Ein Petit macht noch keinen Sommer oder Wir sind keine Club-Fans

Nein. Ich will hier weder provozieren, noch sonst irgendwie wieder Öl ins gelöschte fränkisch-bayerische Argumentativ-Feuer gießen.

Es geht um den FC Bayern. Beim kölschen FC. Und die „Heimkehr“ des verlorenen Sohnes der Stadt. Lukas Prinz Podolski. Dem Messias. Also neben dem anderen Messias auf der Trainerbank.

Als derPrinz zu Beginn der zweiten Halbzeit damit anfing sich vor der Kölner Fankurve warm zu machen und sich diese fast kollektiv zum Jubelsturm erhob, musste ich unweigerlich an die Szenen des fränkischen Koller beim westfälischen Gastspiel denken.

Allein es gab keine Schmähungen aus dem Bayern-Block.

Ist wohl doch ein anderes Kaliber. Die Prinz-Story.

Selbst als er tatsächlich in Köln ein Tor gegen den FC schoss (und alle „Journalisten“ ihre Geschichte hatten) und sein Jubel so gar nicht ins Bild eines durch und durch bayerischen Kickers passen wollte, regte sich imho kein Widerspruch.

Damit will ich überhaupt keine Wertung abgeben, auch wenn es für einen Gast-Fan immer irgendwie komisch ist, wenn der eigene Stürmer vom Heim-Publikum gefeiert wird. So ist Fußball. So ist Köln.

Wie auch immer.

Immerhin schoss PrinzPoldi ein Tor. Nach einer Einwechslung. Das ist doch mal was. Wenn er das immer machen würde, wäre er bald neben Toni gesetzt.

Ein bißchen viel Konjunktiv. Trotzdem gab’s nach dem Spiel ein, zwei sehr klare Sätze von ihm. Sinngemäß ging es darum, dass es ja auch an ihm liegen würde, wie sich seine Rolle in München ändert.

So isses.

Ob allerdings Herr Podolski in HZ1, als die Kölner noch massiv mit ihren zwei Viererketten verteidigten, ähnlich hätte agieren können und somit nur Klose blass blieb, werden wir nie erfahren.

Wir werden ebenfalls nie erfahren, weshalb Toni in HZ2 den Gomez gab und ein Zé Roberto den Ball auf beide freistehenden Stürmer nicht abgab und insgesamt der FCB die Kölner in der zweiten Halbzeit nicht mit 0:5 oder 0:6, völlig zu Recht, demütigte.

Rückblende.

Vor dem Spiel war ich angespannt.

Nach langer, langer Zeit gab es mal wieder die Gelegenheit die Rekordserie zu brechen. Ebenso die Chance eines Daumschen Sieges gegen die Hoeness-Bayern.

Unvorstellbar.

Aber irgendwann reißt statistisch jede Serie. In diesem Fall will ich das allerdings nicht mehr erleben. Nach 5-10 Minuten war mir klar: Es bleibt dabei.

Der FC spielt immer noch wie eine Fahrstuhlmannschaft. Da helfen auch die vielen Millionen, die Herr Daum in den letzten Jahren verpulvern durfte, nichts.

Einzig Petit ist da ein Lichtblick. Besagter Portugiese ist imho aktuell der einzige Spieler, der gehobenes Niveau bietet.

Sicher.

Man weiß ja, dass nur die verblendeten Kölner Fans sich wirklich „in dieser Liga“ (mit dem FCB) wähnen. Dieses Spiel hat, zu meiner Begeisterung, über 90 Minuten bewiesen, dass da Lichtjahre zwischenliegen. Zwischen FCB und FC jetzt.

Trotzdem hatte ich in HZ1 immer mal wieder kurze Bedenken, dass es 0:0 ausgeht. Zu eindimensional waren viele Angriffe der Bayern, zu verschwenderisch war man mit den wenigen Chancen, zu stabil verteidigten die Kölner mit Mann und Maus den eigenen Strafraum. Die Gefahr eines Kölner Tores sah ich dabei nicht. Eigentlich zu kaum einem Zeitpunkt. Siehe Lichtjahre.

Interessiert war ich nicht wenig am Auftreten eines Luca Toni. Nach seiner Kritik an den ital. Medien, die das hiesige Boulevard in den letzten Tagen vermehrt neben die alltäglichen Poldi-will-weg-aus-München – Geschichten platzierte. Thema „Toni bereut Wechsel nach München“. Blah. Blah.

