Studium dieser Bilder musste ich meinen Ausraster in Richtung Gustavos leicht revidieren. Herr Boateng machte mir da plötzlich wesentlich mehr Sorgen. Und das ist unser neuer Abwehrchef für das Endspiel der Championsleague? Aua.
Ab wann gilt noch einmal der Vertrag von Herrn Dante?
Meine Hoffnung für das #FinaleDahoam?
So eine Einstellung werden wir dort auf gar keinen Fall noch einmal zeigen (können). Allein deshalb weil dann die Ausrede für so einige Schlechtleistungen der letzten Wochen wegbrechen würde. Ob sich unsere Profis diese Blöße geben?
Natürlich muss man als Bayern-Fan hier darauf achten, nicht reflexartig in diese dünnhäutige Schwarz-Weiß-Sichtweise abzudriften. Auch ich neige dazu. Während eines Spiels. Während einer 41. und 45. Minute in einem Pokalfinale.
Inzwischen geht es mir wieder besser. Und deshalb ja auch jetzt erst dieser Bericht.
Mit einem Sieg am kommenden Samstag wird vieles ausgeglichen. Nicht alles. Mit einer Niederlage ist aber nicht gleichzeitig alles schlecht und müssen wir nicht alles niederreissen.
Die Wahrheit liegt womöglich in der Mitte.
Wir brauchen mehr Breite im Kader. Auch qualitativ. Ferner müssen wir über mehr Flexibilität in unserem Spiel nachdenken.
Nur eine Kopie des BVB oder gar Barca sein zu wollen, greift hier zu kurz und führt auch zu nichts. Denn da ist das Original jeweils besser.
Ich bin ja irgendwo auch überzeugt, dass Luiz Gustavo eine Leistung wie 2011 gegen Inter jederzeit wieder raushausen könnte. Das frustriert mich aber eben immer so, wenn er es nicht zeigt.
Lassen wir es besser. Der Rückblick auf diese bald abgeschlossene Saison sparen wir uns für die Sommerpause auf.
Jetzt heißt es erst einmal Umschalten. Umschalten auf die Königsklasse. Auf Chelsea. Endlich der Vorfreude freien Lauf lassen. Fokussierung. Analyse des Gegners. Stärken, Schwächen.
Wenn wir dann noch eine Form abrufen, wie wir sie in dieser Championsleague-Saison nicht nur einmal gezeigt haben, dann sollte das mit diesem hohen Ziel schon klappen. Meiner Meinung nach.
Zumindest probieren sollten wir alles. Und das wäre schon mehr als gegen Dortmund zu sehen war.
Auf geht’s, Ihr Roten!