Pokal-Derby, Elfmeter und Schwerkraft

Die Bayern stehen im Halbfinale des DFB-Pokals. Immerhin. Von allen möglichen Titeln sind wir hier also schon am weitesten. Wird ja auch allgemein so definiert. Der einfachste Weg in den Europapokal. Allerdings nicht für uns. Noch ein Jahr UEFA-Pokal brauche ich nicht…

Zum Spiel.

Bayern war Favorit. Bayern war Gastgeber. Bayern „machte“ also. Und zwar das Spiel. Immer wieder die gleiche Leier. Mit gleichem Ergebnis. Bayern rennt an. Gegner xy verteidigt. Hinzu kam noch, dass es das erste Derby unter Wettbewerbsbedingungen war. Allerdings befinden sich die Löwen schon lange nicht mehr auf Augenhöhe. Finanziell wie spielerisch. Das 1:1 im Freundschaftsspiel war nur der Trägheit der Bayern geschuldet.

In diesem Spiel war einmal mehr das Defizit der Bayern an Kaltschnäuzigkeit das Thema. Hätte Kroos völlig frei vorm Tor den Ball in eben jenes gezimmert und nicht 5 Meter drüber, wäre es ein anderes Spiel geworden. Hat er aber nicht und wurde es auch nicht. Pech gehabt.

Mit der Einwechslung von Ribery wurde es, wie schon gegen Hamburg, ein anderes Spiel. Plötzlich lief alles irgendwie schneller beim FC Bayern. Erschreckend also, dass es tatsächlich an einer Person hängt. Phasenweise sahen wir dann die üblichen Verhaltensmuster. 3-4 Gegner stürmen auf Ribéry und trotzdem sind nicht ebensoviele Bayern frei und helfen ihm. Ballverlust. Irgendwie ein-dimensional. Egal.

Abgesehen von Unzulänglichkeiten der Hitzfeld-Kicker trug der Schiedsrichter seinen Teil zum Spiel bei.

Um eins aber vorweg zu schicken: Der Schiedsrichter war nicht schuld daran, dass die Bayern sich so in die Verlängerung gequält haben, aber z.B. war das Foul an Lucio kurz vor Schluss der regulären Spielzeit imho ein klarer Elfer. Desweiteren hatte ich während des gesamten Spiels den Eindruck, das Gagelmann zwanghaft zeigen wollte, dass er kein Heimschiedsrichter ist.

Naja. Er hatte wohl einfach einen schlechten Tag.

Ob man nämlich Luca Toni beide gelben Karten geben muss, würde ich auch nicht unbedingt unterschreiben. Toni ist imho kein Stinkstiefel. Er spielt authentisch, steht ohnehin permanent unter Beobachtung. Sicherlich mag er ein wenig Frust gehabt haben, ob der Spielweise seiner Gegenspieler, die ihm permanent auf den Füßen standen. Aber auch hier wäre es hilfreich gewesen, wenn Toni ein, oder zwei wirklich gute Pässe in den Fuß bekommen hätte, dann müssten wir uns jetzt gar nicht mehr darüber unterhalten. Weder über seinen Platzverweis noch über besagte Verlängerung.

Diskutieren kann man dagegen über den ersten Platzverweis für die Löwen. Ribéry zeigte da ein Verhalten, dass ich so von ihm bisher noch nicht gesehen habe. Schinden. Imho lag das an der Atmosphäre, die Gagelmann durch seine Entscheidungen geschaffen hatte. R. hat spontan die Möglichkeit erkannt und sich fallengelassen. Verurteilungswürdig. Ob man es ihm in dieser Situation vorwerfen kann? Zumindestens nicht, bevor wir uns über vergleichbare Entscheidungen gegen uns beschweren…

Ohnehin war der späte Zeitpunkt im Rahmen der Verlängerung für das Spiel fast irrelevant. Die Löwen versuchten sich da schon ins Elfmeterschießen zu retten und die Bayern hätten den folgenden Elfer wohl auch so bekommen.