Was dieser Toni dann allerdings in HZ2 abzog, zeigte mal wieder seine Klasse und vor allem seinen unumstrittenen Status im Kader des FC Bayern.

Das war richtig gut. Hätte er nicht seinen Ball kurz vor der Torlinie a la Gomez vertändelt, Zé Roberto den Ball frühzeitig gespielt und er in der letzten Minute Podolski nicht das Tor geschenkt, er hätte fünf Tore erzielen können.

DAS sollte genug Ansporn sein für die beiden Hierarchie-Verfolger Klose und Podolski.

Ansonsten ist der Rest des Spiel schnell erzählt:

Die Abwehr im neuen, gegen Defensiv-Teams erforderlichen, 3-5-2-System, stand wieder sicher. Selbst ein Lell fiel kaum ab. Besonders hervorheben möchte ich hier aber mal einen Ottl.

Bekommt eben dieser von mir immer wieder Feuer, muss ich durchaus jetzt auch mal zugeben, dass sein Spiel am Samstag kaum Ansatzpunkte zur Kritik gab. So gut wie keine Fehlpässe. Sehr zweikampfstark. Fast schon eine van-Bommel/Zé Roberto-Leistung der Vorsaison.

Respekt. Weiter so.

Zusätzlich tut es Herrn Schweinsteiger offensichtlich immer noch ganz gut, dass Herr Ribéry immer noch nicht ins Geschehen eingreifen kann. Das ist gut so. Das die „zweite Reihe“ so dermaßen in die Bresche springt. Nur so kann man Erfolg haben!

Apropos Erfolg.

Am Mittwoch geht die Championsleague los. Da war das Spiel, die Aufstellung und die Spielweise genau das Richtige.

Die Zeit spielt für uns.

Der richtige Gegner zur rechten Zeit!

So langsam wird das lustig. Hertha BSC beim Auswärtsspiel in München.

Jedes Jahr aufs Neue, nehmen sich die Berliner in München was vor. Und jedes Mal wird’s schlimmer. Habe ich zumindestens den Eindruck. Vor allem seit den Hauptstadt-Gastspielen in der Allianz-Arena.

Hätte der Schiedsrichter nicht über weite Strecken des Spiels die Hand über die Berliner gehalten, hätte es durchaus ein Debakel werden können. Oder zumindestens einen dritten Elfer (klares Trikot„zupfen“ gegen Toni im Strafraum) und einen Platzverweis (klare rote Karte nach Schlag von Rafael gegen Ottl) gegeben.

Sieg trotz Schiedsrichter. Naja. Dafür waren die Bayern einfach zu überlegen. Pech für die Herthaner, dass die Bayern sich offenbar gerade gestern endlich wieder gefangen hatten.

Wie von Klinsmann gesagt (und mir erhofft) begann gestern für den FC Bayern die Saison. Obwohl ich eigentlich behaupten mag, dass von den bislang gezeigten sechs Halbzeiten vier richtig gut waren. Die erste gegen den HSV, die zweite in Dortmund und gestern beide.

Klar.

Ich hatte bis zum 2:0 immer noch Befürchtungen, dass einer dieser wenigen Berliner Konter vielleicht doch noch den Weg ins Rensing-Tor finden würde (was ja auch geschah, aber erst nachdem bei ein, zwei Bayern aufgrund des deutlichen Vorsprungs die Konzentrationsluft raus war).

Es gab ferner gestern einige Phänomene zu beobachten:

1. Luca Toni.

Unglaublich was der Mann drauf hat. Und das mit quasi nicht vorhandener Vorbereitung. Ganz offensichtlich stimmt hier die, von zumeist nur reinen trainingsfaulen Spielern, geäußerte Überzeugung, dass man lieber spielt und kein Training für gute Leistungen braucht. Sowas ist wohl der Unterschied zwischen „Weltklasse in Deutschland“ und echter Stärke.

Allein die Drehung vor dem 1:0 war das Eintrittsgeld wert. Und ganz besonders der Halbzeit-Kommentar Herrn Sammers zu dieser Szene:

„Der Gegenspieler stand zu eng am Mann.“

Da kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, zumal das Gegenteil für alle anderen BSC-Spieler galt, für alle anderen Szenen…

Kurzum: Wir haben Toni, danach lange nix und dann erst Klose und später Podolski.

