Der letzte Straßenfußballer – fast ein Rückblick

In den letzten Tagen kann man bei kaum einem Medium das obligatorische Scholl-Interview oder den ultimativen Scholl-Bericht überlesen.

Es lässt sich nicht leugnen: Mehmet Scholl hört auf. Mit dem Fußball. Morgen. In München. Beim FC Bayern und vor meinen Augen.

Das stimmt mich schon wehmütig. Begleitete Scholl mich doch durch 15 Jahre meines Bayern-Fanseins. Im Grunde also die Hälfte. Und deshalb bin ich aktuell auch noch nicht in der Stimmung darauf zurückzublicken. Das werde ich in Ruhe nachholen. Irgendwann. Vielleicht in der Sommerpause.

Bis dahin schon mal dies hier:

Danke, Mehmet. Für all die wundervollen Momente!

Vollzug!

Ehrlich gesagt, in den letzten Tagen bin ich schon ein wenig nervös geworden.

Jeden Tag mehrmals bei viagogo reinzuschauen und zumeist nur Einzeltickets zu sehen, wo man doch zwei Tickets sucht, die auch noch nebeneinander liegen sollen (Mittwoch morgen habe ich genau solche Tickets wohl nur um Sekunden verpasst, weil ich in der eile mein Passwort vergessen hatte *g*)…

Wie auch immer. Es hat geklappt. ‚Habe gerade tatsächlich zwei Einzeltickets gekauft, die auch noch nebeneinander liegen.

Das gestrige Spiel hat offensichtlich noch einmal einen Schub an der Verkaufsfront gegeben…
😉

Mir ist völlig egal, ob’s in dem Spiel noch um was geht, oder nicht. Zumindestens ein Ziel verbinde ich mit diesem (meinem 62.) Spiel:

Mehmet Scholl leise (oder auch laut) Servus zu sagen!

Von Block 215 aus sollte das gehen.

Legitime Bielefeld-Nachfolger

Jeder blamiert sich so gut er kann. Jetzt nicht unbedingt nur die Spieler, oft auch die Funktionäre und sportlich Verantwortlichen. Arminia Bielefeld hatte da in dieser Saison schon den Vogel abgeschossen – die Alemannia aus Aachen versucht das gerade nachzumachen.

Letzte Woche verliert man zuhause mit Null zu Vier gegen Hertha BSC, reisst dann eine weitere Schlaudraff-Affäre vom Zaun, argumentiert mit nebulösen Andeutungen und spricht für beide Suspendierte quasi ein Stadionverbot für das Spiel in Frankfurt aus (Karten haben die sich aber trotzdem besorgt) – und was passiert?

Aachen verliert beim Mitkonkurrenten Frankfurt mit Null zu Vier!

Läuft ja alles super rund um den Tivoli…

Die Führungskräfte Frontzeck und Schmadtke sind sich übrigens keiner Schuld bewußt – ob das Fans, Spieler und Verein auch so sehen?

Wenn ich korrekt gezählt habe, dann traf Frankfurt zusätzlich noch 6x(!) Latte oder Pfosten – Ligaspitzenwert. So überlegen wie Frankfurt war, hätte das Spiel auch 10:0 enden können – Aachen im Begriff der Selbstauflösung. Und das alles mit freiwilligem Verzicht auf Schlaudraff und Dum – Respekt.

Was bleibt Aachen also in diesen Tagen?

Nicht viel. Zum einen der erste Bundesliga-Sieg gegen die Bayern in der Bundesliga-Geschichte und zum anderen den Pokal-K.O. der Bayern verschuldet und den Abschied von Magath beschleunigt zu haben. Immerhin. Ist doch auch was.

Ach so. Und natürlich an jeder Menge Spektakel in der Bundesliga beteiligt gewesen zu sein: Mit 44 Toren haben sie aktuell nur drei Tore weniger geschossen als die Bayern, dafür aber auch 64(!) Tore kassiert – die meisten der Liga.

Es sieht trostlos aus für die Alemannia, man will aber trotzdem bis zum Schluss auf beide Sündenböcke verzichten. Wenn schon runter in Liga 2, dann mit Pauken und Trompeten, scheint das Motto zu sein. Und nächstes Jahr direkt wieder hoch – na sicher doch. Wie alle.