(Dagegen war der zweite Platzverweis ohne Diskussionen fast noch klarer als Gelb-Rot. Imho hätte man sich von Seiten der Löwen da auch nicht über Rot beschweren können. Dass sie trotzdem diskutierten, lag vielmehr daran, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt schon verschaukelt fühlten…)

Apropos Elfer:

In der ersten Wiederholung sah es so aus, als ob das Foul vor der Linie geschah, in der zweiten eben auf der Linie. Und die Linie gehört nun einmal zum 16-Meter-Raum. Kann man imho also durchaus geben.

Sowieso kam der Höhepunkt des gesamten Spiels erst mit der Ausführung des Strafstoßes. Mal ganz im Ernst: Ist der Ribéry ’ne coole Sau, oder nicht?

In solch‘ einer Situation, in der 122. Minute eines Pokalspiels, einen Strafstoß wiederholen zu müssen und dann wie gegen WerderWiese?

Wahnsinn.

Jedem anderen Bayern-Spieler wäre da wohl das Herz in die Hose gerutscht!

Ihm nicht und deshalb stehen wir jetzt in der Vorschlussrunde.

Viele Fragen, einige Antworten

So, dann sagt der Pappa mal schnell was zu den heftigsten Dingen der letzten Tage. Ist halt dumm gelaufen, wenn Spiele gegen Bremen und den HSV so nah beieinander liegen. Dann gibt’s immer den meisten Zunder (Wieso? Na weil es viele Werder- und HSV-Blogger gibt…)!

Thema: „Wir könnten jetzt drüber diskutieren, was Uli Hoeneß gesagt hätte, wenn das Gleiche Ribery passiert wäre, aber ich fürchte, das wäre fruchtlos“

Nein. Mit mir ist keine Diskussion fruchtlos. Solange man auch wirklich zu einem Ergebnis kommen will. Reine Provokationsdiskussionen oder Guerilla-Blogging haben bei mir dagegen keine Chance… 😉

Thema: „Welcher Bremer hat denn nun gesagt, dass Ullis Aussage über den Artenschutz totaler Schwachsinn ist?“

Habe ich das behauptet? Hmm. Mir ging es um Folgendes: Allofs hat nach dem Frankfurt-Spiel derlei für Diego gefordert. Und Hoeneß stand mit fast der gleichen Aussage nach dem Hannover-Spiel in der Hinrunde im Feuer des Widerspruchs. Hoeneß-Forderung: schlecht, Allofs-Forderung: gut? Das war mein Ansatz.

Thema: „gab es außer gegen Hannover noch weitere Spiele bei denen Ribery so hart angegangen wurde wie von Lala?“

Aber jede Menge. Ok. Vielleicht nicht in der (medialen) Häufigkeit wie die Diego, weil er tatsächlich einfach nur zu schnell für die schlimmsten Fouls ist, aber insgesamt würde ich ihn fast an Nummer zwei sehen. In dem kleinen Kerlchen steckt einfach nur soviel Power, dass sich viele Metzger in der Liga an ihm die Zähne ausbeissen. Darüberhinaus ist er nicht der Typ, der schnell fällt, der läuft einfach weiter. Liegt imho in seinem Naturell.

Thema: HSV vs. Duisburg und Franfurt

Stimmt. Hier kann man nicht 1:1 vergleichen. Schließlich waren Frankfurt und Duisburg insgesamt vielleicht mal sooft in Nähe der Mittellinie wie der HSV. Destruktiv (andere nennen es vielleicht defensiv) waren die Stevens-Kicker aber trotzdem und ohne einen gesunden 100%-RvdV konnte da offenbar auch nix anderes kommen. Aus dieser Sicht hätten wir mit einem RvdV in der Startelf wohl tatsächlich gewonnen…

Thema: „Hätte Ribéry von Anfang an spielen können, hätten wir die Rauten-Kicker aus der Arena gefegt“

Was ist daran so abwegig?

