Kein Platz für Charakterbratzen

Frisch aus dem (Kurz-)Urlaub zurück, wollte ich nur eben ein paar Gedanken zum Besten geben, die mir während des Länderspiels gegen Rumänien in den Sinn kamen.

Ich finde es mehr als erstaunlich, dass dieses B-Team es tatsächlich gegen England, Wales und Rumänien geschafft hat, den Gegner zu beschäftigen, zu dominieren oder gar zurück ins Spiel zu finden, während man erste 45 Minuten mehr als am Boden lag.

Diese Art der Spielweise, dieses Zusammenhalten und eben Zusammenspielen, dieser Teamgeist haben doch tatsächlich wieder mein jahrelang erlahmtes Interesse an der Nationalmannschaft geweckt.

Seit den Ribbeck-Zeiten hatte ich immer ein mehr als neutrales Gefühl, ging es national um Punkte, Ruhm und Ehre. Selbst unter Klinsmann war ich zwiegespalten. Was aber wohl eher an der Art Klinsmanns lag.

Ein Löw war ja damals schon dabei, agierte aber nur im Hintergrund. Erst sein Tritt ins Rampenlicht offenbarte seine Fähigkeiten als Trainer und Mensch in den Medien. Ich habe prinzipiell nichts gegen moderne Trainingsmethoden und modernes Spiel. Beim FC Bayern sind sie diesbezüglich ja auch aus dem Dornröschenschlaf erwacht, nur kam all dies imho unter Klinsmann eher oberlehrerhaft rüber.

Unter Löw ist das anders. Löw ist kein Effekthascher, kein Sprüchekopfer, will nicht everybodys darling sein.

Der Bundesjogi hat es geschafft, dass sein Team offensichtlich für ihn durchs Feuer gehen würde. Egal wer auf dem Platz steht. Ihm ist das Auftreten wichtig. Er selbst wirkt seriös und kompetent, bricht mit dem stereotypen Schema, wenn er den üblichen Verdächtigen am Mikro gegenüber steht. Mir gefällt seine Art ausserordentlich gut.

Und das hat auch nichts damit zu tun, dass er ab und an mal Positionen des FC Bayern vertritt. Wenn die gut und richtig sind, darf das eigentlich jeder. Nein. Löw hat ein Team im wahrsten Sinne des Wortes geformt. Zu diesem Team zählen so um die 30, 35 Spieler, auf die Löw zählen kann und die sich auch auf Löw verlassen können.

Sowas gibt Vertrauen und das zahlt ihm das Team irgendwann zurück. Vielleicht schon bei der EM im nächsten Jahr.

Da sitzen verletzte Spieler dann auf der Tribüne und nicht zuhause vor dem Fernseher.

So ein Ansatz ist Typen wie Tim Wiese [1] völlig fremd. Und deshalb kommen Spieler wie er auch nicht ins Team. Die Zeiten eines Effenberg oder Matthäus sind zum Glück endgültig vorbei. Bundestrainer Löw hat das Sagen, keiner nimmt’s ihm übel und das gefällt mir ausserordentlich gut!

Weiter so.

[1] Eben Wieses Sprüche rund um seine bisherige Nichtberücksichtigung, kamen mir während des Spiels wieder in den Sinn. Hatte ich doch seinerzeit explizit nichts dazu gesagt, weil ich mich nur wiederholt hätte und meine Meinung über Werders Nr.1 bekannt sein dürfte.