Was gab es in der jüngeren Vergangenheit nicht für Spiele gegen den HSV. Mit ebenso glücklichen wie unverdienten Siegen oder Punktgewinnen für den HSV.
Und dann so ein Kick wie am Samstag? Nein, liebe Hamburger, so machen Siege gegen Euch keinen Spaß. Wenn Ihr Euch so dermaßen aufgebt.
Und Häme liegt mir so natürlich auch fern. Vor allem gegenüber den üblichen Verdächtigen. Aber auf einen Verein, der so dermaßen am Boden liegt, da tritt man nicht drauf. Da hat man Mitleid. Auch wenn es sich der HSV größtenteils selbst zuzuschreiben hat, dass man – nach außen, wie nach innen – so desolat auftritt.
All dies sind allerdings nicht meine Sorgen. Und das ist gut so. Wir haben eigene. Und die sind auch nach einem 6:0-Sieg nicht kleiner geworden.
Aber der Reihe nach.
Zunächst sah es ja so aus, wie man beide Mannschaften nach dieser lahme-Enten-Woche auch erwarten konnte. Schlimm.
Und ja, das Spiel ist jetzt schon ein paar Tage her, aber wieso sollte ich vergessen, wie schlecht z.B. die Sportskameraden Lahm, Schweinsteiger, Kroos und Pranjic gespielt haben?
Es ist sicher eine Leistung, wenn man 100 Spiele am Stück absolviert. Aber wie wäre es, wenn wir mal die Sichtweise drehen und darüber nachdenken, ob es vielleicht schlicht und einfach nur einen Grund gibt, weshalb unser „Kapitän“ Lahm so lange auf dem Platz stand: Fehlende Alternativen.
Meiner Meinung und Beobachtung nach kann der Leistungsgedanke hier schon lange nicht mehr der Gradmesser für eine Position in der Startelf sein. Übel, was derPhilipp sich da in der ersten Halbzeit so für Fehlleistungen erlaubt hat.
Nicht weniger schlimm der Auftritt von Herrn Kroos. Ich kann mich – bis die Mannschaft durch den Dreifach-Robben euphorisiert wurde – kaum an gelungene Situationen unseres Ex-Leihspielers erinnern. Wie kann man nur so viel Power und Qualität nach einer Ausleihe verlieren? Mir unbegreiflich.
Sein Pendant Schweinsteiger war zwar bemüht, aber viel besser als zuletzt war das Gezeigte nun doch erneut nicht. Und somit stand dem Krisen-HSV in der Anfangsphase – wie fast jedem Gegner der letzten Wochen – Tür und Tor offen auf unseres zu marschieren. Was man auch ausgiebig tat. Allein die eigene Hilflosigkeit verhinderte einen Rückstand für die van-Gaal-Kicker.
Herr Pranjic erwähne nicht noch einmal gesondert – alles wie immer.
Positiv – und das ist eben bemerkenswert – stach unsere Innenverteidigung heraus!
Natürlich hatten Herr van Buyten und Herr Gustavo noch nie zusammen gespielt (wie auch – als der eine zuletzt in der Startelf stand, war der andere noch gar nicht im Verein), aber zum einen die Harmlosigkeit und Fehlende Wendigkeit der Hamburger (van Buyten) und die eigene aktuelle Stärke (Gustavo) waren am Samstag eine gute Mischung. Gut. Oder zumindest besser als andersherum.
Herr Kraft musste nicht viele zeigen. Was zum einen eben an der hanseatischen Harmlosigkeit und zum anderen an der überraschenden Stärke von Teilen der Defensive lag. Thema somit durch.
Was unsere Offensive betrifft hatte man zunächst den gleichen Gedanken wie seit dem Dortmund-Spiel: Der Gegner hat den Schlüssel gefunden. Andererseits war das nicht ganz so schlimm anzuschauen, war der Gegner dabei nicht so konsequent destruktiv.
Zusammenfassend war alles, was es zu Beginn in der Arena zu sehen gab, nicht schön. Abgesehen vom Wetter vielleicht.
Dann aber – wenige Minuten vor dem Wut-1:0 – geschah etwas. Im Nachhinein ist nicht ganz klar, ob das mit Segen oder gegen den Willen des Trainers geschah:
Zumindest Robben wurde flexibel. Er tauchte plötzlich ganz woanders auf. Als zuvor. Oder er sollte. Plötzlich mal auf Links. Oder halblinks.
Somit war es um die Hamburger geschehen. Damit war man überfordert. Überfordert, weil man es mit einem kochenden Weltstar zu tun hatte, dem dieses lethargische gegen die Defensiv-Wand-Anrennen mächtig auf den Zeiger ging.
Die Folge waren Chancen und Pfostentreffer im Minutentakt. Allein 3 in 3 Minuten unmittelbar vor dem Tor. Und somit kann man noch nicht einmal davon sprechen, dass der HSV seinerseits großes Pech gehabt hätte. Noch nicht einmal das.