Bevor Ribéry ins Spiel kam spielten die Bayern zu langsam und berechenbar. Mit Ribéry hatte die HSV-Abwehr imho Ansätze des Schwimmens. Und wenn die Bayern ENDLICH ihre alte Kaltschnäuzigkeit oder wenigstens Konzentration vor dem Tor wiedergefunden hätten, wäre es mit einem Punktgewinn für den HSV eng geworden. Ja. Das denke ich.

Thema: „Verschwörungstheorien in Bremen“

Eine Verschwörungstheorie (im Fußball) gibt es imho dann, wenn man dem Gegner, dem Schiedsrichter, etc. Absicht unterstellt. In welcher Form auch immer. Herr Schaaf hat dies nach dem Bayern-Spiel getan (in Bezug auf das Bochum-Gegentor und den Ausgleich der Bayern)! Nicht mehr und nicht weniger. Sicherlich. Werder ist nicht Kaiserslautern. Habe ich ja schon geschrieben. Aber obige Aussage ist imho gefallen. Ob es derlei auch im Rahmen der roten Karte für Diego gab, weiß ich nicht.

Thema: „van Bommel vs. Bönisch, Klasnic & Co.“

Das Thema halte ich für total daneben. Was diskutiert man nach dem eigenen Spiel über Spieler eines anderen Vereins in Bezug auf dessen Verhaltensweisen in einem ganz anderen Spiel? Wie kommt man darauf (verbale) „Verfehlungen“ eines MvB gegen die spielerischen eines Diego aufzurechnen? Das ganze ist imho ein Sturm im Wasserglas und zeigt eigentlich nur, wie wichtig Diego offenbar doch für Werder ist und wie nervös folglich einige im Umfeld wurden. Ansonsten könnte ich mir derlei kaum erklären. Die drei Spiele Sperre wird Werder überstehen und wenn die Bayern so weitermachen mit ihrem fehlenden Killerinstinkt, wird Werder danach auch nicht viel mehr Abstand haben als jetzt.

Thema: Bodycheck & Schauspielerei von Ribery vs. Diego

Ich halte Diego nicht für einen Schauspieler. Eigentlich. Denn um das beurteilen zu können, schaue ich zu wenig Werder-Spiele. Diego wird oft gefoult. Wer das vergisst, bekommt es sicherheitshalber jeden Samstag noch mal von Premiere, Sportschau und Sportstudio gesagt. Von seiner Spielweise ist er allerdings ein ganz anderer Typ als Ribéry. Diego ist filigran, Ribéry ein Brecher, ein Powerfußballer auf der Aussenbahn. Im positiven Sinne. Den hält kaum ein Gegenspieler auf, wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Die Aktion jetzt im Pokal war eine Ausnahme. Sowas habe ich in seinen bisherigen Spielen von ihm noch nicht gesehen. Andere Spieler wären schon im Zweikampf zuvor zu Boden gesunken. Ich glaube in diesem Moment kam einiges zusammen: Ribéry wußte, wie Gagelmann an diesem Abend drauf war. Er wußte, dass dieser auf jeden Fall in dieser Situation einen Platzverweis aussprechen würde. Da konnte er der Versuchung nicht widerstehen, zumal es den Ausgleich an Feldspielern bedeutet hätte. Kann man verurteilen, war aber spontan. Ich weiß, dass dies nicht Ribérys Charakter entspricht. Mehr dazu im Spielbericht zum Pokal.

Grün-weiße Souveränität

Ja sicher doch.

Die Werderaner geben nun Bayern München die Schuld an dem Platzverweis. „Van Bommel ist hinterhältig. Nach seinen Aussagen wird besonders auf Diego geachtet. Klar, dass die Fans dann auch gegen ihn pfeifen“, sagte Linksverteidiger Sebastian Bönisch der „Bild“-Zeitung und spielt damit auf van Bommels Aussagen nach dem Gipfel zwischen den Bayern und Werder vor zwei Wochen an.

Geht’s noch?

Wieviel Verschwörungstheorie darf’s denn noch sein?

Sollte man sich in den Reihen Werders nicht vielleicht eher mal wieder auf die hanseatische Art zurückziehen, anstatt wild überall die Schuld zu suchen, nur nicht bei sich selber?

