Rheumakai – ein Abschied

Nun ist er weg. Mein größter Feind. Mein größter Held. Meine Frustration.

All das war Roy Makaay für mich.

Was habe ich ihn gehasst, als er uns in der Championsleague 2002/03 in zwei Spielen gegen La Coruna insgesamt vier Tore in Netz gezimmert hat. Das Ausscheiden in der 1.Gruppenphase war damit besiegelt.

Das anschließende Transfergerangel mit La Coruna und seinem kleinen Napoleon an der Vereinsspitze ist einigen von uns sicherlich noch in mehr als guter Erinnerung – am Ende stand der teuerste Transfer in der Geschichte des FC Bayern.

Insgesamt 19,25 Mio. Euro überwiesen die Münchner nach Spanien.

Gut angelegtes Geld, wie sich kurz danach zeigen sollte.

Was habe ich ihn geliebt: Makaay spielte sich von Rekord zu Rekord und schnell gab es die üblichen Vergleiche mit unserem Bomber Gerd Müller. Der 40-Tore-Rekord für eine Saison schien zu wackeln. Heute wissen wir, dass er nicht fiel, aber phasenweise konnte man das fast glauben.

Hier nur mal ein paar Statistiken über Rheumakai:

Er schlug Gerd Müller in der Statistik der 50 schnellsten Tore. Kein anderer Stürmer in der Geschichte des FC Bayern München erreichte diese Grenze schneller. Nur ganze 67 Spiele waren dafür vonnöten. Der Bomber benötigte dagegen 85 Spiele für diese Leistung. Am 13.08.2005 glaubten wir natürlich noch, dass sich diese Serie beliebig fortsetzen ließ.

Zu seiner wohl stärksten Phase beim FC Bayern schaffte unser Niederländer es sogar nahe an weitere Uralt-Rekorde des Vereins. Eine Torserie von 16 Toren in 8 Spielen erreichte ausser ihm eben nur derGerd. Unerreichte 23 Tore in 16 (1969/70) und 15 Tore in 9 Spielen (1968/69) schaffte keine anderer.

Selbstredend übrigens, dass Roy in jedem seiner vier Bayern-Jahre der interne Torschützenkönig war, leider hat es aber nie zum Titel des besten Bundesliga – Torschützen gereicht, jedes Mal ein anderer Stürmer war für eine Saison stärker. Seine Bestleistung erzielte er hier in der ersten Spielzeit mit 23 Toren (der höchste Bayern-Wert seit Karl-Heinz Rummenigge 1983/84), danach hielt er nur noch sein Niveau, konnte es nicht mehr ausbauen (22 Tore, 17, 16).

Womit wir schon bei einem der Probleme mit Makaay sind.

Makaay wird und wurde immer wieder das Phantom genannt. Kaum zu sehen und machte trotzdem seine Tore. Darauf kann man ein ganzes Fuballerleben aufbauen.

Ich habe selbst lange daran geglaubt und ich denke, er wird diesem Image auch heute noch gerecht und in der letzten Saison hatte er einfach das Problem, dass er kaum verwertbare Bälle bekam. Von daher sind 16 Tore schon eine ganze Menge Holz.

Was war ich frustriert.

Die Momente allerdings, in denen ich kaum glauben konnte, was ich sehe, gab es aber durchaus.

Damit mich niemand falsch versteht: Ich hätte Makaay gerne noch eine weitere Saison beim FC Bayern gesehen. Auch, oder gerade wegen Klose. Ich hätte es gut gefunden, wenn er sich dem Kampf gestellt hätte.

Allerdings kann ich die aktuelle Glorifizierung einiger Bayern-Fans und die gleichzeitige Verteufelung Kloses oder Tonis nicht nachvollziehen!

Vier Jahre in einem Verein sind schon ’ne lange Zeit und ein bißchen Tapetenwechsel ab und zu tut vielleicht ganz gut.

In diesem Zusammenhang wird auch gerne ein Giovane Elber ins Spiel gebracht und das „man den ja genauso abgeschoben hätte“

Moment mal!

Elber hat mich in seiner Endphase noch viel wahnsinniger gemacht als Makaay und Elber ist nicht weniger vor Makaay geflohen, als Makaay jetzt vor Klose und Toni (was nicht so ist, unten mehr dazu).