Das erste Pflicht-Freundschaftsspiel der Saison

Ich hatte ja schon vor dem Gastspiel der Bayern im Borussen-Park so ein Vorahnung: Bayern quasi aussen vor, was die Tabelle betrifft und Gladbach schon abgestiegen. Die Aufstellung der Bayern lies auch nichts Gutes erahnen.

Und dann eine Mannschaft des FC Bayern, die wie die Feuerwehr loslegte und folgerichtig verdient mit 1:0 in Führung ging. Ein Karimi, der auf einmal regelrechte Spielmacher-Qualitäten offenbahrte und einen tödlichen Pass nach dem anderen spielte – hallo?!

Irgendwas stimmte da nicht. Ok, dass die Gladbacher nix dagegen unternehmen konnten, bei deren Heimbilanz und zuletzt x Spielen ohne Tor – logisch. Ein zweites, oder drittes Tor war nur eine Frage der Zeit und Gladbach hatte es Heimeroth und Pizarro zu verdanken, dass es zur Halbzeit nur 0:1 stand.

Apropos Pizarro:

Das Image ist, dass er nur dann stark spielt, wenn es um einen neuen Vertrag geht. Wieso dann diese Leistung in HZ1? Es steht doch fest, dass er keinen neuen Vertrag bekommt und die Leistungen zuletzt spiegelten ja auch genau diesen Status bei ihm wieder…

Sagen wir mal so, zumindestens seine Chancenauswertung erinnerte uns noch einmal daran, dass es Zeit wird sich zu trennen.

Hat Pizarro irgendwas gegen Heimeroth? Wollte er ihm irgendwie körperlich weh tun? Wie anders ist es sonst zu erklären, dass CP so ziemlich jedes Körperteil von ihm angeschossen hat, anstatt einfach den Ball ins Tor zu wuchten?

Mehr als 2,3 oder 4 100%-tige Torchancen aus 1-3 Metern Entfernung brachte unsClaudio nicht im Borussen-Gehäuse unter – prima.

Auch alle anderen Schlafsäcke der letzten Wochen, die ebenfalls im allerletzten Aufgebot der Bayern Platz fanden, wie Lahm, Lell, Görlitz und Co. liefen in den ersten 40 Minuten, als ob es kein Morgen gäbe – verwunderlich.

Und dann die zweite Halbzeit.

Gladbach wechselt diesen 16-jährigen(?) 155cm(?) Wirbelwind ein und fortan gibt es (fast) nur eine Richtung des Spiels: auf’s Bayern-Tor?!

Wie das Negativ zum Positiv der ersten Halbzeit passt auf einmal alles ins Bild des ersten Absteigers und die Bayern spielen einmal mehr in dieser Saison den Part des barmherzigen Samariters, einem sog. kleinen Verein in der Liga die Punkte zu lassen – ich freu‘ mich.

Klar. Die Gladbacher erkennen plötzlich, dass sie auch so etwas ähnliches wie Fußball spielen können (allerdings ein bißchen spät, oder?) und natürlich entdecken sie dies gegen die Bayern und ja, sie haben diverse Chancen (mein Gott, Insua!), aber die Bayern haben ihrerseits weiterhin auch noch diverse 100%-tige Torgelegenheiten, weil ein Mehmet Scholl endlich mal wieder spielen und zaubern kann (Nostalgie und Gänsehaut pur!) – warum deshalb sogenannten Sport-Kommentatoren wie Michael Born Begriffe in den Sinn kommen wie „peinlich“ und „unverdienter Punkt für die Bayern“, bleibt mir, genauso wie UH, ein Rätsel.

Für die Bayern heißt es jetzt: die letzten beiden Spiele mit 5:0 gewinnen und wenn Werder heute und die letzten beiden Spiele ebenfalls mit 0:5 verliert, dann wird das noch was mit der Championsleague – auf gehts!

Der Abschied rückt näher

Und die ersten großen Interviews gehen los. Für Oliver Kahn. So geschehen in der aktuellen Ausgabe der 11Freunde.