Werder-Sportdirektor Thomas Allofs gibt auch dem Frankfurter Publikum eine Teilschuld an Diegos Ausraster.

Meine Güte. Darf ich an dieser Stelle noch einmal an die fairen Bremer Fans rund um die Naldo-Attacken gegen Klose erinnern. Und warum nimmt man sich im Klub der Gutmenschen nicht einfach mal den „Täter“ als Vorbild. Der hat sein Verhalten eingesehen, sich entschuldigt und das Thema abgehakt. Punkt.

P.S.: Liebe RP, es war bestimmt Klaus und nicht Thomas Allofs, oder?

T Minus 14: FC Bayern – Hamburger SV

Soll ich mich jetzt darüber freuen, dass die Bayern gegen den HSV mal wieder einen Heimpunkt geholt und nicht das dritte Spiel in Folge zuhause verloren haben?

Das wäre ja noch schöner!

Ein weiteres Mal haben die Bayern gegen einen direkten Konkurrenten im Titelkampf zwei Punkte liegen lassen. Das nervt. Vor allem weil der Punkt auch diesmal eher glücklich war für die Gastmannschaft.

Aber der Reihe nach.

Beide Mannschaften zunächst ohne die ach so wichtigen Stars. Oh Wunder. Die Bayern trotzdem vom Anpfiff an überlegen. Optisch. Von der Spielanlage, von der Laufbereitschaft. Die Hamburger dagegen nur defensiv vorhanden.

Während des ganzen Spiels hat sich diese Einschätzung imho nicht geändert. Die Null muss stehen. Aber sicher doch. Wäre der Abschied von Stevens aus der Bundesliga nicht menschlich so tragisch, ich würde aus allen Rohren meine Zufriedenheit über das Ende eines solchen Fußballs zum Ausdruck bringen!

Zerstören und kompromisslos die Defensive suchen. Fehlt einem Team wie den Hamburgern dann ein Spieler wie van der Vaart kommt sonst nix. Offensiv jetzt. Woher auch? Olic und RvdV zusammen sind sicherlich gefährlich. Aber Olic alleine? Da braucht er schon den Stolperer des Jahres. Siehe unten.

Wie gesagt. Auch ohne Ribéry hatten die Bayern die Hamburger im Griff. Ohne van der Vaart hatten die Stevens-Kicker dagegen gar nichts zu melden.

Das Problem der Bayern: Zu langsames Spiel, um die 6-8 Abwehrspieler des HSV zu überwinden!

Ansonsten passierte in Halbzeit 1 nicht viel, abgesehen von permanenten Tritte gegen Lucio (hier trat Guerrero aktiv in Erscheinung), bis dessen Knie endlich rot wurde und ’ne Handvoll Bayern-Chancen, die mal wieder mangels Konzentration versemmelt wurden. Toll.

Halbzeit 2 sah zunächst ähnlich aus. Bis Lucio (infolge der multiplen Fouls, oder doch des Rasens?) DER Anfängerfehler in der roten Zone unterlief und so der HSV die perfekte Gelegenheit bekam, aus dieser Anti-Offensivhaltung auch noch Erfolg zu schöpfen. Schlimm. Ein Tor wie aus dem Nichts. Aber das habe ich in dieser Saison ja nicht zum ersten Mal schreiben müssen…

Danach allerdings ging das Spiel erst richtig los. Die Bayern wurden wütend und Ribéry eingewechselt.

Für mich ging die Sonne auf. Schon unglaublich, wie viel Dynamik auf einmal im Spiel der Bayern war. Daniel Düsentrieb auf der Aussenbahn. Mit Erfolg, wie der Ausgleich durch Zé Roberto, nur wenige Minuten nach der Führung der Gäste zeigte.

Und selbst danach wäre ein Siegtor der Bayern mehrmals möglich gewesen. Das es nicht geschah – siehe mangelnde Konzentration.