2. Miroslav Klose

Apropos.

Das gestrige Spiel war für mich die Wende. Sezierte das Boulevard in den letzten Tagen noch genüsslich Kloses Schwächen, erlebten wir ihn nun ganz anders. Na zumindestens deutlich anders. Verbessert. Mehr Wille. Mehr Laufen. Mehr Emotion.

Das ist überhaupt das Auffälligste: Er ärgerte sich richtig! Sowas habe ich schon seit Wochen nicht von ihm gesehen. Es war eine Entwicklung. Plötzlich war man sich irgendwie sicher: Bald platzt der Knoten.

Das es nun ein Elfmeter war, geschenkt.

Allein die Geste vor dem Strafstoß, als zunächst Schweini, dann Toni den Ball in den Händen hielten, beiden aber dann der „Patient“ Klose einfiel – Signalwirkung.

Eng wär’s nur geworden, wenn Klose verschossen hätte. So lag in diesem Schuss die Entscheidung: Geht’s noch weiter mit ihm nach unten, oder setzt er ein Zeichen.

Er setzte es.

Auf einmal bin ich wieder viel euphorischer was ihn betrifft. Das wird schon.

3. Philipp Lahm

Philipp Lahm – Fußballgott. Oder?

Ich kann’s kaum glauben, was aktuell aus dem kleinen Kerl herausspringt an Funken. Und was war das für ein geiles Tor? Unfassbar. Auf einmal wird auch klar, was Klinsmann wohl – zu Recht – zu Jansen gesagt haben muss: Dieser Lahm kann beim FCB nur gesetzt sein!

Sein ganzes Auftreten, defensiv wie offensiv sind im Moment konkurrenzlos im Kader, beim FC Bayern und bald auch wieder in der Liga.

Klasse.

4. Martin Demichelis

Der Typ ist ein Roboter. Ehrlich. Wie sonst sollte es möglich sein, dass da einer gefühlte Jahre verletzt und abwesend ist, zurückkomment und da weiter macht, wo er aufgehört hat?

Einfach Wahnsinn, wie sicher die bayerische Abwehr wieder stand.

Jetzt können wir alle nur hoffen, dass Demichelis sich auf der kommenden Länderspielreise bloß nicht wieder verletzt oder einen Rückfall erleidet. Das wäre fatal. Würde aber ins Bild der bisherigen Stotter-Saison passen (nicht nur beim FC Bayern). Hoffen dürfen wir, dass die kommenden Wochen für die Münchner anders verlaufen, als die bisherigen.

5. Das Spielsystem

Einige „Experten“ titulierten es ja als Rückschritt. Das Experiment mit der 3er-Kette. Ich seh‘ es eher als klare Erweiterung der Möglichkeiten, wenn man im Rahmen eines Spiels, oder Situation, etc. plötzlich das Spielsystem einer Mannschaft verändern kann. Das habe ich ja schon mit offenem Mund im Freundschafts-Spiel gegen die Kölner registriert und gestern war ich einmal mehr verblüfft, wieviel Dominanz man damit erzeugen kann.

Ob’s auch gegen richtig starke Gegner klappt, muss man dann mal abwarten, aber zumindestens ist es ein flexibler Ansatz, der mir persönlich sehr gut gefällt.

Weiter so, FCB.

In jeder Hinsicht jetzt.

Und nach der Länderspielpause ist dann auch Ribéry wieder fit, ok?

Von roten Listen, Kampf, Fehlstarts und Schwarz und Weiss

Fußball ist klasse.

Da kann man so schön polemisch sein. Oder sich die Welt in Schwarz und Weiß einteilen.

Das geschieht mit Spielern, zum Beispiel, sagen wir mal, Mark van Bommel.

Gerne wird dieses Prinzip aber auch nach einem Bundesliga-Spiel in die versammelten Mikros gesäuselt.

Da fabuliert der schwachgelbe Anführer, dass „man gegen die Bayern ja ganz klar 2 Punkte verloren und das Spiel eigentlich hätte gewinnen müssen“. Unser Grinsi-Klinsi ist trotz der geforderten (oder versprochenen) und nicht erreichten 3 Punkte „total zufrieden“. Sein verlängerter Arm (nicht im Heimspiel gegen Hertha) dagegen will kurz vor der Gelb-Roten Karte „hochgesprungen“ sein, bevor er den Gegner touchierte.

