Von roten Listen, Kampf, Fehlstarts und Schwarz und Weiss

Fußball ist klasse.

Da kann man so schön polemisch sein. Oder sich die Welt in Schwarz und Weiß einteilen.

Das geschieht mit Spielern, zum Beispiel, sagen wir mal, Mark van Bommel.

Gerne wird dieses Prinzip aber auch nach einem Bundesliga-Spiel in die versammelten Mikros gesäuselt.

Da fabuliert der schwachgelbe Anführer, dass „man gegen die Bayern ja ganz klar 2 Punkte verloren und das Spiel eigentlich hätte gewinnen müssen“. Unser Grinsi-Klinsi ist trotz der geforderten (oder versprochenen) und nicht erreichten 3 Punkte „total zufrieden“. Sein verlängerter Arm (nicht im Heimspiel gegen Hertha) dagegen will kurz vor der Gelb-Roten Karte „hochgesprungen“ sein, bevor er den Gegner touchierte.

Und so richtet sich ein jeder seine Welt so ein, wie es ihm am besten passt.

Aber der Reihe nach und ins Detail:

Hatten die Bayern im ersten Spiel noch versäumt beim Stand von 2:0 den Sack zuzumachen, lief das Spiel in Dortmund anders.

Die ersten 7 Minuten zeigten Münchner, die eigentlich ganz frisch spielten. Im Rahmen der schwachgelben Führung offenbarte sich allerdings einmal mehr, welche Schwächen die Bayern aktuell haben. Eine davon.

Das Defensivverhalten.

In diesem Fall von Lucio und Lahm.

Lucio deckt nicht seinen Gegenspieler sondern den freien Raum. Lahm hindert seinen nicht daran zu passen und zwar in die Mitte, in der Lucio den freien Raum bewacht.

Das Jakub Blaszczykowski dann mit einem Sonntagsschuss das Tor macht, dass er so wahrscheinlich lange Zeit nicht mehr schaffen wird – geschenkt (gelang dies nicht im Supercup-Spiel dem BVB schon einmal?)!

Danach konnte man das Erwachen der Borussia und das gleichzeitige Erlahmen der bayerischen Bemühungen bis nach München spüren.

Der „Aggressivleader“ wollte das so wohl nicht stehen lassen und zeigte Einsatz. Zweimal einen Tick zu viel, wie der Schiedsrichter befand.

Womit wir bei einem ganz heiklen Thema sind.

Ich kann der Rechtfertigung van Bommels, dass der gleiche Schiedsrichter derlei Einsteigen international nicht pfeifft/pfeiffen würde, einiges abgewinnen. Er hat es aber getan.

Und dann darf er ganze drei Minuten später einfach so eine Aktion nicht bringen. Echt nicht. Ganz egal, ob er vorher „hochspringt“, oder sonstwas.

Was sich daran anschloss war zu erwarten. Die üblichen Verdächtigen kamen aus ihren Schützengräben und sahen sich einmal mehr bestätigt.

„Drei gelbe Karten in den letzten 10 Bundesliga-Spielen!“

Fein.

Mark van Bommel das Bayern-Schwein, der Metzger. „Siehste, hab‘ ich doch immer gesagt.“

Aus eben genau diesem Grunde, kann ich eine andere Aussage van Bommels nicht abstreiten. Das nämlich er sich auf einer „roten Liste“ wähnt (oder hat irgendjemand erwähnt, dass van Bommel in der letzten Saison, abgesen vielleicht von den letzten 8 Spielen, „blitzsauber“ spielte?).

Bei den Beobachtern ist das so. Spüre ich selbst seit 2006 in diversen Weblogs. Bei den Medien ist dies ebenfalls überdeutlich, die Frage bleibt, ob es tatsächlich auch bei den Schiedsrichtern so ist.

Verschwörungstheorie olé.

Wirklich?

Kann es nicht tatsächlich so sein, dass die das gar nicht bewusst machen, sondern vielmehr ein kleines Stück des Hinterkopfes diese Dinge vorhält und im Zweifelsfall zumeist gegen ihn entscheidet und man dann unweigerlich den Eindruck bekommen muss, dass van Bommel ein überharter Spieler ist?!

Ist das wirklich soo abwegig?

Sollte man zumindestens mal drüber nachdenken.

Davon abgesehen: Natürlich war das Gelb-Rot berechtigt. Ohne Diskussion.