Auf der anderen Seite: Die Bayern haben ja ein reguläres Tor erzielt. Ähnlich wie gegen Bremen wurde es ihnen aber verwehrt. Vor 14 Tagen war es kein Abseits von Toni, gestern kein van Bommel-Foul an de Jong, bevor Toni, als erneut Leidtragender, ein weiteres Tor (nicht) erzielte. Lustig, dass diese Szene in keinerlei Zusammenfassung mehr gezeigt, sondern schlichtweg ignoriert wurde und somit keinem neutralen Beobachter, der das Live-Spiel verpasst hatte, bewusst gemacht wurde. Aber dafür gibt’s ja mich…

Stattdessen wurde nur über den irregulären Einwurf von Altintop doziert, der, ähnlich wie vor dem Ausgleich gegen Bremen, noch diverse Fehler in der Hamburger Abwehr nach sich zog. Wenigstens Stevens behielt hier den Durchblick in seiner Einschätzung der Gründe für das Tor.

Nimmt man diese Szene und all die anderen Möglichkeiten, muss man in der Gesamtwertung dieses Spiels sagen, dass ein Sieg für die Bayern verdient gewesen wäre. Allein, die Bayern brachten es nicht fertig ihre abermalige Überlegenheit umzusetzen. Das könnte sich noch rächen. Irgendwann in dieser Saison.

Ich lege mich übriges fest: Hätte Ribéry von Anfang an spielen können, hätten wir die Rauten-Kicker aus der Arena gefegt. RvdV dagegen erzielte nach seiner Einwechslung imho keinerlei positiven Effekte für das Spiel seiner Mannschaft. Offenbar war er weniger im Besitz seiner Kräfte als Ribéry.

Es gibt allerdings trotzdem Positives rund um dieses Spiel zu berichten.

Wir haben den Abstand zu Werder und Schalke vergrößert, wenn auch nur um einen Punkt. Es hätte mehr sein können, mehr sein müssen, aber dafür kann man sich nichts kaufen.

Dann müssen wir uns diese Punkte halt in Gelsenkirchen wiederholen.

Noch was?

Ach ja. Mark van Bommel.

Ein verdienter Platzverweis. Dumm noch dazu. Geschuldet war er, meiner Meinung nach, obiger Fehlentscheidung des Schiedsrichters vor dem korrekten 2:1 durch Toni. Und dem Frust darüber. Darf nicht passieren. Passiert aber. Nach der gelben Karte war er ohnehin für Schalke gesperrt, insofern macht Gelb oder Gelb-Rot auf den ersten Blick da keinen Unterschied. Auf dem zweiten Blick allerdings schon, bleiben doch so seine 4 gelben Karten und die Chance auf eine erneute Sperre bestehen.

Eine Geldstrafe allein für Dummheit ist hier also mehr als angebracht!

Meine Top-10: FC Bayern – Manchester United

Top-10-Platz: 2
Spiel: FC Bayern – Manchester United
Datum: 26.05.1999
Ort: Barcelona, Stadion Camp Nou

Die Mutter aller Niederlagen. Trotzdem bei mir nur auf Platz 2. Aber immerhin.

Früher fragte man immer: Wo warst Du als Kennedy ermordet wurde? Unter Bayern-Fans fragte man sich lange Zeit nur: Wo warst in der Nachspielzeit in Barcelona?

Ich war zu hause. Alleine. Habe das ganze Spiel über gezittert. Und mitgefiebert. Mein fußballerisches Leben lief an mir vorbei. Dieses Endspiel im Landesmeister-Cup war schließlich nach 1982 und 1987 das dritte, dass ich bewußt miterlebte. Zwei Niederlagen, bittere zumeist, durfte ich mir zuvor anschauen. Dieses Finale aber war anders. Die Bayern gingen durch einen Basler-Freistoß früh in Führung und spielten ManU teilweise an die Wand. Diverse Chancen wurden vergeben. Aber vor Barcelona hatte man ja noch nicht dieses ungute Gefühl im Magen, dass sich derlei rächen könnte.

Wahnsinnig machte es mich trotzdem.