Und so richtet sich ein jeder seine Welt so ein, wie es ihm am besten passt.

Aber der Reihe nach und ins Detail:

Hatten die Bayern im ersten Spiel noch versäumt beim Stand von 2:0 den Sack zuzumachen, lief das Spiel in Dortmund anders.

Die ersten 7 Minuten zeigten Münchner, die eigentlich ganz frisch spielten. Im Rahmen der schwachgelben Führung offenbarte sich allerdings einmal mehr, welche Schwächen die Bayern aktuell haben. Eine davon.

Das Defensivverhalten.

In diesem Fall von Lucio und Lahm.

Lucio deckt nicht seinen Gegenspieler sondern den freien Raum. Lahm hindert seinen nicht daran zu passen und zwar in die Mitte, in der Lucio den freien Raum bewacht.

Das Jakub Blaszczykowski dann mit einem Sonntagsschuss das Tor macht, dass er so wahrscheinlich lange Zeit nicht mehr schaffen wird – geschenkt (gelang dies nicht im Supercup-Spiel dem BVB schon einmal?)!

Danach konnte man das Erwachen der Borussia und das gleichzeitige Erlahmen der bayerischen Bemühungen bis nach München spüren.

Der „Aggressivleader“ wollte das so wohl nicht stehen lassen und zeigte Einsatz. Zweimal einen Tick zu viel, wie der Schiedsrichter befand.

Womit wir bei einem ganz heiklen Thema sind.

Ich kann der Rechtfertigung van Bommels, dass der gleiche Schiedsrichter derlei Einsteigen international nicht pfeifft/pfeiffen würde, einiges abgewinnen. Er hat es aber getan.

Und dann darf er ganze drei Minuten später einfach so eine Aktion nicht bringen. Echt nicht. Ganz egal, ob er vorher „hochspringt“, oder sonstwas.

Was sich daran anschloss war zu erwarten. Die üblichen Verdächtigen kamen aus ihren Schützengräben und sahen sich einmal mehr bestätigt.

„Drei gelbe Karten in den letzten 10 Bundesliga-Spielen!“

Fein.

Mark van Bommel das Bayern-Schwein, der Metzger. „Siehste, hab‘ ich doch immer gesagt.“

Aus eben genau diesem Grunde, kann ich eine andere Aussage van Bommels nicht abstreiten. Das nämlich er sich auf einer „roten Liste“ wähnt (oder hat irgendjemand erwähnt, dass van Bommel in der letzten Saison, abgesen vielleicht von den letzten 8 Spielen, „blitzsauber“ spielte?).

Bei den Beobachtern ist das so. Spüre ich selbst seit 2006 in diversen Weblogs. Bei den Medien ist dies ebenfalls überdeutlich, die Frage bleibt, ob es tatsächlich auch bei den Schiedsrichtern so ist.

Verschwörungstheorie olé.

Wirklich?

Kann es nicht tatsächlich so sein, dass die das gar nicht bewusst machen, sondern vielmehr ein kleines Stück des Hinterkopfes diese Dinge vorhält und im Zweifelsfall zumeist gegen ihn entscheidet und man dann unweigerlich den Eindruck bekommen muss, dass van Bommel ein überharter Spieler ist?!

Ist das wirklich soo abwegig?

Sollte man zumindestens mal drüber nachdenken.

Davon abgesehen: Natürlich war das Gelb-Rot berechtigt. Ohne Diskussion.

Sehr speziell fand ich übrigens, dass eine Stellungnahme Herrn Fandels zu eben diesem Thema vor einer TV-Kamera daran scheiterte, dass er nicht das offzielle DFB-Sakko(!) trug. Geht’s noch?

Wie auch immer.

Das Spiel ging überraschend doch noch weiter und die Bayern hatten jede Menge damit zu tun, sich von diesem Doppelschlag zu erholen und sich in die Halbzeitpause zu retten.

Nach 15 Minuten erlebte ich ein Déjà-vu.

Ähnlich wie im Supercup-Finale kam ein veränderter FCB aus der Kabine.