Elber war definitiv nicht der Stürmer, der ständig das ach so entscheidende 1:0 erzielte – schon vergessen? Ob es Makaay war, kann ich aktuell nicht sagen, ‚hatte nicht auch noch Zeit, die komplette Makaay-Statistik danach zu durchforsten. Wird nachgeliefert.

Man sollte das alles einfach etwas weniger emotional sehen. Spieler kommen und gehen. Bei dem einen tut der Abschied weher als bei dem anderen, das hat vielleicht auch immer was mit persönlichen Erlebnissen zu tun.

Apropos „Emotionalität“:

Roy Makaay selbst bewertet seinen Abschied ganz nüchtern. In einem offenen Brief verabschiedete er sich unlängst von den Bayern-Fans. Einige seiner Worte will ich hier gerne zitieren:

Mit Miroslav Klose und Luca Toni hat der Verein zwei erstklassige neue Stürmer verpflichtet, die, wenn sie gesund bleiben, auch erstmal spielen werden. Hinzu kommt in Lukas Podolski ein junger deutscher Nationalspieler, der in seinem zweiten Jahr in München endlich durchstarten will und muss. Mein Wechsel ist keineswegs eine Flucht vor dem Konkurrenzkampf. Für mich wäre aber wohl nur noch die Rolle als dritter oder vierter Stürmer geblieben.

Doch dazu fühle ich mich noch zu fit. Gerade als Stürmer ist es wichtig, oft zu spielen. Deshalb habe ich die Verantwortlichen frühzeitig um die Freigabe gebeten, falls alle geplanten Transfers klappen sollten. Der FC Bayern hat sich da super verhalten, dafür bin ich dem Verein sehr dankbar. Natürlich hätte ich auch innerhalb der Bundesliga wechseln können, Anfragen lagen vor. Doch ich trage den FC Bayern im Herzen, habe hier so vieles erlebt, da hätte ich unmöglich gegen den FCB um Meisterschaften und Pokale kämpfen können.

Muss man noch mehr über den Menschen Makaay wissen?

Ich finde es richtig gut, dass er nun zu Feyenoord Rotterdam wechselt. Nicht nur, weil es ihm ja offensichtlich ein Herzenswunsch war, nein, Rotterdam wird von Bert van Marwijk trainiert, einem der wenigen Gründe, weshalb man den BVB in den letzten Jahren sympathisch finden konnte. Ferner ist Feyenoord aktuell wohl ähnlich im Umbruch wie der FC Bayern und baut deshalb gerade ebenfalls ein neues Team auf. Zwar ist ein bißchen weniger Geld im Spiel als bei den Bayern, aber Roy spielt dafür in der nächsten Saison mit seinem Verein gar nicht im Europapokal, weshalb uns wiederum zunächst ähnliche Horrorszenen wie 2002/03 erspart bleiben sollten. Gut.

Viel Glück für Dich, Roy und sei bitte nicht zu hart mit uns, wenn wir uns doch noch mal über den Weg laufen!

Isch Roque Bosporus

Ich geb’s auf. Ich fange erst an mich zu freuen, wenn endlich mal die Tinte unter einem neuen Vertrag von Santa Cruz trocken ist. Egal wo.

Aktuelle Gerüchte sprechen von Galatasaray Istanbul.

Da ist Karl-Heinz Feldkamp Trainer und der holt sich gerade jede Menge Spieler aus der Bundesliga.

Ob Galatasaray allerdings mit Roque „die Vorherrschaft von Fenerbahce in der Türkei brechen“ kann, bleibt abzuwarten.

Auf der anderen Seite ist RSC inzwischen 25 Jahre alt, vielleicht gelingt ihm ja nach 8 Jahren in der Bundesliga in der türkischen „Süper Lig“ der Durchbruch…

Bei uns hat er zumindestens keinen Kredit mehr. Gibt es irgendein Beispiel aus der Bundesliga, dass ein Verein einem Spieler 8 Jahre lang eine Chance gegeben hat?

Perfekt gelaufen

Selten habe ich mich über Tore von Roque Santa Cruz mehr gefreut als heute.