Die bayerische Bank sah all dies offenbar entspannter, wie man heute noch an den Auswechslungen (kurz vor Schluss Abwehrchef Matthäus (für Fink) und Basler ausgewechselt) sieht. Speziell die Einwechslung von Fink stürzte uns ins Verderben. Seine zu kurze Abwehr nach dem vorletzten Eckball in der 90. Minute kam postwendend in den Strafraum zurück und Sheringham zimmerte den Ball über die Linie. Ausgleich. In der 90. Minute! Wie aus dem Nichts.

Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn es einige Minuten früher geschehen wäre. Dann wäre der Zwischenschock der Mannschaft rund um Effenberg und Co. nicht so tragisch übergegangen in das zweite Gegentor. Nur wenige Minuten, Sekunden später. Nach dem letzten Eckball des Spiels.

Was im Anschluss folgte war grenzenlose Leere. Noch nie zuvor hatte ich so ein Gefühl beim Fußball. Danach auch nicht mehr. Denn schließlich hatten wir dann unser Barcelona schon hinter uns.

Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass der Titel in 2001 nur mit dieser Niederlage möglich war. Hätten die Bayern das Spiel nach hause geschaukelt, hätten sie nie den Biss gehabt, diesen Erfolg zu wiederholen. Auf der anderen Seite war dies vielleicht auch der rote Faden, der die Ära des FC Bayern unter Hitzfeld und Effenberg kennzeichnete. We’ll never know. Wichtig war diese Erfahrung allemal. Allein um Erfolg und Misserfolg des eigenen Vereins angemessen einordnen zu können. Und um am Stammtisch auch mal mitzureden, wenn all die Fahrstuhl-Mannschaften-Fans den Bayern-Fans die Leidensfähigkeit aufgrund fehlender Abstiege absprechen wollen…

Transfer-Kehl-Keule

Meine Güte. Was rund um den neuen FC-Klinsi-Bayern so alles spekuliert wird. Und alles nur, weil Herr Kehl im Sommer ablösefrei zu haben sein wird? Und obwohl im defensiven Mittelfeld der Bayern ein Überangebot herrscht?

[…] im defensiven Mittelfeld – auf Kehls Lieblingsposition – herrscht bereits jetzt ein Überangebot mit Ze Roberto, Mark van Bommel, Andreas Ottl und ab Sommer auch Tim Borowski.

Sicher. Zé Roberto spielt nächstes Jahr seine definitiv letzte Saison beim FC Bayern und van Bommel ist auch nicht mehr der Jüngste. Aber sollen wir Kehl tatsächlich schon kostenlos 2008 holen, weil wir ihn 2009 vielleicht brauchen?

Eigentlich nicht. Aber uneigentlich hat der Gedanke auch Charme… 😉

Fuck you and stand up.

So soll gestern Frankfurts Kyrgiakos Bremens Diego provoziert haben, bevor dieser den Zidane gab.

Tja.

Werders Klaus dem Uli Hoeneß für die Gehaltserhöhung Champagner schenkenden Allofs sah diese Tätlichkeit als „überfällig“ an. Also eigentlich „verurteilt er die natürlich auf’s Schärfste, aber Diego ist ja in der Liga Freiwild und da ist sowas schließlich kein Wunder“. So hat er das doch gesagt, oder?

Ich will gar nicht darüber diskutieren, ob einer wie Kyrgiakos von einem schmächtigen Kerlchen wie Diego so baum-gefällt werden kann und ob K. so theatralisch fallen muss. Derlei haben wir ja seinerzeit schon über Zidane und Materazzi besprochen. Müßig also.

Nein. Hier geht’s mal wieder um was anderes. Ich bin da ganz oft wie ein Elefant. Ich vergesse kaum einmal Kontroverses. Wie z.B. die Jagd auf Ribéry. In der Vorrunde.

Was hat sich die Liga und die Blogosphere über die Artenschutz-Forderungen aus der Bayern-Ecke aufgeregt. Kübel an Häme ausgeschüttet. Auch grün-weiße Sprüche waren dabei.