Borowski ersetzte Klose (immer noch ein Schatten, quasi nicht auf dem Platz) und fortan veränderte sich das Spiel, die Spielweise der Bayern. Mehr Zug zum Tor, mehr Einsatz, mehr Leidenschaft.

Was macht Klinsmann bloß immer in der Kabine?

Klar. Von Seiten des BVB wurde es auf das übliche „gegen 10 Mann ist’s halt schwer zu spielen“ und „wir haben die Bayern einfach spielen lassen“ reduziert. Dummerweise hätte man das genau umgekehrt auch über den FCB der ersten Halbzeit sagen können.

Stichwort Schwarz und Weiß.

Der Ausgleich war eine derart logische Konsequenz und auch die sagenhaften 14 Ecken in einem Auswärtsspiel sprechen eine deutliche Sprache. Mir hat’s beim Zusehen Spaß gemacht. Wenigstens Kampf. Und über Kampf zum Spiel. *klimper*

Das überdeckte plötzlich, dass wir eigentlich nur mit 7-8 Feldspielern auf dem Platz standen.

Denn wann Herr Lell mal aus seinem Loch kommt, weiß auch nur er. Etwas das bei Luca Toni viel früher passieren wird. Dieser strahlte allein durch seine Präsenz wesentlich mehr Gefährlichkeit aus als seine beiden restlichen Sturmkollegen im Kader (auch wenn unterm Strich genauso wenig dabei rumkam). Unfassbar.

Apropos Toni. Apropos schiefes Bild.

Luca Toni wird als Schwalbenkönig dargestellt.

Aufgrund dieses Spiels?

Geht’s noch?

In Halbzeit 1 grätscht Hummels ihm den Ball (korrekt) weg, testet direkt im Anschluss aber die Belastbarkeit seiner Bänder in der Knöchelregion. Der ebenso schwachen wie gelben Südtribüne (Stichwort Vorurteil) fällt nichts besseres ein, als Toni danach zumeist nur noch auszupfeiffen. Naja. Sie hatten keine Zeitlupe.

Und dann der Elfmeter.

Gelbe Karte für eine Schwalbe?

Subotic zieht Toni im Strafraum klar am Trikot. Lässt dann los, um ihn zu stoßen. War im TV klar zu sehen. Sicher fällt Toni etwas härter als er vielleicht berührt wurde, aber wollen wir abstreiten, dass Herr Fandel an die voreingestellte Meinung über Tonis sog. Schwalben dachte, als er diese Szene innerhalb einer Sekunde beurteilen musste?

Hätte Elfmeter geben müssen. Hätte es auch gegeben. Im ersten Spiel. Vor diesen beiden Elfmetern passierte dort im Strafraum weniger.

Womit ich mich korrigieren muss. Nicht erst am fünften, nein, schon am zweiten Spieltag ist diese „harte Umsetzung der neuen Richtlinien“ schon wieder Geschichte. Dumm, dass in beiden Zuständen, die Bayern das Nachsehen hatten (obwohl Gomez gestern auch einen Elfer nicht bekam, den es vor ’ner Woche noch gegeben hätte, oder?).

Hätte, könnte, müsste.

Vorbei.

Die Bayern haben zwei Punkte. Allein das Zustandekommen des Remis in Dortmund lässt mich schon hoffen. Auf die nähere Zukunft.

Darüberhinaus ist Platz nur 2 Punkte entfernt. Gewinnen die Bayern am Sonntag tatsächlich gegen Hertha ihr erstes Spiel sieht die Welt imho wieder besser aus. Und die Zeit spielt ja ohnehin für uns (Stichwort Ribéry).

Ich freu‘ mich drauf.

Der Konjunktiv ist der Feind des Verlierers

Die Bayern hätten das gestrige Auftaktspiel der Bundesliga gewinnen können. Zu Recht. Der HSV aber genauso.

Podolski hätte in der Vorbereitung unter Klinsmanns Anleitung mal so etwas wie einen rechten Fuss bekommen können. Dann wäre ein 3:1 für 3 Punkte gut gewesen.

Der HSV hätte nur einen seiner beiden Pfostenschüsse verwerten müssen, dann hätte man den Arena-Fluch der Sieglosigkeit besiegen können.

