Alleine diese Überschrift finde ich schon merkwürdig…
Ok, die Bundesliga ist inzwischen international so schlecht, dass der Verlust des dritten Startplatzes in der Championsleague droht, aber was interessiert mich das?
Antwort: Nicht das Geringste!
Um den zweiten oder dritten Tabellenplatz machen wir Bayern uns ohnehin keine Gedanken, denn eine derartige Platzierung wird allgemein sowieso als verlorene Katastrophen-Saison und Seuchen-Jahr bezeichnet, wieso also die ganze Aufregung?
Solange es a) jedes Jahr aufs Neue immer wieder wechselnde deutsche Fahrstuhlmannschaften in Europa gibt und b) die finanziellen Möglichkeiten in Europa sich derart krass unterscheiden, wird sich daran nichts ändern – bitter nur, dass wir hinter Nationen wie die Niederlande oder Portugal zurückfallen werden, die ja nun nicht dafür bekannt sind von russischen oder amerikanischen gelangweilten Milliardären aufgekauft zu werden…
Die Fußball-Sozialisten, die für Deutschland immer wieder vehemend die Gleichheit und sog. Liga-Spannung fordern haben ihr Ziel doch bald erreicht:
Nur noch der Meister spielt im Europapokal der Landesmeister in der Champions-League!
Und wenn das dann vielleicht zumeist die Bayern sind – ist die Wut, der Zorn und der Frust dann nicht viel größer?
Ich nenne so etwas Kausalität, klar haben sich die Bayern in den letzten Jahren auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber die Ballack-Ära ist ja gerade erst beendet…
Wir müssen uns entscheiden:
Entweder wir wollen jedes Jahr euphorisierte Newcomer am Start, für die alleine schon die Neben-Rolle eines Sparring Partners ein toller Erfolg ist, oder eben immer weniger Startplätze und Raum für eben diese Mannschaften – ein Paradoxon:
Weil immer mehr Mannschaften in der Bundesliga „einfach mal nach Europa wollen“, werden in Zukunft immer weniger dahin dürfen!
Eigentlich ein Sommerpausen-Thema, ich weiß, aber ich habe ja auch nicht schon wieder damit angefangen…
😉
Also, dein Paradoxon versteh ich beim besten Willen nicht. Oder bist du ernsthaft der Meinung, die Bayern sollten am Besten gleich so 75% der Fernsehgelder und noch 10 Bonuspunkte kriegen, damit sie uns schön in Europa repräsentieren können? Das wäre dann zwar kein Sozialismus, aber sowas wie konstitutionelle Monarchie oder so.
Es gibt höchstens ein Bayern-Paradoxon: Auf europäischer Ebene beschweren sie sich, dass bei den Konkurrenten so viel Geld reingepumpt wird, in Deutschland haben sie mit dafür gesorgt, dass sie prozentual noch mehr aus dem neuen Fernsehvertrag kriegen. Weil sie ihn Deutschland aber immer MEHR für sich selbst fordern, werden sie vermutlich langfristig mit WENIGER dastehen, weil der Zuschauer irgendwann den ungleichen Wettbewerb vielleicht nicht mehr goutieren wird.
Das Paradoxon ist logisch, aber imho viel zu simpel gedacht. Basiert es doch auf der Formel Geld=Erfolg, und damit macht man es sich immer viel zu einfach.
Wer hat in den vergangenen Jahren die CL gewonnen? Barcelona, Liverpool, Porto, Mailand, Madrid, München. Wer war Finalgegner? Arsenal, Mailand, Monaco, Turin, Leverkusen, Valencia. Viel Geld, sicher, aber immer auch Platz für kleinere Vereine (und ich rede hier gar nicht von den Bayern ;-)) Chelsea? Fehlanzeige.
Und gegen wen ist Bayern jeweils ausgeschieden? Gegen den späteren Sieger Madrid (02), sieglos gegen Lens, La Coruna und Madrid (03), wieder Madrid (04), Chelsea (05). Viel Geld, sicher, aber immer auch knappe Ergebnisse in Hin- und Rückspiel. Jede Wette: 30 Mio. pro Jahr mehr würden diese Statistik nicht ändern, zumindest nicht signifikant für die UEFA-Statistik. Ganz anders, zögen Bremen und der HSV jeweils auch ins Achtelfinale ein.
Außerdem, und darauf wird selten eingegangen, profitiert jedes CL-Team in einem bestimmten Maße auch von einer starken Liga. Denn mit Pech an den Schuhen kann auch ein Milliardenteam im CL-Achtelfinale ausscheiden. In einer Liga, die stark von ein, zwei Mannschaften dominiert wird, gibt es für den Krösus dann 90 Prozent der Saison nur noch Freundschaftsspiele – auf Dauer ungesund.
Es ist ja auch nicht so, dass sich gar nichts ändert in D. Aber es ist auch gut, dass wir noch keinen Herrn Moggi hier haben.
