Jetzt mal ehrlich, Freunde der Sonne.
Dieser Gast vom gestrigen Samstag ist der Gegner, der den sog. amtierenden Deutschen Meister in Dortmund geschlagen und die ach so heimstarken Bremer in arge Schwierigkeiten gebracht hat?
Diese Hertha aus Berlin?
Das kann nicht sein, da müssen am Samstag die Doppelgänger auf dem Platz gestanden haben.
Oder lag es vielleicht doch ein ganz klein wenig am FC Bayern?
Lag es am FC Bayern, dass die Berliner in den ersten 13 Minuten nicht wussten, wo hinten und vorne ist? Oder hatte die Hertha einfach nur „einen schlechten Tag“ erwischt?
So wie alle bisherigen Gegner des FC Bayern in dieser Saison?
Ich denke, dass selbst das Boulevard sich so langsam an diesen Gedanken gewöhnen muss: Der FC Bayern macht heuer ernst.
Wir Fans können das ja selber noch nicht so richtig glauben. Haben immer noch nach diesen unsäglichen Länderspielpausen arge Bedenken und Zweifel.
Und dann diese 13 Minuten. Der Wahnsinn.
Man hat als Bayern-Fan (und nur die verfolgen wohl sämtliche Spielminuten ihrer Mannschaft in dieser Saison) tatsächlich den Eindruck, dass die Mannschaft immer besser wird.
Ich meine, klar, wir hatten ja bisher auch noch keine starken Gegner. *hüstel*
Werder demnächst vielleicht. Und ganz bestimmt der BVB. Obwohl. Denkt man an die oben erwähnten Probleme und ruft man sich das Aufeinandertreffen der beiden Teams vom Freitag in den Sinn (tatsächlich habe ich es verfolgt), dann sind Zweifel angebracht.
Verstummen werden diese Rufe im Walde aus diesen Ecken aber wohl erst nach dem Spiel.
WENN die Bayern einfach immer nur so weitermachen. Als bayerischer Fan – und dies seit Jahrzehnten – ist derlei natürlich nur schwer vorstellbar. Gab es Spielzeiten, in denen unsere Münchner das mal komplett durchgezogen haben, doch nur extrem selten.
Weshalb ich mich am Wochenende zu der Feststellung hinreißen ließ, dass ich weiterhin nur einen Gegner fürchte: Den FC Bayern!
Zukunftsmusik.
Was aber war nun mit dieser Hertha los? Der Hertha, vor der uns dann doch die üblichen Verdächtigen gewarnt hatten (erster echter Gegner, oder so).
Nix.
Für uns Bayern am Ende des Tages keine Überraschung. Denn schließlich ist uns der Sportskamerad Lell noch in schmerzlicher Erinnerung. Sicher. In Berlin mag er sich mit dem nötigen Vertrauen und entsprechender Spielpraxis zu einem ganz guten Außenverteidiger gemausert haben, aber seine eigentliche Begrenztheit zeigte sich im Spiel gegen Herrn Ribéry.
Vor dem Spiel hörte ich noch von einem Zitat, dass er ja alle Tricks von unserem kleinen Franzosen kennen würde. Klar. Auf Twitter las ich dann von einer Replik, dass die Kenntnis das eine sei, die Fähigkeit trotzdem etwas dagegen auszurichten, etwas gaanz anderes.
Und so kam es.
Schon die erste Aktion nach wenigen Sekunden sollte demChristian deutlich zeigen, wohin der Hase in diesem Spiel laufen würden. Einen Ribéry in Topform und -Stimmung hältst du nicht auf. Niemand in der Bundesliga, kaum jemand in Europa und dann ein Herr Lell?
Somit war das ja schnell geklärt.
Überhaupt, die Berliner Defensive.
Vor dem Spiel wollte der Trainer (der nächste Ex-Münchner mit sog. Bayern-Gen) noch erkannt haben, dass die Hertha in München was holen könnte. Oder so.
Eine Watschn vielleicht. Andererseits kennt sich Herr Lell damit ja bestens aus…
Ich schweife ab.
Es bleibt das übliche Hase-und-Igel-Spiel. Gegner nimmt sich in München was vor, am Ende kommt nix bei rum und man sucht die Schuld überall. Nur eben nicht bei…
Ach lassen wir das. Lassen wir alle im Glauben, der alle im Glauben lässt. Wir ziehen unser Ding durch und der Rest sollte uns schnurzpiep sein.