Denn nicht nur, dass sich unsere Führungscrew davon nicht blenden lässt, nein, sie ist ferner zum Glück weiter davon überzeugt, dass wir Santa Cruz „nicht noch für vier bis sechs Wochen behalten“ wollen.

Obwohl derlei ja zumeist die Ablöse drückt, stehen ob seines Auftritts bei der Copa die Vereine Schlange.

Perfekt!

Makaay-Abschied?

Der Abschied des Phantoms zeichnet sich ab.

„Wenn Klose kommt, werden wir Makaays Wunsch entsprechen, uns zu verlassen“, sagte der Bayern-Manager.

Irgendwie habe ich dabei gemischte Gefühle. Nicht nur, weil mit Stürmern wie Toni, Podolski, Klose, Schlaudraff und/oder Ribery (je nach taktischer Ausrichtung) jede Menge Offensivkräfte vorhanden sein werden, sondern auch weil all diese Spieler sich ja mal verletzen können und davon abgesehen Makaay irgendwie immer noch ein Held für mich ist.

Er war der erste Spieler, der den FC Bayern richtig Geld gekostet hat (19,7 Mio. Euro inkl. Nachzahlungen) – das Transfergezerre mit Herrn Lendoiro ist mir immer noch in bester Erinnerung, auch die Nachwehen.

Was hat er uns alle seit seinem Wechsel zum FC Bayern (2003) verzückt. Natürlich wurde auch ihm das Knacken des Gerd-Müller-40-Tore-Rekords vorhergesagt – geschafft hat selbst er es allerdings bisher nicht.

Womit wir schon beim Thema sind.

Im Herbst der Elber-Zeit beim FC Bayern habe ich an diesem immer wieder kritisiert, dass er nicht eiskalt genug sei, kaum wichtige 1:0-Tore, sondern vielmehr haufenweise 3, 4, oder 5:0-Tore erziele.

Bei Makaay war das anders. Der legte in seinem ersten Jahr schon ganz gut los. Am Ende reichte es zwar nur zu Platz 2 hinter Werder, aber die beiden folgenden Jahre waren ein Traum. Rekorde über Rekorde purzelten, Serien wurden aufgestellt. Aber irgendwann, zunächst ganz unbemerkt, änderte sich etwas. Ich könnte heute gar nicht mehr genau sagen, was und wann, aber der Zauber ging verloren.

Es steht völlig ausser Frage, dass Makaay immer noch ein überdurchschnittlicher Torjäger von europäischem Format ist und ich bin weit davon entfernt ihn vom Hof zu jagen. Von mir aus sollte er bleiben, selbst wenn Klose kommt, was allerdings er ja gar nicht will…

Ein Umbruch ist immer eine schwierige Sache. Die letzte Saison gibt dazu allerdings jede Menge Anlass. Makaay kann man da nicht ausklammern. Wird jetzt mit Toni, (möglichweise) Klose und Ribery alles anders, alles besser?

Keine Ahnung.

Das ist allerdings genauso ungewiss, wie die Frage, ob Makaay mit seinen 32 Jahren noch einmal solche Serien hinlegen kann, wie vor 2 Jahren.

Das mag jetzt für einige merkwürdig klingen (für andere wiederum nicht), aber ich habe Elber geliebt und bin darüber hinweggekommen, dass er irgendwann nicht mehr das Bayern-Trikot trug und genauso wird es mir mit Makaay ergehen (müssen).

So läuft’s Business.

Stolpern an der Stamford Bridge

Der Deal ist perfekt.

Noch-Bayer Claudio Pizarro wird ab der kommenden Saison in der englischen Premier League auf Torejagd gehen.

Soll aber jetzt keiner in London sagen, ich hätte sie nicht gewarnt. Aber vielleicht ist ja der Rasen beim FC Chelsea weniger holprig und Pizza schafft es mal, zwei, drei Bälle in Folge nicht verspringen zu lassen.

Wer das jetzt als Häme oder schlecht-verlieren-können interpretiert, der hat die vollen 6 Jahre Claudios in München nicht miterlebt. Vor allem die letzten Jahre waren da nur noch grausam. Einen Pizarro zu erleben, der nur noch rund um Vertragsgespräche richtig stark und gefährlich war – schlimm.

Aber vielleicht haben wir uns alle ja auch in ihm getäuscht, er blüht in England wieder richtig auf und lehrt uns dann im übernächsten Jahr in der Championsleague das Fürchten. You’ll never know.