Ehrlich gesagt ist es mit ziemlich egal, wie viele Startplätze Deutschland in der Champions League hat. Diese Veranstaltung halte ich immer noch für eine künstlich aufgeblasene Geldsammelmaschinerie, die ich allermeistens mit Nichtbeachtung strafe (okay, wenn Gladbach mitspielen dürfte, würde ich mir diese Spiele natürlich im Fernsehen anschauen).
Das ganze hätte vielleicht sogar einen sehr positiven Nebeneffekt, den du vergessen hast: Die Fleischtöpfe liegen für Schalke, Dortmund, HSV und Co in so weiter Ferne, dass nicht mehr sinnlos und mit viel zu viel Risiko der Kader aufgepumpt wird in der Hoffnung diese „Investition“ über die CL-Einnahmen refinanzieren zu können.
@Dülp: Weniger CL-Startplätze hätten vielleicht wirklich den von dir genannten ‚positiven‘ Effekt; die Kehrseite, wenn sich niemand mehr was traut, ist aber, dass das Bayern-Abo auf die Meisterschaft weiter zementiert wird, und die Spannung auch in der Liga schwindet.
Das Du Nick mit Deinem engen Weltbild, vor allem was die Bayern und UH betrifft, das nicht verstehst war mir klar…
Du wiederholst hier ja im Grunde auch nur Deine festgefahrenen Meinungen über die Bayern…
Es ging mir nicht darum, dass ich für „meine“ Bayern immer mehr Geld haben will, damit „wir und nur wir“ wieder in Europa mithalten können, ich wollte vielmehr die logische Kausalität herausstellen die zwischen Geld, unerfahrenen Vertretern im Europapokal und Europapokal-Startplätzen besteht – ganz unabhängig von den Bayern!
Tatsächlich bin ich sogar überhaupt nicht dafür, dass die Bayern mehr Geld bekommen um wieder mit Chelsea, Milan, oder Real mithalten zu können – mir würde es schon reichen, wenn es in Europa, in der Championsleague wenigstens ansatzweise ein ähnlich scharfes Lizenzierungsmodell gäbe wie in der Bundesliga!
Obwohl, eigentlich ein falsches Beispiel, wenn ich z.B. an die Schulden-Vergangenheit von Vereinen wie dem BVB denke…
Keine Frage, so eine Liga will ich eigentlich auch nicht und ja, nicht immer ist Geld eine Garantie für Erfolg!
Aber irgendwann, irgendwann wird Chelsea und Herr Abramowitsch sich tatsächlich den CL-Titel gekauft haben und dieser Zeitpunkt ist, so befürchte ich. nicht mehr fern…
Klar kann man mit einer engagierten und euphorischen Einstellung und Leistung immer mal wieder was in Europa reissen, aber das sind leider imho Eintagsfliegen – kann natürlich auch ein Ziel sein!
Und ebenfalls ja, die stärkste Liga (gemäß TV-Pool) bekommt auch die meiste Kohle und vor allem was Werbung etc. betrifft liegt Deutschland ja teilweise auch vor den großen Ligen – das Problem sind halt die neuen Milliardäre, die sich ihre Zigarren mit 1.000 Euro-Scheinen anzünden und den Fußball als ihren Spielball betrachten…
Ganz im Ernst: Der Gedanke ist verlockend, auch mal einen Sponsor zu haben, für den Geld keine Rolle spielt, auf der anderen Seite will ich es tatsächlich gar nicht erleben, weil der Absturz, wenn Dein Gönner die Lust verliert, schlimmer nicht sein kann – dann doch lieber mit ehrlich erarbeiteten Geld die Großen ärgern…
😉
@Dülp: Vergessen habe ich den nicht, aber derlei „Besinnung“ bietet ja auch keine Vorteile für uns Bayern… 😉
@Nick: Du musst nicht immer von Deinen Dortmundern auf alle andere schließen. Die Bremer z.B. halte ich absolut für gefährlich für uns, die sind nämlich jetzt schon jahrelang (konstant) einer unserer Konkurrenten und das ohne finanzielle Risiken, Schulden und Schechter-Anleihen…
Deine Kausalität ist eben nicht logisch, zumindest wenn man den ursprünglichen Beitrag liest. Du beklagst die krassen finanziellen Unterschiede in Europa, aber auch die „Fußball-Sozialisten“, die für die Bundesliga mehr Gleichheit fordern, sagst aber jetzt, dass du nicht mehr Geld für die Bayern forderst. Das ist ja ein Widerspruch, der dem Widerspruch widerspricht;-)
Ok, du willst ein schärferes Lizenzierungsrecht für Europa, das halte ich auch für eine gute Idee, aber dass ein Milliardär in einen Fußballverein investiert, wirst du damit nicht verhindern können.
Und was ist denn dein ‚Lösungsvorschlag‘ zum Thema „unerfahrene CL-Newcomer“ und Startplätze? Wie sollen denn Newcomer Erfahrung sammeln, wenn nicht in der CL, und wo sollen sie das Geld herkriegen, um sich zu verbessern, wenn nicht in der CL? Wer soll denn deiner Meinung nach in der CL spielen? Da war deine Kausalität einfach nicht zu verstehen – ganz unabhängig von den Bayern.
Was ist daran für Dich unlogisch?
