Ich war 1999 live vor Ort. Es gab nur Karten im Bremer Block. Deshalb hatte ich das zweifelhafte Vergnügen nach Schlusspfiff die hasserfüllten Fratzen bewundern zu dürfen.
Im Nachgang und als Spitze der Bremer Niveau-Festspiele die Ergüsse der Charakterbrazze Frank Rost.
Sicher. Im Jahr drauf haben wir es ihnen heimgezahlt.
Aber über die Jahre gab es genug Spiele gegen Bremen, die für mich eher frustrierend als erheiternd waren. Das Heimspiel gegen diese sogenannte Offensivmaschine Werder war auch so ein Spiel. Als die Weser-Kicker mit erbärmlichsten Mauerfußball ein Remis erzitterten.
Zum Glück gibt es aber auch die andere Seite der Medaille. Wie das Auswärtsspiel in Bremen zum Beispiel. Oder die Tatsache, dass im Bremer Umfeld kaum noch Demagogen am Ruder sind. Lemke in der Mottenkiste, Rost inzwischen in Hamburg selbst an Niederlagen in Serie gewöhnt.
Deshalb hatte ich vor dem Spiel keine negativen Gefühle.
Gleichwohl macht so ein Pokalendspiel jede Menge Freude.
Weil die Bayern einfach nur geilen Fußball spielen.
Weil die Bremer im Grunde und insgesamt deshalb keine Chance hatten.
Weil am Ende sich der Schiedsrichter doch dazu durchringen konnte, den grün-weißen Frusttretern Einhalt zu gebieten.
Weil ich in dieser Saison mehr und mehr Spiele sehen durfte, die meinem Ideal von Fußball entsprachen: Den Gegner komplett zu dominieren!
Aber kommen wir zum Spiel selbst.
Man sprach von einem Offensiv-Feuerwerk. Vor dem Spiel. Die beiden stärksten Offensiven der Liga.
Ich war da skeptisch. Und wurde bestätigt. Gegen uns stellt sich Werder nämlich zumeist auch nur „hinten rein“.
Doof, dass die angestrebte Igel-Taktik mit überfallartigen Kontern schief ging. Und Werder spätestens nach dem 0:1 doch am Spiel aktiv teilnehmen musste. Das Ende ist bekannt.
Ok. Lassen wir mal kurz alles andere beiseite.
Werder hätte in Führung gehen können. Mit der ersten Chance des Spiels.
Manche Schiedsrichter hätten den Handelfmeter vielleicht nicht gegeben. Es wurde aber schon für weit weniger Handbewegung auf den Punkt gezeigt.
Werder hätte – in der extremen Drangperiode, der ersten 5-6 Minuten nach dem Seitenwechsel – den Ausgleich erzielen können.
Haben sie aber nicht. Und daran war nicht der böse Fußballgott schuld.
Auf der anderen Seite hatte Bayern schon in der ersten Halbzeit 2-3 100%-tige Chancen – das Spiel wäre zum Pausentee schon durch gewesen.
Das ein alter, verwirrter Mann, noch dazu Rekordtrainer der Bremer, den Elfmeter nicht geben wollte – geschenkt. Am Ende hatte wohl selbst Rehhagel keine Argumente mehr. Das all das zudem ein Willi Lemke mit ansehen musste, war mir ein weiterer „innerer Reichsparteitag“…
Nein. Sind wir mal ehrlich.
Die Bayern waren (von mir aus nur gestern) ein, bis zwei Nummern zu groß für die Schaaf-Kicker.
Das kann und wird niemand bestreiten.
Hätte Werder tatsächlich Tore geschossen, Weltklasse-Robben hätte sie noch deutlicher bestraft. Da bin ich mir sicher. Die Bayern liefen gestern über vor Adrenalin. Werder vielleicht auch, nur konnten sie dies lediglich in wildem Getrete kompensieren.
Wer aus deren Sicht über den Schiedsrichter meckert, sollte daran denken, dass Herr Borowski durchaus Gelb-Rot und Herr Frings eigentlich eher glatt Rot verdient gehabt hätte.
Die Bayern haben für ihre ersten derartigen Aktionen zu Recht ihre Karten bekommen und sich dann zusammengerissen. Weder van Bommel noch Olic haben im gesamten Rest des Spiels weitere verwarnungswürdige Aktionen gezeigt.
Und dass derlei Verhalten keine Ausnahme ist, zeigt die Tatsache, dass der neue Double-Gewinner 2010 auch in der Fairplay-Tabelle ganz oben steht.
Erfolg kann man auch ohne unfaire Aktionen haben…
Wie auch immer. Zum Glück hat sich kein Bayern-Spieler in der Werder-Metzgerei verletzt und steht somit im letzten Endspiel der Saison zur Verfügung.
Nach der Vorführung der Bremer durch die Bayern in der zweiten Halbzeit hatte ich da ernsthafte Sorge.
Die van-Gaal-Schützlinge spielten erneut fast wie aus einem Guss. Nur wenige Aktionen verfehlten ihr Ziel. Sie auszunutzen, war Werder gestern nicht in der Lage.
Und dann kommt eben sowas dabei heraus.
Wir sind Double-Gewinner 2010 – wie geil ist das denn??
Für mich – mit dem Erreichen des Finale in der Championsleague – schon jetzt eine der besten Spielzeiten in unserer 110-jährigen Geschichte. Einfach nur: Wow!
Und jetzt gehts – mit der breitesten Brust der Geschichte dieses Vereins – auf nach Madrid! Schreibt Geschichte, Jungs. Damit in der Geschäftsstelle des FC Bayern bald Eure Bilder hängen. Mindestens neben Beckenbauer, Hoeneß, Müller und Co.! 😉
P.S. Schade, dass Ribéry ausgerechnet jetzt wieder in Topform zu sein scheint. Aber eine Chance haben wir ja noch…