Billigflieger: Ein Erfahrungsbericht

Zu meinem persönlichen Abschiedsspiel für Mehmet Scholl bin ich zum ersten Mal mit sogenannten Billigfliegern geflogen. Meine Abneigung gegen derlei Verkehrsmittel habe ich anhand der erdrückenden Vorteile für ein, zwei Tage beiseite geschoben.

Thema Nummer 1: Die Zeit

Damit keiner glaubt, ich hätte mir im Vorfeld keine Gedanken gemacht: Ich habe mir recht genau die Anreisezeiten für PKW, Bahn und Flieger ausgerechnet:

PKW: ca. 5 Stunden
Bahn: ca. 4 Stunden
Flugzeug: ca. 1 Stunde

Bei Bahn und Flugzeug muss man noch die An- und Abreise zu den Flug- oder Bahnhöfen hinzurechnen, was dann Bahn und PKW auf den gleichen Wert kommen ließe, beim Flugzeug läge man immer noch weiter darunter.

Thema Nummer 2: Flexibilität

PKW: hoch
Bahn: mittel
Flugzeug: mittel

Flexibler als mit dem Auto geht es wohl kaum, lediglich Staus engen einen ein. Die Bahn fährt imho stündlich auf der Neubaustrecke, bei den Fliegern muss man sich halt seine günstigste Verbindung raussuchen…

Thema Nummer 3: Entspannung

Wer mit dem Auto anreist und eine feste Ankunftszeit hat, der hat Stress, das steht fest. Mag sein, dass dieser Stress bei allen drei Reisemöglichkeiten existiert, aber je länger die Fahrtzeit, desto weniger ist alles planbar. Hier ist also das Flugzeug Sieger. Ganz davon abgesehen, dass man nach einer derartigen Autofahrt mehr als gerädert ist, im Gegensatz zu Bahn oder Flieger.

Thema Nummer 4: Preis

Noch Fragen? In der Summe gab es zwar nicht die exorbitanten Unterschiede, aber die Billigflieger sind da klarer Sieger. Vor allem beim Gesamtpaket (Punkte 1-4) war die Argumentationslage klar.

Also die Billigflieger.

Vieles war mir bekannt, das meiste geschah auch: Kurzfristige Umbuchung des Fliegers, d.h. statt mit einer Boeing flog ich mit einer Fokker gen München, auf dem Rückflug gab es Getränke und Snacks nur gegen Bares – aber der Reihe nach:

Der Flughafen Köln/Bonn ist von Bonn bequem mit dem RE zu erreichen, insgesamt nur drei Stationen. Bahnhof unter dem Terminal. Aussteigen, Rolltreppe(n) rauf, mit selbstausgedruckter Buchungsbestätigung an den Schalter und Boarding-Card abholen.

Pünktlich einchecken, kurz warten und dann mit dem Bus aufs Rollfeld zum Flieger. Köln/Bonn ist nicht der übergroße Flughafen, man kann sein Flugzeug die ganze Zeit sehen.

Am Vortag war wohl absehbar, dass die Boeing nicht voll werden würde und daher der „spontane“ Schwenk auf die Fokker. Vom Platzangebot konnte man sich nicht beschweren, eine 2-zu-3-Bestuhlung war da sehr angenehm. Der Vorteil dieser Inlandsflüge ist ferner, dass man nach dem Start (ca. 10 Minuten) und abzüglich der Landung (ca. 10-15 Minuten) nur ca. 25 Minuten reine Flugzeit hat – das wird knapp für die Stewardessen, verwundert aber die Fluggäste (wie mich), dass das erste größere Flugloch schon zum Landeanflug gehört.

Ohne Gepäck ist man auch schnell aus dem Flughafen raus, was sogar erforderlich erscheint, wenn man mit S- und U-Bahnen noch einmal fast so lange unterwegs ist, wie der Flug gedauert hat…

Der Rückflug ging dann wie zuvor erwartet mit einem Airbus über die Bühne. Dies allerdings mit einer 3-zu-3-Bestuhlung, was es deutlich enger machte – auch der Platz zum Vordermann hätte größer sein können.