Ich beklage die Unterschiede in Europa vor allem in Bezug darauf, dass in manchen Vereinen und in manchen Ligen (viel) Geld eine Rolle spielt, was nicht aus dem Verein selbst heraus erwirtschaftet wurde!
ManU ist das beste Beispiel, deren Kohle haben ich denen nie missgönnt, denn das haben die alles selbst verdient…
(Wie die Bayern übrigens, weshalb ich ja eben nicht mehr Geld für die Bayern will, sondern nur obige Definition für alle anderen – zumindestens wenn es wieder realistische vergleichbare Rahmenbedingungen geben soll! Pech für ManU, dass genau dieses Geld jetzt durch einen US-Investor verbrannt wird, aber mit verbrannten Börsen-Millionen kennst Du Dich ja auch aus *g*)
Das Problem mit den hiesigen Fußball-„Sozialisten“ habe ich vielleicht nicht detailliert genug beschrieben:
Es gibt bei uns viele Fans und Fußball-Sympathisanten denen reicht es aus, wenn die Bundesliga spannend ist, wenn jedes Jahr andere Mannschaften in der Tabelle oben stehen und sie Sonntags noch schön zwecks Image einem Amateurverein die Stange halten können, die „Sitzen-iss-fürn-Arsch“ schreien und „Pro-15:30“-Schilder hochhalten – man kann von der Entwicklung im Fußball halten was man will, man kann sie gut oder schlecht finden, aber es gibt eben eine Entwicklung!
Gäbe es noch den Europapokal der Landesmeister würde Bremen und der HSV in dieser Saison im UEFA-Pokal spielen, es gäbe keine Setzlisten und hätte die große Chance in der ersten Runde gegen eine europäische Topmannschaft rauszufliegen – würde das den „Ewiggestrigen“ besser gefallen?
Von den Europapokal-Geldern profitieren sie alle, auch wenn es böses, böses Geld ist…
Wo war ich?
Achja, die Kausalität!
Es besteht der von mir beschriebene Zusammenhang zwischen Erfahrung im Europapokal und Erfolg im Europapokal (nehmen wir mal die Geld für Weltstars heraus) und somit (womit wir wieder zum Aufhänger des ursprünglichen Beitrages kommen) kann man nicht erwarten, dass die Bundesliga in der 5-Jahreswertung irgendwann wieder nach oben kommt, wenn diese dort oft mit wechselnder Besetzung spielt, oder gar Zweitligisten in den UEFA-Pokal lässt, aber das ist noch ein ganz anderes Thema…
In der CL sollen die Mannschaften spielen, die sich dafür qualifiziert haben, aber man soll nicht erwarten, dass, wenn es immer wieder andere Teams sind, die sich dort lange halten…
Mich störte eben dieser weinerliche Unterton bei den Medienberichten über mögliche weitere Startplatzverluste im Europapokal!
@nick: Wie soll sich das denn noch weiter zementieren? Geht es schlimmer?
@mythos: Das ist doch gerade eines der Anzeichen, dass es mit ordentlichem wirtschaften und hervorragendem Scouting trotzdem nicht weit geht in der Champions League. Bremen ist seit Jahren national top, aber international völlig unbedeutend. Brmen vertritt Deutschland seit Jahren und hat noch nicht viel beigetragen, dass wir mehr Plätze bekommen.
Für mich läuft es immer auf dasselbe hinaus: Das Niveau der deutschen Spieler muss besser werden und das Niveau des Spiels der deutschen Mannschannschaften unabhängig von den Einzelspielern. Es hapert an beidem. Das hat nix mit Einnahmen zu tun, sondern mit Ausbildung.
Ok man KANN natürlich so argumentieren, dass Mannschaften ihr Geld selbst erwirtschaften sollten, aber heutzutage erscheint das doch genauso als Anachronismus, wie die Einstellungen, die du den ‚Traditionalisten‘ in Deutschland vorwirfst.
Natürlich müssten die Investitionen von außen transparent gestaltet werden. Mein ‚Problem‘ ist aber etwas anderes: Durch die heutigen Strukturen bei Werbe- und Fernseheinnahmen würde (wie schon weiter unten angedeutet) die Vormachtstellung der traditionell wohlhabenden Vereine (und da gehört nun mal auch der FCB dazu) zementiert, wenn es keine Investitionen von außen gäbe. Wieviel von den Einnahmen dieser Top-Vereine wirklich als selbst, durch eigene Leistung, erwirtschaftet gelten kann, sei mal dahingestellt.
Als Fußballfan bin ich gegen Langeweile und für Spannung in allen Wettbewerben, auch wenn selbst ich die Ansichten eines Bayern-Fans, für den es etwas zu verteidigen gibt, in diesem Punkt nachvollziehen kann;-)
Du wirst es nicht glauben, aber ich überlege immer mal wieder, ob mir eine andere Mannschaft (da gibt es durchaus welche die mir sympathisch sind) als Deutscher Meister gefallen könnte, aber dann denke ich die Häme und Polemik einzelner (bloggender) Fans und schon verwerfe ich diesen Gedanken wieder… :-p