Es ist Saure-Gurken-Zeit. Und es sind Ferien. Sogar die Kindergärten schließen.
Deshalb verlagerte sich dieser Tage ein wenig von dem Streit zwischen 3 bis 5-Jährigen nach Twitter.
Man stritt sich tatsächlich darüber, wem jetzt der andere egaler war. Also Bayern- und Dortmund-Fans. Und als Beleg wurde gar der liebe Kevin herbei gezerrt. Herrje.
Mir war dieser Streit… egal. Nicht egal hingegen ist mir der wahrscheinliche Grund für diese „Scharmützel“ – neuerliche Aussagen des Übungsleiters Klopp.
„Die Vereins-Familie steht über allem. Da ist es wichtig, dass alles passt. Das entscheidet oft über Sieg oder Niederlage. Davon bin ich fest überzeugt. Aber dieses Konzept wird im Süden Deutschlands ja schon mal anders praktiziert.“
An anderer Stelle las ich auch noch etwas davon, dass „in München Spieler nur eine Nummer sind, dort Spieler einfach gekauft und verkauft werden.“ Oder so.
Nun. Zunächst einmal ist das natürlich Quatsch, weil auch in Dortmund Spieler gekauft und verkauft werden und auch die Liste der Spieler, die nicht in dieses ach so tolle – aktuelle – Kollektiv pass(t)en, nicht mehr Teil dieser „Vereins-Familie“ sind, ist nicht gerade kurz. Die Liste zu recherchieren ist mir gerade zu anstrengend. Und was ist mit der Tatsache, dass die Borussia gezwungen war auf günstige Spieler zu setzen? Und will er uns erzählen, dass all die Spieler der 2002er-Meisterschaft, die mit ihren Kosten den Verein fast in den Ruin getrieben hätte, auch als „Vereins-Familie“ auftraten? Wohl kaum.
Bemerkenswert ist etwas anderes.
Was haben – wir alle – doch Herrn Klopp noch für seine Eloquenz, seine „Frische“ gelobt. Damals, als er noch Trainer in Mainz war, dieser ach so sympathischen Himmelsstürmer und vor allem als ZDF-Experte im Rahmen der 2006er-WM. Toll.
Und was hat sich dieses Bild gewandelt, als er sich entschied zu einem großen Klub zu wechseln, zu einem Club, der um Titel mitspielen kann (oder können würde, irgendwann).
Eine Wandlung vom Paulus zum Saulus. Für alle Fans, die außerhalb der schwarz-gelben „Fußball-Familie“ stehen. Für die BVB’ler wurde er zunächst zum Hoffnungsträger, später zum Held und für solche Aussagen wie die obigen unsterblich. Für alle anderen, naja…
Sieht das irgendjemand anders?
Natürlich ist er immer noch ach so witzig und total souverän. Viel Grund für Missmutigkeit gab es ja in den letzten Jahren auch nicht. Chapeau. Wie sehr das Gegenteil in der Außenwirkung der Fall sein kann, sah man aber in den selten Fällen, wenn es um Punktverluste oder vermeintliche Fehlentscheidungen ging. Da konnte der Gutmensch[1] aber auch ganz verkehrt werden.
Ich will gar nicht den Anschein erwecken, dass „mir der BVB total egal ist“ und „ich nur auf uns schaue“. Nein. Mir geht das total auf die Nerven!
Mich stört der BVB-Erfolg, mich stören diese Phrasen, mich stört Klopps Grinsen, mich stört zunehmend recht vieles am BVB!
Warum?
Weil es bedeutet, dass mein Verein keinen Erfolg hat, wir mit Niederlagen leben müssen. Klar, Konkurrenz belebt das Geschäft, blah, blah.
Ich als Fan will einfach nur, dass sich das ändert. Punkt. Welcher Fan würde sich das für seinen Verein nicht wünschen. Achso, ja, die Gutmenschen-Fans freuen sich ja auch über Niederlagen und Abstiege. Allein, um sich als einzig wahre Fans zu produzieren…
Nein, bei diesem „ihr seid uns total egal“ mach ich nicht mit!
P.S. Vielleicht tun wir demJürgen hier einfach nur Unrecht und es sind ihm die Gäule durchgegangen. Schließlich hatte er jetzt längere Zeit kein Mikro in der Hand und stand seit der Meisterfeier auf keiner Bühne. Es war wohl der Entzug. Und wir wollen ihm zugutehalten, dass das keine vorbereitete Aktion war. Nein, nein, sowas macht derJürgen nicht.
P.P.S. Bevor sich jemand die Mühe macht, es zu recherchieren, um mich zu widerlegen. Ich will nicht abstreiten, dass ich in der Vergangenheit mal das Gegenteil behauptet habe, aber hey, ich bin ich auch nur ein Mensch, noch dazu ein Fußball-Fan. Da kann sich so etwas auch schon mal ändern… 😉
[1] Der Begriff Gutmensch wird von mir in derlei Zusammenhängen gerne mal verwendet. Zumeist um verschiedene Dinge beschreibend und überzeichnet auszudrücken. In den letzten Tagen las ich davon, dass z.B. die Nazis diesen Begriff geprägt, bzw. benutzt hätten. Nun, derlei las ich im Wikipedia-Eintrag jetzt nicht, ich bin aber gerne bereit diesen Begriff zu ersetzen. Kennt jemand Alternativen, die das Gleiche ausdrücken oder zumindest dem nahe kommen?