Apropos durchziehen.
Es ist schon bemerkenswert, wie DonJupp den Weg weitergeht, auf dem unser Ex-Trainer van Gaal gestolpert ist. Wer bin ich, dass ich abstreiten würde, dass nicht nur Grundzüge der heutigen Herrlichkeit auf seiner Arbeit basieren.
Was war dann das Problem?
Seine Starrköpfigkeit, seine Egozentrik und vor allem seine System-Unflexibilität, weil er einfach dachte, dass er Recht hat. Mit seiner Ansicht des Systems.
Mich begeistert immer wieder, wie sehr es DonJupp versteht das Beste aus den letzten Jahren Bayern-Trainerschaft heraus zu filtern und neu zusammenzusetzen (ich hoffe, dass man mir diese Sätze nicht in 1-2 Jahren um die Ohren haut).
Er nahm von van Gaal die Dominanz und den Ballbesitz. Er fügte aber Flexibilität auf den Positionen hinzu. Ferner eine Balance zwischen Kontrolle und Tempo und Offensive und Defensive.
Er nahm von Hitzfeld die Rotation, nicht aber als Selbstzweck und rotierte vor allem nicht wie van Gaal quer über die Positionen und schwächte somit das Gesamtgefüge.
Beispiel gefällig?
Boateng ist gelernter Innenverteidiger. Hat aber viele Jahre rechts außen verteidigt. Wo spielt er? Als IV und RAV. Und sonst nix.
Lahm ging zurück auf die sog. „ungeliebte“ linke Seite. Und da bleibt er. Fortan musste kein Badstuber mehr auf links ausweichen, nur weil er „einen linken Fuß“ hat.
Diese Reihe könnte ich beliebig fortsetzen. Mit unseren 6ern, mit Müller, oder auch der Tatsache, dass er ein Trainer ist, der selbst Mister Endlos – Sprach-Kapitän – Lahm vom Feld holt, ihm Pausen gönnt.
Zugegeben, wir hatten bislang in dieser Saison das Glück, dass wir weitestgehend von Verletzungen verschont geblieben sind. Und dass ein Robben noch nicht ernsthaft in dieses Konzept integriert werden musste. Schlimmer Satz, ich weiß, aber ich musste fast das gesamte Spiel an das vorherige in Hoffenheim denken…
Egal. Erfreuen wir uns an dieser geölten Maschine so lange sie läuft.
Ich hatte oben schon das Thema Bayern-Gen in Berlin erwähnt.
Dortiger Boulevard hatte dieses Thema dankend aufgenommen. Was es damit auf sich hat und das man derlei tatsächlich nicht 1:1 übertragen kann, zeigte sich ebenfalls in diesem Spiel.
Nun ja, eigentlich sind die Herren Lell oder Ottl auch nie die Vorreiter dieses Gefühls zu ihrer Zeit gewesen. Mitläufer allenfalls.
Wir drehen uns im Kreis.
Vielleicht lag es auch einfach nur am tunesischen Buffet. Oder an Fischstäbchen.
Welche Mutter jetzt tatsächlich leckerer kocht, kann ich nicht beurteilen, aber der Vergleich der Leistungen zwischen Boateng und Ben-Hatira geben diesbezüglich doch eine ausreichende Antwort, oder?
Der Rest des Wochenendes verlief fast durchweg wie gewünscht, die Bayern konnten in jeder Hinsicht ihren Vorsprung und ihre Serie ausbauen. So kann es weitergehen.
Jetzt steht allerdings erst einmal das Championsleague-Gastspiel in Italien an. Dem nächsten „schwersten Gegner“?
Wir hoffen das Beste!
Auf geht’s, Ihr Roten!
P.S. Was fehlt? Die Einschätzung, dass man den Elfer nicht geben muss? Dass die Bayern mal wieder eine sehr schlechte Chancenverwertung an den Tag gelegt haben? Unser defensives Mittelfeld komplette Weltklasse darstellte? Oder das nicht Lell die Schwächen Ribérys sondern wir die (wenigen) Schwächen Krafts offen legten? Kann sein.