Hier meine Lieblings-Zitate:

„Wer sind die unangenehmsten Fans in der Bundesliga?“

„Kann ich nicht sagen, denn ich habe den Eindruck, dass man mir inzwischen überall mit Respekt begegnet.“

„Obwohl immer noch ab und an Bananen in Ihren Sechzehner fliegen?“

„Für mich sind auch diese Aktionen unterschwellige Respektbekundungen.“

So kann man das natürlich auch sehen. Muss man denn alle Probleme zu den eigenen machen?

Aus dem Herzen spricht er mir hier:

„Was geht Ihnen mit fast 38 Jahren durch den Kopf, wenn Sie nach dem Spiel immer noch die Standardfragen der Field-Reporter beantworten müssen?“

„Achten Sie mal drauf, wenn Sie mich das nächste Mal sehen: Ich fasse mir ans rechte Ohr, schaue am Reporter vorbei und rede irgendein Zeug, dass ich inzwischen selbst nicht mehr hören kann.“

Und ganz persönlich natürlich auch:

„Wie ist es, wenn der Titan Oliver Kahn zusammenbricht? Haben Sie nach dem Finale am 26. Mai 1999 in Barcelona geheult wie ein Schlosshund?“

„Ich wünschte, ich hätte heulen können. Es war viel schlimmer. Durch das Weinen wäre es ja möglich gewesen, die Enttäuschung über die Niederlage gegen Manchester zu verarbeiten. Stattdessen war ich wie gelähmt. Es war ein körperlicher und geistiger Einbruch. Die Zeit danach war schwierig.“

So kann man es ausdrücken. Und so ähnlich habe ich auch gefühlt.

Worauf ich mich jetzt noch freue?

Auf die Veröffentlichung bisher unveröffentlichter Interviews

Ottmar, wir müssen reden!

Ottmar, ich versteh Dich nicht.

Ich dachte, das wäre klar seit letztem Mittwoch, dass ein Roque Santa Cruz in einem Spiel des FC Bayern eigentlich nichts mehr zu suchen hat!?

Dabei ist doch schon seit Monaten bekannt, dass Santa Cruz und Fußball nur im entferntesten etwas miteinander zu tun haben. Wieso steht der dann heute wieder in der Anfangsformation? Um seine Ablösesumme nach oben zu schrauben? Wieso? Seine Einsätze auf dem Rasen drücken die doch eher in den Keller…

Und was läuft da mit Lahm und Dir?

Lahm geht ebenfalls gar nicht. Und das schon seit der WM.

Ich hatte fest damit gerechnet, dass mit Deiner Rückkehr vieles auf diesen Positionen besser wird und das alles nur an Magath lag. Aber Pustekuchen. Du willst es wissen, oder? Du willst mich in den Wahnsinn treiben, ja? Es reicht Dir nicht, dass gegen Milan unsere linke Seite ein Totalausfall war und heute gegen Leverkusen fast jeder Vorstoß über Lahms Seite gefährlich für unser Tor wurde? Da tröstet es auch nicht, dass Lell nicht viel geschickter agierte und wir gegen eine Mannschaft, die in der letzten Woche zuhause noch 1:4(!) vom Abstiegskandidaten Bochum vom Platz gefegt wurde, nach einem 2:0 und einem erneuten Tor-des-Monats des Gegners noch einmal ins Schwimmen gerieten.

Lahme sieht doch immer schon nach 10 Minuten total fertig und überfordert aus – siehst Du das eigentlich nicht? Aber Dir muss doch zumindestens aufgefallen sein, dass er nicht nur in der Defensice größe Lücken anbietet, sondern auch offensiv so gut wie nichts mehr zustande bringt – sind wir wirklich so schwach besetzt, dass es keine Alternative zu ihm gibt?

Offensichtlich.

Ich leg‘ mich fest: Für mich spielt Lahm ab sofort nur noch auf Bewährung und wir sollten schleunigst beim Thema Nachfolger agieren. In dieser Richtung sind ja nach dem Freitagsspiel kaum vertragsrechtliche Schwierigkeiten zu erwarten…