Der Rest ist ebenso bekannt wie wunderschön. Und gerade wir Bayern zweifelten ja offenbar schon an solchen Momenten. Nach den letzten Spielen.
Es gibt sie aber noch. Unser aller Verein spielte sich in einen Rausch und fertigte die Rauten-Kicker ab.
6:0 ist genau das Ergebnis, dass ich gegen den HSV auch schon einmal persönlich im (Olympia-)Stadion erleben durfte. So was macht Spaß. Und die Unterbrechung unserer – ohnehin sehr merkwürdigen – Serie gegen den HSV ist somit beendet und wir machen da weiter, wo wir vor ein paar Jahren leider aufgehört haben. Sehr gut.
Allerdings gab dieser Sieg auch nur drei Punkte. Und so verschwenderisch wir mit Toren umgingen, hätte mir auch ein 2:0 gereicht, wenn ich die restlichen auf andere Spiele hätte verteilen können. Egal. Weg. Vorbei.
Vorbei sind wir somit wieder an den Mainzern und nun auf Platz 4. Achterbahnfahrt. Jetzt noch zwei Punkte hinter einer Platzierung, die zur Qualifikation zur Championsleague führt. Meinem persönlichen neuen Saisonziel.
Wenig genug.
Und dem bayerischen Braten sollten wir alle mehr genug nicht, als dass dieser Umstand uns beruhigen könnte.
Nachlegen ist das Gebot der Stunde. War es allerdings schon zuvor und hinterher blieb uns nichts mehr als die Statements unseres Kapitänchens…
War es das? Ok. Dann zum anderen Thema vom Samstag:
Die Fans, oder Die Südkurve / Schickeria.
Zuerst fiel es Herrn Reif auf.
Die Südkurve ist nur halb voll. Bei Twitter hatte man mir dies zuvor aber schon zugetragen. Die Gründe lagen im Unklaren. Man ging zunächst von einem (reinen) Stimmungsboykott aus. Allein warum, wollte mir (und anderen) nicht einleuchten.
Gerade in diesem Spiel? Mit einer solchen Brisanz? Für den Trainer, für den Verein und somit doch wohl auch für die Fans selbst?
Was folgte waren weitere Spekulationen (in in folgenden Berichten im TV) und lautstarke Gröhlgesänge über die Sky-Aussen(Innen)mikros. Auch darüber wurde gerätselt. Selbst hier im Blog.
Die Hintergründe und Motivationen bleiben natürlich subjektiv, aber was passiert ist, ist inzwischen aber weitestgehend geklärt.
Angefangen hat es mit einem Augenzeugenbericht auf Twitter.
Da es bei den Spielen gegen den BVB und S04 wirklich so proppevoll in der Südkurve war, wurde heute doppeltes Ordnerpersonal vor den Blöcken 112 und 113 eingesetzt. Bisschen kompliziert zu erklären, aber dann gibt es da ja dieses „inoffizielle“ System mit dem Karten tauschen unter den Fans. D.h. ihr geht mit ner Sitzplatzkarte ins Stadion (und wollt in den 112er Block), dann habt ihr mindestens 2 weitere Personen die eine 112er Karte haben. Die gehen dann in den Block und einer kommt mit beiden Karten wieder raus und holt euch rein. So einfach geht das. Und so wird das schon jahrelang von den Bayernfans gemacht und nie gab’s Probleme. Mach ich übrigens auch so. Und Warum? Weils die 112er Karten eben nicht wie Sand am Meer gibt! Ob’s erlaubt ist oder nicht, kann man sich drum streiten. Man bezahlt ja trotzdem seinen offiziellen Platz, also kann es ja egal wo man letztendlich ist. Die Schickeria macht das auch IMMER so und da die Ordner heute so streng waren und jeder mit einer normalen Tageskarte eine Marke bekam, die er beim rausgehen abgeben musste und die Karte eingerissen wurde, konnte man natürlich niemand „reinholen“. Die Schickeria war dann anfangs nur mit ca. 20 Leuten in der Kurve und haben dann beschlossen ganz draußen zu bleiben. Stimmung war dann natürlich dementsprechend, ich kam mir vor wie im Kindergarten, so viel Platz im mich herum hatte ich noch nie. Aber von draußen vor dem Block hat man die Schickeria immer wieder gehört, die haben halt von draußen ihre Fangesänge gemacht, also wars kein richtiger Boykott.
Natürlich ist’s so totaler MÜLL!
Mein persönliches Fazit: DER FC BAYERN MACHT SICH SO ALLES NUR SELBST KAPUTT!
Hervorhebungen von mir.
Was soll man davon halten? Zunächst einmal weitere Links zum Thema zum Konsumieren.
Anlass des Ärgers […] waren strengere Kartenkontrollen für den Zugang zur Südkurve. Der Klub sah sich […] zu dieser Aktion nach den Ereignissen beim Pokal-Halbfinale gegen Schalke (0:1) gezwungen, als etwa 300 Fans versucht hatten, den Block zu stürmen und dabei zwei Ordnungskräfte verletzten. Aus Sicherheitsgründen (etwa im Falle von Notarzteinsätzen) dürfen in die Kurve nur rund 9000 Fans hinein, zuletzt drängten sich dort aber weit mehr Zuschauer. „Für uns ist da ein Punkt erreicht, an dem wir aus Sicherheitsgründen sagen müssen: Stopp!“, sagte Bayerns Pressesprecher Markus Hörwick.