Um das klarzustellen: Ich war damals und ich bin heute gegen Ungleichbehandlung. Entweder alles laufen lassen, oder alle gleich bestrafen oder beschützen. Ribéry wie Diego. Naldo wie alle anderen Holzhacker.

Was mich nur immer wieder stört, sind diese fortgeschrittenen Alzheimer-Symptome im und um den Fußball herum. Selbstverständlich will ich mich nicht davon freisprechen, auch mal zweierlei Äußerungen zum gleichen Thema getätigt zu haben, aber in der Regel mache ich hieraus keine Methode.

Meinungen können sich ändern, aber Fehlverhalten sind nicht gut, wenn man sie selbst verübt und schlecht, wenn man betroffen ist.

Auf der anderen Seite:

Es ist völlig klar und auch nur natürlich, dass Mannschaften mit Spielern wie Ribéry und Diego immer das Problem haben werden, dass limitiertere Teams denen ans Leder wollen. Die Kunst ist, dies zu verhindern und ihnen, bevor sie solchen Spielern die Knochen brechen, zuvor den Willen zu brechen. Mit Toren. Mit dominantem Spiel. Oder seinerseits rustikalem Einsatz. Es gibt Mittel und Wege aus dieser Sackgasse. Die Umsetzung ist zumeist das Problem. Wer wüsste das besser als ich. Als Bayern-Fan.

Wie geht’s aber jetzt für Diego und Werder weiter?

Nun. Sportgerichtsverhandlung. Freie Verhandlung der Sperre. 3-5 Spiele? Ergo würde Werders wichtigster Spieler in den Spielen gegen Borussia Dortmund (H), VfB Stuttgart (A), VfL Wolfsburg (H), Arminia Bielefeld (A) und MSV Duisburg (H) fehlen.

Ehrlich gesagt besteht hier die einzige Gefahr in den Spielen in Stuttgart und gegen Wolfsburg – der Rest ist Laufkundschaft. Oder glaubt jemand, dass der BVB in Bremen was reissen könnte?!

Eben. Diegos Fehlen wäre gegen die Bayern wesentlich schlimmer gewesen. Nicht nur vom Spiel (da war’s ja trotz seiner Anwesenheit überwiegend mau), sondern vielmehr vom Ergebnis her. Einen heutigen Sieg vorausgesetzt, hätten die Hanseaten dann nämlich schon 9 Punkte Abstand gehabt. Glückskinder.

Man kann das aus Werder-Sicht natürlich auch positiv sehen:

Jetzt kann sich Diegos Schambein allein auf Glasgow und den UEFA-Pokal konzentrieren.

Update: Es wurden 3 Spiele Sperre. Also nur die schwierigen. Mal schauen, ob’s Werder schadet…

Wettlauf. Stars. Wunderheilungen.

Genau diese Situation habe ich vorhergesehen. Wahrscheinlich kann HSV-Star RvdV nun doch gegen uns spielen. Man wird zumindestens alles möglich machen. Und wenn ihm nach dem Spiel das Band vollends reisst. Egal. Es geht gegen die Bayern.

Er habe noch leichte Schmerzen, gab Rafael van der Vaart gestern zwar zu. Und dennoch […] hat sich der niederländische HSV-Kapitän festgelegt: Er will am Sonntag beim Spitzenspiel gegen Bayern München unbedingt wieder in der Startformation stehen. […] In seinen bislang vier Partien schaffte der Top-Torjäger des HSV drei Treffer gegen Oliver Kahn und Co. – eine Quote, die ihn direkt hinter dem ehemaligen Nationalspieler Horst Hrubesch (7) an zweiter Stelle der besten HSV-Torjäger gegen die Bayern rangieren lässt.

Da kann man natürlich schon verstehen, dass alle HSVer ihn gerne in der Allianz-Arena über den Rasen humpeln sehen würden. Vielleicht auch, weil sie einen neuen Rekord aufstellen wollen:

[…] und spricht damit auch auf die letzten zwei Begegnungen der Hamburger in der Allianz-Arena an. Beide wurden 2:1 gewonnen. Und sollte am Sonntag der dritte Streich in Folge gelingen, wäre der HSV das erste Bundesligateam mit einem solchen Hattrick.