Waren die Getränke und Erfrischungen auf dem Hinflug wie gesagt kostenlos, musste man während des Rückfluges zahlen – keine Überraschung, wenn man mit Billigfliegern unterwegs ist. Auch hier der Flug herrlich entspannt und kurz. Dumm nur, dass wir ca. 10 Minuten Verspätung aus München mitgebracht haben und der RE im unterirdischen Terminal Sonntags nur stündlich fährt – so konnte ich wenigstens die kostenlose BamS komplett durchlesen, während ich 50 Minuten auf meinen Zug wartete.

Ein paar Daten (von denen man halten kann, was man will):

Hinflug:

Gesellschaft: Air Berlin

Flug: 54,- Euro
Luftsicherheitskosten: 5,- Euro
Kerosinzuschlag: 18,- Euro

Gesamtkosten: 77,- Euro

Rückflug:

Gesellschaft: Germanwings

Flug: 76,16 Euro
Kerosinzuschlag: 4,11 Euro
Luftsicherheitsgebühr: 6,72 Euro
Passenger Service Charge: 15,60 Euro
Surcharge: 7,13 Euro
Arrival Fee: 7,08 Euro
Kreditkartenentgelt: 1,79 Euro

Gesamtkosten: 118,59 Euro

Fazit: Tatsächlich gibt es aktuell zu derlei Anreise wohl keine Alternative und falls ich in nächster Zeit noch einmal Karten bekommen sollte, würde ich es wieder tun.

P.S.: Falls jemand weiß, was „Passenger Service Charge“, „Surcharge“ und „Arrival Fee“ zu bedeuten haben, darf er sich gerne melden… 😉

Chapeau!

Man hätte was ganz anderes erwarten können. Frustrierte, aggressive Fans eines Vereins, der praktisch abgestiegen ist.

Nicht so die Mainzer.

Das ist irgendwie schon ein lustiges Völkchen. In der U-Bahn trafen wir sogar einen Fan in Lederhosen – ich hatte die ganze Fahrt Probleme, zwischen Kleidung und Dialekt zu unterscheiden…

Keine Trübsal, keine Pöbel – nur Lachen und Frohsinn.

Im Stadion setzte sich das fort: So um die 10.000-15.000 Fans waren Gast in der Allianz-Arena und feierten ihre Helden, die sie zum letzten Mal in der 1. Bundesliga bewundern durften. Ein besonderes Verhältnis.

Der 05er-Support spiegelte die Einstellung seiner Anhänger wider: Kein Schmähgesänge gegen die Bayern, reine Anfeuerung der eigenen Mannschaft und Begeisterung ob des forschen Mitspielens zu Beginn der Partie – ob sich da einige Fans diverser anderer Vereine mal eine Scheibe von abschneiden könnten? Ich nenn‘ jetzt keine Namen…

Zum späteren Zeitpunkt, als es schon klar in Richtung Scholl-Abschiedssieg lief, stiegen die Mainzer trotz Abstiegsgewissheit mit in die Feierlaune der Bayern ein, erwiderten die Arena-Welle und erwiesen ihrerseits Scholl auf seiner Ehrenrunde nicht weniger Respekt als die Bayern-Fans. Großes Kino!

Wir werden Euch vermissen, ihr Mainzer!

Das Spiel

Ganz nebenbei war ja das letzte Spiel von Mehmet Scholl auch noch ein Bundesliga-Pflichtspiel.

5:2 hört sich an wie ein fröhlicher Sommerkick. Und das war’s auch.

Die Mainzer, im Grunde schon vor dem Spiel abgestiegen, spielten munter mit und hatten die ersten Chancen im Spiel. Im Bayern-Tor stand nicht Kahn, sondern der 40-jährige Dreher (Rekord für einen Bayern-Spieler in der Bundesliga-Geschichte). Wer Rensing vermisst hatte: Der war für die Regionalliga vorgesehen und gar nicht im Kader. Die 40 Lenze merkte man Dreher zunächst auch an, bei den Mainzer Frühchancen fühlte man sich an Bahnschranken erinnert. Ging aber gut.