Die Bayern hätten meiner Meinung nach ihre nur phasenweise Dominanz gegenüber den Jol-Kickern durchaus über 90 Minuten bringen dürfen, die Hanseaten aus Sicht ihrer Fans unser Defensiv-Torso zu einem Schützenfest nutzen müssen.

Wie man es dreht und wendet, man ändert nichts am 2:2.

Das ist für mich aktuell eine neue Gemütslage. Direkt nach Schlusspfiff war ich rasend vor Wut.

Nachdem ich 5 Minuten darüber nachgedacht hatte, was ich in dieser Stimmung schreiben sollte, stellte ich mir zwei Fragen:

Was bringt mir das in 10 Minuten, 10 Stunden, 10 Tagen?

und

Wieso eigentlich? Nur um den üblichen Sprüchen aus der üblichen Ecke schon im Voraus gerecht zu werden? Mich schon im Voraus in die Scharmützel zu verstricken, um eine Überzeugung zu drehen, die undrehbar ist, dass nun einmal manche Menschen den FC Bayern auf den Tod nicht ausstehen können?

Sinnlos.

Ich bin seitdem total entspannt. Tiefenentspannt. Auf einmal. Nach dieser Vorbereitung!

Klar. Die Bayern haben zwei Punkte liegen lassen. Zum Bundesliga-Auftakt. In einem Heimspiel. Es sind aber auch noch 99 andere zu vergeben.

Vielleicht ist’s ganz gut, dass die Rekordjagd in dieser Saison schon am Anfang abgeblasen wird. Nur 21 Gegentore werden es heuer nicht werden. Genausowenig wie ein Start-Ziel-Sieg. Hat auch was Befreiendes.

Aber kurz mal was zum Spiel:

Der HSV beginnt gut. Kann 1:0 in Führung gehen. Was dann der FC Bayern übernimmt. Mit einem Schülermannschaft-Trick. Schneller Einwurf, schnelles Spiel nach vorne, schnelle Flanke in die Mitte, perfekter Schuss auf’s Tor. Fertig. Zu schnell für den HSV. Warum nicht über 90 Minuten so, FCB?

Dann das 2:0. Per Elfmeter. Über den man diskutieren kann, aber nicht muss (wie über den zweiten). Ist schließlich ’ne Direktive der Liga und der Schiedsrichter. Auch wenn diese, wie zumeist, nach dem 5. Spieltag schon wieder vergessen ist.

Meine Güte. 2:0. Durch Schweini & Poldi. Das Problem-Duo. Und das so früh im Spiel. Mit dieser Vorbereitung.

Der HSV geschockt. Die Bayern aber nicht weniger. Und deshalb zogen sie sich wieder ins Schneckenhaus zurück und zeigten der Welt und dem Rest der Liga, dass die aktuelle Abwehrformation mehr als zweit- oder gar nur drittklassig ist.

Kann das wirklich sein, dass durch die Verletzung eines einzigen Innenverteidigers (ok, DER Innenverteidiger der Liga), das ganze System ins Wanken gerät? Demichelis verletzt, Breno in Peking – hätte sich Lucio verletzt, hätten wir schon einen Amateur oder Lell, oder wen auch immer auf diese Position stellen müssen – kann’s das sein, Herr Hoeneß?

Überhaupt Lell!

Der ist – zusammen mit Herrn Klose – am Tiefpunkt seiner Karriere angekommen, oder?

Ähnlich schlimme Leistung wie in Erfurt. Ich bin hin- und hergerissen, ihm eine 6 Minus zu geben. Unfassbar schlecht.

Dazu noch zwei IVs, die sich abwechseln in ihrer Unsicherheit und solche Tore wie beim 1:2 durch Guerrero zulassen. Meine Güte. So frei wird der im Rest der Saison nicht mehr zum Kopfball kommen, Lucio!

Zur Halbzeit war das 2:1 für die Bayern imho ein gutes und überwiegend gerechtes Ergebnis. Auch wenn ich mir mehr erhofft hätte. Aber die Leistung einzelner Bayern-Akteure machte da kaum Hoffnung.

Nach dem Seitenwechsel ein ganz anderes Bild.

Die Bayern drängten den HSV an die Wand, spielten Chance auf Chance heraus und wenn, wie oben erwähnt, Herr Podolski einen rechten Fuß hätte, wäre nach dem 3:1 der Drops gelutscht gewesen.

