Eine Ära geht zu Ende!

Man kann schließlich sagen was man will, aber das Olympiastadion München ist zwar vielleicht nicht mehr das schönste, aktuellste Stadion der Welt, aber wenn es z.B. einen Verein wie den FC Bayern über 33 Jahre begleitet, dann kann man diese Zeit schon als Ära bezeichnen!

Passend auch, dass das erste Spiel eine Meisterfeier zur Folge hatte und das letzte ebenfalls!

Wer erinnert sich nicht noch an den 28. Juni 1972, als der FC Bayern in einem „Endspiel“ um die deutsche Meisterschaft Schalke 04 mit 5:1 aus dem Stadion fegte?!

Und all die anderen Schlachten, die wir dort geschlagen haben national wie international…

Aber Wehmut in allen Ehren, das (Fußball-)Leben geht weiter und so ist das Neue auch ein Aufbruch, zwar noch ohne die Erinnerungen und die Erfolge, aber wer konnte dies denn schon vor dem Umzug ins Olympiastadion wissen, im „Grünwalder“ sind wir schließlich zuvor auch schon Deutscher Meister, Pokalsieger und Europapokalsieger geworden!

Zum Abschied gibt es also auch diesmal die Meisterschale zu sehen, aber auch noch viel mehr:

Rekordmeister Bayern München wird den kommenden Samstag in einen großen Feier-Tag umgestalten. Bereits ab 11 Uhr laden der Klub und seine Sponsoren zu einer großen Party in den Olympiapark ein.

Torwand-Schießen vom Weißbierglas?! Wett-Sms’en mit T-Mobile-Handys?! „TT“-Rennen durch den Olympiapark?! Naja, es hat sich halt doch einiges geändert in den letzten 33 Jahren…

Ebenfalls hin und hergerissen schreibt die FR über das Stadion und das Drum und das Herum:

Wenn am Samstag der neue deutsche Fußball-Meister den 1. FC Nürnberg empfängt, endet nach 33 Jahren und 1161 Spielen die Geschichte des Olympiastadions als Bundesliga-Spielort. Viele Sportjournalisten verbinden mit dem imposanten Behnisch-Zeltbau Erinnerungen und Anekdoten.

Unbestritten, aber auch…

Je häufiger man aber im Münchner Olympiastadion saß, je besser die Konkurrenz wurde, in Dortmund, in Stuttgart, in Hamburg, auf Schalke, desto weniger war man bereit, darüber hinwegzusehen, dass es in dieser Schüssel zieht wie Hechtsuppe, dass die Entfernung zum Ball viel zu groß ist, dass die Stimmung sich zu wenig verdichtet, dass eben das Luftige auch das Flüchtige ist.

Was alle die wissen, die dort an einem kalten, nassen Herbst- oder gar Wintertag schon einmal gestanden, oder gesessen haben!

Etwas anders sah und sieht dies traditionell natürlich die Olympiapark-GmbH, die auch jetzt noch in ihrem unerschütterlichen Optimismus die Vorzüge und Qualitäten der Schüssel betont:

„Eine wichtige Ära geht zu Ende, aber deshalb werden hier nicht die Rollläden runtergehen“, sagt Wilfrid Spronk, Geschäftsführer der Olympiapark-GmbH

Na klar…

„Der Münchner Park lebt, und er wird auch weiter leben.“

Als Freizeitpark mit Sicherheit, aber als Großveranstaltungsort?!

„Die Herausforderung ist womöglich noch größer als nach Olympia 1972“, meint Spronk, „denn der Fußball ist nicht ersetzbar.“ An Einnahmen aus dem Fußball fehlen erst einmal 1,7 Millionen Euro, aber Spronk geht bei rund 300 Veranstaltungen pro Jahr davon aus, dass innerhalb von 3 Jahren „gut 50 Prozent von dem eingespielt wird, was durch den Fußball verloren geht“.

Das hat ja fast Assauer’sche Züge…

Superlative sollen die Zuschauern weiter in Scharen in den Olympiapark locken.

Interessant, was denn?

Bereits vier Tage nach dem Fußball-Finale sind im Stadion auf der größten mobilen Leinwand der Welt Kino-Hits zu sehen, mit der größten Weinprobe der Welt folgt eine Weltpremiere, und im Juni kommt mit „Turandot“ die bisher größte Operninszenierung. Für September ist das große chinesische Mondfest geplant, im kommenden Jahr öffnet das Meerwasser-Aquarium „Sealife“ seine Pforten, im Frühjahr 2006 soll in der Stadion-Nordkurve unterm Zeltdach eine Kletter-Erlebniswelt installiert werden, und womöglich wird sich in der Zeltstadt demnächst ein Musical-Theater einrichten.

WAHNSINN!

Aber was passiert an den vielen, vielen tristen Tagen zwischen all diesen Mega-Events?!

Das Schlußwort hat da doch eher einer, der viel mit diesem Stadion erlebt und dort die größten Erfolge gefeiert hat: Sepp Maier:

Doch Maier weint dem „alten Kasten“ keine Träne nach: „Es ist halt ein reines Leichtathletikstadion. Wenn Du oben etwas sehen möchtest, brauchst Du ein Fernglas.“

Cut!