Bayern hatte mehr vom Spiel, die unbelastete Spielfreude rund um den Motor Scholl wirkte mehr als inspirierend auf alle auf dem Platz stehenden Bayern-Profis. Schon komisch: Seit den Beschimpfungen (auch durch mich) spielen diverse Abschiedskandidaten im Kader plötzlich wie im Rausch. Das fiel schon in Gladbach, erst Recht in Cottbus und gegen Mainz sowieso auf.

Karimi zauberte, Santa Cruz und Pizarro schießen Tore in Serie als pure Selbstverständlichkeit. Bizarr.

Vielleicht aber nur Empfehlungen für neue Arbeitgeber…

Welche Gründe dieser merkwürdige Leistungssprung auch immer haben mochte, es lieferte den Fans eine Klasse-Spiel. Spätestens ab der 30. Minute kochte das Stadion, als zunächst Santa Cruz seine Saisonausbeute verdoppelte und Scholl kurze Zeit später zum 2:0 einnetzte. Orkan im Stadion.

Dem 3:0 durch van Bommel (dem einzigen Bayern-Tor des Tages von einem Bestandsspieler) folgten beinah‘ noch das vierte und fünfte Tor in HZ1. Die Bayern ließen es dabei bewenden.

Nach dem Seitenwechsel aber ein ähnliches Bild: Mitspielenden Mainzer wurden zwei Tore gegönnt, Karimi und Pizarro schossen ihre endgültigen Abschiedstore.

Selten passiert es allerdings, dass derlei fast untergeht, hatten wir doch alle nur Augen für Scholl, seine Ehrenrunde, das schwäbische 2:1 auf der Anzeigentafel und zum Schluss noch unsBrazzo, der ebenfalls im Stadionrund stimmungsvoll verabschiedet wurde. Das ging alles unter die Haut.

Wehmütig wurden dann zusätzlich noch die Mainzer, als ihr Abstieg unwiederbringlich feststand. Auch das berührte mich – aber was nicht an diesem sonnigen Samstag in Fröttmaning??

Frauentausch und Tränen

„Der Uli hat geweint, der Brazzo hat geweint. Jetzt heule ich heute Abend auch noch, dann tauschen wir die Frauen. Dann ist alles wieder gut.“

So Mehmet Scholl nach seinem Abschied am Samstag in der Münchner Allianz-Arena. Das ich geweint habe, hatte ich ja schon vermutet, aber das selbst ein Uli Hoeneß die Fassung verliert, habe ich zum einen erst in den Sportschau-Bildern gesehen und zum anderen nicht erwartet. Aber das zeigt nur umso mehr, wie nah uns allen Scholl nach 15 Jahren FC Bayern steht.

Schon bei der Verabschiedung vor dem Spiel konnte ich das Wasser nicht halten und bei der Ehrenrunde (während das Spiel weiterlief, was aber niemanden im Stadion in diesen Minuten interessierte) lief es mir mehr als kalt den Rücken herunter. Wie werde ich Spieler wie Scholl und Brazzo vermissen. Auch wenn wir irgendwann wieder Titel holen werden, die Ära dieser Spieler ist vorbei!

Das Spiel war ein Traum, schöner hätte wohl selbst Scholl es sich nicht vorstellen können, beim 2:0 durch ihn bin ich so hoch gesprungen, dass mir mein Handy aus der Tasche geflogen ist und ich mich innerlich schon von ihm verabschiedet hatte. Robust wie es ist hat es sogar den Beton-Aufprall aus 2,5m Höhe ohne Kratzer überstanden. Musste es auch. Die nächsten Fotos wollten gemacht werden.

Brazzos Ehrenrunde später im Spiel ging dagegen leider ein wenig unter, dafür feierte die gesamte Mannschaft nach dem Spiel, die da schon halbnackten Helden auf dem Rasen der Arena und auch die zahlreichen Mainzer Fans zollten den beiden Respekt, Anerkennung und Tribut – aber darauf gehe ich noch einmal gesondert ein.

Ein würdiger Abschied für unseren Mehmet und das eigentliche Abschiedsspiel im August kommt ja noch. Gegner ist der spanische FCB im Rahmen des Franz-Beckenbauer-Cups. Vielleicht fahr‘ ich dann nochmal hin. Tränenreiche Emotionen machen süchtig. Das hatte ich in den letzten 6 Jahren schon fast vergessen. Von daher war der vierte Platz in dieser Saison ganz hilfreich. Irgendwie.