War er aber nicht und somit konnte der HSV sich erneut befreien und sein – doch eigentlich – bekanntes Konterspiel aufziehen, gegen Bayern, die dieses Tempo in der Defensivbewegung (noch) nicht mitgehen können.

Bis auf, ja bis auf einen gewissen Philipp Lahm.

Ganz im Ernst: Ich muss mich entschuldigen. Für all meine Äußerungen der letzten Zeit. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass Herr Lahm aktuell unsere beste Defensivkraft ist. Schnell in der Rückwärtsbewegung. Einigermaßen sicher im Zweikampf – vor allem im Vergleich zu seinen Abwehrkollegen – und seit kurzem auch noch mit Variationen im Offensivspiel. Also nicht mehr nur der Haken und ab durch die Mitte.

Respekt.

Solche Ausreisser braucht’s beim aktuellen FC Bayern aber auch dringend. Sonst wäre der Leistungsschnitt ja noch schlechter.

Denn auch der Rest ist merkwürdig träge und unaufmerksam. Hier kommt dann jetzt allerdings der Wandel bei mir: Ich bin plötzlich davon überzeugt, dass sich das kurz- bis mittelfristig ändern wird.

Borowski war schon wieder zurück. Klar. Ihm fehlte natürlich noch ein wenig die Bindung, vor allem war’s aber ein Zeichen: Die Verletzten sind bald wieder da. Um die Formschwachen zu stützen oder zu ersetzen.

Apropos: Was war eigentlich mit Altintop los?

Den bräuchte es. Um zum einen Schweinsteiger weiter Druck zu machen, oder – naheliegender – Lell mal die dringend benötigte Auszeit zu geben.

Das ist im Moment nämlich das größte Problem: Wir haben keine Alternativen auf der Bank!

Da wird Borowski als Rekonvaleszent, neben Ottl (Ottl! Na wenigstens kaum Fehlpässe und kein weiteres Gegentor verschuldet) und einem gewissen Müller eingewechselt. Seines Zeichens Amateur-Stürmer. Prima.

Klar. Auch Uli Hoeneß hat Recht: Für die paar Wochen, in denen Ribéry, Toni und Co. noch fehlen, können wir nicht unbedingt Millionen raushauen. Alles korrekt. Jetzt ist das zu spät. Ein Problem, dass ja auch der HSV hat. Aber hätte man es nicht voraussehen können, dass 3 Stürmer und 3 IVs vielleicht zu wenig sind? Verletzt sich nur einer aus diesen Trios, gibt’s schon kein Fallback. Und das sich jemand verletzt oder in eines seiner größten Karriere-Löcher fällt und nicht wieder rauskommt (siehe Klose), ist ja bei der kommenden Dreifach-Belastung nicht wirklich irreal, oder?

Naja.

Wenn unsere Führungsriege davon so überzeugt ist, wird sie schon wissen, was sie tut. Diesmal keine Bankspieler verpflichtet zu haben, um einen auf Gutmensch zu machen, nimmt uns a) sowieso keiner ab und ist b) imho der falsch Weg.

Trotzdem.

Ich glaube seit gestern abend, 6 Minuten nach dem Spiel, wieder daran, dass alles gut wird.

Holen wir in Dortmund mindestens einen Punkt, sehe ich die Durststrecke überwunden.

Kurz noch was zum „neuen“ HSV:

Seine Fans sollten diesen Moment genießen. Denn einen derart schwachen Gegner aus der Top-Gruppe der Liga werden sie in naher Zukunft nicht mehr haben. Dieses „offensive, neue Spiel“ wollen nämlich irgendwie plötzlich alle spielen. Das Trochowski-Premiere-Interview wäre beliebig austauschbar gewesen mit einem Schalker-, Bremer-, Dortmunder-, oder wem-auch-immer-Spieler. Alle wollen sie „oben mitspielen“, „oben angreifen“, oder zumindestens „in die Championsleague“!

Und „mit dem neuen Trainer spielen wir sowieso alle viel besser“ undsoweiterundsoweiter.

Trotz oder gerade nach dem gestrigen Spiel bin ich überzeugter denn je, dass die Bayern eine ähnlich gute Rolle wie in der letzten Saison spielen werden. Vergleicht man nur mal, wieviel Luft da noch bei den Bayern nach oben war und wieviel beim HSV.

Auf geht’s.