2:2, 1:1, 0:1, 0:2, 0:1, 1:5, 2:3, 1:1.
So die Bilanz der letzten 10 Jahre. In Schalke. Für die Bayern. Waren ein paar „lustige“ Spiele dabei. Gestern allerdings ging diese humoreske Serie zu Ende. Und obwohl ich nur die ersten 35 Minuten verfolgen konnte, war der Spaß gestern endlich mal wieder ganz auf unserer Seite.
Ich kannte das Gefühl, nah am Auswärtsssieg zu sein, schon aus den letzten Jahren, als die Königsblauen ihre Serie gegen uns nur noch unter Anstrengungen aufrecht erhalten konnten (gab’s nicht im vorletzten Spiel beim 1:1 einen umstrittenen Elfer für Schalke, in der 93. Minute?), aber diesmal war ich mir ziemlich sicher, dass es klappen würde. Ich wurde nicht enttäuscht. Selbst in den Zusammenfassungen, die ich später am Abend verfolgte, hatte mein Eindruck vom Spiel Bestand, dass Schalke aktuell kein wirklicher Gegner für uns ist.
Vielmehr war ich einmal mehr vom Zauber des Ribéry beeindruckt. Von seiner Dynamik, seinem Spiel, der Gefahr, die er dem Gegner einbrockt und gegen die dieser nichts ausrichten kann.
Totale Dominanz. Die einen reden darüber, die anderen haben sie.
Allerdings: Ist es nicht erschreckend, dass die Bayern tatsächlich so abhängig von ihm sind?
Das macht mir ein bißchen Sorge. Vor allem auf die nächste Saison bezogen. Die wird für uns, da bin ich mir inzwischen relativ sicher, bei 9 Punkten auf Platz 3, ja in der Championsleague stattfinden. Und da gibt es in der Endphase der K.O.-Runden nur noch Teams, die sogar mehrere „Ribérys“ haben. Ob das gut geht? Wir werden sehen. Bis dahin zaubert ja schon Klinsi bei uns auf dem Trainingsplatz und in den Köpfen der Spieler…
Zum Spiel fällt mir ansonsten kaum noch was ein. Richtig gute Chancen für Schalke? Also welche, wo wir tatsächlich um ein Gegentor bangen mussten? Eine, vielleicht zwei? Helft mir, Ihr Schalker.
Ok. Die Bayern hatten auch nicht wirklich dutzende Gelegenheiten (nur so ein halbes…). Aber neben der Defensivstärke (trotz Lucio und Jansen) und dem üblichen Abseitstor von Toni, gab’s genug gefährliche Situationen im 16- oder 5-Meter-Raum der Schalker (auch mal wieder für Klose, der nach gefühlten Monaten sein erstes Tor mache und auch sonst viel lebendiger wirkte – weiter so, Miro. Nur noch 15 Tore…), die durchaus zu mehr Toren hätten führen können. Fehlende Konsequenz. Das alte Thema. Gegen gestrige Knappen reichte es auch so. Schlimm vor allem für die Slomka-Kicker. In der Aussenwirkung. Dass es gegen 75%-Bayern nicht reichte.
Apropos Slomka.
Ich persönlich halte es für mehr als unprofessionell, provinziell und daneben, wie der GerneGroß im Schalker Vorstand den Trainer demontiert. Den Trainer, der die Schalker in seinen zwei Jahren in der nationalen Spitze hält und sogar in die Championsleague geführt hat. Ich mag den Slomka. Das hat mit Schalke gar nix zu tun, das vermag ich zu trennen. Wenn ich allerdings die üblichen „Daum-“ und „internationaler-Top-Trainer“-Fantasien im Umfeld des Meisters-der-Herzen höre, kommt es mir schon wieder hoch.
Mal eine klar Aussage eines Aussenstehenden: Schalke hat kein Problem auf dem Rasen oder auf der Bank. Schalke hat nur an zwei Stellen ein Problem: In der Führungsebene und in der Erwartungshaltung, der Tradition.
Beides übrigens seit vielen Jahrzehnten.
Für vernünftige Schalker ist das sicherlich keine Neuigkeit, aber gefangen ist der Verein trotzdem in dieser Spirale.
Wenn Schalke weniger an, über und in Bezug auf Szepan, Kuzorra, 1958, 2001 und den Pott denken, reden, fühlen, hängen und handeln würde, wären sie wahrscheinlich schon längst da wo sie hinwollen. Bei der Meisterschaft. Man steht sich einfach selbst im Weg.
Eichberg, Assauer, Schnusenberg und Co. – vom Sonnenkönig bis Schattengewächs ist alles dabei gewesen. Aber das Problem gibt’s ja in Lautern auch. Ergebnis bekannt (für Schalke dagegen imho so nicht möglich).
Nein. Der Zug zum 50-jährigen Jubiläum ist mit nun 12 Punkten Abstand für Schalke abgefahren.
Für die Bayern nimmt er jetzt erst richtig Fahrt auf, der Meister-Express. Vier Heimspiele in den nächsten sechs Partien. Das hört sich gut an (wenn wir keine Heimschwäche hätten, aber jetzt gibt’s ja wieder den kleinen Franzosen). Allerdings sind das fast alles englische Wochen und wenn sich Ribéry nur einmal schlecht aufwärmt – aber die Temperaturen steigen ja jetzt wieder. Werden wieder mehr wie Marseille. Mehr wie August.
Fühlt sich gut an diese Perspektive.