Sehr speziell fand ich übrigens, dass eine Stellungnahme Herrn Fandels zu eben diesem Thema vor einer TV-Kamera daran scheiterte, dass er nicht das offzielle DFB-Sakko(!) trug. Geht’s noch?

Wie auch immer.

Das Spiel ging überraschend doch noch weiter und die Bayern hatten jede Menge damit zu tun, sich von diesem Doppelschlag zu erholen und sich in die Halbzeitpause zu retten.

Nach 15 Minuten erlebte ich ein Déjà-vu.

Ähnlich wie im Supercup-Finale kam ein veränderter FCB aus der Kabine.

Borowski ersetzte Klose (immer noch ein Schatten, quasi nicht auf dem Platz) und fortan veränderte sich das Spiel, die Spielweise der Bayern. Mehr Zug zum Tor, mehr Einsatz, mehr Leidenschaft.

Was macht Klinsmann bloß immer in der Kabine?

Klar. Von Seiten des BVB wurde es auf das übliche „gegen 10 Mann ist’s halt schwer zu spielen“ und „wir haben die Bayern einfach spielen lassen“ reduziert. Dummerweise hätte man das genau umgekehrt auch über den FCB der ersten Halbzeit sagen können.

Stichwort Schwarz und Weiß.

Der Ausgleich war eine derart logische Konsequenz und auch die sagenhaften 14 Ecken in einem Auswärtsspiel sprechen eine deutliche Sprache. Mir hat’s beim Zusehen Spaß gemacht. Wenigstens Kampf. Und über Kampf zum Spiel. *klimper*

Das überdeckte plötzlich, dass wir eigentlich nur mit 7-8 Feldspielern auf dem Platz standen.

Denn wann Herr Lell mal aus seinem Loch kommt, weiß auch nur er. Etwas das bei Luca Toni viel früher passieren wird. Dieser strahlte allein durch seine Präsenz wesentlich mehr Gefährlichkeit aus als seine beiden restlichen Sturmkollegen im Kader (auch wenn unterm Strich genauso wenig dabei rumkam). Unfassbar.

Apropos Toni. Apropos schiefes Bild.

Luca Toni wird als Schwalbenkönig dargestellt.

Aufgrund dieses Spiels?

Geht’s noch?

In Halbzeit 1 grätscht Hummels ihm den Ball (korrekt) weg, testet direkt im Anschluss aber die Belastbarkeit seiner Bänder in der Knöchelregion. Der ebenso schwachen wie gelben Südtribüne (Stichwort Vorurteil) fällt nichts besseres ein, als Toni danach zumeist nur noch auszupfeiffen. Naja. Sie hatten keine Zeitlupe.

Und dann der Elfmeter.

Gelbe Karte für eine Schwalbe?

Subotic zieht Toni im Strafraum klar am Trikot. Lässt dann los, um ihn zu stoßen. War im TV klar zu sehen. Sicher fällt Toni etwas härter als er vielleicht berührt wurde, aber wollen wir abstreiten, dass Herr Fandel an die voreingestellte Meinung über Tonis sog. Schwalben dachte, als er diese Szene innerhalb einer Sekunde beurteilen musste?

Hätte Elfmeter geben müssen. Hätte es auch gegeben. Im ersten Spiel. Vor diesen beiden Elfmetern passierte dort im Strafraum weniger.

Womit ich mich korrigieren muss. Nicht erst am fünften, nein, schon am zweiten Spieltag ist diese „harte Umsetzung der neuen Richtlinien“ schon wieder Geschichte. Dumm, dass in beiden Zuständen, die Bayern das Nachsehen hatten (obwohl Gomez gestern auch einen Elfer nicht bekam, den es vor ’ner Woche noch gegeben hätte, oder?).

Hätte, könnte, müsste.

Vorbei.

Die Bayern haben zwei Punkte. Allein das Zustandekommen des Remis in Dortmund lässt mich schon hoffen. Auf die nähere Zukunft.

Darüberhinaus ist Platz nur 2 Punkte entfernt. Gewinnen die Bayern am Sonntag tatsächlich gegen Hertha ihr erstes Spiel sieht die Welt imho wieder besser aus. Und die Zeit spielt ja ohnehin für uns (Stichwort Ribéry).

Ich freu‘ mich drauf.