…und ergänzend…
Gegen Schalke eskalierte die Situation, weil noch mehr Fans als sonst ohne Ticket in den Block wollten. „Da muss es chaotisch gewesen sein, da müssen die das Hausrecht an sich gerissen haben. Die sind da rein gestürmt, mit fremden Tickets, die hatten Plakate dabei und wollten sich nicht kontrollieren lassen. Das geht nicht! Gewisse Leute müssen einfach lernen, sich an die Ordnung zu halten“, sagte Hoeneß.
Soweit zum Anlass. Die Folgen sahen so aus, dass die – ich drücke es einmal neutral aus, um nicht das Wort Schickeria benutzen zu müssen – Fans, die eine Karte hatten und schon im Block waren, wieder hinausgingen und vor dem Block sangen.
Ab einem gewissen Zeitpunkt reichte dieser „Gruppe von Fans“ die dortige Aufmerksamkeit nicht mehr und man zog im Unterrang weiter Richtung Haupttribüne.
Die Polizei sprach davon, dass „etwa 100 Bayern-Anhänger während des Spiels versuchten in den Block der Gäste zu gelangen“ – eine Aussage, die sogar bei mir – ob der Übermacht der 6.000-7.000 HSV-Fans leichtes Schmunzeln erzeugte.
Fakt bleibt allerdings, dass die Fans, die bis zur Haupttribüne vorgedrungen waren (und die man dann auch die ganze Zeit bei Sky hörte) dort von der Polizei am Weitermarsch gehindert wurden. Ein „Kessel“ vor der Würstchenbude war die Folge in deren Ablauf sich eine Polizistin verletzt haben soll.
Neu war mir bislang das hier:
Kurz vor Spielende rief ein Schickeria-Sprecher alle dazu auf, friedlich zu bleiben und keine Gewalt auszuüben. Dann werde es am heutigen Montag ein Treffen mit Vereinsvertretern geben.
Wie konnte der Schickeria-Sprecher das versprechen? Hatte der parallel oder zuvor mit dem Vorstand geredet?!
Die Ergebnisse des besagten heutigen Treffens sind mir nicht bekannt.
Somit also zu meiner Einschätzung dieser Ereignisse.
Normalerweise reite ich nicht so auf meinem Alter oder meiner Lebenserfahrung herum, aber in diesem Fall ist es – auch in Anbetracht des obigen Zitates und der Einschätzung dieser Kartentauschaktion vonnöten.
Nicht alle Fans in der Südkurve, der Schickeria, in den Reihen der Ultras sind 16-22-Jährige. Das ist mir schon klar. Aber im nächsten Monat jährt sich die Katastrophe von Hillsborough zum 22.Mal.
Wer nicht weiß, worum es dabei geht, bitteschön. P.S. Hillsborough sollte man als „echter“ Fans übrigens kennen. Egal.
Wenn ich solche Aussagen wie die obige höre, dann muss ich immer wieder an Hillsborough. Ich habe die Bilder heute noch vor Augen. Nicht dass ich dabei war, aber die waren damals präsent. Omnipräsent. Und solche Dinge wird man nicht mehr los, wobei ich damit noch nicht einmal die Angehörigen der 96 Toten und 766 Verletzten meine.
Ich bin kein Heiliger und gebe zu, dass wir derlei früher auch schon gemacht haben. Damals, als es in unseren Stadien auch noch keine Kontrollen und getrennte Zugänge, etc. gab. Ja. Aber das Gefühl, dass wir dann in diesem übervollen Bayern-Block hatten, scheinen einige der Fans, die sich hier über den FC Bayern und Gott und die Welt beschweren nicht zu kennen. Zum Glück kann ich da nur sagen. Derlei wünsche ich niemandem.
Von daher unterstütze ich hier voll und ganz die Linie der Ordnungskräfte und des Vereins, der derlei unterbindet.
Das den Fans nun jegliches Verständnis dafür fehlt – geschenkt. Ab einem gewissen Punkt der Eigen- und Fremdwahrnehmung ist man für derlei wohl nicht mehr offen genug.
Mir ist völlig klar, dass wir in München – nur diese Zustände kann ich beurteilen – ein Problem haben (und das habe ich auch schon des Öfteren thematisiert).
Mit der Stimmung, mit Karten, mit der Akustik, mit Vorstandsentscheidungen.
Aber auch mit unterschiedlichen Fangruppen, die unterschiedliche Ziele (auch abseits des Fußballs und des Spielfelds) haben und z.B. mit Gewalt, die es immer wieder gibt.
Das ist ebenso traurig wie unnötig. Dabei gehören doch irgendwo alle zur Familie FC Bayern, oder etwa nicht?