Als Fan kann ich das verstehen, mussten die Rauten-Anhänger doch seit den 80er-Jahren regelmäßig „Prügel“ in München einstecken. Da tut das doch mal ganz gut. Wenn es auch nicht viel bringt, denn in Abstiegsgefahr war der HSV zuletzt trotzdem…

Anyway.

Eigentlich kann ich über derlei gar nicht allzu sehr lästern. Haben wir Bayern doch ein ganz ähnliches Problem: Ribéry.

Hinter dem Einsatz von Bayern Münchens Superstar Franck Ribery im Bundesliga-Spitzenspiel am Sonntag gegen den Hamburger SV steht weiterhin ein Fragezeichen. […] Ob er aber am Sonntag gegen Hamburg zur Verfügung stehen wird, entscheidet sich erst kurz vor dem Anpfiff.

Das wird alles sehr knapp. Auf der anderen Seite: Auch ohne Ribéry haben wir gegen Hannover und vor allem Aberdeen nicht wirklich schlecht gespielt. Also nur Panikmache, weil wir unserer eigenen Stärke nicht trauen? Kann sein. Aber da lasse ich mich eben lieber vom Gegenteil überzeugen, als dass ich dann gegen die Hanseaten aus allen Wolken falle.

Warten wir einfach mal ab.

Road to Manchester: FC Bayern – FC Aberdeen

Nur eine Woche lag zwischen dem Hin- und Rückspiel in dieser Zwischenrunde des UEFA-Pokals. Gefühlt sind es Welten. Vergleicht man die Spiele und die Stimmung beim FC Bayern.

Hatten die üblichen Verdächtigen schon die Messer gewetzt ob eines potentiellen Ausscheidens des Top-Favoriten auf den Einzug ins Finale, wurden sie spätestens heute enttäuscht. Ich persönlich habe zwar nicht damit gerechnet, dass sogar eine B-Elf die Schotten derart in Schach halten könnte, aber sowas ähnliches habe ich mir schon gedacht. Während des Hinspiels. Trotz der zwei Gegentore.

Wieso?

Na weil Aberdeen nicht umsonst im schottischen Abstiegskampf steckt. Der FC Bayern war da einfach ein paar Nummern zu groß. Allein der Mute der Verzweiflung und ein Spritzer bayerischer Überheblichkeit ermöglichten das letztwöchige 2:2.

Heute sah vieles anders aus. Die Laufbereitschaft. Die Pässe. Die Entschlossenheit. Nach dem Leine-Gastspiel war ich heute erneut und in Serie vom Spiel des FC Bayern begeistert. Und das, obwohl Ribéry immer noch nicht auf dem Platz stand. Das hätte vor Wochen so nie und nimmer gedacht. Besonders freut es mich für Podolski und Kroos. Beides junge Spieler aus der zweiten Reihe, die inzwischen offenbar in der Lage sind schnell auf Betriebstemperatur zu kommen (waren das Klasse-Standards von Kroos??). Speziell bei Podolski war das nicht immer so. Mach so weiter, Poldi!

Im Achtelfinale geht’s jetzt offenbar nach Anderlecht. Die haben in Bordeaux ein 1:1 erzielt. Nach dem 2:1 in Belgien hat’s somit gereicht. Ob es für die Bayern gegen den RSC für’s Viertelfinale reichen wird? Hoeneß hielt Bordeaux für attraktiver, Hitzfeld Anderlecht. Mir ist es gleich. Wir haben gegen beide schon gute Erfahrungen gemacht. Speziell die Franzosen hätte ich im UEFA-Pokal als Gegner ganz witzig gefunden. Gewannen wir doch 1996 gegen Girondins zuletzt diesen Cup. Egal. Am 6. und 13.März geht’s weiter. Hoffentlich in Top-Besetzung.