Top-10-Platz: 6
Spiel: FC Bayern – 1.FC Nürnberg
Datum: 01.05.1982
Ort: Frankfurt, Waldstadion
Die Bayern auf dem Weg zum Triple. Uli Hoeneß auf dem Weg zur Krönung seiner seit drei Jahren andauernden Manager-Tätigkeit beim FC Bayern.
In der Bundesliga kämpft der FC Bayern gegen den HSV nach zwei Meisterschaften in Folge um den dritten Titel unter dem Duo Breitnigge, im Endspiel des Europapokals der Landesmeister wartet in Rotterdam Aston Villa und im Pokal-Endspiel als erstes der stark abstiegsgefährdete 1.FC Nürnberg. Überall gilt der bärenstarke FC Bayern als klarer Favorit.
Aber der Reihe nach.
Am Tag der Arbeit treffen im Frankfurter Waldstadion die beiden bayerischen Traditionsmannschaften aufeinander. Und Arbeit sollte auf die Spieler genug zukommen. Schon zu Beginn des Spiels kacheln Dieter Hoeneß und Alois Reinhard mit den Köpfen zusammen. Nach kurzer Behandlung spielen beide weiter. Heute undenkbar, geht Hoeneß als Turban-Dieter „blutüberströmt“ in die Geschichte ein. Von diesem ersten Schock erholen sich die Nürnberger zunächst besser. Der bepflasterte Reinhard schießt den Club gar in Führung (31. Minute), Dressel vor der Pause zum vermeintlich vorentscheidenden 2:0 (44.) ins rote Netz.
In der Pause wird Dieter trotz starkem „Schädelbrummen“ von seinem Bruder Uli und Trainer Csernai eindringlich zum „Zähne zusammenbeissen“ aufgefordert. Zum Glück der Bayern hält der tatsächlich durch, wird ohne Betäubung mit sechs, sieben Stichen genäht und die Mannschaft bläst in Halbzeit 2 zu einer der größten Aufholjagden der Vereinsgeschichte.
Schnell verkürzt Torjäger Rummenigge zum 1:2 (53.) – nach Kopfball-Vorlage(!) von D. Hoeneß. Und weil’s so unglaublich ist, köpft er in Minute 65 erneut auf den Torschützenkönig der Vorsaison. Den Pfostenabpraller zimmert Kraus in die Frankenmaschen. Ausgleich. Die Bayern-Fans aus dem Häuschen.
Für Nürnberg war der Spuk aber noch nicht zu Ende.
Keine 7 Minuten später laufen Nürnbergs Stocker und Kraus in den Strafraum. Kraus fällt. Und Breitner bleibt wie immer die Ruhe selbst im Hexenkessel der Diskussionen. Sein Elfmeter-Tor bringt die Bayern zum ersten Mal in diesem Spiel in Führung (72.).
Der Höhepunkt dieses Tages und spektakulären Endspiels ereignete sich allerdings in der 89. Minute:
Turban-Dieter, inzwischen wieder mit Blutflecken am Verband, steigt selbst noch einmal in die Luft des Nürnberger Strafraums und köpft zum Endstand von 4:2 ein. Das ist (Kampf-)Fußball at his best. Das hat mich geprägt. Sowas gibt’s heute nicht mehr. Schade eigentlich.
In meiner Erinnerung wird dieses Spiel immer seinen Platz behalten.
Wie übrigens auch die Tatsache, dass die Meisterschaft seinerzeit an den HSV ging, der selbst eine Ära einleitete und der Europapokal ebenfalls nicht an die Säbener Straße wechselte.
Aston Villa gelang trotz drückender Überlegenheit der Bayern ein schmeichelhafter 1:0-Sieg (Torschütze White) im Endspiel in den Niederlanden. Ein Gefühl, dass die Bayern zuvor nicht kannten, war es doch in der Geschichte des Vereins das erste verlorene Endspiel!
Vielleicht aber auch nur ausgleichende Gerechtigkeit, galten doch zumindestens die Endspielsiege 1975 und 1976 als zumindestens glücklich. Trösten konnte uns alle das aber nicht. Zusätzlich leitete die Niederlage am Ende der Saison 81/82 wohl das Ende der zweiten Breitner-Ära beim FC Bayern ein. Ohne Titel verabschiedete sich dieser ein Jahr später von der Fußballbühne.
Servus Paule.